Schluss – eine Sozialpädagogin steigt aus

45 Jahre waren  es am 30.6.23 genau, die ich in der sozialen Arbeit tätig war. Darin eingerechnet meine Ausbildung als Erzieherin und mein Studium der Sozialpädagogik. Momentan habe ich Urlaub, zu Ende Juli habe ich nach all den Jahren gekündigt. Sehr gut überlegt und sehr bewusst steige ich nun aus.

Mein Beruf – was ich gearbeitet habe

Die soziale Arbeit ist ein weites Feld. Die letzten 22 Jahre war ich im Bereich der sog. erzieherischen Hilfen tätig. Das sind ambulante Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche und Familien, um in schwierigen Lebenssituationen Hilfestellungen zu geben. In der nachfolgenden, knapp halbstündigen Dokumentation vom ZDF aus der Sendereihe 37 Grad bekommt man einen phantastischen Einblick in das Arbeitsfeld, in dem auch ich tätig war. Diese Dokumentation ist wirklich sehr empfehlenswert.
Anhand zweier professioneller Familienhelfer und einigen Familien wird die Arbeit sehr gut und lebensnah dargestellt. (Ich tauche in diesem Film nicht selbst auf).


Filmbeschreibung: „Es gibt keine perfekte Familie. Alle bringen ihren Ballast mit. Familienhelferinnen und -helfer begleiten Familien in Krisensituationen und helfen, in einen stabilen Alltag zurückzufinden.“
Dokumentation, verfügbar bis April 2028, © ZDF, 37 Grad.


Der Unterschied bei mir war lediglich, dass ich überregional im Umfeld von ca. 70 Kilometern tätig war. Genau gesagt in einer spezialisierten Form der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Etwa elf Jahre arbeitete ich mit Familien, die ein behindertes oder stark entwicklungsauffälliges Kind hatten, weitere ca. 11 Jahre dann mit Familien, in denen es mindestens ein hörgeschädigtes Familienmitglied gab (hochgradig schwerhörig oder gehörlos). Ansonsten war die Arbeit schon sehr vergleichbar.

Warum jetzt Schluss ist

Gesundheit

Ich habe eine monatelange PostCovid-Erkrankung hinter mir. Lange Zeit wusste ich nicht einmal, ob ich überhaupt wieder gesund werde. Die Gefahr, mich nochmal mit Corona anzustecken, ist auch mit 4-fach-Impfung und einer durchgemachter Coronaerkrankung in meinem Arbeitsbereich deutlich erhöht. Ich habe diese Arbeit, speziell auch mit Gehörlosen, wirklich sehr geliebt. Ich konnte dort sehr selbständig arbeiten, hatte gleichzeitig immer gute Teams und KollegInnen im Rücken. Mit Maske (für meinen eigenen Gesundheitsschutz) kann ich aber in Erkältungszeiten trotzdem nicht arbeiten. Gebärdensprache braucht Mimik und Mundbild. Ohne eigenen Schutz ist es zu riskant für mich geworden.

Darüber hinaus steckt mir natürlich auch die jahrzehntelange, herausfordernde Arbeit in den Knochen. Ich merke sehr deutlich, dass ich speziell in diesem Arbeitsbereich immer mehr an meine Grenzen komme. Ich möchte mich nicht mit letzter Kraft über die Rentengrenze schleppen und dann so k.o. sein, dass ich am Ende gleich einen Pflegebett beantragen muss. Das wäre die absolute Horrorvorstellung für mich. Dafür habe ich nicht 45 Jahre gearbeitet.

Arbeitsverdichtung und Arbeitsbelastung

Im Sozialbereich hat in den letzten über 20 Jahren eine massive Arbeitsverdichtung stattgefunden. Als ich in den Bereich der Familienhilfe einstieg, habe ich mit einer Vollzeitstelle fünf Familien betreut. Heute hat sich die Zahl verdoppelt bis verdreifacht. Ein wichtiger Grund, warum ich die letzten Jahre nur noch Teilzeit gearbeitet habe. Es ist wirklich endlos viel über Qualität diskutiert und debattiert worden. Das macht natürlich Sinn, aber am Ende ging es um Quantität: Mehr Fälle in weniger Zeit bei höherem Arbeitsdruck und schwieriger gewordener Finanzierung. Solche Rahmenbedingungen gehen natürlich irgendwann sehr an die Substanz. Sozialarbeit im Akkord funktioniert nicht, es geht immer noch um Menschen, nicht um Dinge oder Maschinen.

An die vielen Familien selbst denke ich sehr gerne zurück. Natürlich gab es da Probleme, aber letztlich ging es ja darum, genau dafür Lösungen zu finden. Und gemeinsam haben wir vieles geschafft. Eine wirklich sinnerfüllende Arbeit, die man eben nicht nur für Geld macht. Trotzdem ist jetzt Schluss. Diese Form extremer Belastung geht einfach nicht mehr.

Wie geht es jetzt weiter?

Wenn ich jünger wäre

Wäre ich jetzt um die 40 Jahre, würde ich mir Gedanken um einen Berufswechsel machen. In anderen Feldern der sozialen Arbeit sieht es nämlich nicht viel anders aus: Überwiegend ein sehr großes Aufgabengebiet mit hoher Arbeitsbelastung bei meistens ständigem Finanzierungsdruck. Nun, ich bin ja nicht 40 Jahre, sondern 62 1/2. Mit 63 Jahren könnte ich in die Rente für langjährig Versicherte (nein, nicht diese abschlagsfreie Rente, die inzwischen ohnehin deutlich später beginnt). Bis dahin sind es aber noch einige Monate.

In mich, anstatt in Dinge investieren

Ich habe entschieden, die nächsten Monate erstmal von einem Teil meiner Rücklagen zu leben. Minimalismus spart eben doch Geld und man muss dafür auch nicht reich sein. Ich bin nicht reich, aber ich investiere grundsätzlich lieber in mich, als in Dinge. Nicht umsonst habe ich seit ca. 1995 ein Haushaltsbuch.  Ich finanziere selbst und damit entscheide ich auch selbst, was ich tun werde, was mir gut tut und was auch nicht. Das ist mir sehr wichtig. Letztlich habe ich nur ein Leben und eine Gesundheit.

Wege entstehen beim Gehen

Pläne habe ich noch nicht gemacht. Ist es ein endgültiger oder nur vorübergehender Ausstieg aus dem Arbeitsleben? Mache ich nochmal was ganz anderes? Das wäre grundsätzlich ja selbst als Rentnerin noch möglich. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Außer vielleicht, mich erstmal ausgiebig zu erholen, alles mal etwas langsamer zu machen, noch ein bisschen fitter zu werden. Ansonsten: Mal schauen, was sich die nächsten Monate entwickelt. Wege entstehen bekanntlich beim Gehen.

Und keine Sorge: Ich werde diese Webseite nicht mit Werbung und Affilates zumüllen, schon gar nicht, irgendwelchen Schnickschnack zum Kauf anbieten, um damit einige Einnahmen zu regenerieren. Nicht nur, das sowas euch LeserInnen nervt, der Aufwand für mich wäre letztlich auch so hoch, dass selbst ein gewöhnlicher 0815-Minijob viel einfacher und effektiver wäre.

57 thoughts on “Schluss – eine Sozialpädagogin steigt aus

  1. Hallo Gabi, Respekt für deine Entscheidung die ich wirklich mehr als sehr gut nachvollziehen kann! Wünsche dir alles gute für deinen weiteren Weg.
    Liebe Grüße Tom

  2. Das Beste ist zum Ende des Berufslebens das Leben nicht kompeltt umstellen zu müssen, z.b. wegen Konsum. Gegen die steigenden Preise kann man nichts machen, aber beim eigenen Konsum kann man auch in guten Zeiten arbeiten. Wer seinen Lebensinhalt im Ausgeben des Gehalts sieht und Stammgast in Shoppingcentern ist und zweimal jährlich teure Fernreisen macht oder alle zwei Jahre Handy und Auto austauscht, der kann sich das womöglich zum Ruhestand nicht mehr leisten.
    Besser ist es daher schon länger vorher „vom hohen Ross“ herunterzukommen um nicht ein Gefühl des Verlusts zu empfinden. Eine Sinnfindung muss dann weitesgehned außerhalb des Konsums stattfinden, das müssen manche erst lernen, wenn sie dazu gezwungen werden. Eigentlich sollte das für jeden Standard sein, den Planeten gibt es nur einmal und wir verbrauchen ihn gerade hemmungslos.
    Umweltbewusstsein, ein vernünftiger Umgang mit den Dingen, die aus der Erde gekratzt, am Ende verbrannt oder in Meere und Löcher geworfen werden. Schmelzende Eisflächen sagen : du sollst nicht fliegen und dein Geld nicht mit Dieselwolken umhüllt verkreuzfahren.
    Gabi war da schon lange Vorreiter.

    1. Ich hab mal nachgefragt: Junge Leute machen heute ihr Studium nicht fertig, weil sie ja zwei Jobs haben. Die haben sie wegen ihrer zwei Autos. Die haben sie, um zu den zwei Nebenjobs zu fahren und das Kind zur Kita zu bringen. Weil Laufen ja heute anscheinend unzumutbar ist. Das ist so logisch wie mit dem Auto ins Fitnesscenter zu fahren. 🙂

      1. Das zu lesen macht mich tatsächlich fassungslos.
        Ich habe auch mal nachgefragt: die „jungen Leute“ machen ihre Ausbildung und ihr Studium zu Ende, haben nebenher 2 Nebenjobs, um die Miete und die weiteren grundlegenden Lebenshaltungskosten decken zu können. Sie leben mit 2 Kindern in 65qm-Wohnungen, weil die großen Wohnungen in Apartments unterteilt werden für mehr Rendite und die Boomer in 150qm Eigentumswohnungen leben, aber den Platz gar nicht richtig füllen können. Sie zahlen teils verhältnismäßig hohe Mieten, weil sie fürs Studium umgezogen sind. Und nicht das Glück der Elterngeneration hatten, die oft noch Mietpreise aus längst vergangenen Zeiten zahlen können und dementsprechend häufig geringere Ausgaben haben. Die jungen Leute sehen sich einer älteren Generation gegenüber, die selbst nicht alles einfach hatte. Die aber definitiv von einigen Problemen, vor denen die jüngere Generation steht, nichts oder kaum zu spüren bekommt.
        So ein generalisiertes Bashing gegenüber „den jungen Leuten“ finde ich unmöglich und schürt doch noch weitere Antipathien. Die von Ihnen genannten jungen Leute mögen hier und da existieren. Sie stellen mit Sicherheit aber nicht die Mehrheit.

        1. Na ja, „die Boomer in 150qm“ und „die in Appartements unterteilten großen Wohnungen“ mag es auch geben, sind genau genommen nicht allgemein gültig.
          Hier wurden/werden ja nur Spitzen von Schreibern aufgezeigt, keine Generation im Ganzen verurteilt. Es soll sicher nur zum Nachdenken anregen.

          Es wäre schön, wenn ältere Menschen ihre großen Wohnungen aufgeben würden. Wie wäre es mit dem Bau von solchen altersgerechten Wohnungen, wo nur der bevorzugt eine bekommt, der nachweislich seine große Wohnung/Haus aufgibt und einer Familie zur Verfügung stellt/verkauft.

          Gruß vom Boomer.

          1. Es gab mal eine zeitlang Beratungen für ältere Menschen, wenn diese bereit waren, von eine größere, in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Leider sind diese Beratungen dann irgendwann nicht mehr finanziert worden. Heute finde ich da maximal Beratungen, wie die eigene Wohnung, insb. Badezimmer angepasst werden kann und wie dies zu finanzieren ist. Das finde ich zu wenig.

          2. Hallo Thorsten,
            Danke dir für deine Antwort. Es stimmt, meine Antwort war spitz und ebenfalls eine Überzeichnung und teilweise Verallgemeinerung von Problemen. Mag meinem aufgebracht sein geschuldet sein und dass ich es manchmal auch eine Antwortmöglichkeit finde, ebenfalls mit einer Übertreibung zu reagieren, um das Problem zu karikieren.
            Ich teile den von dir aufgezeigten Solidargedanken bei der Verteilung von Wohnraum. Bisher gibt es ja, so weit ich weiß, einzelne, kleinere Ansätze dafür. Bleibt zu hoffen, dass solche Ideen salonfähiger werden. Mir bekannte Beispiele, die sich kritisch mit Wohnraum auseinandersetzen und Ideen umsetzen, sind das Mietshaussyndikat oder das Wohnprojekt PrymPark in Düren.

        2. Hallo Julius, ich finde es aber schon wichtig, dass Bashing gegen die Jugend nicht gegen eins gegen die Boomer einzutauschen. Das bringt uns auch nicht weiter. Wie Thorsten es bereits sagte, da ging es um einzelne Spitzen, keine Generalisierungen. Ich gehöre ja auch zur Boomer-Generation, wohne in einer 1-Zimmer-Whg. zur Miete, mit Balkon knapp 42qm. 10qm weniger hätten mir auch gereicht, diese Sorte Wohnungen waren aber platt gesagt total überteuert. Eigentumswohnung hätte ich mir auch in Kleinformat nie leisten können.

          Die Wohnsituation für Familien ist aber zweifelsohne oftmals echt eine Katastrophe – was aber kein neues Phänomen ist. Dann noch die letzten Jahre Corona mit Homeschooling, die unsichereren Arbeitsplätze, Arbeitsverdichtung, etc..

          Zumindestens hier im Ruhrgebiet gab es aber schon in den 80er-Jahren kaum eine 4-Zimmer-Wohnung. Ich war da noch relative Berufsanfängerin und habe viele winzige Kinderzimmer gesehen, in denen die Geschwister oft bis zum Ende der Ausbildung gewohnt haben. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, stattdessen sind großräumige Wohnungen mit wenigen Zimmern dazu gekommen, die maximal von gut verdienenden Doppelverdienern bewohnt werden können. Dann wären da noch die AirBNB-Wohnungen (keine einzelnen Zimmer!), wo Räume gewerblich an gut zahlende Gäste vermietet werden und die eigentlich normaler Mietwohnraum sind. In meinem Beruf (siehe Video oben) habe ich diese Dramen wirklich x-fach mitbekommen. Teilweise suchten die Familien über 10 Jahre nach passendem Wohnraum.

          All das ändert aber auch nichts dran, dass die Situation vor Schulen wirklich ein komplettes Desaster ist, Grundschüler nicht unbedingt ein Smartphone benötigen und TV-Geräte in Kinderzimmern auch nichts zu suchen haben (zumindestens sehe ich das aus meiner Profisicht so).

          Es ist die Frage nach der eigenen Konsumeinstellung. Die kann und sollte man natürlich quer durch alle Altersgruppen stellen.

          1. Hallo Gabi,
            Wie ich schon bei Thorsten geantwortet habe, gebe ich dir recht 🙂
            Und besonders die großen Wohnungen mit wenigen Zimmern und Preisen, die nur gutverdienenden Doppelverdienern offen stehen, empfinde ich als Wahnsinn.
            Eine Frage des Konsums und gesellschaftlichen Prioritätensetzung in meinen Augen. Vielleicht fällt weiteres aber für dich auch schon unter den Konsumpunkt.

        3. Danke dafür, finde den verallgemeinerten Beitrag auch schlecht und peinlich. Wahnsinn! Ich kenne viele Studierende, die mehrere Nebenjobs haben, das Studium fertig stellen, es aber einfach etwas länger dauert.

          1. Guten Abend,
            Ich war etwas erschrocken darüber, dass die Emotionen hier (beinahe) so hoch kochten. Sicher gibt es fragwürdiges Verhalten auf allen Seiten. Dazu ist alles gesagt.
            Mich erschreckt immer wie man es schafft, einzelne Gruppen gegeneinander auszuspielen. Hier konkret „die Jungen“ vs „die Boomer“. Wem nützt solch eine Strategie? Denn eine solche muss es ja sein, von wem auch immer. Beispiele gefällig? Gibt’s genug: alt gegen jung, Mann gegen Frau, Ost gegen West …. Schon im Kindergarten gab es den Spruch: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Lassen wir nicht zu, dass „Dritte“ von den Verwerfungen in der Gesellschaft noch mehr profitieren!

          2. @Andrea du triffst den Nagel auf den Kopf. Wer ist eigentlich der sog. lachende Dritte? Diese Frage kann man sich ja sehr häufig und in vielen Situationen stellen.

        4. Das waren die Antworten der Frau, bei der ich MAL nachgefragt habe, weil mich ihre Gedankengänge interessieren. DIE jungen Leute steht da nicht. Diese Verallgemeinerung steht aber in deinem Beitrag. Die hast du selbst daraus gemacht, die ein Kampfangriff für dich zu sein scheint. Gabys Blog war immer ein friedlicher Ort auf der Internetkirmes. Lasst uns das bewahren.

          1. Oh ja, bitte keine Internetkirmes (schönes Wort).

            Wohnen ist derzeit natürlich auch ein schwieriges Thema. Letztlich liegt’s aber nicht nur an alt oder jung, sondern am fehlenden Wohnungsangebot. Mit Immobilien ist halt in der langen 0%-Zinsphase immer gutes Geld verdient worden. Und die, die besonders viel Geld verdienen wollten, haben sich nicht unbedingt am Bedarf für Familien oder Kleinverdiener orientiert, sondern an denen, die bereit und in der Lage sind, viel dafür zu bezahlen.

      2. Ganz genau Tanja… weil ja die Miete so hoch ist und sie deswegen 20 km rausziehen, wo es 20 Pfennige billiger ist, man aber 2 Autos braucht, es dann wegen des Treibstoffs in Summe noch teurer ist und dann stundenlang unterwegs ist. Die Kinder sind noch niemals bis zum Ende der Straße zu Fuß gegangen, kennen keine Straßennamen und würden sich verlaufen, wenn man sie 500 Meter neben der Wohnung absetzen würde, weil sie zwischen allen Eventpunkten vom Elterntaxi kutschiert werden und dazwischen gar nichts kennen 🙁

        Hilfe, so möchte ich nicht leben und habe es zum Glück nicht, mein Kinder haben dank „frühen Fußmärschen zur Kita“, Laufrad und Fahrrad eine sehr guten Orientierungssinn.

        1. Dieses Vorgehen war natürlich für euch die ersten Jahre mühsamer und zeitaufwändiger. Aber letztlich zahlt es sich ja aus: Besserer Orientierungssinn, im Alltag eingebaute Bewegung, mehr Zeit, um sich einfach mal in Ruhe unterhalten zu können, die Kinder können sich so auch besser abreagieren, zur Ruhe kommen, etc. etc.. Es gibt da so viele Vorteile.

        2. Mir konnte mal ein Kleinkind nicht sagen, wo seine Oma wohnt. „Wohnt sie in unserer Stadt?“ „Weiter weg?“ „Was siehst du unterwegs?“ Nix. In dem Alter hat meine Tochter das Schienennetz aufgesagt. Genauso die Kita. „Wo kommst du denn da vorbei?“ Auch da wusste das Mädchen nicht weiter.

          1. Du warst da vermutlich sehr häufig mit dem ÖPNV unterwegs. Das hat den Vorteil, dass du dich nicht aufs Auto fahren konzentrieren musstest. Also war Zeit, deiner Tochter etwas zu erklären, zumindestens einen Teil der 1000 Fragen zu beantworten und so nebenbei mit ihr die Welt zu entdecken. Eine Art natürliches Lernen durch das gemeinsame Unterwegssein. Das funktioniert auch ohne aufwändige didaktische Lehrpläne. Und es ist einfach mehr miteinander, anstatt mit allerlei Konsumschnickschnack gemeinsam nebeneinander her zu leben.
            Vereinfacht gesagt: Zeit statt Zeug.

    2. Da sprichst du wirklich ein paar wichtige Punkte an. Sinnfindung außerhalb des Konsums bringt ja auch sehr viel mehr Unabhängigkeit. Nebenbei gesagt: Rückblickend gehen 20 oder 25 Jahre raketenschnell vorbei. Man muss deshalb nicht in der Gegenwart ständig nur an die Zukunft denken, aber ab und an mal einen Gedanken daran verschwenden, wie es später evtl. mal laufen kann.

  3. Hallo Gabi!
    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung. Es ist gut, dass du die Reißleine gezogen hast, bevor es für dich und deine Gesundheit zu spät ist.
    Genieße die kommende Zeit und erhole dich von den letzten 45 Jahren Berufsleben!

    1. Reißleine passt als Begriff wirklich sehr gut. Es sind ja nicht nur die Jahre, sondern was da stattfindet. Die Coronazeit war im Sozialbereich beispielsweise absolut Hardcore. Kaum was lief, fast alles war im Lockdown. Wir waren aber immer noch unterwegs, da es vielen Familien extrem schlecht ging und ja sonst wirklich niemand da war. Da geht man eben doch hin, eigenes Risiko (und Risikogruppe, Alter) hin oder her.

  4. Auch ich beglückwünsche Dich zu dieser Entscheidung – ansonsten ist in den bisherigen Kommentaren schon alles gesagt, muss ich nicht wiederholen! Könnte sein, dass Dein Leben jetzt leichter wird ohne den Druck, schnell wieder arbeitsfähig zu werden? Könnte sein, dass das Deine Erholung/Gesundung unterstützt oder beschleunigt? Vor allem: Kein schlechtes Gewissen, 45 Jahre sind wirklich genug!!!
    (Bin stille Leserin und habe schon eine Menge aus Deinem Blog gelernt. Danke dafür!)

    1. Ich kann mir jetzt einfach die Zeit nehmen, die ich will und nutzen für was ich es will. Gesundheitlich ist das wirklich sehr förderlich und tut mir gut.

  5. Hallo Gabi,

    ich finde die Entscheidung mutig und gut. Es wirkt auf mich, als hättest du diese Entscheidung gut abgewogen und dich für dich und deine Gesundheit entschieden.

    Ich arbeite zwar nicht in so einem stark beanspruchenden Beruf, wie du, aber der Schritt in die Teilzeit war eine der besten Entscheidungen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe. Was nützt mir eine „super“ Rente, wenn ich dann nicht mehr gesund bin? Und ja, als Minimalist braucht man zum Glück auch nicht soviel. 🙂

    Ich wünsche dir alles gute für die kommende Zeit!

    Lieben Gruß
    Daniel

    1. Ich wünschte es hätte Teilzeit früher gegeben. Heute ist doch manches besser als früher.

    2. Teilzeit ist wirklich eine gute Sache. Man verheizt sich dann nicht so schnell. Vollzeit-Job habe ich auch ewig gemacht, aber die letzten Jahre hätte ich das bei dem hohen Maß an Arbeitsverdichtung nicht mehr hin bekommen.

  6. Hallo Gabi, ich bin eigentlich eine sehr Stille Leserin deines Blogs. Ich finde es klasse das Du es selbst entschieden hast, wann Du aufhörst mit Arbeiten. Ich weiß wie sehr meine Mama seit dem sie in Rente ist Ihre Zeit genießt, die wird dieses Jahr 65 und ist mit 63 in Rente gegangen. Ich selbst bin erst 36 ,weiß jetzt schon das ich bestimmt nicht bis 68 oder so arbeiten werde. Liebe Grüße und genieße deine Zeit 🌞🦋

    1. Wenn man recht lange arbeitet, geht das eigentlich nur, wenn auch die Bedingungen entsprechend sind. Daran scheint es massiv zu hapern.

  7. Glückwunsch zum Ausstieg 👏

    Ich bin, pünktlich zu meinem 60igsten Geburtstag auch aus dem Beruf ausgestiegen und habe erst einmal 1 1/2 Jahre von meinen Rücklagen gelebt, habe in der Zeit gemerkt, wie ausgebrannt ich war.
    Jetzt habe ich mich im März arbeitslos gemeldet, nach langen Überlegungen, ich merke, wie befreiend es für mich ist, bis zu meiner , nicht abschlagsfreie Rente, nicht mehr von meinen Rücklagen leben zu müssen.

    Alles gute für dich und deine Zukunft von Ingrid

    1. Hallo Sonja, 1 1/2 Jahre von Rücklagen leben ist natürlich auch eine sehr lange Zeit. Aber diese Zeit scheint ja auch für dich notwendig gewesen zu sein. Ich kann gut nachvollziehen, dass es jetzt mit der Unterstützung vom Arbeitsamt wieder einfacher für dich ist. Weiterhin gute Erholung!

    2. Hallo Ingrid, das Fatale am Ausbrennen ist, dass man es nicht merkt/wahrhaben will. Erst im Nachgang wird erschreckend deutlich wo man stand und dass es einem wieder besser geht. Ich kann das gut nachvollziehen.

  8. Hallo Gabi,

    ich beglückwünsche und feier dich zu deinem Entschluss.

    Ich steige auch aus. Ebenfalls soziale Arbeit, nur anderer Bereich, 30 Std. Woche.
    Zweimal hatte ich mich auf der Arbeit mit Corona angesteckt.
    Dachte zwischendurch ich hätte mein monatelanges post covid überwunden, war ein paar Wochen wieder normal arbeiten, dann kam es zum Rückfall/Chrash.
    Was mit an der hohen, emotionalen Belastung auf der Arbeit lag.
    Bin Anfang 50, zurzeit krank geschrieben. Für mich steht fest, dass ich nicht zurück gehe.
    Auch ich möchte mich zukünftig besser schützen können und nicht in der Bettlägerigkeit enden.
    Wir haben jahrelang anderen geholfen, jetzt sollten wir uns helfen.

    Viele Grüße

    Sonja

    1. Oh, fast hätte ich gesagt: Willkommen im Club! Genau das ist das Problem mit PostCOVID und Arbeit im Sozialbereich. Die Belastung lässt sich beim besten Willen nicht so begrenzen, wie man es bei PostCOVID braucht, damit es nicht zum Rückfall kommt. Pacing, Pausenmanagement etc. sind ja grundsätzlich gute Sachen, aber im beruflichen Alltag funktionieren die nicht. Ich kann kaum jemand erklären, dass er mit seiner akuten Krise bitte warten soll, bis es mir besser geht. Für Außenstehende ist das kaum nachvollziehbar. Gute Besserung für dich!

      1. Genau, für Außenstehende ist es kaum nachvollziehbar.
        Deshalb umso wichtiger für uns Grenzen zu setzen. Zur Not gegen den Sturm (der Entrüstung). Lerne ich gerade alles.
        Danke für die Besserungswünsche. Ich bin guter Dinge, dass ich mich auch ein zweites Mal berappeln kann. Ohne danach wieder umzukippen, man lernt ja dazu.

        Das wird schon alles. Wir packen das, finden neue Möglichkeiten und gesunden vollkommen.

  9. Gut so! Du hast 45 Jahre voll, das sollte ja wohl reichen 🙂
    Ich wünsche dir ganz viel Freude bei deinem Arbeitsfreiem Weg.
    Bin sehr gespannt, was du so berichten wirst.
    Liebe Grüße!

    1. Ich bin auch schon neugierig. Nach aufregenden Aktionen ist mir allerdings überhaupt nicht. VanLife oder solche Geschichten wird man daher bei mir nicht lesen. Ich bin heilfroh das ich mich nicht um so eine vierrädrige Kiste kümmern muss. 😁

          1. 😂 und auch nicht mit 100 Dingen 100 Tage im Baumhaus.
            Ich sehe schon, ich bin einfach viel zu normal 🤷‍♀️

  10. Liebe Gabi,
    das ist für Dich ganz sicher die richtige Entscheidung. Dein Lebensstil fördert es ja zusätzlich, dass Du sie treffen kannst. Dafür freue ich mich für Dich.
    Mach erst einmal wirklich das, was Du planst: ausgiebig erholen. Und dann weitersehen. Es ergibt sich bestimmt etwas für Dich Schönes.
    Wie Violetta bin ich gespannt, was es sich für Dich weiterentwickelt.

    1. Dass der minimalistische Lebensstil mal dazu führt, dass ich solche Entscheidungen treffe hätte ich auch nicht gedacht. Aber es tut gut und es war richtig so zu entscheiden.

  11. Liebe Gabi, das ist absolut nachzuvollziehen und obwohl ich dich nicht persönlich kenne, habe ich den Eindruck das du dir das sicher auch gut überlegt hast. Was mir so einfiel : wenn du noch irgendwas arbeiten willst, wie wäre es denn als Schulbetreuung, oder ginge das nicht wegen deiner Schwerhörigkeit ? Ich kenne eine ( auch ältere) Frau die das macht, seitdem sie ihr eigenes Geschäft geschlossen hat und die Arbeit gefällt ihr gut. Aber wie dem auch sei , jetzt erhol dich erstmal gut und irgendwie geht es ja immer weiter, deine Gesundheit ist absolut das wichtigste. Liebe Grüße

    1. Stellenangebote im pädagogischen Bereich gibt es mehr als reichlich. Daran mangelt es wirklich überhaupt nicht. Schulbetreuung ginge in der Tat gar nicht, eben wegen meiner Schwerhörigkeit. Solche Stellen werden üblicherweise auch nicht von SozialpädagogInnen besetzt.

      1. Ich weiss, Schulbetreuung kann im Grunde jeder machen. Kam mir nur so in den Sinn. Aber wie Aurelia schon bemerkte, 45 Jahre sind auch viel und vielleicht musst du ja zwangsläufig nichts mehr arbeiten , unter Umständen lässt sich das ja irgendwie regeln. Vor allem brauchst du durch deine Lebensweise vermutlich nicht so viel Geld zum ausgeben, das ist ja auch schon mal gut. Ich glaube irgendwann ist auch bei (fast) jedem die Luft raus, nicht nur in deinem Beruf. Sehe ich bei vielen, die ganze Arbeitswelt hat sich geändert und oft nicht unbedingt zum besseren.

        1. Es ist ja leider in vielen Berufen das Problem, dass die, die dort arbeiten komplett überlastet sind. Das funktioniert auf Dauer einfach nicht.
          Auch bei mir wird das Leben natürlich nicht billiger, aber ich hab meine Kosten schon sehr gut optimiert. Darüber bin ich wirklich sehr froh.

  12. Die Nachricht, dass du zum 30. Juli gekündigt hast, ist wie der Beginn eines spannenden Romans den dein Leben in den nächsten Monaten und Jahren schreiben wird. Ich bin gespannt, wie sich alles weiterentwickelt.

    1. Ich habe keine Ahnung ob das spannend wird. Es wird in jedem Fall anders. Momentan ist es noch so eine Art weißes Blatt Papier.

  13. Alles Gute liebe Gabi!
    Es ist immer wieder schlimm für mich zu hören, wie auch in sozialen Berufen die Schrauben angezogen werden. Es führt so alles direkt in den Burnout. Mein Mann ist auch im pädagogischen Bereich tätig, und es erstaunt mich immer wieder, wie leichtfertig die Arbeitsbelastung immer weiter hoch gesetzt wird und wie die Menschen ausgepresst werden. Egal wie niedrig oder hoch die Bezahlung ist, das schafft man auf Dauer nicht. Ich frage mich wirklich oft, was heutzutage noch langjährig machbare Berufe sind, die man bis zum Rentenalter durchhält.

    Ich hoffe, dass du einen guten und gesunden Weg für dich findest. Ich kann deinen Schritt sehr gut verstehen. Gute Erholung!

    1. Es wird ja inzwischen an vielen Stellen der bestehende Fachkräftemangel beklagt. Ich denke, es wäre sehr hilfreich dafür zu sorgen, dass die Fachkräfte die da sind Arbeitsbedingungen vorfinden, in denen Sie eine Chance haben, dort auch länger zu bleiben.

  14. Wow Gabi, Du bist wieder einmal ein wunderbares Beispiel, wie viel innere und äussere Freiheit mit einem minimalistischen Lebensstil möglich ist. Danke fürs Teilen!

    1. Freiheit – ja, genau darum geht’s. Irgendwelche 100 Teile oder ein minimalistischer Schickimicki in der Wohnung Interessiert mich wirklich überhaupt nicht.

  15. Guten Morgen,

    Wow, was für eine mutige Entscheidung. Die ich übrigens sehr gut nachvollziehen kann. Die Arbeitsverdichtung, die Bürokratie. .. machen auch uns in den medizinischen Berufen (Physiotherapie ) sehr zu schaffen. Nicht umsonst war ich jetzt dreieinhalb Wochen krank. Obwohl auch ich „nur“ Teilzeit arbeite.
    Gerade gestern habe ich mich wieder geärgert: ständig neue Schikanen der Kassen um Rezepte nicht zu bezahlen. Ein Katz und Maus Spiel, welches letztlich nicht gewonnen werden kann.
    Ich wünsche Dir eine gute Zeit, kluge Entscheidungen und gesundheitliche Genesung!

    1. Im Gesundheitsbereich ist es wirklich sehr ähnlich. Gute Physiotherapeuten sind eigentlich Gold wert. Ich habe davon auch schon sehr profitiert.
      Und mal ganz praktisch gedacht: Wie viele Bandscheiben-OPs und damit verbunden doch viel höheren Kosten, kann man mit einer Physiotherapie einsparen.
      Darüber hinaus: Das, was man an Prävention eingespart, wird später nicht selten als höhere Kosten für Behandlungen und Therapien wieder auftauchen.

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