Minimalismus: Die 5 W-Fragen des achtsamen Konsumierens

Doch wieder neu gekauft…?

Wohnung, Kleiderschrank und den eigenen elektronischen Technikfuhrpark zu entrümpeln, kann sehr befreiend sein, aber wie schaffe ich es, mir im Laufe der Zeit nicht wieder alles mögliche Zeugs in die Wohnung zu stellen? Bei genauer Betrachtung nutze ich viele von diesen Dingen nach einer gewissen Zeit nicht mehr. Beim Minimalismus als Lebensstil ist das Entrümpeln ebenfalls nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, nicht wieder die eigenen, alten Kaufgewohnheiten zu verfallen. Aber das ist auch manchmal leichter gesagt, als getan. Manchmal sind es spontane Kaufimpulse, ein tolles Sonderangebot, Freunde oder Kollegen schwärmen von diesem oder jenem.

Von mir selbst kenne ich z.B. die Belohnungs- und Frustkäufe. Irgendwas war vielleicht schwierig, stressig, nervig und dann entdecke ich auf dem Nachhauseweg irgendwas, was mir Erleichterung verspricht. So war ich beispielsweise durch meine Schwerhörigkeit bedingt, eine zeitlang sehr anfällig für alles, was mir leichteres Hören versprach – ein anderer Kopfhörer, der keine Pieperei bei den Hörgeräten verursacht oder der einen vermeintlich besseren Klang hat oder ein anderes Handymodell oder sonstwas. Mir das Hören beim Telefonieren zu vereinfachen, macht natürlich Sinn, aber besonnener zu sein, mir mehr Zeit zu lassen, gleich in bessere Technik zu investieren, statt Fehlkäufe zu tätigen, wäre schon sinnvoller gewesen.

Inzwischen gelingt mir deutlich besser, wirklich bewusst zu überlegen – gerade auch dann, wenn es schwierig ist. Am oben genannten Beispiel meiner Schwerhörigkeit, geht das Konsumieren auch anders:

Akzeptanz, der nicht zu ändernden Umstände:

Ich muss mit Schwerhörigkeit nicht zwingend genauso viel verstehen, wie normal Hörende, d.h., es darf dann einfach auch mal eingeschränkt sein – wenn es halt so ist.

Alternativen suchen:

  • Ich erinnere mich gelegentlich daran, dass ich jahrzehntelang prima ohne Handy und mobiles Telefonieren klar gekommen bin. Auch bin ich damals nicht ständig in Telefonzellen gerannt.
  • Ich telefoniere möglichst wenig bis gar nicht unterwegs.
  • Wenn es sein muss, schreibe ich eine SMS oder wenn WLAN zur Verfügung steht, eine Chat-Nachricht

Was ist gerade mit mir los?

Durch Achtsamkeit im Alltag wird mir deutlicher, wann ich in der Gefahr bin, Frustkäufe zu tätigen und überlege mir dann, welche Möglichkeiten der aktuellen Frustbewältigung es noch gibt. So habe ich entdeckt, dass mein Nachteil der Schwerhörigkeit auch ein Vorteil ist. Denn ich kann Lärm „dimmen“: Ich schalte die Hörgeräte aus und nehme den Lärm sehr viel gedämpfter wahr – eine Wohltat! Oder einfach den Sonnenschein genießen oder den Feierabend, oder oder…

Kaufgewohnheiten ändern – die 5 W-Fragen

Gerade bei evtl. Spontankäufen, aber auch bei allen geplanten Anschaffungen finde ich die folgenden fünf W-Fragen von Friedhelm und Ruth Schwarz sehr hilfreich. Sie sorgen für ein kurzes Innehalten, gerade auch dann, wenn ich nicht nur über diese Fragen nachdenke, sondern mir auch Zeit nehme, einmal genauer in mich hineinzufühlen:

„Die folgenden fünf W-Fragen werden Ihnen dabei helfen, kostspielige Gewohnheiten zu identifizieren. Die Fragen lauten:

1. Warum will ich es?
2. Warum will ich es jetzt und nicht später?
3. Warum will ich es zu diesem Preis?
4. Warum will ich dies und nicht etwas anderes?
5. Was passiert, wenn ich es nicht bekomme?“

[Quelle: vgl.: Friedhelm und Ruth Schwarz, Warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. Kostspielige Denkfehler und wie man sie vermeidet. Ariston-Verlag, E-Book, Kapitel 4: Wie wir schlechte Gewohnheiten ändern können.]

Achtsamkeit: Mehr klare Gedanken und emotionale Kompetenz

Gerade in der Werbung werden seltener logische Argumente genannt, als viel mehr unsere Sinne, Wünsche, Träume und unterschiedlichste Begehrlichkeiten geweckt. Unabhängig davon, ob ich gerade viel oder wenig Geld zur Verfügung habe, denke ich, dass mehr Achtsamkeit beim Konsumieren eine gute Möglichkeit ist, nicht nur für eigene gedankliche Klarheit zu sorgen, sondern mit mehr emotionaler Kompetenz, sich für das zu entscheiden, was wirklich wichtig und sinnvoll ist – und nicht für das, was ich mir einreden lasse oder wo ich mir vielleicht sogar gerade selbst etwas vor mache.

 

11 thoughts on “Minimalismus: Die 5 W-Fragen des achtsamen Konsumierens

  1. Liebe Gabi,
    mal abgesehen davon, dass in Fragen 10 Jahre zu spät kommen, finde ich sie super. Ich stelle mir immer mal die Frage, ob ich nicht so was ähnliches schon oder noch habe. Oftmals erledigt sich dann alles weitere. Zumindest was Kleidung anbetrifft. Da bin ich mittlerweile tiefenentspannt. Bei einem fünftürigen vollen Kleiderschrank auch einfach. Danke für Deine Gedanken.
    Liebe Grüße
    Astrid

    1. Und wenn mal wirklich zu wenig im Schrank ist: Gerade bei Kleidung gibts ja auch wirklich an jeder Ecke irgendwas Neues zu kaufen. Selbst dann, wenn man besondere Anforderungen oder Ansprüche hat (wie z.B. sollte in Deutschland produziert sein), dann geht sowas recht unkompliziert. Man kann ja eh immer nur 1 Hose gleichzeitig anziehen …

  2. Ich hab in der ganzen Studienzeit keine WG mit Einbauküche und Spülmaschine kennengelernt. Nach 500 Wohnungsbildern auf meiner Wohnungssuche sehe ich keine WGs heute, wo nicht Schöner Wohnen angesagt wäre mit den Accessoires. Der Standard ist vielleicht gestiegen in den letzten Jahren. Die Deutschen geben am meisten Geld fürs Wohnen aus gegenüber den Nachbarländern. Muss mich eher zwingen mir gute Sachen zu kaufen, die ich schon lange auf meiner imaginären Liste habe. Vieles braucht man nicht, ist aber sinnvoll und eine Investition. Z. B., eine Kamera um mein Technikphobie zu überwinden. Lerne jetzt jeden Tag eine Funktion. Zoomen kann ich schon. :)) Das Modell, das ich vor zwei, drei Jahren wollte, gibt es gar nicht mehr. Daran sieht man wie lange es schon auf der 30-Tage-Liste stand. :))

    Liebe Grüße – Tanja

    1. Hallo Tanja, das Thema der Wohnstandards hat mich auch immer wieder beschäftigt. Ich wäre bei meinen ersten Wohnungen wirklich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, meine Wohnung mit neuen Möbeln auszustatten. Das war einfach „ganz normal“, etwas Gebrauchtes zu nehmen und vielleicht hier oder da mal durch ein neues Regal zu ergänzen. Erst Recht hätte im Traum nicht die Idee gehabt, dafür dann auch noch einen Kredit aufzunehmen. Ich habe ebf. etliche Zeit gebraucht, bis es mir halbwegs gelungen ist, wenn ich was kaufe, dann gleich was gutes, hochwertigeres zu nehmen – hält dann ja auch länger.

  3. Hallo Gabi!

    Ich bin auch bei „brauche ich das wirklich“ gelandet und vor allem bei „…und dich brauche ich doch/auch nicht“ und fühle mich dabei reich statt ein Gefühl des Verzichts zu haben.

    Deine 5 Fragen sind die „Langversion“ davon kann man sagen und die 2. Frage kann ich mir vorstellen hat es schon in sich.

    Danke für die Anregungen!

    lg
    Maria

    1. Mein Eindruck ist, dass es auch eine Sache der Übung und Erfahrung ist und auch von der Ausgangssituation abhängig. Wer stark konsumorientiert gelebt hat, für den ist es sicherlich noch mal etwas gamz anderes, als wenn man ohnehin eher wenig konsumiert hat.
      Der „Kick“ für mch war, schrittweise festzustellen, es geht anders und es geht sogar gut. Inzwischen ist die Frage, „brauche ich das“ schnell beantwortet, aber es gab auch Zeiten, wo das länger gebraucht hat.

      1. Ja, ich finde auch, dass es sehr viel mit Übung und auch nit Gewohnheiten zu tun hat. Viele Kaufimpulse habe ich mir abgewöhnt und dabei auch auf solche Fragen und Überlegungen zurück gegriffen. Andere Kaufimpulse fallen mir schwerer, so kaufe ich regelmäßig zu viel Schokolade, die ich dann sofort am selben Tag esse. Ich weiß aber auch, dass es genauso gut ohne geht.
        Die Zeit zwischen Reiz/ Kaufimpuls und Reaktion zu vergrößern ist einfach gut. Diese 30 Tageliste finde ich auch sinnvoll, auch wenn ich mich nicht immer daran halte. Aber das muss auch nicht sein.
        Ich bin immer noch für Kaufgelüste empfänglich, kann aber heute auch mal einen Monat warten oder entscheide mich dazu irgendwas eben gar nicht zu kaufen, während ich früher oft schnell zugeschlagen habe.

        1. Das mit der Schoki kenne ich auch, da ist es der Seelenhunger, dem gib ich ab und an nach, versuche aber zu reflektieren, warum meine Seele diese „Streicheleinheit“ braucht, letztens hatte ich auch verlangen nach Schoki, da hab ich diesen Impuls gehabt dazwischen kam ein wunderbares Lächeln von einer fremden Person , dannach habe ich keine Schoki mehr gekauft, Resümme öfter mal Lächeln!!!, damit können wir gutes tun, mir hat es Kalorien und Geld gespart 😉

          Herzliche Grüße Hope

        2. Ja, die 30-Tage-Liste finde ich auch klasse. Manchmal überlege ich dann, bis Monatsende zu warten und mal zu schauen, was dann noch vom Gehalt übrig ist. Da schreibe ich nichts auf – und habe meinen Kaufwunsch bis Monatsende vergessen. Kann er ja mal nicht sooo wichtig gewesen sein.

  4. Hallo Gabi,
    ich stelle mir immer die Frage :
    Brauche ich das wirklich ?
    Und wenn mich mal ein Sache wirklich reizen sollte, kaufe ich auf keinen Fall sofort sondern schlafe 1 Nacht und wenn ich es dann haben will dann kaufe ich es eben, ist aber sehr sehr selten
    Herzliche Grüße
    Hope

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