Achtsamkeit ist für mich eng verbunden mit Minimalismus. Achtsamkeit ist für mich Minimalismus pur. Über die Achtsamkeit bin ich erst zum Minimalismus gekommen.
Konsumieren als Stressreaktion
Bei mir fing es damit an, dass ich schlichtweg beruflich überlastet und gestresst war. Mit den MBSR-Achtsamkeitsübungen wollte ich erstmal runter kommen. Neben der formalen, täglichen Übungspraxis, kamen informelle Achtsamkeitübungen dazu.
Beispielsweise den Arbeitstag ganz bewusst beenden, ein immer wieder kurzes Innehalten zwischendrin, bewusst atmen, den Gang zum Kopierer nutzen, um bewusst die Bewegung der Füße spüren, usw.. Das war wohltuend, aber z.T. auch unangenehm, da ich sehr viel deutlicher spürte, wie aufgedreht ich oft war und welche Lösungen ich spontan ohne Achtsamkeit suchte: Immer, wenn ich mich gleichermaßen k.o. und überdreht fühlte, hatte ich beispielsweise das Bedürfnis, mir an der nächsten Ecke Eis, Schokolade und Co. zu kaufen – dann vielleicht schnell noch zwischendurch einen Coffee-to-go genießen, eine Zeitschrift kaufen oder mich in der Technikabteilung des Kaufhauses mit dem Anschauen der neuesten elektronischen Gadgets ablenken. Konsum war nichts anderes, als der hilflose Versuch eines vermeintlichen Stressausgleichs.
Konsum und Reizüberflutung
Allerdings kostete dieser Konsum dann ja auch Geld, für das ich wiederum arbeiten musste, was mich gedanklich und praktisch dann noch mehr stresste. Außerdem bemerkte ich nach und nach, dass ich völlig reizüberflutet war. Und ausgerechnet dann ging ich auch noch als Stressausgleich freiwillig ins Menschengedränge eines Geschäftes, wurde von Hintergrundmusik zugedudelt, stand ewig an der Kasse rum, rebelliert schließlich mein Magen gegen Süßkram und zuviel Kaffee. Schrittweise wurde mir deutlich: All das war nichts anderes, als zum Unsinn gewordene Gewohnheit. Ich war auf dem besten Weg, mein Leben in aller Hektik und Abgelenktheit zu verschlafen.
Achtsamkeit hat den Blick auf Konsumgewohnheiten geschärft
Achtsamkeit hat meinen Blick auf solche Gewohnheiten geschärft, hat diese sehr viel deutlich werden lassen – bot gleichzeitig aber auch ein Alternativmodell: Weniger aktiv tun, weniger Reize, weniger Ablenkung, mehr Gelassenheit, bewusstes Loslassen. Bei einer Sitzmeditation werde ich nun mal nicht mit Musik voll gedudelt, klappern keine Einkaufswagen, locken nicht die neuesten Einkaufsverführungen. Nicht mal mit Aufräumen, Spülen oder weiß ich was kann ich mich bei einer Sitzmeditation ablenken. Und letztlich kann Aktionismus in jeglicher Form mindestens genauso Kopf und Gefühl vernebeln, wie Konsum.
Loslassen, Klarheiten schaffen
Achtsamkeit ist für mich Minimalismus für die Seele: Ein bewusstes Üben, Loslassen, um raus zu kommen, aus diesem inneren und äußeren Hamsterrad. Statt dessen ruhiger, bewusster und gezielter Handeln. Mehr Klarheit, Freiheit, Einfachheit – und vor allem viel mehr Lebensqualität und Lebensfreude.
Hallo,
wir sind eine Konsumverweigernde Familie – wir feiern kein Weihnachten mehr und auch Muttertag und Valentinstag und was es sonst noch gibt lassen wir hinten runter fallen.
Wir lieben die Natur und möchten nur das nehmen, was wir wirklich brauchen – das ist meist weniger als wir denken.
Es macht Mut, andere Menschen zu erleben, die auf dem selben Weg sind.
Danke Dir!
Ich hab gelesen, dass wir uns Kontrolle kaufen. Konsum würde dafür stehen. Aufräumen und spülen finde ich als Übergang ganz gut, bevor ich mir wirkliche Ruhe gönne. Meistens tue ich das aber nicht, sondern suche Ruhe im Internet. Da kann ich sie aber nicht finden. Das überdreht mich ja nur noch mehr. Entspannung ist also manchmal richtig Arbeit, also das Nichtstun oder mal Spazieren gehen.
Genau da fängt die Achtsamkeit ja bereits an. Mal zu registrieren und auszuprobieren, womit ich am besten „runter“ komme, wovon ich noch überdrehter werde etc. – genau das ist es!! Da bist du bereits mitten drin in der Alltagsachtsamkeit. Die sieht für jede/n ein bisschen anders aus. Und das finde ich auch sehr gut so.
Inzwischen gibt es ja sogar auch schon die ersten Untersuchungen, die bestätigen, dass das Multitasking letztlich langsamer und ineffektiver ist. Ganz abgesehen vom unsinnigen Stress.
Das spricht mir aus der Seele. Wir sind viel zu sehr darauf getrimmt, mehreres gleichzeitig zu tun, selbst in der Freizeit. Ich strebe auch nach mehr Klarheit durch Minimalismus.