Ich bin gefragt worden, ob ich nun fertig sei mit dem Minimalismus. Es sei doch jetzt recht übersichtlich bei mir. Dazu kann ich sagen: Minimalisieren im Sinne von reduzieren: Ja irgendwann ist man im Wesentlichen natürlich durch – ich auch. Wenn, dann sind es eher Kleinigkeiten. Wenn beispielsweise eins der zehn gleichen Shirts, die ich vor 2 Jahren gekauft habe, doch mal hinüber sein sollte. Das würde ich dann nicht direkt ersetzen. Genau deshalb habe ich mir ja damals gleich mehrere höherwertige Shirts gekauft: Damit ich erstmal längere Zeit nichts nachkaufen muss. Sehr praktisch in Zeiten, wo gerade alles mögliche teurer wird. Minimalismus ist aber immer noch ein Thema für mich und bleibt es auch:
Nicht wieder Zurümpeln
Ich konnte es noch nie haben, wenn viel Zeugs herum steht. Die visuelle Unruhe stört mich. Bei vielen Dingen habe ich erst im Laufe der Zeit festgestellt, dass sie einfach nicht zu mir und in mein Leben passen. Ich bin froh, dass ich solche Dinge los bin. Wer nicht aufpasst, ist sehr schnell wieder in der Kauffalle drin. Und schneller als man denkt, ist die Bude schon wieder voll gestellt. Schwupps sind da 20 Bücher von denen 10 ungelesen herum stehen – sowas will ich definitiv nicht.
Einfachere Finanzen – Minimalismus spart Geld
Ganz pragmatisch betrachtet finanziere ich mir mit dem minimalistischen Lebensstil meine Teilzeit-Stelle. Ich arbeite inzwischen nur noch 40%. Mein Beruf ist schön, aber sehr belastend und anstrengend. Ich bin seit weit über 4 Jahrzehnten im Job. Mehr als das, was ich arbeite, geht einfach nicht mehr. Minimalismus richtig angewandt spart einfach sehr viel Geld und damit Arbeitszeit – man muss nur wissen, wie es geht: Ich habe z.B. kein Auto, eine eher kleine Genossenschafts-Wohnung, nur eine kleine und kostengünstige Internetleitung, keine Streaming-Abos, führe seit mehreren Jahrzehnten ein Haushaltsbuch (mit einer gewöhnlichen Tabellenkalkulation), etc.. Sowas ist keine große Finanzkunst. Ich muss dazu nicht irgendwelche schlauen Finanzbücher lesen, eine spezielle Finanzmathematik, kostenpflichtige Apps im Bezahl-Abo oder sonstigen spektakulären Finanzzauber brauche ich zum Glück auch nicht. Es reicht völlig aus, einfach nur ganz simpel zu rechnen: Plus und Minus. Man staune: Mit diesen banalen Grundrechenarten funktioniert es bereits.
Abläufe im Haushalt vereinfachen
Mich interessiert immer, wie ich Abläufe im Haushalt vereinfachen kann. Ich habe es gerne aufgeräumt und sauber. Ich putze aber nunmal nicht gerne und diese ewige Aufräumerei finde ich auch nicht spannend. Sowas minimalisiere ich gerne. Hier ein paar Bereiche:
- Ja klar wäre es schön, wenn sich der Haushaltskram von alleine erledigen würde, aber einen Staubsaugerroboter werde ich mir deshalb definitiv nicht kaufen. Das wäre wieder so ein herum stehendes Ding und diese stromfressenden Akkus sind nunmal nicht sonderlich umweltfreundlich. Außerdem: Mein Teppichdackel aus den 80ger-Jahren ist immer noch im Dienst – der ist komplett stromfrei!
- Nein, ich will meinen Krempel auch nicht überaus schick in irgendwelchen Kistchen und Kästchen organisieren. Kleinkariertes Socken und Stifte sortieren ist nichts für mich. Das ist mir zuviel Aufwand. Außerdem: Organisierter Krempel ist immer noch Krempel. Dann brauche ich auch keinen extra Labelmaker für die Beschriftung der Krempel-Organisationseinheiten.
- Eine überfüllte Schublade nach genau diesem Labelmaker oder sonstwas zu suchen, ist mir zu mühsam. Ich möchte auf Anhieb sehen und finden was ich brauche. Also weg mit dem Organisationskrempel. Wenn weniger da ist, finde ich meine Sachen auch so.
- Schicke Vorratsgläser sind ja gerade in und vielfach zu bewundern. Ja, sowas ist praktisch, auch für mich. Bei mir mischen sich wie bekannt, gekaufte Gläser und simple Gurkengläser. Aber solche Vorratsgläser offen im Küchenregal präsentieren: Auf keinen Fall! In der Küche sammelt sich nämlich gerne diese überaus nervige und hartnäckige Mischung aus Staub und Fett an – natürlich speziell bei den Gläsern, die man gerade nicht ganz so häufig nutzt. Habt ihr sowas schonmal geputzt bzw. gespült? Neeervig! Ich erspare mir dieses gruselige Staubfett-Gemergel und damit unweigerlich verbundene Putzorgien. Die Gläser stehen weiterhin im Schrank in der Vorratskammer – juchuh!
Platz genießen statt vollstellen
Auffällig ist, dass ich viel mehr Platz habe als früher. Rückblickend entdecke ich, dass ich manchmal nur deshalb Möbel hin und her geschoben, gekauft und wieder verkauft habe, weil ich mich erstmal nicht an diesen vielen Platz gewöhnen konnte. Inzwischen komme ich damit sehr viel besser klar und kann es sogar schön finden. Meine knapp 42qm große 1-Zimmer-Wohnung ist recht leer. Ich käme locker mit 10 – 12 qm weniger Wohnfläche aus, ohne dass es eng würde. Aber bei dem aktuellen Wohnungsmarkt würde ein Umzug keinen Sinn machen. Daher lasse ich es so, wie es jetzt ist. Dann ist da halt ein relativ leerer Raum oder eine leere Wand. Ich schaue mir das in aller Gemütlichkeit an und habe Spaß daran: Keine Krempelorganisation, keine Putzorgien – aufatmen, genießen.
Minimalismus ist mehr als minimalisieren
Minimalismus ist für manche Menschen ein Synonym fürs Entrümpeln. Für mich ist es aber kein Entrümpeln. Sowas wäre mir zu wenig. Daher bin ich natürlich mit Minimalismus auch nicht fertig. Minimalismus ist auch keine stundenlange Zählerei, kein Wettbewerb, keine Design-Show, kein Lifestyle-Trend, dem ich entsprechen müsste. Es ist einfach nur Lebensgenuss mit weniger, aber wesentlichen Dingen – und genau das möchte ich mir gerne erhalten.
Was mir gerade noch einfällt: Es gibt da noch ein Kästchen 😉 , in der Schreibtischschublade. Genau genommen ist es der Deckel einer Holzkiste mit meiner Stiftesammlung darin. Ich habe sogar noch einen 2. Kugelschreiber, der nicht auf dem Bild ist: Dieser befindet sich im Rucksack.
Liebe Gabi,
ach, ich mag Deinen Blog so.
Ich fand zum Minimalismus, weil alles zu viel war….ich war auf der Suche nach dem einfachen.
Ich putze nicht gern und möchte schnell fertig sein, weil ich andere Dinge eben lieber tue, lesen, Yoga, Blog schreiben…
Ich mag es simple, einfach.
Ob wir je fertig sein werden? Nein. Das ist einfach ein Prozess der glaube ich ein Leben lang dauert. Habe darüber auch mal einen Artikel geschrieben.
Das eigene Leben ändert sich fortwährend. Wir sind jetzt zu viert mit Hund zu Hause, irgendwann wird der Hund von uns gehen, einfach weil seine Lebenszeit geringer ist als unsere. Irgendwann werden die Kids ausziehen und eigene Wege gehen.
Du hast bereits das erreicht, was wir möchten. Teilzeit, nur so wenig arbeiten wie es gerade nötig ist. Das dauert noch ein wenig, da wir wie gesagt zu viert sind, aber wir sind auf einem guten Weg.
Minimalismus ist kein Trendding für uns, es ist einfach eine Art zu leben.
Liebe Grüße
Julia
Teilzeit – bei mir hat das genau genommen gedauert. Als ich endlich von Vollzeit runter auf die 50%-Stelle war, war ich 55 Jahre. Die jetzige 40%-Stelle mit 60 Jahren. Bis auf 2 1/2 Jahre Studium waren die gesamte Zeit hindurch keinerlei Pausen.
Liebe Gabi,
ich bin mittlerweile 44, mein Mann wird 54, also wird es bei uns etwa ähnlich sein.
Dass Du im sozialen Bereich überhaupt so lange Vollzeit gearbeitet hast ist Wahnsinn, ich arbeite ebenfalls bei einem sozialen Träger.
Liebe Grüße
Julia
Grundsätzlich bin ich dem Minimalismus sehr angetan. Ich frage mich nur, ob es nicht auch ein Lebensstil ist, der ein Stück auch die stete Verfügbarkeit von allem voraussetzt. Wenn ich beispielsweise keine Verwendung für einen Hammer in meinem Leben habe, dann kann ich getrost auf den Hammer verzichten. Ich kann ja ggfs. auch einen Hammer besorgen, wenn ich ihn brauche. Ich brauche natürlich keine fünf Kulis und kann daher vier aussortieren. Ich kann ja jederzeit, sollte mein Kuli den Geist aufgeben, Ersatz beschaffen.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fällt es leichter, diese Dinge gehen zu lassen. Aber bewegen wir uns nicht immer mehr auf ein Szenario zu, in denen Dinge nicht so einfach beschafft werden können (Stichwort Materialknappheit, endliche Ressourcen, echte Kosten von Dingen)? Ich komme aus einem anderen Land und kenne die Situation, dass Dinge einfach nicht zu beschaffen waren. Folglich haben meine Großeltern z.B. den maximalen Nutzen aus allem rausgeholt und nichts so einfach weggeschmissen oder aussortiert.
Ich finde, du bringst es sehr gut auf den Punkt: Das, was man nicht benötigt oder wo man viel zu viel davon hat, das muss man nicht selbst besitzen, sammeln oder horten. Ich finde, auch im Minimalismus sollte man mit Dingen und Ressourcen sorgsam umgehen, lange nutzen, nicht gedankenlos entsorgen. U.a. genau aus den Gründen, die du benennst. Deine Großeltern haben den maximalen Nutzen aus allem rausgeholt, aber eben nicht sinnlos allen möglichen Krempel gehortet, der überhaupt keinen Nutzen und keine Verwendung hat.
Mir geht es nicht um möglichst wenig, sondern um möglichst sinnvoll und die Konzentration auf das Wesentliche.
@TL den Gedanken hatte ich auch schon. Letztlich sind das Luxusprobleme. Wir denken darüber nach, wie wir uns von Konsum & Überfluss nicht erdrücken lassen. (Was ich unbedingt für wichtig erachte!) Ein bisschen Not täte [vielen von] uns mal gut. Wohl gemerkt ein bisschen! Deine Großeltern kannten das.
Wenn ich an Minimalismus denke, denke ich an dich & deinen Blog. Ich finde es angenehm, wie viel Ruhe deine Beiträge ausstrahlen. Ich bin weit weg vom Minimalismus, auch wenn ich dieses Ideal immer im Hinterkopf behalte. Beim Ausmisten hilft mir der Gedanke, dass ich im Falle eines Umzugs möglich wenig Kosten schleppen will.
Hallo in die Runde,
ich frage mich manchmal, ob Minimalismus ein manchmal recht egozentrischer Lebensstil ist. Also ich stelle mir gerade eine Wohnung vor, wo man nicht wirklich Gäste bewirten kann und gemütlich zusammen sitzt. Ich wohne derzeit auf 50 qm, finde das recht viel für mich. Das Schlafzimmer könnte kleiner sein. Küche und Wohnzimmer laden aber dazu ein, dass hier bis zu 4 Leute zusammen sitzen können. Egozentrisch meine ich, dass man die Bedürfnisse an einer einzelnen Person ausrichtet, aber manchmal braucht es auch etwas mehr, um andere Person in den eigenen Wänden Willkommen zu heißen, vielleicht auch mal eine Übernachtung. Früher habe ich in einer kleinen 1-Raumwohnung gewohnt (20 qm) und ich fand es sehr gemütlich, aber ich konnte nie wirklich Leute einladen, da es einfach zu eng und ungemütlich wurde, auch mit den Sitzgelegenheiten…ich fand das immer sehr Schade und würde nie dahin zurückwollen. Also ich kann nur warnen – Minimalismus ja, aber alles in einem gesunden Maß, und manchmal kann man sich mal etwas gönnen, was keinen Nutzen hat, man lebt nur einmal. Aber ich sehe auch, dass man natürlich abwägen muss mit den finanziellen Aspekten.
Ich hab mich von den Möbel-für-Besuch-haben-Zwängen befreit. Besuch ist meistens sehr kreativ und baut sich was zum Sitzen. Selbst der Hausarzt. Ich brauche keinen Stuhl. Die Tochter sitzt aufm Bett. Der Hund will aufs Bett. Ein Mann soll ins Bett. Wenn du gerne Gäste bewirtest, dann ist es natürlich etwas anderes. Und egozentrisch ist es bestimmt. Finde ich gut.
Liebe Jana,
ich finde ebenfalls, dass Minimalismus ein „manchmal recht egozentrischer Lebensstil“ ist – aber das sind andere Varianten der Lebensführung auch.
Wenn ich eine Riesenwohnung mit Tisch, Stühlen, Geschirr und Besteck für 12 Personen, Gästezimmer und Repräsentationsbereichen habe, die Sachen aber nur besitze, um wenige Male im Jahr bei Gästen Eindruck zu schinden … ist das dann nicht noch egozentrischer? Ich wohne selbst auf 50 qm, in meiner Wohnküche haben max. 6 Leute Platz; aber ich habe das Glück, im Sommer den Garten für mehr Gäste nutzen zu können. Da reicht der olle große Campingtisch, die Stühle können unterschiedlich aussehen, ebenso Geschirr und Deko.
Und ich beobachte mit Freude Menschen, die in öffentlichen Parks gemeinsam feiern: Die bringen Grill, Tische, Getränke, Stühle und Bänke, Grillgut, Salate, Geschirr, Besteck, Servietten usw. mit – aber vor allem Freude und Improvisationstalent. Und wenn man sich die Kosten teilt, tut es keinem weh. Im Winter tut es auch ein spontaner Glühweinstand im Gemeinschaftsgarten oder vor dem Haus – mit Plätzchen, Kerzen & Co. Man braucht dafür keine Riesenwohnung. Nur die Freude daran !
Oh, da ist was dran. Früher war das immer ein riesiges Palaver, irgend so ein gutes Geschirr für den Besuch. Oder das Wohnzimmer als „gute Stube“ nur für Feiertage oder Besucher. Was für eine Verschwendung.
Es ist natürlich auch eine Frage der Prioritäten. Ich finde es kein Problem, wenn da mal ein paar Kaffeetassen mehr im Schrank sind. Im Bedarfsfall nutze ich auch die Balkonstühle. Viel mache ich da ansonsten aber auch nicht mehr. Etwas seltsam finde ich aber schon, dass manche Leute sich dann ständig in Cafes oder Restaurants treffen. Mir wäre das auf Dauer zu teuer und laut ist es da auch immer.
„Platz genießen statt vollstellen“ heißt bei mir „Mut zur Lücke“ und ich genieße diese Lücke(n), die man nicht putzen muss. 😊
Nun, bei uns ist es nicht so minimalistisch wie bei Gabi, aber ich hasse es auch, wenn hier etwas herumschwirrt oder -steht, was keinen wirklich praktischen Nutzen hat.
Ist es eigentlich gut oder schlecht, wenn man den Ausdruck „empty Nest“ erst mal nachschlagen muss? Meine Kinder sind beide sehr weit (wenn das wichtig ist zum Angeben 😅) weggezogen, aber einen (Hund als) Lückenfüller? Nä! Brauch ich nicht. Diese „Lücke“ erfüllt mich mit Stolz. Stolz darauf, die beiden ins Leben gestellt zu haben.
Oh, das ist ja schön formuliert, warum du keine Lückenfüllter brauchst.
Wie minimalistisch es nun im Einzelnen ist, finde ich nebenbei gesagt auch ziemlich egal. Das ist nicht nur prozessabhängig, sondern je nach Typ auch etwas anders. Ich brauche die wenigen Dinge und leeren Flächen, weil ich dadurch besser zur Ruhe komme, besser abschalten kann. Viel Zeug, viele visuelle Eindrücke macht mich kirre.
Herzlichen Dank für den Lacher! Das tat gut! Vielleicht hast du nicht diese Lücke unter der Treppe, wo der Hund dann wohnen soll. Welcher Hund will im Flur leben? Ich schaue mir sehr gerne andere Lebensvorstellungen an. Aber manchmal …
Hallo,
ich bin zurück auf Start. War als Kind schon minimalistisch eingestellt, was viele komisch fanden. Wollte keine Geschenke, wenn nur was praktisches.
Zwischenzeitlich verlor ich mich ein wenig in Käufen von Outdoor Hobby Equipment und dem Versuch mich sozial mehr anzupassen. Geld/Zeit/Mühe für das Hobby waren im nachhinein gut investiert gewesen. Mittlerweile fast alles verkauft, weil gesundheitlich-/altersbedingt meine Zeit dafür vorbei ist. Für Garderobe, Geschirr, Möbel oft nicht, gerade was der Fall der Fälle wegen Gästen anging. Das ärgert mich im nachhinein ein wenig. Wenngleich ich lt. Besuch immer wenig hatte und vieles improvisiert oft war. Für mich war es aber zu viel. Nun, wem es jetzt nicht passt, braucht nicht mehr kommen.
Aktuell habe ich kaum mehr als zu meiner Zeit der ersten Wohnung. War ein langer Weg zurück. 2-3 Jahre hat es jetzt gedauert unnötiges wieder los zu werden. Bin gerade in den letzten Zügen mit Kleinkram noch auszusortieren. Ca. 15 Jahre war ich beschäftigt damit gewesen den Kram ranzuschaffen.
Viele Grüße
Sonja
15 Jahre glaube ich dir. Zurück geht ganz schön langsam. Das ist etwas anderes als diese „no buy challenges“ mit 2 Lippenstiften/Modellbauautos/Dekonippes pro Woche weniger kaufen.
Da kommt mir einiges bekannt vor, was ich auch von mir kenne. Großen Wert auf viele Dinge habe ich genau genommen nie gelegt. Ich habe immer noch diesen orangenen 70ger-Jahre-Kuli im Kuliständer im Kopf. Der wurde mir als Teenie geschenkt, damit bei mir mal was auf dem Schreibtisch herum steht 🤣. Später hatte ich mehr Kram, weil ich dachte, man (wer ist dieser man…) brauche sowas. Bin froh, dass ich aus der Nummer wieder raus bin.
Hinter der Frage, wann du mit dem Minimalismus fertig seist, kann sich eine subtile Form von Angst verbergen. Wer für sein Leben bewusste Entscheidungen trifft, die nicht dem Main Stream folgen, macht sich geistig frei und unabhängig. Und je freier und unabhängiger jemand ist, desto weniger ist der- oder diejenige zu manipulieren. Dabei geht es nicht unbedingt um eine bewusste Manipulation, sondern auch die unbewusste Erwartung, den gesellschaftlichen Regeln von Gruppen (bevorzugt der eigenen) zu folgen und damit in deinen Handlungen einschätzbar zu sein.
Freier und unabhängiger zu sein, ist durchaus auch ein wichtiges Thema für mich. Ich bin ja zum Glück auch nicht auf Affiliates, Werbung, Produktvorstellungen und solches Zeugs angewiesen. Da wäre ich nämlich auch als Minimalistin wieder mitten drin in den Abhängigkeiten. Daran würde auch „… nur von was ich überzeugt bin…“ oder „…nur nachhaltige Dinge…“ nichts ändern. Da hängt man einfach wieder mittendrin in dieser ganzen Konsum-Maschinerie.
Jede individuelle Entscheidung etwas nicht zu tun/ zu kaufen kann einen in die Ecke der Sonderlinge oder zu alt/ zu dumm/ zu arm drängen. „ich brauche das nicht“ in einer Konsumdiskussion vielleicht besser durch “ ich habe mich gegen eine Anschaffung entschieden“. Zum Glück gerate ich da selten rein.
Gelegentlich provoziere ich solche Diskussionen, besonders wenn jemand meint ich müsse doch eine Geschirrspülmaschine haben, mit der schlichte Frage: „Wozu? Für mein bisschen Geschirr als Single?“ Oder mit: „Mein Geschirr ist so schön, dass mag ich sogar abwaschen.“ (Hätte ich einen Haushalt mit mehreren Personen, würde ich eine Geschirrspülmaschine sehr praktisch finden.)
Sehr treffend.
Niemand muss etwas haben „weil man eben so etwas hat“. Wer bestimmt das ? Die Werbung ? Die Gesellschaft, die eigene Unzufriedenheit ?
Liebe Violetta, ich habe mit zwei Kindern auch keinen Geschirrspüler. Es ist eine Arbeit, die gerne mache, das Geschirr abzuwaschen und es geht ruck zuck. Verständnis ernte ich dafür keines, eher Kopfschütten. Meine Küche könne ich bei einem Auszug ja nicht einmal an den nächsten weiterverkaufen, weil wer nimmt schone eine Küche ohne GS, meinten manche. Immerhin habe ich keine Probleme mit schlecht abgewaschenen Sachen, diesen schlierigen Gläsern, brauche kein teures GS-Mittel und auch keine Schläuche, die undicht werden können und alles unter Wasser setzen. Liebe Grüße!
Ja, die gesellschaftlichen Erwartungen fangen schon mit „Unternehmungen “ und Urlaubsreisen an. Wie, du fährst nicht in den Urlaub, ach wie kommt das denn? Ach, du bleibst Zuhause, ist das nicht langweilig? Wobei es dann auch bei Urlaubsreisen anscheinend ein Ranking gibt. Ach, an die Nordsee, willst du nicht mal was Besonderes machen?( mit Besonderes sind dann meistens Flugreisen mit All Inclusive gemeint, je exotischer und weiter, umso hochwertiger). Kein Geschirrspüler? Ohne Geschirrspüler könnte ich ja gar nicht, usw usw
Ich kenne/kannte nicht nur solche Leute, aber viele. Früher habe ich auch immer gemeint ich müsste mich erklären, mittlerweile ist es mir egal was die denken. Ist ja mein Leben und ich hab auch nur dies eine.
Ich will auch keinen Geschirrspüler. Wobei die Real Life Guys auf You Tube mal meine Idee umgesetzt haben: 2 GS und dafür keinen Küchenschrank. Und alles von der einen Maschine in die nächste gepackt haben.
Waaas, in welchem Theater läuft sowas ? 🙂
Gerade in diesen Zeiten, wo jeden Tag vieles teurer und das Geld weniger wert wird, empfinde ich Minimalismus als sehr wertvoll und ich glaube, dass Minimalisten mit der momentanen Krise besser zurecht kommen werden. Die Ansprüche sind deutlich niedriger und es ist mehr Übersicht, z. B. finanziell, und mehr Weitblick vorhanden. Ich sehe das in meinem Freundeskreis. Da gibt es solche, die ihren Alltag weiter so leben wie vor einem halben Jahr und jammern und andere, die sich relativ mühelos an die neue Situation anpassen, weil sie sich beizeiten zurückgenommen haben und zufrieden sind.
Ich habe ja die Hoffnung, das endlich die Zeit gekommen ist, dass viele aus diesem Konsumwahnsinn aussteigen.
Liebe Grüsse aus dem Ruhrpott und weiter so. Ich freue mich über jeden neuen Artikel 😉✌️.
Erstmal Grüße von Ruhri zu Ruhri 👍.
Wer bislang immer bis zum Anschlag gelebt und konsumiert hat, hat jetzt wirklich ein ernsthaftes Problem. Das ist bei MinimalistInnen häufig nicht der Fall und die Frage, was wirklich wesentlich und wichtig ist, ist nicht neu, sondern vertraut. Sowas hilft in der Tat.
Liebe Gabi,
du scheinst Minimalismus als Lebensstil bereits perfektioniert zu haben. Ich bin beeindruckt, wie es dir scheinbar mühelos gelingt, dein Leben auf das Wesentliche zu konzentrieren und trotzdem nichts zu vermissen. Leere auszuhalten ist gar nicht so einfach in unserer Überflussgesellschaft. Gemütlichkeit fühlt sich für jeden Menschen anders an, hängt vielleicht auch von Art und Umfang der Einrichtung im Verhältnis zur Raumgröße ab. Viele Möbel und zugestellte Flächen können erdrücken. Wie viel Möblierung empfindet man noch als wohnlich? Liebe Grüße, Beatrice
Hallo Beatrice, es kann gut sein, dass es auch müheloser wirkt, als es ist. Also wenn ich da so an die ein oder anderen Fehlkäufe denke: Sofas, Tische, Stühle, elektrische Küchengeräte, … oh je… Ich pflege gerne zu sagen: Der Weg zur Einfachheit ist nicht selten mit Komplikationen gepflastert. Ich schaue heute zunehmend viel genauer hin, fühle besser in mich hinein. Das ist wichtig in diesem Konsumüberangebot, in dem wir leben. Überhaupt erstmal differenzierter zu erfassen, welche Dinge ich selbst wirklich benötige. Das sind einfach gar nicht so viele.
Hey Gabi, super wie du vereinfachst.
Gerade der Punkt mit den Finanzen. Ich werde öfter mal ungläubig/ schief angeguckt, wie das denn überhaupt geht mit einer Teilzeitstelle und wie man sich den Altersstand dann noch leisten können soll. Die Antwort ist immer die gleiche: 1. Monatliche Ausgaben reduzieren durch eine einfache Lebensweise, 2. als Pensionärin möchte ich so oder so nicht „stillstehen“. Wahrscheinlich werde ich daher immer eine Art kleines Einkommen haben zusätzlich zur Pension, wenn es gesundheitlich möglich ist. Letztendlich wissen wir alle nicht, was „dann“ mal sein wird. Das ist auch Minimalismus: Im Hier und Jetzt leben. Was nicht heißt, dass man die Sintflut heraufbeschwören muss.
Danke für deine immer inspirierenden Beiträge auf diesem Blog! 🙂
Bzgl. Finanzen und Vorsorge: Ja, da fragen nicht selten diejenigen Menschen, die – eigentlich – mehr als reichlich Geld haben, aber die sich eben auch einen kostenintensiven Lebensstil angewöhnt haben. Vorsorge kann auch heißen, sich einen Lebensstil anzugewöhnen, wo man einfach nicht diese Unsummen an Geld braucht. So herum funktioniert es eben auch.
Und Rente: Ja lieber Himmel, da muss man ja auch erstmal hin kommen. Das ist schon eine ganz schön lange Strecke und eine Menge Leben.
Minimalismus ist wirklich eine Weltanschauung. Für mich bedeutet das vorallem sich nicht zuzumüllen, egal um was es geht. Ich kann nicht gut in einem Zuviel leben, brauche Freiräume und Freiheit. Möchte keine vollgestellte Wohnung, keinen vollgestellten Balkon, keinen 5-Türen Kleiderschrank mit 20 Blusen, 30 Hosen, 50 T-Shirts usw.. Ich muss auch nicht ständig etwas unternehmen (auch das ist für mich Minimalismus).
Was ich mich frage, hier kommentieren ja auch immer so einige Menschen und das was uns eint ist ja der Wunsch nach einem minimalistischen Leben, aber wieviele sind wir denn wirklich? In Anbetracht dessen wie hoch das Angebot,an was auch immer, ist und auch der Masse an Müll die es gibt, in Anbetracht des, für mich, scheinbar ständigen Wachstums an Angeboten ( damit meine ich nicht nur reale Dinge, sondern auch Aktivitäten in jeder Hinsicht).
Minimalismus bedeutet für mich auch Einsicht. Einsicht das dieser Überkonsum ein Ende haben muss. Ich befürchte, diese Einsicht hat keine Mehrheit. Liebe Grüße
Für mich ist es eher Lebensstil, als Weltanschauung. Wobei: Wie schaue ich eigentlich in und auf die Welt? Da sehe ich auf jeden Fall klarer und deutlicher, wenn der Blick nicht vom eigenen Gerümpel versperrt wird. Mich inspiriert es auch immer sehr, wenn Menschen den Minimalismus ganz unterschiedlich leben. Das macht es spannend und lebendig. Und genau das: Mit diesem Überkonsum funktioniert es nicht auf Dauer, damit sägen wir sozusagen am Ast des Lebens auf dem wir derzeit sitzen.
Psychologisch erklärt ist es dieses EmptyNestDing. Oder? Wenn das Kind auszieht, wird sofort ein Hund angeschafft. Obwohl der mehr Arbeit macht als der, die, das Jugendliche vorher. Bloß nicht die Leere ertragen. Ich nenn es immer „das Komplettheitsgefühl.“ Man fühlt sich nicht mehr vollständig aufgrund des neuen Freiraums. Es gibt richtige Wettbewerbe unter EmptyNestMamas, welches Kind weiter weg gezogen ist. Und den Anderen werden ihre Gefühle abgesprochen. Schrecklich.
Ich bin gerade sehr glücklich auf der Birkenholzbank in dem sonst fast leeren Zimmer. Ob ich mir die 4 x12 kg Echtholz Paletten als Podest wirklich antun will, weiß ich noch nicht. Und das Gewicht ist noch wenig, denn Paletten wiegen sonst 25 kg. Obwohl ich die echt schön finde. Nur mein Boden ist so dermaßen kalt. Seit dieses zweite Fehlkaufbett abgeholt wurde, zurückging, das war so ein Moment des Aufatmens, dass mir klar wurde: ich will keine schweren Möbel mehr. Da warte ich lieber noch ab. Denn die nächste Wohnung wird kleiner.
Wir neigen dazu, die Räume zu füllen. Horror vacui, empty Nest – egal, wie man es nennt. Das Phänomen ist immer das gleiche.
Abwarten, ja unbedingt. Gerade, wenn es eh nochmal eine andere Wohnung wird. Vielleicht ist da der Fußboden nicht so kalt. Oder es entwickelt sich sowieso noch eine bessere Lösung oder bessere Idee. Im Zweifelsfall warte ich inzwischen auch erstmal ab. Dann steht eben mal nix rum. Was solls
Das ist das gleiche Prinzip wie beim Gesetz von Parkinson. Immer wieder augenöffnend. 😀
Wie recht du hast! Es geht nicht um das einmalige Aussortieren um dann in alte Verhaltensweisen zurückzufallen. Vielmehr ist es eine Lebenseinstellung bei der man viel bewusster auf seine eigenen Bedürfnisse achtet und hinterfragt statt stumpfsinnig zu konsumieren. Und jeder muss für sich selbst das beste aus allen Lebensstilen herauspicken und seinen eigenen Weg finden.
Ja, Minimalismus zeigt sich erst auf lange Sicht. Mal was entrümpeln: Das ist nicht neu, gabs früher schon. Nur da nannte sich das nicht Minimalismus-Challenge, sondern schlicht ausmisten, entrümpeln.