Veränderungen durch Meditation und Minimalismus

Mein Ausgangspunkt für Veränderungen: Stressreduzierung

Als ich vor über 9 Jahren mit Meditation und Achtsamkeit begonnen habe, suchte ich eine Veränderung in meinem Leben. Der berufliche Stress hatte durch die zahlreichen Kürzungen und Arbeitsverdichtungen im Sozialbereich deutlich zugenommen. Ich bemerkte, wie meine Energien, aber auch die Freude an der Arbeit schwanden. Meditation war zu diesem Zeitpunkt eine spannende Entdeckung. Statt Multitasking und Reizüberflutung, den ein- und ausströmenden Atem wahrnehmen und wirklich nichts weiter zutun haben, ist zunächst nicht ganz so einfach, aber ein unglaublicher Luxus.

Ich bin eher der praktische Typ

Wonach mir nie der Sinn stand, war Erleuchtung. Spirituelle Interessen sind mir in all den Jahren fremd geblieben. Der schwierigste, aber auch gleichzeitig wichtigste Prozess war, meine bestehenden körperlichen Handicaps zu sehen, zu akzeptieren, mich nicht zu überfordern und die eigene Meditationspraxis entsprechend darauf einzustellen. Für irgendeine Erleuchtung wäre mir der Aufwand des Meditierens ehrlich gesagt, zu hoch. Ich bin ohnehin eher der praktische Typ. Ich habe es gerne konkret, alltagsorientiert, lebensnah. Dazu gehört, möglichst unvoreingenommen wahrzunehmen, was in mir UND um mich herum geschieht. Innere Welten, die nicht mit dem zusammen finden, was ich im konkreten Alltag tue und erlebe, sind nicht mein Ding. Ich sehe auch einfach keinen Sinn darin. Ich habe es lieber ganzheitlicher.

Den Shopping-Stress reduzieren

Sehr schnell entdeckte ich daher, dass zum Reduzieren des beruflichen Stresspegels, auch die Reduzierung des privaten Stresspegels gehört. Shopping mag ablenken, aber es führt letztlich genau den überdrehten Zustand weiter, aus dem ich weg wollte. Es reicht mir nicht, den inneren überflüssigen Gedanken- oder Gefühlskrempel loszulassen, sondern auch den konkreten physischen Krempel. Einatmen – ausatmen: Brauche ich dieses oder jenes Ding oder will ich es nur haben? Wer weniger Geld ausgibt, muss dafür schließlich auch weniger Arbeiten. Unsere völlig überzogene Konsumlandschaft lenkt ab, sie triggert, sie schafft künstlichen Bedarf, hat aber mit wirklichen Bedürfnissen nicht unbedingt etwas zu tun. Die ganze damit verbundene Hektik tun mir nicht gut. Es tut aber auch unserer Umwelt nicht gut – und die ist nunmal unsere wichtigste, Überlebensressource überhaupt.

Mein Tipp: Die kleinen, aber entscheidenden Schritte

Veränderungen gibt es weder als Sonderangebot, noch als bequeme Flatrate. Veränderungen bestehen aus vielen kleinen Schritten. Insbesondere geht es darum, sich von Rückschlägen, Misserfolgen und Durchhängern nicht abbringen zu lassen. Veränderungen brauchen Marathon-Qualitäten und einen langen Atem. Ein kurzer, starker Veränderungs-Sprint mag zwar kurzfristig imponierend sein, reicht aber nicht aus.

Veränderungen brauchen den Mut zur Unperfektheit

Veränderungen brauchen auch den Mut zur Unperfektheit. Denn Perfektheit kann lähmen und lässt schneller resignieren. Es ist besser, täglich nur kurze Zeiten zu meditieren, als sich mit irgendwelchen idealen, langen Zeiten zu quälen, die man dann aber ohnehin nicht durchhält. Es ist besser, die eigenen Besitztümer langsamer zu reduzieren, als mit irgendeinem perfekt gestylten Minimalismus kurzzeitig zu glänzen und sich anschließend doch wieder vollzurümpeln. Für die Umwelt zählt jedes reduzierte Plastikteil, jeder noch so kleine Schritt, für den man das Auto nicht genutzt hat und jede Flugreise, die man nicht bucht.

Veränderungen bedeuten: Anfangen und dran bleiben

Anfangen ist noch relativ leicht, die Kunst ist, dran bleiben und zu schauen, wie dies am besten gelingen kann. Meditation ist für mich im Laufe der Jahre zu einer Art Anker, einem roter Faden, einer Orientierungshilfe geworden, für all die schrittweisen und auch ganz praktischen Veränderungen in meinem Leben. Letztlich war der achtsame Umgang mit der eigenen Meditationspraxis für mich der wichtigste Aspekt. Denn mit der Meditation ist es ebenso, wie mit den Dingen mit denen ich mich umgebe: Es gilt, unpassende Ansprüche loszulassen. Nicht, was und wieviel Meditation allgemein als sinnvoll angesehen wird, ist entscheidend, auch nicht, welche als ideal angepriesenen Dinge mir die Konsumindustrie anbieten will. Viel wichtiger ist, im Laufe der Zeit ein gutes Gefühl für sich selbst, die Welt um sich herum, sowie ein besseren Zugang zu den eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu finden. Veränderungen brauchen keine perfekten Ansprüche, sondern den Mut anzufangen, Ausdauer, um dran zu bleiben und das persönlich passende Maß zu finden, indem man hinschaut, wie man selber „tickt.“

Die Belastung und der Stresspegel in der Sozialen Arbeit hat sich übrigens nicht wesentlich verändert, aber mein Umgang damit. Durch einen durch Achtsamkeit geprägten, minimalistischen Lebensstil mit gesunkenen Konsumkosten, kann ich reduziert arbeiten, finde mehr Ausgleich, mehr Ruhe und Zufriedenheit.

 

Klangschale auf Dielenfußboden

 

Zum Weiterlesen

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22 thoughts on “Veränderungen durch Meditation und Minimalismus

  1. Nun, Gabi, ich weiß nicht, wo Du lebst? Im Lapstore in Münster hatten sie gut funktionierende gebrauchte Tastaturen für einen Euro und spottbillige gebrauchte Bildschirme.

    Ich habe mir beides geleistet. Meine Tastatur war auch kaputt und 1 € konnte ich erübrigen. Einen großen Bildschirm mit guter Auflösung für 40€ habe ich mir auch gekauft.
    Bei jahrelanger
    Arbeit an einem schlechten Bildschirm habe ich mir meine Augen kaputt gemacht. Ich konnte da nicht anders.
    Liebe Grüße Claudia

    1. Hallo Claudia, danke für den Tipp. Aber vom Ruhrgebiet aus lohnt es nicht, deshalb deshalb die Bahnkosten nach Münster zu bezahlen. Ich habe bzgl. Tastatur und Bildschirm für mich auch gute Lösungen gefunden. Aber vielleicht kommt ja irgendwer von den Leser/-innen aus Münster, da ist das ein guter Tipp.

  2. Um diese Zustände zu bemerken, bedarf es das Leiden zu erkennen. Das Leid kann man erst erkennen, wenn man auch den Gegenpol erlebt hat, meist auch das Wechselspiel wiederholt also vielmals durchlebt hat. Das ist menschlich natürlich. Daher sollte man sich keine Vorwürfe machen, sondern dem inneren Gefühl des Herzens folgen und den Weg des Herzen , der Liebe folgen. Und so verändern mit Achtsamkeit die Gewohnheiten zu überlegtem Tun und das befreit und beflügelt den Menschen und seine Umwelt, also Mitmenschen und Mitlebewesen. Das Gebiet ist riesengross und stellt eine Lebensaufgabe dar, doch der Weg, man spürt es, ist der glücklichere Weg.
    Inspiration und Übung kann jeder Übende mit wundervollen Vorträgeb auf youtube von zahlreichen Lehrern und Meistern anhören. Und das Leben wird von Mitgefühl und liebender Güte bereichert. Einige Meister, Meisterinnen mit Namen für Euren Einstieg.
    Ayya Khema, Jack Kornfield, Anselm Grün, Thich Nhat Than, Eckhart Tolle, Rüdiger Dalke, Ajan Brahm, Eugen Drewermann. Viel Freude ubd Grüsse an alle die den Weg des Herzens gehen.

    1. Danke für den Hinweis. Im Internet gibt es in der Tat inzwischen eine Reihe von Möglichkeiten, einmal einen näheren Eindruck zu gewinnen, was die unterschiedlichen Personen zur Achtsamkeit zu sagen haben. Die diversen Audioanleitungen für Meditationen sind ebf. eine gute Möglichkeit, mal selbst etwas auszuprobieren. Ich habe dazu einige Übungen verlinkt – im Menü oben unter Achtsamkeitsübungen. Wer sich längerfristig mit Achtsamkeit beschäftigen möchte oder einfach eine gute Grundlage haben möchte, für den empfehle ich dann aber, sich Möglichkeiten vor Ort zu suchen, auch wenn die Anleiter und Meditationslehrer dort natürlich in der Regel nicht so bekannt sind. Aber darauf kommt es auch nicht vorrangig an. Der direkte Kontakt, Fragen können, in einer Gruppe zu üben hat dann doch nochmal eine ganz andere Qualität.

  3. Statt zu meditieren, höre ich häufig Hörbuch. Sitze einfach gemütlich auf der Couch, lasse meinen Blick aus dem Fenster in den Garten schweifen und höre einfach nur zu. Wie damals als Kind, nur, dass es heute nicht mehr Benjamin Blümchen ist 🙂 Manchmal male ich auch Mandalas dabei aus, aber am liebsten tue ich gar nichts dabei. Das ist für mich Entspannung pur!

        1. Wir leben leider immer noch in einer Leistungsgesellschaft, dabei hat sie sich m.E. längst überholt. Wir leiden längst am Zuviel, nicht am Zuwenig. Für mich ist Muße aktive Gesundheitsfürsorge. Leistung als solches ist ja auch nicht zwingend negativ, es ist eher die Frage: Wieviel, warum, für wen, für was? Man könnte weiter fragen: Was wird damit vielleicht auch verdrängt, zur Seite geschoben? Wo macht man sich selbst etwas vor?

  4. Ein duftendes Dekodepot für Gabi 🙂 Die kleine Kammer würde sich doch anbieten. Gestern hab ich so gelacht. Eine junge You Tuberin stellte neulich 2 sündhaft teure Staubsauger mit Nassaufsaugfunktion vor. Ich hab an die Dinger von Anfang nicht geglaubt. Hab mich aber zurückgehalten, weil gut erzogen. Mittlerweile nutzt sie wieder ihren alten Wischmob und Staubsauger. Ist doch alles nur, weil’s glitzert, blinkt und neu ist. Letztendlich ging es ums Staubwegmachen.

    1. Oh ja, Dekodepot – erst alles vollstellen, dann Entrümpelungsvideos: Minimalismus im Dekodepot ? Vielleicht gibts ja irgendwo einen Dekosauger, mit dem man das Zeugs dann schnell wieder los wird.

      Die Nasssauger dürften wohl vorrangig eine Aufgabe haben: die Taschen der Hersteller zu füllen – mit Kohle, ? ?? nicht mit Staub ?

      Mich wundert es ja schon, was da manche Youtuber für einen unglaublichen Blödsinn produzieren. Und dann kostet die Videoausrüstung mit Kamera, Lampen und Stativ so viel, dass sie die Kosten mit den paar Werbeeinnahmen Ewigkeiten nicht herein bekommen. Wie sagt man so schön: „Herr, lass Hirn regnen“ oder „wer rechnen kann, ist klar im Vorteil“ – aber um sich selbst ab und an zu amüsieren, ist es ja ganz nett.

  5. Hihihi, ich arbeite im Großhandel. Da wäre Konsumverzicht fatal! 😉

    Die Geldausgabe ist so eine Sache. Ich denk oft, was man hat, das gibt man aus. Verdiene ich wenig, gebe ich wenig aus, verdiene ich mehr, ich geb nicht weniger aus. Das andere was mich schockte, außer dass man seinen Arbeitsplatz schnell verlieren kann weil die Firma pleite ist, was gut ausging, unser Sozial- und Rentensxstem. Man geht davon aus, daß man eine regelmäßige Tarifliche Erhöhung bekommt. Sag mal, wer ist noch im Tarifverbund? Bis auf den öffentlichen Dienst sind alle Firmen ausgetreten. Nicht nur im Großhandel, der Nettorealohn ist seit über 10 Jahren gesunken.

    Deine Handxcaps. Kennst du Liebscher und Bracht? Christian Larsen mit seiner Spiraldxnamik? Die Kampfkünste? Völlig anderer Ansatz. Sport ist bei uns, kennst ja. Leistung, Zwang, anspannen, schwitzen usw. Wie mit dem Kopf durch den Wand. Dann sitzt man wieder krumm und verkrampft auf dem ergonischen Bürostuhl und schleppt sich schließlich zum Orthopäden. Meditation, da sitzt man nicht nur da, sondern viel, viel mehr. Wenn ich warten muss, kann ich einfach mal achtsam sein.

    „sport“ kann sein: schwimmen, einfach vom Wasser sich tragen lassen. Wandern, durch Wald und Flur streichen, mit dabei die Kamera. Tai Chi, sich aufrichten und durchstrecken und den Raum um sich spüren. Meditieren, einfach nichts tun und achtsam sein. Doch ja, das bringt sehr viel für die Gesundheit, Wohlbefinden, die Handxcaps.

    Sorry, mein Ypsylon funktioniert nicht. Keine Lust, eine neue Tastatur zu kaufen. Das kann auch Achtsamkeit sein. Wie selbstverständlich ist eine Taste. Wir klopfen auf die Tastatur ein, denken nichts dabei. Es gibt soviele andere Buchstaben, nehme ich halt die! Lach!

    Ja, die Weihnachtszeit soll man genießen. In meiner Branche bin ich froh, an Weihnachten durchzuschnaufen. Aber wie verloren ist die Zwangsbesinnung. Alles hat zu und dicht und endlich mal Zeit, Lust und Muse. Warum ausgerechnet an Weihnachten solche Gedanken?

    Ja, ich schenke gerne was. Nicht nur an Weihnachten. Eine Kleinigkeit, nicht der ganze Laden leer. Ich denk an dich. Danke! – Bei der älteren Generation bedeutet vor allem Wertschätzung. – Geschenke kommen von Herzen, egal wie teuer und was. Ja, ich schenk mir auch etwas. z. B. ein Konzertabo.

    Ich habe heute etwas für meine Schwester gesucht. Laufe an die Buden des Weihnachtsmarktes vorbei. Drehe eine zweite Runde, eine dritte … möchte schon gehen und kehr um. Da war es! Liebevoll von einem lieben Menschen gemacht.

    1. Wer mehr Geld hat, gibt in der Regel mehr Geld aus – kenne ich auch. War meine erste Entdeckung Anfang der Achtziger mit dem ersten selbst verdienten Geld: Mit steigendem Gehalt bekommen die Wünsche Junge. Plötzlich entdeckte ich Dinge in den Schaufenstern der Geschäfte, die ich vorher nie gesehen hatte.
      Beim Problem der sinkenden Reallöhne in vielen Branchen ist das eigentliche Desaster aus meiner Sicht, dass die Gehaltsschere immer weiter auseinander geht.

      Was den Konsum angeht, wäre ich z.B. durchaus bereit, auch mit meinem eher mäßigem Einkommen, für wenigere, aber hochwertige und regional produzierte Dinge mehr Geld auszugeben. Das unterstützt die Arbeitsplätze vor Ort, schont die Umwelt und ich habe nicht die Bude voll mit irgendeinem Billigschrott stehen, der extra so gebaut wurde, dass er ohnehin sehr schnell wieder hinüber ist. Diesen ganze schrottige Konsummüll zu kaufen, ist letztlich die für mich teuerste Variante und darauf habe ich definitiv keine Lust mehr.

      Was Sport/Bewegung bei Handicaps angeht: Da verlasse ich mir nach den ganzen Jahrzehnten Übens in tausenderlei Varianten und Stunden ehrlich gesagt nur noch auf eine Person: auf mich. Das funktioniert – zum Glück. ?

      1. Was man zum Leben braucht, das ist irre. Anfangs waren es 1000 DM. Heute 1800 Euro. Man schränkt sich sogar ein. Vorher ich machte mir kein Gedanken, wenn mir ein Buch anlachte, heute schon. Alles ist teurer geworden. Von der Miete über Nebenkosten über Fahrkarte bis !

        Anfangs dachte ich, das steht mir zu! Das habe ich mir verdient. Doch inzwischen nervt es mich. In den Laden rennen, nichts da. Internet, jagst den Bestellungen hinterher. Man braucht doch was. Ich freu mich noch immer wie ein Kind, das etwas bekommt.

        Die Waschmaschine habe ich in einem Elektroladen im Nachbarort gekauft. Noch am gleichen Abend um 20 Uhr wurde die geliefert. Ich bin glücklich über sie. 8 kg! Ich muss nicht ständig waschen. Kommt mehr hinzu wie das Bettzeug oder noch Bekleidung zu waschen herumliegt, ich gerade nicht ins Schleudern. Buntwäsche 60 Grad (Handtücher, Wäsche usw.) das reicht nun alle 14 Tage in den Keller zu rennen und zu waschen. Bedeutet wiederum, daß ich mehr Handtücher brauche. 14 Tage, bei der feuchten Witterung trocknet nichts. Aber es ist viel entspannter!

        Das hat sich verändert, daß ich gezielter gucke, was ich brauche und mir nützt. Ich guck gerne nach Alternativen oder lass ich anregen.

    2. Meine Schwester, tätig im Einzelhandel, hat an Weihnachten vor allem eins: geschlafen. Besonders Heiligabend.

      1. Oh, nachvollziehbar. Mir geht es so, dass ich es an Heiligabend am meisten genieße, wenn die Geschäfte dann geschlossen sind und es nachmittags endlich ruhig wird auf den Straßen. Dann macht es wirklich Spaß nochmal einen kleinen Spaziergang zu machen – ein Genuss.

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