Auszeit – raus aus dem üblichen Tagesgeschehen, zur Ruhe kommen, abschalten. Immer wieder waren und sind mir solche Zeiten wichtig. Mal bewusst geplant, mal ungeplant. Diesmal war es eine ungeplante Auszeit – die kleine Erkältung war doch nicht so klein, eine hartnäckige Bronchitis verschwindet erst jetzt – nach ca. 3 Wochen – so ganz langsam.
Nachdem sich die erste Anspannung und der anfängliche Ärger über diese vorübergehende gesundheitliche Einschränkung gelegt hatte, entdeckte ich die gesundheitsunterstützende Wirkung von Minimalismus für mich. Weniger Dinge bedeuten mehr freie Fläche. Diese freien Flächen helfen mir, „runter zu kommen“. Ich nutze sie nun noch bewusster als einen äußeren Rahmen für diese – ungeplante – Auszeit:
Meine Sitzecke mit Tisch und Stühlen ist schon vor einiger Zeit in die Wohnküche gewandert. Von dort habe ich einen direkten Blick in den begrünten Innenhof. Die Wohnküche ist mein Aktivitäts-Raum, denn dort koche, esse, schreibe, telefoniere oder unterhalte ich mich. Die geräumige Kommode ersetzt mir u.a. den Kleiderschrank.
Der zweite Raum ist mein Auszeit-Raum. Wer meine Beiträge zum minimalistischen Wohnen verfolgt hat, wird entdecken, dass es auch für mich ein allmählicher Veränderungprozess war, bis ich die für mich richtige Menge bzw. Nicht-Menge an Dingen gefunden habe. Minimalismus ist und war für mich immer auch eine Entdeckungsreise, die mich weg von „üblichen“ oder „normalen“ Wohnstandards hin zu meinen wirklichen persönlichen Bedürfnissen geführt hat.
In meinem Auszeit-Raum befindet sich nur noch mein Podest mit normalem Futon und Klappfuton. Dann gibt es noch den multifunktionalen Berliner Hocker, zwei Lampen, zwei Bilder. In einer Zimmerecke noch eine Holzkiste in der ich tagsüber das Bettzeug aufbewahre (auf dem Foto nicht zu sehen) . Gut möglich, dass ich hierfür irgendwann auch noch mal eine andere Lösung finde.
Viel Platz, viel Raum, viel Ruhe für große und kleine Auszeiten. Wem die Deko fehlt: Deko gönne ich jedem von Herzen, wer immer sie benötigt oder einfach haben will. Mich lenkt Deko ab, sie fehlt mir nicht, ich brauche sie nicht.
Mein Auszeit-Raum ist Schlafzimmer, Meditationsraum, Lesezimmer. Ich kann die von außen in den Raum fallenden Sonnenstrahlen genießen oder auch einfach mal nichts tun. Mehr findet hier nicht statt – oder besser: So viel findet hier statt, so viel ist es! Denn eine Auszeit, sei sie groß oder klein, freiwillig oder unfreiwillig, eine solche Zeit ist es, die meine inneren Akkus wieder aufladen lässt.
Auszeit – es ist nicht nötig, hierfür in einen indischen Ashram oder ein japanisches ZEN-Kloster zu fahren. Mit einem minimalistischen Lebensstil gelingt dies auch prima in einer kleinen 1-Zimmer-Wohnung im Ruhrgebiet.
Liebe Gabi, ich finde, Du gehst einen interessanten Weg mit dem Minimaleismus und Deine Bilder gefallen mir gut. Meinen Erfahrung ist eher umgekehrt, meine Veränderung geschieht von innen. Ja, ich genieße es auch ein bis zweimal in der Woche mich mit meiner Sangha in eher spartanisch eingerichteten Räumen zu treffen, aber bei mir zu Hause ist es doch etwas üppiger 😉 Und bei meinem letzten Retreat habe ich die für mich erstaunliche Erfahrung gemacht, dass ich mich auch in einer tibetischen Gompa, die für westliche Sehgewohnheiten recht überdekoriert erscheint, recht wohl fühlen kann.
Hallo Gabi, ich mag Deine Räume.
Den Gedanke an Klosteraspekte hatte ich auch, deren minimalistische Einrichtung , ein Kräutergarten, Laubengänge zum Schlendern, Meditieren, usw.
Ich bin derzeit etwas festgefahren, was den Minimalismus angeht. Allerdings kaufe ich wenig, außer Lebensmittel und was man für Putzen, Körperpflege und die Katzen braucht. Ich bin tatsächlich immun gegen neu/besser/mehr/schneller scheint es. Allerdings ist bei mir der sparsame Lebensstil auf hohem Niveau, ich kann mir Biolebensmittel leisten. Ausgaben sind manchmal hoch, z.b müssen bald zwei neue Fahrräder gekauft werden und da nehme ich z.b nichts Gebrauchtes, weil sich Fahrräder mit allen Teilen abnutzen und ich schnell Zeit und Geld draufpacken müsste. Die Räder sind für den Schulweg notwendig und dürfen keinen Tag ausfallen, müssen sehr sicher sein, wir hatten schon viele Verschleißteile, platte Reifen trotz Unplattbarmäntel, abgebrochene Sättel etc., kostet alles Zeit und Geld und nun sind die Räder schlichtweg im Ganzen verbraucht und zu klein. Das Fahrradbeispiel soll nur zeigen : man kommt nicht überall auf 0 und alles was bleibt, muss gewartet, gepflegt und ggfls. auch ersetzt werden.Dann muss es bitte einen entsprechenden Nutzen haben, wenn es bleibt. Deko fällt dann für mich raus, ich bin kein Künstler oder gegenständlich kreativ. Daher ist es leicht , ich vermisse nichts.
Derzeit bin ich im Garten aktiv, je nach Wetter 30 bis 60 Minuten. Minimalistisch ist er nicht wirklich, aber wir möchten den Insekten etwas bieten und solche Gärten machen mehr Arbeit als bloß Rasen+Thujahecke.
Hallo Thorsten, als Familie muss man tatsächlich anders planen. Ich finde es phantastisch, dass deine Kinder überhaupt das Fahrrad benutzen und ihr so nicht ständig den Taxidienst per Auto übernehmt. Ich finde, das alleine sind die ordentlichen Fahrräder schon wert. Biolebensmittel kaufe ich auch sehr viel, die Kosten kompensieren sich aber auch nicht unerheblich durch das Weglassen von Fastfood und Fertignahrungsmitteln. Ok, da muss ich mich jetzt aber auch nicht mit Teenies einigen und habe es da sicher auch einfacher.
Ich finde, Minimalismus KANN zwar sparsam sein, muss er aber nicht. Letztlich ist es Konzentration auf die wesentlichen Dinge. Wenn die halt kosten und man es aber trotzdem bezahlen kann, ist es doch prima.
Dein Garten auch als Lebensraum für Insekten zu sehen: Wow, finde ich super! Etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen finde ich z.B. etwas sehr Wesentliches und wichtiger, als irgendein akurat dressierter, aber langweiliger Rasen. Natur darf aus meiner Sicht gerne sehr unminimalistisch sein.
Sehr schön geschrieben. Beim Lesen und Betrachten der Bilder hatte ich schon eine kleine Auszeit! Vielen Dank dafür 🙂
Hallo Sanne, das ist ja prima. Grüße von Auszeit zu Auszeit ?
Hallo Gabi,
schön zu hören, dass es dir wieder besser geht! Der Schlusssatz gefällt mir – auch als Nomade – richtig gut!
Lieber Gruß
Philipp
Hallo Philipp, na bei deinen nomadischen Lebensstil kommt das ja wirklich aus berufenem Mund. Sich selbst trifft man bekanntlich überall an – in ferne Ländern reisend oder im heimischen Wohnzimmer.