Dieses Jahr war er bereits am 2.5. – der Earth Overshoot Day, auch Welterschöpfungstag“, „Weltüberlastungstag“, „Ökoschuldentag“ oder „Erdüberlastungstag genannt. Es ist das Datum, an dem wir hier in Deutschland bereits unseren Anteil an den Ressourcen unseres Planeten für dieses Jahr verbraucht haben. Drei Planeten würden wir benötigen, wenn alle Menschen so konsumieren würden, wie wir hier in Deutschland. Und immer noch sind da Menschen, die nicht wahrhaben wollen, dass wir mit unserem ausuferndem Konsumverhalten unsere eigene Lebensgrundlage und die zukünftiger Generationen zerstören.
Achtsamkeit – Wir sind keine getrennt voneinander existierenden Wesen
Wie verrückt unser Lebensstil ist, wird mir nicht zuletzt durch meine Achtsamkeitspraxis deutlich. Mit jedem bewusstem Atemzug spüre ich, dass wir uns nicht als voneinander getrennte Wesen sehen können. Letztlich ist alles miteinander verbunden. Mit jedem Einatmen lassen wir ein Stück dieser Welt in Form von Luft in uns hinein, mit jedem Ausatmen geben wir wieder etwas ab. Tun wir dies nicht, sterben wir. Ohne Verbundenheit kein Leben. Die Zellen unseres Körpers, unsere Haut, unsere Knochen, unsere Organe erneuern sich und ständig sterben Körperzellen ab. Alle paar Jahre sind wir also so etwas wie runderneuert.
Auch dann, wenn einige Dramen noch nicht direkt für uns spürbar sind, auch dann, wenn die Verdrängungsmechanismen gut funktionieren, ist klar, dass die Zeiten vorbei sind, in denen wir einfach fröhlich vor uns hin konsumieren konnten, ohne diese Verbundenheit und die Notwendigkeit eines bewussteren Umgangs mit unseren Resscourcen in den Blick zu nehmen.
Veränderungen – Die Chance der kleinen Schritte
Veränderungen sind aber auch nicht mal so eben umgesetzt. Ich kenne das von mir selbst und würde mich nie als auch nur annähernd gutes Beispiel nachhaltiger Lebensführung bezeichnen. Trotzdem ist einiges möglich und ich habe festgestellt, dass die besten und nachhaltigsten Veränderungen durch eine „Chance der kleinen Schritte“ gelingen. An irgendeiner Stelle anfangen und sei es noch so wenig und noch so klein. Und dann das, was man angefangen hat, fortführen. Das macht selbst dann Sinn, wenn alle anderen persönlichen Bereiche noch weit entfernt von jeder umwelt- und ressourcenschonenden Lebensweise sind.
Kleine Anfänge waren für mich beispielsweise, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich eine neue Getränkeflasche über unterwegs benötigt habe, dann keine Plastikflasche mehr gekauft habe. Ich habe mich für eine teurere, aber dafür auch sehr langlebige Edelstahlflasche entschieden. Gleiches setzte ich mit meiner Brotbox um.
Das war auch nur ein kleiner Anfang, aber es war ein Anfang. Andere Bereiche folgten schrittweise. Als Kaffeeliebhaberin rühre ich die Kapselkaffeemaschine auf der Arbeit nicht an und halte mich auch nicht mit Äußerungen darüber zurück, was ich von solchen Geräten halte: Nichts. Brauche ich neue Kleidung, schaue ich zuerst und vorrangig, ob ich auch in Deutschland produzierte Kleidung kaufen kann. Die ist in der Regel viel haltbarer, die Transportwege kürzer und damit der ökologische Fußabdruck auch sehr viel geringer. Da ich insgesamt deutlich weniger Kleidung habe und kaufe, als die meisten anderen Menschen um mich herum, kann ich es mir auch leisten, wenn diese Kleidung etwas teurer ist. Als die Plastikgefrierdosen nacheinander den Geist aufgaben, habe ich angefangen, die einfachen Schraubgläser von Gurken und Co. zu sammeln und diese zum Einfrieren zu benutzen. Es funktioniert phantastisch. Auch Lebensmittelvorräte wie Müsli, Nudeln, Reis, etc. lassen sich damit hervorragend aufbewahren. Dass ich seit längerem kein Auto mehr habe, war die beste Entscheidung meines Lebens. Dies freut nicht nur unsere Umwelt, sondern ich habe auch sehr viel weniger Stress, spare viel Geld und ich bewege mich einfach mehr. Natürlich: Mit vielen Bereichen bin ich noch sehr unzufrieden, oft macht mir die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Ich brauche beispielsweise Batterien für meine Hörgeräte, da die existierenden Akkus immer noch indiskutabel sind. Dann habe ich einige Allergien und Unverträglichkeiten, was die Lebensmittelauswahl einschränkt. Manches habe ich auch einfach noch nicht umgesetzt. Trotzdem: Selbst wenn die kleinsten Minischrittchen noch so winzig sein mögen, sind diese immer noch besser, als Stillstand, Verdrängung und den Kopf in den Sand zu stecken.
Nachhaltigkeit als praktische Metta-Meditation
Jede und jeder von uns kann sich überlegen, irgendeinen ganz kleinen Schritt hin zu einem umweltverträglicheren Verhalten zu gehen. Auf diese Weise können wir dazu beitragen, den Earth-Overshoot Day als ersten Schritt zumindestens wieder ein Stück weiter nach hinten zuverlegen. Und sage niemand irgendwann, er oder sie habe nicht gewusst, dass wir so wenig fürsorglich mit den Resscourcen unserer Erde umgehen.
Jeder kleine Schritt hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise ist für mich praktische Metta-Meditation, gelebte Achtsamkeit. Achtsamkeit auf mich, auf uns, auf unsere Welt und darauf, dass wir nun mal nicht als voneinander getrennte Wesen existieren, sondern alle miteinander verbunden sind – täglich und mit jedem Atemzug.
Sehr schön!