Kleine Schritte der Nachhaltigkeit

Wirklich und sehr ernsthaft: Ich finde diese Menschen bewundernswert, die irgendwie so alles zu schaffen scheinen und wo es fast perfekt ist. Also beispielsweise diejenigen, die es tatsächlich schaffen, in einem Monat oder mehr, mal gerade die Müllmenge zu produzieren, die in ein kleines Gurkenglas passt.

Zu unperfekt für Nachhaltigkeit im Alltag?

Mehr Nachhaltigkeit in den Alltag einzubauen, ist ein Thema, welches mich schon länger umtreibt. Unsere Natur ist oft so wunderbar und nicht selten ist mir endlos schlecht, wenn ich sehe, wie ausbeuterisch wir mit unserer Lebensgrundlage umgehen. Leider gehöre ich aber trotzdem nicht zu denen, die mit solch beeindruckenden Ergebnissen wie maximal ein kleines Gurkenglas voll Müll aufwarten könnten oder sonstige, andere erwähnenswerte Umwelt-Heldentaten vorweisen könnten. Manche Lebensmittel bekomme ich als Allergikerin beispielsweise weder plastikfrei noch regional, meine Hörgeräte benötigen nunmal Batterien und hin und wieder vergesse ich immer noch, die vorhandenen Gemüsesäckchen und Brotbeutel auch zum Einkaufen mitzunehmen. Ärgerlich.

Zu hohe Ziele und Ideale

Irgendwann fiel mir auf, dass wenn wir uns an Zielen und Idealen orientieren, die zu hoch oder unrealistisch weit weg erscheinen, dies oftmals nur eine Wirkung hat: Wir lassen es gleich, wir fangen nur halbherzig an, die anfängliche Energie verpufft und wir geben resigniert auf oder verdrängen die Realitäten. Zu hohe Ziele können eine Veränderungs- und Verbesserungsprozess blockieren. Dann braucht es andere Wege.

Kleine Schritte – die Macht der Gewohnheit als Chance

Kleine Schritte der Nachhaltigkeit sind immer und uns Allen möglich. Ein einfacher Weg ist, sich schrittweise neue nachhaltige Gewohnheiten anzueignen. Gewohnheiten sind hartnäckig. Das können wir positiv nutzen. Es  kann auch so etwas simples sein, sich immer wieder aufs Neue und auch nach dem zehnten Mal des Vergessens, trotzdem immer wieder die erwähnten, wiederverwendbaren Gemüse- und Brotbeutel einzustecken, um die kleinen Plastikbeutel im Supermarkt nicht nutzen zu müssen. Das ist so ein kleiner Schritt und der lässt sich immer wieder so lange einüben, bis er selbstverständlich und zur Gewohnheit geworden ist. Genau dann brauchen wir nicht mehr darüber nachdenken und können uns einen neuen kleinen Schritt vornehmen.

Minimalismus für mehr Nachhaltigkeit

Minimalismus ist ebf. ein prima Möglichkeit kleine Schritte der Nachhaltigkeit in den eigenen Alltag zu integrieren. Statt viele Dinge zu kaufen, macht es Sinn, achtsamer zu konsumieren. Da wo es möglich ist, lieber weniger, aber eher hochwertigere und langlebigere Dinge kaufen und vorhandene Produkte möglichst lange nutzen. So lässt sich jede Menge Konsum-Müll sparen.

Kleine Schritte der Nachhaltigkeit zu gehen, kann auch bedeuten, das Auto konsequent immer dann stehen zu lassen, wenn etwas im Umkreis von 1 – 2 Kilometern auch zu Fuß zu erreichen ist. Geht es vielleicht sogar ganz ohne Auto? Das schont nicht nur die Umwelt, sondern nicht unerheblich auch den eigenen Geldbeutel. Mir hat das autofreie Leben beispielsweise eine Arbeitszeitreduzierung ermöglicht, wodurch ich deutlich entspannter durch meinen Alltag gehen kann.

Auch die minimalistischste Wohnung, der minimalistischste Kleiderschrank und das schickste energiesparende Auto oder E-Bike bringen der Umwelt übrigens wenig, wenn man sich gleichzeitig für den Urlaub ins Flugzeug setzt. Flugzeuge sind bekanntlich große CO2-Schleudern, die sich auch nicht mal eben mit veganer Ernährung , weniger Dinge kaufen und einer minimalistischen Lebenshaltung kompensieren lassen. Daher verzichte ich auf solcherlei Urlaubsflüge. Erholen kann ich mich nämlich sehr gut auch an weniger entfernten Orten. Da geht nebenbei auch nicht so viel Urlaubszeit für die Hin- und Rückfahrt drauf 😉

Bewegung statt Perfektheit

Vergessen wir also die Perfektheit, die hohen Ziele, den Ehrgeiz und all das, was uns evtl. auf halber Strecke scheitern lässt und uns vielleicht eher blockiert als motiviert. Es geht nicht um Heldentaten, sondern um Veränderung. Es können und dürfen auch kleine Schritte zu mehr Nachhaltigkeit sein – nicht als Ausrede, nicht als Greenwashing, nicht als rosa Brille – sondern als das, was uns in Bewegung bringt.

Solche kleinen Schritte ändern natürlich nicht die Welt, aber es ändert unsere persönliche Sichtweise auf diese Welt und unsere Haltung zu dieser Welt. Ist ein kleiner Schritt mal geschafft, so ist dies auch eine Motivation für einen weiteren kleinen Schritt und noch einen und noch einen. Außerdem gibt es auf diese Weise auch keinen Grund, etwas gar nicht zu tun und die Augen zu verschließen. Kleine Schritte schaffen auch wir Unperfekten, egal wie stümperhaft diese aussehen mögen – ein Schritt ist immer ein Schritt und besser als Stillstand.

 

Photo: Derek Thomson

5 thoughts on “Kleine Schritte der Nachhaltigkeit

  1. Du sprichst mir aus der Seele, Gabi. Genau deshalb habe ich Probleme Veränderungen durchzuhalten. Danke für den Artikel!!

  2. Hallo Gabi,
    vielleicht ist es Veranlagungssache. Ich habe schn immer alles hinterfragt und war sehr sehr unbequem (zum Glück). Gleichzeitig hat jeder Mensch auch ein Verlangen nach einer gewissen Routine/Gewohnheit, das gibt Sicherheit.
    Wenn man perfektionistisch (!) unterwegs ist, dann wird man alles , auch die Gewohnheiten irgendwann hinterfragen. Die Schnittmenge zum Minimalismus zum Perfektionismus ist ungleich Null. Und die Menge der Gewohnheiten ist auch im Leben nicht konstant, weil sich auch das Leben ändert. Manches geht rein, manches raus, manches nimmt weniger Platz ein, manches mehr.
    Die Kunst beim Minimalismus sehe ich darin, diese Menge auf einem Niveau zu halten, wo man einigermaßen nachhaltig und vernünftig mit Ressorucen umgeht, Zeit, Energie usw. Eine Menge, die einen nicht überfordert, und die nicht so viel Zeit bindet und Emissionen (Lärm, Abgase, Dumpfbackengeschwafel, Möbeldurchsatz, Kleidungskauf,…) auf einem erträglichen Niveau hält.
    Meine Methode ist mit wachen Augen (z.B im Haushalt), kleine Schritte definieren, die nicht überfordern und in Summe am Ende doch so wirksam sind. Wie lange das dauert ? Egal, Hauptsache am Ball bleiben.

  3. „Solche kleinen Schritte ändern natürlich nicht die Welt,“

    Doch! Nachdem ich das auch lange Zeit geglaubt habe, bin ich
    inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass es genau diese kleinen
    Schritte sind, die die Welt verändern. Jeder dieser Schritte kann eine
    Lawine ins Rollen bringen, von der wir nichts ahnen. Man kann zwar
    nicht vorhersehen, welcher der kleinen Schritte jetzt genau die Lawine
    auslösen wird, aber je mehr kleine Schritte zusammenkommen, desto
    wahrscheinlich wird es.

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