Weniger an Smartphone und Co., aber wie?

Nachdem ich während der heftigsten Phase meiner PostCovid-Erkrankung recht häufig und lange Zeiten in den Weiten des Internets zugebracht habe, war es schon länger mein Wunsch, diese Zeiten wieder zu reduzieren. Zeitweise hatte ich bei Smartphone und Tablet Onlinezeiten von locker 6 Stunden. Andere Geräte, wie TV u.ä. gibts nicht mehr. Ich fand es trotzdem zu viel, zumal der Drang nach häufigerem Checken der Geräte zugenommen hatte. Aber mal soeben zu reduzieren ist auch nicht so einfach. Smartphone und Co., sowie die Apps sind bekanntlich extra und bewusst so programmiert, dass wir lange hängen bleiben.
Wer mal aufmerksam unterwegs ist (z.B. im ÖPNV), kann beobachten, wie allgegenwärtig Smartphones sind und wieviele Menschen darin ziellos herum scrollen und manchmal ihre Geräte im Minutentakt ein- und ausschalten. Ich möchte so etwas nicht und stattdessen einen bewussteren Konsum.

Online- und Offlinezeiten bewusster gestalten

Tipps und Empfehlungen die digitalen Geräte häufiger mal liegen zu lassen gibt es immer wieder. Inzwischen ist es z.T. aber schon schwer bis fast unmöglich, z.B. weil es bei der DHL-App schon so etwas wie einen Smartphone-Zwang gibt. Ohne App kommt man an die Pakete in der Packstation nicht ran. Früher reichte dazu eine Karte. Auch einige Onlinebanken kann man nur mit Smartphone nutzen.

Praktische Tipps und Einordnungen

In dem Buch von Catherine Price („Endlich abschalten“) entdeckte ich neben zahlreichen praktischen Tipps, die hilfreiche Abgrenzung von Apps als Hilfsmittel und Apps als Junkfood und Glücksspielautomat: Ist diese oder jene App tatsächlich ein praktisches Tool oder verleitet sie mich, von einem Beitrag zum nächsten zu scrollen und zu wischen und irgendwann festzustellen, das es plötzlich wieder ein paar Stunden später ist? Also Junkfood- und Spielautomaten-Apps mal ganz löschen. Die meisten Anwendungen, speziell Social Media, funktionieren auch über den Browser.
Zum Glück nutze ich weder WhatsApp, Instagram, Tiktok noch Netflix. Auf YouTube bin ich aber schon häufiger versackt – das geht dort ja auch ohne eigenen Account. Bei YouTube habe ich daher Anfang des Monats die Anregung aus Cal Newports Buch „Digitaler Minimalismus“ umgesetzt und pausiere aktuell für 30 Tage komplett.

Dumbphone

Inzwischen habe ich nach einigem Suchen ein passendes Dumbphone, also ein Einfachhandy mit Tastatur. Allerdings sozusagen in der Luxusversion mit LTE. Ich nutze das Handy nämlich auch als eine Art Router fürs mobile Internet. Nachwievor habe ich keinen üblichen DSL- oder Kabelinternetanschluss, sondern nutze nur mobiles Internet. Das Dumbphone selbst hat eine Browser, Email, G-Maps und ein paar weitere Apps. WhatsApp und Facebook ließ sich zum Glück deinstallieren. YouTube gibts auch, aber auf diesem Minihandy ist das ohnehin ein Witz. Alles ist so simpel, dass ich auf dem Gerät selbst nur dann online bin, wenn es wirklich nötig ist. Smartphone und Tablet müssen erst mit dem Dumbphone verbunden werden, damit das Internet läuft. Das dauert ein wenig und ist so eine kleine praktische Denkpause. Das häufige und oft unbewusste Checken ist so deutlich umständlicher und wird bewusster. Für Digital Detox und einen achtsameren Internetkonsum also wunderbar. Es ist deutlich reduziert, aber man ist nicht komplett von der Onlinewelt abgekoppelt.

Smartphone-Funktionen und Telefonieren trennen

Wichtig ist mir die Telefonfunktionen. Mit Schwerhörigkeit bin ich wegen der Tonqualität und der Hörgerätekompatiblität bislang immer an iPhones hängen geblieben. Mit meinem „Dumbphone de Luxe“ funktioniert das Telefonieren. Smartphone und Tablet habe ich noch, nutze diese Geräte aber nun aber viel seltener, gerade weil es nun nicht mehr so ausgeprägte Multifunktionstools sind. Sollte mein iPhone 7 mal nicht mehr gehen, wäre ich freier bei der Geräteauswahl, da ich mit dem Gerät dann nicht telefonieren muss. Das neueste iPhone 15 soll fast 1000 € in der Standardversion kosten. Indiskutabel für mich, selbst dann wenn ich im Geld schwimmen würde. Mein Dumbphone hat mich gerade mal 99,99€ neu gekostet und da ist auch schon ein USB-C-Anschluss drin.

Keine Smartphone-Challenge

Ich halte nur begrenzt etwas von diesen Challenges, wo das Smartphone eine oder mehrere Wochen ganz weggelassen wird. In der Regel wird das Smartphone anschließend wieder angestellt und alles ist wie vorher. Das ist ein Alles-oder-nichts-Prinzip und mir zu wenig. Mich interessiert eher, das Internet zu nutzen, aber weniger und bewusster. Manchmal besteht der Minimalismus halt auch mal darin, ein Gerät mehr zu besitzen. Es bringt mir mehr Unabhängigkeit und mehr qualitative Offline-Zeit.

Zum Weiterlesen:

 

41 thoughts on “Weniger an Smartphone und Co., aber wie?

  1. Da geht mir doch die Hutschnur hoch.
    Hinter mir in der Schlange standen ein Teenager und ein Mann, vermutlich der Vater. Sie stritten sich über das Abspeichern der Buchungsbestätigung einer Online-Fahrkarte auf dem Smartphone. Schließlich sagte der Teenager es seit Zeit, dass endlich die Babyboomer aussterben, damit es mit der Digitalisierung vorangehe. Ich drehte mich um und sagte ziemlich ärgerlich: „Wer hat denn die Digitalisierung geschaffen? Wer hat all die digitalen Geräte entwickelt und programmiert? Wer hat die Computer und Smartphones hergestellt? Deine Generation war das nicht. Es war meine Generation. Wir haben in den Laboren und Werkhallen gesessen und die Maschinen programmiert, die heute so selbstverständlich sind. Als ich anfing zu arbeiten, wurden Berichte noch auf Schreibmaschine mit Durchschlagpapier getippt. Heute benutzt jeder auf der Arbeit völlig selbstverständlich einen Computer. Wir benutzen jeden Tag auf der Arbeit digitale Geräte, um unseren Wohlstand zu erarbeiten. Aber wir tragen sie nicht als Spielzeug in der Tasche rum.“

    1. Verschiedenste Medien haben dieses Babyboomer Thema künstlich hochgepuscht und sowas kommt dann dabei raus. Nun ja, auch wir haben in unserer Jugend sicher mal was dummes gesagt, vielleicht lernt er ja was draus.

  2. Mir hilft gerade ein Zahlenstrahl auf Rechenpapier. Die Stunden, die ich wach bin. 6-22. Darunter in die Reihe ein Querstrich für jede halbe Stunde, die ich nicht online war. Ergibt z. B. ein Kreuz unter der 6, wenn ich eine Stunde nicht online war. 5 Abkürzungen in den halben Kästchen zeigen, wo ich im Netz war. Y für You Tube. B für Bestellung. F für Film. L für Lernen. S für „Es isr mir gerade sch…egal, will einfach online sein,“. Nimmt etwas den Druck raus. Das System gibt mir eine gute Übersicht über mein Onlineverhalten und spornt an, die halben Stunden auszudehnen. Die Küche ist aufgeräumter. Der Tag strukturierter und entspannter. Die Internetzeiten gehen langsam nach unten. Es finden sich neue Rituale. Tablet nutze ich nur noch, wenn es nicht auf dem Handy geht. Der Anfang war holprig. Es braucht etwas Zeit. Danke, dass du das Thema hier wieder aufgegriffen hast.

    1. Was für eine einfache und effektive Lösung. Die digitalen Tracker wie Bildschirmzeit bei Apple oder Wellbeing bei Android bringen es nicht wirklich. Und insbesondere solche qualitativen Merkmale (was mache ich da gerade überhaupt) wird mit deiner Variante sehr viel besser erfasst.

    2. Ich finde dieses Thema der digitalen Welten ehrlich gesagt auch wirklich nicht einfach. Chance und Desaster liegen da manchmal nah beieinander.

  3. Jede Generation hat eben andere Umstände, unter denen sie aufwächst. Die technischen Fortschritte unserer Zeit werden zu oft von großen Tech-Konzernen ausgenutzt, auch zulasten der Gen Z. Zusammen mit den Lockdowns, die die Verlagerung ins Digitale definitiv verstärkt haben, ist das natürlich ein wenig aus dem Ruder gelaufen.
    Aber jetzt die Nutzung von Smartphones im ÖPNV zu verdammen halte ich für ein bisschen simpel gedacht. Mein Smartphone ist übrigens 8 Jahre alt. Davor hatte es mein Cousin und meine Tante. Ich habe mich bewusst gegen einen Neukauf entschieden und damit bin ich in meiner Altersgruppe nicht allein. Genauso, wie sich über Änderungen in der Sprache zu beschweren. Die Welt ist im Wandel und die Jugend ist immer der beste Indikator dafür.

    1. Die recht häufige Nutzung des Smartphones unterwegs geht nach meinen Beobachtungen inzwischen quer durch nahezu alle Generationen. Wobei mich da überhaupt nicht die Nutzung an sich stört, sondern wie massiv und ausgeprägt dieses ist. Und mal etwas genauer hin geschaut sieht man genau , dass es sehr oft ein sinnloses Scrollen und Wischen im Sekundentakt ist. Und sowas finde ich dann schon auffällig. Es gibt ja genügend Hinweise zu Merkmalen von Smartphone-Abhängigkeiten. Interessantes dazu hier: https://www.swr.de/swr2/wissen/wie-machen-smartphone-und-co-suechtig-christian-montag-swr-science-talk-100.html
      Dass du ein so altes Smartphone nutzt, finde ich komplett beeindruckend. Mein Gerät ist sieben Jahre alt, aber Secondhand gekauft es ist nicht innerhalb von Freunden und Familie gewandert.

    2. Mich stört nicht die Möglichkeit, Fahrscheine digital zu kaufen. Für viele ist das eine angenehme Möglichkeit sich Fahrkarten zu beschaffen, besonders wenn kein Service-Center der DB in der Nähe ist. Mich stört der Zwang ein Smartphone nutzen zu müssen. Wir sind gerade auf dem Weg zur Totalüberwachung, was ich sehr kritisch sehe. Die Überwachung durch die NS-Diktatur und der DDR-Stasi waren primitiv gegenüber den Möglichkeiten der Überwachung, wenn jeder für alle mögliche Dinge ein Smartphone nutzt.
      Die Pläne der DB gehen ja noch viel weiter. In Zukunft soll es nur noch personalisierte digitale Fahrscheine geben. Der Kauf von Fahrkarten für andere Personen soll nicht mehr möglich sein. Gleichzeitig sollen die Fahrkartenautomaten abgeschafft werden. In dieser Form bedeutet das, dass bereits ein siebenjähriges Kind ein Smartphone benötigt, um Bahn zu fahren. Für Menschen, die aus geistigen oder körperlichen Gründen kein Smartphone nutzen können, wird es dann wieder ein riesiger bürokratischer Aufwand sein, um per Sondergenehmigung an eine gedruckte Fahrkarte zu gelangen.

      1. Das ist der komplette Horror! Noch ein Grund mehr, mir nochmal genauer zu überlegen, für was ich ein Smartphone überhaupt nutzen werde und insbesondere für was nicht.
        Für den ÖPNV habe ich ab Oktober eine Chipkarte. Wird das Gesundheitssystem digitalisiert, dann sollen sie es über die Krankenversicherungskarte regeln. Auf meinem Smartphone wird keine entsprechende Krankenkassen-App installiert und ein Rezept möchte ich ausgedruckt. Für die Bank habe ich einen TAN-Generator und bin sehr froh darum.

        1. Vorsicht bei zu alten Smartphones, die können teilweise Sicherheitslücken haben, die nicht mehr behoben werden. Da würde ich dann keine sensiblen Daten mehr drauf tun, auch nicht in passwortschützten Dateien. Ist leider auch eine Masche der Hersteller, um die Leute zum Umstieg zu zwingen.

          Bei digitalen Fahrscheinen kommt es finde ich sehr darauf an, wie die Daten verwendet werden. Mein lokaler Verkehrsverbund löscht die von der App erhobenen Daten angeblich zügig wieder – die DB macht das ja ausdrücklich nicht und überträgt gleich alles an Dritte zur Profilbildung. Da haben wir denke ich nur die Möglichkeit, gesellschaftlich und juristisch gegen die Datensammelei vorzugehen, nicht gegen die digitalen Angebote selbst – die sind ja auch in vieler Hinsicht praktisch. Aber sie machen eben auch überwachbar, und da gehört ein Riegel vor.

    3. Immer öfter : die Kombination Smartphone plus Powerbank.
      Weil
      -z.b das Deutschlandticket nur noch digital verfügbar ist über den Arbeitgeber.
      -Der Fahrschein digital gekauft wurde und dort 7% günstiger ist.
      -du mit Komoot/Maps/Osmand unterwegs bist und dein Handyakku trotz voller Aufladung wegen Displaynutzung nach 4 Stunden leer ist.
      -du länger über den Tag unterwegs bist und du nicht überall Strom schnorren kannst.

      1. Ich habe beschlossen, dass ich mein Deutschland Ticket vorerst behalte. Ab Oktober aber endlich mit einer Chipkarte. Das ist wirklich eine Erleichterung, wenn man diese Möglichkeit hat.

        Digitale Wander-oder Straßenkarten sind schon etwas sehr komfortables, insbesondere, wenn man sie dann auch offline zur Verfügung hat. Wenn es ganz wichtig ist und ich bin in unbekannten Gelände unterwegs, drucke ich aber trotzdem schon mal eine Übersicht aus. Es ist einfach sicherer. Oder vielleicht doch mal eine gute Wanderkarte? Ich bin mir da auch nicht so ganz sicher, was da die beste Lösung ist.

        1. Wanderkarten sind immer veraltet und deswegen teilweise falsch. Mit einer Wandergruppe verkehrt zu gehen ist keine gute Idee. Es bleibt nur die digitale Variante.

          1. Digital ist da doch einfach komfortabler, Prinzipienreiterei mit ggf.. verhagelter Stimmung in der Wandergruppe wäre ja auch wirklich Unsinn. Papiervarianten sind bei mir in unbekannten Gegenden in der Regel so etwas wie ein analoges Sicherheits-Backup. Bei Wanderkarten (die ich auch nicht mehr nutze) hänge ich wohl noch etwas in sentimentalen Erinnerungen fest…

  4. Kurze Anekdote: -Es kam die Frage auf, wie das Wetter in den nächsten zwei Stunden werden würde. Ich sah zum Fenster raus, andere schauten auf ihr Smartphone.- Ich weiß nicht, ob die Smartphone-Nutzung in diesem Fall lächerlich oder eher besorgniserregend war, weil sich Menschen gedankenlos auf fremdbestimmte Informationen verlassen haben und statt ihre eigene Beobachtungsfähigkeit zu nutzen.

    1. Ich überlege gerade, ob ich jetzt lachen oder mich erschrecken soll. Mir ist nach beiden Varianten.
      Ich habe mal eine Zeit lang meine Passwörter in der Tablet-App gespeichert. Irgendwann wusste ich kann einziges meiner Passwörter mehr, nicht eins! Man benutzt einfach nicht den eigenen Denkapparat. Ich habe das längst wieder geändert, nun ist vieles auch wieder im Kopf, zum Glück. Der Rest befindet sich in einer passwortgeschützten Datei.

    2. Ohne den Regenradar könnte eine Wanderung übel enden. Ich nutze ihn. Ich brauche eine Vorhersage für mehrere Stunden. In den letzten Jahren ist das Regenradar sehr zuverlässig geworden. Die Alternative ist auch bei Sonnenschein eine Jacke mitzunehmen, das ist schon etas old school. „Es könnte etwas passieren“. Angstgetreiben wie ältee Generationen, weil sie wenig oder gar keine Chance auf Informationenn hatten. Bin hin- und hergerissen.
      Jacke umsonst schleppen wie früher oder moderne Technik nutzen ?

      1. Für solche Situationen finde ich eine Wetter-App im Smartphone tatsächlich sehr viel praktischer. Längere Wandertouren sind ja auch was ganz anderes, als mal eben ein kurzer Gang in die Stadt zum Einkaufen. In so einer Wetter-App scrollt man aber auch nicht stundenlang sinnlos herum, da gibt es keine Katzen-Videos, keine Schlagzeilen keine Dramen, keine aufsehenerregenden Ereignisse oder sonstige Animationen.

      2. Bei der Einschätzung des Wetters ging es um die Entscheidung den Kaffeetisch auf der Terrasse oder im Wohnzimmer zu decken. Dafür reicht der Blick zum Himmel.

        1. Ja, in der Tat 👍
          Ein schönes Beispiel, dass man nicht generell etwas über Apps und Smartphones sagen kann, sondern dass es wichtig ist, in welchem Zusammenhang und in welcher Situation man etwas benutzt und wie.

          Beim Einschalten des Smartphones nicht vergessen, auch den eigenen Denkapparat einzuschalten. Es passiert schnell, dass man genau das vergisst. Davon kann ich mich auch nicht freisprechen.

  5. Wie du sagst, so eine Challenge hilft nicht, wenn danach alles wieder wie vorher ist. Das ist wie bei einer Nulldiät, im schlimmsten Fall wiegt man hinterher mehr als vorher.
    Die sinnvolle Nutzung liegt bei uns selbst. Ebenso, welche Apps wir installieren und nutzen. Ich komme mir gerade in Wartezimmern und öff. Verkehrsmitteln oft wie ein Alien vor, wenn ich statt aufs Handy einfach nur durch die Gegend schaue. Andererseits kann ich so ganz ungeniert Leute beobachten. Die bekommen das nämlich gar nicht mit, so hypnotisiert, wie sie von ihren kleinen Geräten sind.

    1. Also wenn ich das genau überlege, bist du da der einzige Nicht-Alien 😉
      Man könnte unterwegs echt Studien zur Smartphone-Nutzung betreiben. Dabei ist es gerade unterwegs eine super Übung, das Smartphone wirklich mal nur in Ausnahmefällen zu benutzen. Navigieren geht damit zum Beispiel deutlich komfortabler, als mit einem einfachen Handy oder in dem man Karten mit sich herum trägt.

  6. Viele Dienstleister verlangen zwingend die Benutzung von Apps, Smartphones oder anderen digitalen Medien. Bei der DB wird man z.B. ab Oktober Fahrscheine am Schalter nur noch gegen Abgabe einer E-Mail-Adresse kaufen können. Dieser Zwangsnutzung digitaler Medien werden Verbraucher kaum entkommen können. Ein anderer Aspekt ist die freiwillige sinnfreie Nutzung. Ein Übergangsbereich bildet für mich die Informationsbeschaffung. Hier bietet das Internet häufig schnell und einfach Informationen. Bei übermäßiger zweckfreier Internetnutzung kann man sich folgende Frage stellen: „Verursacht eine Reduktion der Nutzung von Internet und sozialen / digitalen Medien bereits körperlich anhaltend schweres Unbehagen?“ Dann steckt man mitten drin in einer Nicht-Substanzgebunden-Sucht und sollte sich Gedanken über einen Entzug machen. Oder ist es nur eine schlechte Angewohnheit? Dann kann man beschließen. „Nein, jetzt nicht,“ und seinen Blick abwenden. Achtsamkeit ist dabei eine wunderbare Übung seinen Fokus auf andere Dinge zu lenken.

    1. Diese Zwangsnutzung finde ich auch fürchterlich, insbesondere auf einem Gerät, welches eben genau diese nicht-substanzgebundenen Süchte hervorrufen kann. Man gerät da sehr schleichend hinein.
      Bei einigen Banken kann man sich auch ein TAN-Gerät besorgen. Ich habe das inzwischen zu Hause. Ist das Smartphone verloren oder kaputt, muss ich erst ein neues Smartphone haben, bei diesem Smartphone dann die Tan-App erst neu registrieren. Das ist alles sehr umständlich wenn man dringend an sein Konto muss.
      Da wo es möglich ist, habe ich Alternativen. Das hat den Vorteil, dass ich beides nutzen kann und nicht von einer Sache abhängig bin.

  7. Hallo Gabi, bei mir haben sich die Online-Zeiten in letzter Zeit von selbst verringert. Das liegt daran das ich 1. Wieder deutlich mehr Bücher lese 2. Weniger Blogs lese ( es sind viele Blogs weggefallen weil sie mir auf die Nerven gingen, aus verschiedenen Gründen 3. Meine ohnehin kurzsichtigen Augen finden weniger Bildschirmzeit auch besser. Mir geht es genauso wie dir, ich möchte auch nicht ständig das Smartphone vor der Nase haben. Wenn ich unterwegs bin, oder auch z.b. beim Arzt im Wartezimmer und der überwiegende Teil der Leute nur in das Gerät starrt finde ich das immer schrecklich. Man kann doch auch einfach mal nur so dasitzen oder rumlaufen. Und grade ist mir eingefallen das ich mir noch Wolle besorgen könnte zum stricken, dann reduziert sich die Bildschirmzeit noch mehr. Mach dir noch einen schönen Sonntag !

    1. Ich war neulich unterwegs , Handy nicht dabei oder im Rucksack. Auf der Treppe zur S-Bahn waren fünf Menschen, die hinuntergingen. Alle starrten aufs Handy. Ich dachte, jeden Moment müsste jemand runterfallen. Das ist doch nicht normal.

      1. Ich wohne in einer Durchgangsstrasse . Wenn ich aus dem Fenster schaue sehe ich sehr viele mit dem Handy, starrer Blick auf das Display, lang laufen. Das sind auch nicht nur junge Leute, es geht durch fast alle Altersgruppen. Selbst der alte Herr von gegenüber, der täglich die Straße hoch und runterläuft liebt sein Smartphone heiss und innig. Mütter mit Kinderwagen sehe ich nur noch mit Handy in der Hand. Gruppen von Jugendlichen – jeder auf dem Handy am drücken, reale Unterhaltungen scheinen out zu sein.

      2. Vor ein paar Monaten sah ich eine Frau, die erst wenige Zentimeter im letzten Moment vor der Laterne auswich. Sie wäre aufs Handy starrend fast dagegen geknallt.

        1. Das ist doch aber wirklich schon ein Suchtverhalten . Die reale Welt versinkt um mich herum und das Smartphone hat mich voll im Griff. Echt jetzt, solch eine Abhängigkeit will ich genauso wenig wie andere Dinge die mich süchtig machen. Okay, Bücher lesen nehm ich für mich raus 😉

          1. Es gibt nur ein Mittel: ohne Smartphone oder verstaut im Rucksack möglichst viel draußen sein . Frische Luft.
            In der Wohnung ist das Suchtpotenzial noch viel höher ?! Bücher sind ein Mittel dagegen und natürlich Hausputz und Mininalisieren…
            Die Alternative das Smartphone endgültig gegen die Wand zu werfen hat bei mir nicht funktioniert 😉

          2. Also gegen die Wand klatschen würde ich es nicht, es hat ja auch einen Nutzen 😉 Aber ich finde man sollte sich nicht von solchen Dingen abhängig machen. Ich gehöre ja zur bösen Boomer Generation und kenne auch noch die Zeit ohne Internet und Handy/Smartphone. Vielleicht würde ich das anders sehen wenn ich damit aufgewachsen wäre. Ich weiß es nicht.

          3. Haha , wir die „böse Boomergeneration“ bekommt aber bei leerem Akku nicht gleich Heulanfälle oder muss bei kleinsten Reparaturen „kann man nicht selbst machen, das Fahrrad muss man in die Werkstatt geben“ oder noch schlimmer „der Knopf ist ab, kaputt ! Ich muss mir eine nuee Hose kaufen“. Das ist irre, was die junge Generation heute alles NICHT mehr zu können scheint.
            Abgesehen von Deutsch, aber das ist ein anderes Thema („es braucht“, „die Kopiererin“, „ich bin U-Bahn“, „ich habe Herr Schmidt gerufen“ ) Hilfe!!!

          4. Naja, einige jüngere Leute sind schon sehr fit beim Selbermachen Und bei den andern könnte man ja fragen von welcher Generation die wohl erzogen wurden… 😉
            Dann waren Geräte früher auch einfach leichter zu reparieren. Auch Fahrräder konnte sogar ich mal prima selbst reparieren zu früheren Zeiten. Heute wäre das unmöglich für mich.

          5. Naja, ein platter Reifen ist ein platter Reifen. Das kann jeder ( Gesunde), das ist auch keine Reparatur, sondern ein Ärgernis für die Werkstatt. Da hat sich auch nichts an den Rädern verändert. Die Leute probieren es nicht einmal. Es ist modern Dinge zu delegieren und ein Luxus etwas selbst nicht können zu wollen.
            „Rad ist kaputt“. Nein , da ist nichts kaputt, da muss nur ein Verschleißteil ausgwechselt werden. „Bremse ist kaputt“. Nein, die Bremsbeläge sind durch.

          6. Ob wirklich jeder wissen muss, wie man einen Reifen repariert, bezweifle ich. Bisher bin ich auch so klargekommen. Sicher, wenn man ständig mit dem Fahrrad fährt, wird man früher oder später damit konfrontiert werden, aber nicht jeder fährt täglich mit dem Rad.
            Bei anderen Geräten wird heutzutage übrigens vonseiten der Hersteller eine Reparatur möglichst verhindert, nennt sich zyklischer Konsum. Das ist nicht die Schuld der Gen Z.
            Davon abgesehen distanziere ich mich natürlich von der Wegwerfkultur, z.B. Fast Fashion.
            Andererseits hat „die junge Generation“ Kompetenzen, die die ältere Generation nicht vorzeigen kann. Auch wenn das hier wahrscheinlich nicht zählt, sind meine Fähigkeiten im digitalen Bereich sicherlich sehr gut ausgeprägt und ich kann meinen Großeltern häufig unter die Arme greifen, die einige andere Dinge sicherlich auch besser könne als ich.
            Wie im Blogbeitrag gezeigt, übertreiben es die Anbieter mit dem Handyzwang hier und da, aber irgendwo muss man auch versuchen, die beste Lösung für die Mehrheit der Bevölkerung anzubieten.

          7. @Simon

            Früher war der Reifenwechsel beim Fahrrad eine allgemeine Fähigkeit.Da war niemand, der es hatte machen können. Es ist verloren gegangen. Natürlich muss man es heute nicht unbedingt wissen. In Großstädten gibt es Werkstätten, auf dem Land eher nicht.
            Alles und jeder spezialisiert sich heute. Durch das Internet musst du im Prinzip gar nichts mehr wissen, nur halt wie du es nachschlagen kannst und wer dafür dich machen kann.
            Ich habe Viertklässler mitbetreut mit einem Polizisten. Die Kinder können zum Teil nicht Radfahren. Auch weil es in ihrer Kultur unter Status ist. Schwimmen Fehlanzeige, in Hamburg ertrinken solche Leute.
            Auch kaum zu glauben: Kinder können keine Schnürsenkel binden. Ist nicht Teil ihrer Kultur, nur Latschen und Klettverschlüsse. Das alles greift ineinander , gepflegtes Nichtwissen und Nicht können.

          8. Schwimmen ist natürlich eine andere Sache, da geht es um Leben und Tod. Ich glaube aber, dass das Beherrschen von Alltagstätigkeiten, wie die Schnürsenkel zu binden einfach davon abhängt, was der-/diejenige auch tatsächlich im Alltag macht. Warum sollte man sich darum kümmern, wie man die Schnürsenkel bindet, wenn man ausschließlich Schuhe mit Klettverschlüssen trägt? Früher war das schlichtweg nötig, weil es keine Alternative gab, heute ist es optional und von den individuellen Bedürfnissen abhängig.
            Deiner These, praktisch nichts mehr wissen zu müssen, stimme ich prinzipiell zu, allerdings weiß ich nicht, ob das jemals anders war. Früher wurden Kompetenzen von den Eltern mitgegeben, heute fragt man das Internet (oder ChatGPT), was bei manchen Fragen sicherlich nicht nur komfortabler, sondern auch ergebnisreicher ist. Wenn man eine Sache aber häufig genug gemacht hat, wird man sich auch daran erinnern, weshalb man dann nicht mehr auf das Internet angewiesen ist. Der Lernprozess hat sich nicht verändert, das Gelernte und die Quelle sehr wohl.

        2. @Simon
          Hilfe ich werde wohl alt. Bin mir aber fast sicher, dass analoges Leben Fähigkeiten stärkt. Also viel recherchieren aber auch viel probieren , draußen sein, aktiv sein.

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