Die eigentliche Kraft des Minimalismus

Vielleicht liegt die eigentliche Kraft des Minimalismus als Lebensstil darin, weniger ängstlich und egoistisch zu sein. Immer wieder ist mir eins bei Minimalismus-Stammtischen aufgefallen: die Entspanntheit, die durch Loslassen entsteht.

Ich erlebe es ebenfalls als sehr befreiend, dass ich mit weniger Dingen tatsächlich zufrieden leben kann. Ich brauche nicht der Illusion hinterher zu jagen, dass es erstrebenswert ist, mehr als genug zu haben. Endlich Schluss mit der Atemlosigkeit, dass das Gras woanders grüner ist.

Insbesondere meine Achtsamkeits-Praxis bringt mich immer wieder dazu, über die Gegenständlichkeit hinaus schauen und feststellen, dass ich auch unpassendes Leistungsdenken und Konkurrenzkampf loslassen kann. Ich brauche mich nicht mit Anderen vergleichen und muss nicht ständig besser sein wollen. Es ist nicht nötig, den Gipfel des Olymp zu erklimmen. Es reicht aus, von meinen eigenen Möglichkeiten, Interessen und Fähigkeiten auszugehen und zu schauen, wohin sie mich führen. Mit diesem Mehr an äußerer und innerer Gelassenheit, kann ich Menschen anders begegnen. Wir können und dürfen einfach da sein. Die Kraft des Minimalismus liegt darin, dass wir uns anregen, gegenseitig inspirieren, unterstützen und insbesondere einfach leben könnnen.

10 thoughts on “Die eigentliche Kraft des Minimalismus

  1. Das Nichts ist schön. Ich genieße es sehr. Früher hätte ich gedacht, ich müsste noch das Bad putzen. Jetzt mache ich nur eine Putzeinheit am Tag und sitze danach und zwischendurch auf dem Balkon, egal bei welchem Wetter (auch Nebel ist schön) und die Mäusebussarde starten schon in den Tag in den alten Bäumen. Die segeln so schön. Und dann denke ich an dich, liebe Gabi.

    1. Hallo Tanja, oh ich kann mir richtig vorstellen, wie du das Leben auf dem Balkon genießt. Das alleine ist ja schon ein Grund, sich nicht mit Ansammeln und Verwalten von Krams zu beschäftigen. Das lenkt einfach viel zu sehr von schönen Erlebnissen ab.

  2. Liebe Gabi,
    bei mir ist es so: Durch die Beschäftigung mit Minimalismus und das Entdecken, dass ich so vieles gar nicht muss, geht es mir insgesamt wesentlich besser. Mein Leben ist an sich entspannter geworden.
    Allerdings fällt es mir momentan zwar nicht mehr ganz so frisch im Familienleben dies alles zu leben. Denn die Anforderungen, die ich jetzt nicht mehr reduzieren kann oder auch nicht möchte, die sind schon hoch.
    Doch, wenn ich heute noch so wäre, wie vor fünf Jahren, und ähnliche Ansprüche hätte, dann würde ich vielleicht kaputt gehen und so kann ich immer wieder gucken: Was ist mir wirklich wichtig? Was ist notwendig? Wie komme ich wieder zu Kräften? Wie kann ich meine Aufgaben erledigen?
    Ich setze mich jetzt manchmal hin und atme erstmal. Versuche mich zu Erden, zur Ruhe zu kommen. Gerade wenn ein Sturm in meinem Kind tobt.
    Heute habe ich auch mal gedacht: Mein Kind darf wütend sein, ich muss es nicht sofort beruhigen (sondern darf noch eine Minute zu Ende aufräumen, Hände abtrocken…) – Wut ist ein gleichwertiges Gefühl wie Freude. Es ist auch (jetzt – als ganz kleines Baby würde ich das noch anders handhaben) auch okay, wenn er so ein Gefühl mal erlebt und auslebt.
    Ja, Achtsamkeit und Minimalismus haben mein Leben LEICHTER gemacht.
    lg nach Dortmund!
    Nadine

    1. Hallo Nanne, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie das für dich ist. Mit Achtsamkeit lebt sich Minimalismus gerade dann, wenn man nicht alleine wohnt, besonders wichtig und tut gut. Und im Umgang mit Kindern ist es besonders wichtig.

  3. Liebe Gabi,

    gerade habe ich deine Seite entdeckt und mich gefreut – danke dafür!
    Das was & wie du’s schreibst spricht mich an und transportiert tatsächlich eine angenehme, leichte Gelassenheit, gleichzeitig Tiefe. Vielleicht fühlte ich mich auch zu dir hingezogen, da ich selbst Musiktherapeutin & Musikerin bin – & du ja auch „musikalisch unterwegs“ und im Bereich Kunsttherapie „zu Hause“.
    Ich versuche mich zur Zeit – auch eine schöne Übung – mich in der Fülle meiner Worte zu reduzieren, frei nach Sokrates: Ist es wahr? Ist es notwendig, es zu äußern? Kommt es aus der Liebe?

    In diesem Sinne,
    herzlich Carolin

    P.S.: Ich freue mich, wenn du bei Gelegenheit meine Seite besuchst!

  4. Toller Beitrag, mit dem du sehr schön beschreibst, was auch ich als Effekt eines gelebten und achtsamen Minimalismus mit all seinen positiven Begleiterscheinungen seit einiger Zeit wahrnehme: Nach dem großen Aufräumen und Entrümpeln zu Beginn kommen Zeit und Raum für das Sein, das Leben, die Liebe.

    Eine Zeit, die für mich geprägt ist von Dankbarkeit, Demut, Bescheidenheit und der erfüllenden Möglichkeit, mich selbst zu erkennen und Dinge zu entdecken, für die ich mich begeistern kann. Und denen ich mich – dank Zeit und Raum – wirklich widmen darf. Dieses Dürfen und Können – ohne dass wir alle reich an Geld oder frei von Verpflichtungen wären – das ist für mich wahrer Reichtum, der einen Menschen gelassen werden lässt. Und ein einfaches und achtsames Leben leitet uns genau dorthin.

    Danke, dass du uns die Gelassenheit ins Bewusstsein gerufen hast.

    1. Hallo Sascha, können, dürfen und eben auch lassen und sich nicht mehr ständig in den Konsumstrudel hineinziehen: für mich ist es eine große Freiheit.

  5. Liebe Gabi, ich möchte Dir einfach mal „Danke“ sagen!
    Vielen Dank für Deine tollen Gedanken die Du mit uns teilst!
    Mit diesem befreienden Text hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen und
    ich gebe Dir vollkommen Recht.
    Ich selbst praktiziere den Minimalismus seit zwei Jahren und erfahre
    immer wieder neu, das es für mich die einzige Alternative ist um
    sich endlich von einem tonnenschweren Ballast zu befreien.
    Ich arbeite beruflich im Gesundheitswesen mit sehr vielen Menschen zusammen
    und so ergibt sich natürlich auch immer die Frage „wie es einem geht?“.
    Ich antworte seit zwei Jahre immer mit demselben entspannten Ausspruch „Ausgezeichnet!“
    und ich beobachte dabei, das ich 9/10 Personen mit dieser eindeutigen Aussage vor den
    Kopf stoße, sie damit nicht wirklich etwas anfangen können und diese es nicht nachvollziehen
    können in dieser für viele schwierigen Zeit jemand mal nicht „rumjammert“ oder „sich beklagt“.
    Ich erwähne meistens zur Aufklärung das ich u.a. als Single keinerlei Verpflichtungen habe, meine
    Freizeit komplett flexibel einteilen kann , keinen unnötigen Ballast mit mir rumschleppe und
    ein paar Euro auf der Bank habe;
    Diese oberflächlichen Informationen reichen in der Regel aus, um dem Gegenüber ein paar
    Denkanstöße mit auf dem Weg zu geben.
    In diesem Sinne einen schönen Abend!

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