Immer super drauf …? Das Gefühlsleben lässt sich nicht normieren
Mitunter habe ich den Eindruck, dass es gerade auch in der Freizeit so etwas wie eine ungeschriebene Regel zu geben scheint, dass wir möglichst immer „super drauf“ sind oder sein müssen, endlos viel Spaß haben sollen und überhaupt alles so wunderbar ist. Man kann sich ja im Bedarfsfall dieses oder jenes schöne Lebensgefühl auch kurzerhand kaufen – zumindestens verspricht das die Werbung für irgend einen neuen Schnickschnack. Aber wenn wir ehrlich sind: Wir sind nicht immer „gut drauf“ top motiviert und unerschütterlich. Manchmal fühlt sich unser Leben richtig schwierig an. Das eigene Gefühlsleben lässt sich nicht so ohne Weiteres normieren, in Wirtschaftsformen einpressen oder an einen Lifestyle anpassen. Schon gar nicht können wir dauerhaft verdrängen oder uns selbst belügen, ohne dass es uns irgendwann damit schlecht geht. Weder gelingt dies durch zuviel oder zu wenig Arbeit, Aktivismus, Erlebniskonsum, noch durch Werbeversprechen für irgend einen Konsum-Schnickschnack. Emotionen sind da, bewusst oder nicht bewusst. Es ist die Frage, wie wir damit umgehen.
Dazu einen Text von Bob Stahl & Elisha Goldstein:
„… Haben Sie sich je gefragt, warum es „Lebensversicherung“ heißt, obwohl es in Wirklichkeit eine Todesversicherung ist? Diese Frage klingt wirklich banal, aber sie kann als Erinnerung daran dienen, wie durchgängig die Medien und unsere Kultur den Fokus von schwierigen Themen ablenken. Wir sind von Botschaften umgeben, die darauf hinweisen, dass wir jung bleiben, einen tollen Körper haben und jedes Mal zu Medikamenten greifen sollten, wenn wir krank oder traurig sind oder Angst haben. Obwohl Medikamente gelegentlich für Gesundheit und Wohlbefinden entscheidend sein können, ist es auch wichtig, im Umgang mit Stress, Schmerz und sogar Krankheit innere Resilienz zu kultivieren.
Wenn man sich schwierigen Emotionen zuwendet und Stress, Angst und Schmerz konfrontiert, ist das kein leichter Weg. Er kann sich unsicher anfühlen, und Sie müssen vielleicht ein Gefühl des Unwillens überwinden. Aber was kann man sonst tun? Es ist, wie das Sprichwort sagt: ‚Du kannst weglaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.‘ Sie werden wahrscheinlich entdecken, dass Ihr Schmerz größer wird, wenn Sie nicht mit ihm umgehen, und schließlich kann er zu schwer werden, um ihn weiter zu tragen.“
(Quelle: Bob Stahl & Elisha Goldstein, Stressbewältigung durch Achtsamkeit, S. 176, Arbor-Verlag)
Gefühle bzw. Gefühlszustände lassen sich nicht im Shopping-Center kaufen.
Dort kann ich mich maximal ablenken, betäuben, berieseln und mir was vormachen lassen. Achtsamkeit dagegen bedeutet, hinschauen und hinfühlen, was da ist. Insbesondere schwierige, unangenehme Gefühle wahrzunehmen, bedeutet aber nicht, sich hineinzusteigern oder sie krampfhaft in den Griff bekommen zu müssen. Es bedeutet, überhaupt erst einmal anzuerkennen, dass diese Gefühle da sind und schrittweise einen freundlicheren und behutsameren Umgang damit zu erlernen.
Liebe Gabi
Ach, danke für diesen Post! Ja, es geht darum, unangenehmen Gefühlen zu begegnen … mehr eigentlich nicht. Man muss nichts mit ihnen anfangen oder sie festhalten oder ausagieren oder oder oder. Einfach zulassen, erfahren, weiterleben. Obwohl das zugegebenermaßen nicht immer „einfach“ ist.
Liebe Grüße
Barbara
Das stimmt. Einfach ist es nicht. Aber wirksam. Denn Gefühle müssen nicht verdrängt werden, haben aber auch nicht mehr diese Ausschließlichkeit. Diejenigen, die erzählen, dass so etwas einfach ist, kein Problem und überhaupt alles schnell und super, sind mir meistens sehr suspekt. Das ist einfach nicht die Realität, sondern eine Realität, die ich vielleicht gerne hätte – oder mit der der ein oder andere einfach Kunden ködert…
Gerade gestern habe ich so ne doofe Werbung gesehen, die einem einreden wollte, man könne stressfrei zu sein kaufen. Indem man sich einen teuren Liegesessel anschafft, und schwupps, hat man keinen Stress mehr. Da bin ich ehrlich gesagt ein wenig sauer geworden. So ein Schwachsinn. Aber die Leute glauben das. Oder wollen es glauben. Ist ja auch so viel einfacher sich etwas zu kaufen und dann sauer zu sein, weil man trotzdem nicht entspannt ist, als selber daran zu arbeiten. Die Sache mit der Lebensversicherung sehe ich genauso. Ich sollte meine mal kündigen. Wozu brauche ich Geld wenn ich tot bin? Echt komisch.
Auch ansonsten: super Text!
Liebe Grüße,
Sandra von Entsitz
Hallo Sandra. Bei Kündigung von Lebensveraicherungen daran denken, dass man finanz. Verlust hat. Wenn dir das nicht gefällt: es gibt die Möglichkeit, die Versicherungen ruhrn zu lassen, also nicht weiter einzahlen. Ausgezahlt wird nach Ablauf der normalen Versicherungszeit. Ich habe auch mal gehört, dass es die Möglichkeit gibt, Versicherungen zu verkaufen und es Anbieter bzw. Leute gibt, die einem die Versicherung abkaufen. Damit kenne ich mich aber auch nicht aus.