Endlich raus aus LongCovid bzw. PostCovid

Nach über 6 Monaten LongCovid bzw. PostCovid geht es bei mir langsam wieder bergauf. Endlich! Ein Blick zurück, was mir geholfen hat, mit LongCovid bzw. PostCovid umzugehen.

10% unter der Belastungsgrenze

Wie hier beschrieben habe ich mir mit den Selbst-Coaching Tipps der WHO und von Stefanie Nüsslein geholfen. Irgendwann hörte oder las ich mal so etwas wie die vereinfachte Version davon (leider weiß ich nicht mehr, wo): Einfach rund 10% unter der eigenen Belastungsgrenze bleiben. Dieser Tipp war wirklich super einfach. Anstatt irgendwas langwieriges zu planen, Coachingpläne zu lesen etc., einfach immer etwas weniger machen. Nie an die eigene Belastungsgrenze gehen, schon gar nicht darüber hinaus. Weniger ist also auch bei PostCovid mehr. Da freut sich doch meine Minimalismus-Seele.

Achtsames Gehen mit integrierter Atemtechnik

Ich war täglich zu Fuß unterwegs – meine wichtigste Übung überhaupt! Gerade, wenn ich sehr schweratmig war, habe ich die Atemtechnik Lippenbremse mit in das tägliche Gehen integriert. Das brachte Luft in die Lungen und fühlte sich gut an. Oft habe ich auch darauf geachtet, einfach mal langsamer und somit etwas länger auszuatmen, rhythmisches Atmen beim Treppensteigen war ebenfalls eine gute Methode. Achtsamkeit war wirklich super wichtig, um möglichst frühzeitig zu bemerken, was ich gerade benötigt habe. Häufig habe ich auch einfache Erledigungen in diese Geh- und Atemübungen eingebaut. Mal das Altglas wegbringen, kleinere, aber häufigere Einkäufe in den Geschäften in der Nähe (weniger schleppen, mehr bewegen).

Medikation / Therapieempfehlungen und -angebote

Ein Asthmamedikament nehme ich seit Ende Dezember ein. Es brachte bei mir eine erste Verbesserung. Hier war auffällig, dass mit besserer Atmung auch meine Denken langsam wieder klarer wurde.

Auf kostenintensive und selbst zu zahlende Therapien, wie Blutwäsche oder die hyperbare Sauerstofftherapie habe ich verzichtet. Die Wirksamkeit ist keineswegs so eindeutig, wie es hier oder da mal benannt wird. Sehr teuer sind solche Verfahren dann auch. Die Preisempfehlungen für die hyperbare Sauerstofftherapie kann man sich bei Igel-Monitor mal anschauen. Auch bei der ebf. sehr teuren Blutwäsche gibt es unterschiedliche Aussagen zur Wirksamkeit bei LongCovid.

Gerade wenn es einem so schlecht geht und es noch keine speziellen Medikamente gibt, sind solche Angebote natürlich ein Strohhalm, an den man sich klammert. Allerdings erschien mir das selbst mit einem vernebelten Coronahirn ein eher unsicherer und insbesondere sehr teurer Strohhalm. Kosten im 5-stelligen Bereich sind nunmal kein Pappenstiel. Also bin ich beim täglichen achtsamen Gehen und Atmen geblieben. Das kostete mich kein Geld, sondern lediglich ein wenig Überwindung.

Psyche stabilisieren

PostCovid war eine extrem schwierige Zeit. Niemand konnte sagen, ob und wann ich nun aus PostCovid wieder heraus komme oder nicht. Zeitweise fürchtete ich schon, vorzeitig pflegebedürftig zu werden. Na Mahlzeit, 45 Jahre gearbeitet und dann gleich ein Pflegebett beantragen? Eine Horrorvorstellung, also blieb ich konsequent dran an meinen täglichen Gehen-und-Atmen-Übungen. Dabei ging es auch um Selbstwirksamkeit. Mir selbst zeigen, dass ich etwas bewegen und bewirken kann. So etwas tut gut. Gleichzeitig ist regelmäßige Bewegung bekanntlich auch stimmungsaufhellend.

Für mich bedeutete PostCovid auch, dass ich es monatelang fast nie über den eigenen Häuserblock hinaus geschafft habe. Ich war einfach viel zu k.o.. Irgendwann hatte ich das Gefühl, jeden Baum, jeden Strauch und jeden Kieselstein mit Vor- und Nachnamen zu kennen. Achtsamkeit war in solchen Situationen wirklich psychisch stabilisierend: Die sich verändernde Natur, das unterschiedliche Licht zu unterschiedlichen Tageszeiten, die Luft, Sonne, Regen – irgendwas gibt es immer zu entdecken, was dann doch ein kleines bisschen anders ist. Mit Achtsamkeit kann man auch vermeintlich langweilige oder eintönige Phasen als meditative Übung nutzen und sie so ganz schlicht auch wieder interessanter machen.

Wohltuende soziale Kontakte

Menschen sind soziale Wesen und soziale Kontakte bauen natürlich die Psyche auch auf, zumindest dann, wenn diese Kontakte auch passend sind und man sich auch hier nicht selbst überfordert. So war es bei mir beispielsweise so etwas simples, wie eine recht regelmäßige kleine Kaffeestunde mit einem netten Menschen. So etwas bringt immer wieder ein kleines Licht in den oft grauen PostCovid-Alltag.

Den Alltag strukturieren und vereinfachen

Meine einfache Rechnung: Je weniger Belastung und Ballast, desto mehr hat der Körper Energien, um sich um die Selbstheilung zu kümmern. Den Alltag möglichst zu vereinfachen war daher auch eine gute Hilfe. Gerade dieser „Brain-Fog“ oder „Corona-Demenz“, wie ich es auch gerne nenne, ist eine wirkliche Herausforderung. Die vielen auf mich einströmenden Reize an einer Straßenkreuzung machten z.B. das gewöhnliche Überqueren an einer Fußgänger-Ampel zur echten Herausforderung. Ich habe mir in dieser Zeit vieles kleinlich notiert, mich vom Smartphone an Termine, Medikamente, ToDo’s etc. erinnern lassen. Unterwegs hatte ich immer einen Papierkalender mit Notizfunktion dabei.
Wie erleichternd war es da, dass mein Alltag bereits gut minimalistisch ausgerichtet war. Nicht auszudenken, wenn ich mich mit PostCovid noch um einen aufwändigen Haushalt hätte kümmern müssen. Bei mir steht ja eh fast nichts herum, was einstauben könnte – sehr schön. So musste ich auch nicht viel aufräumen, nicht viel putzen, alles war pflegeleicht. Das, was noch zu erledigen war, war überschaubar. Minimalismus hilft selbst bei PostCovid.

Ernährung

Es ist eigentlich naheliegend, dass Süßigkeiten, Pommes, Döner, Pizza und Co. nicht sonderlich gesundheitsfördernd sind. Eine sog antientzündliche Ernährung ist gesünder und hilft dem Körper, besser mit PostCovid fertig zu werden. Tipps dazu hier https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Long-Covid-Post-Covid-Was-essen-nach-Corona,immunsystem122.html. Man muss da nicht einmal wie in dem Beispiel zwingend Punkte zählen.

Es geht endlich aufwärts

Anfang Juni bemerkte ich erste Verbesserungen. Erstmals nach Monaten konnte ich tagsüber zeitweise wieder besser atmen. Einfach so, ohne Vorankündigung. Nach 1 ½ Wochen folgte nochmal ein Verbesserungsschub wie aus heiterem Himmel. Die Konzentration und das Denken funktionieren wieder störungsfrei, das Atmen ist endlich unbelastet. Meine körperliche Kondition und Belastbarkeit wird ebenfalls besser, aber da merke ich, das ich noch lange nicht meine alte Form vor Corona erreicht habe. Alles so weiter machen wie vor Corona und PostCovid möchte ich nicht. Ich habe einige erste Gedanken, Pläne und erste Umsetzungen. Aber vieles ist noch unklar, es braucht noch ein bisschen Zeit. Daher davon später nochmal Genaueres. Jetzt genieße ich erstmal, das es gesundheitlich bergauf geht.

24 thoughts on “Endlich raus aus LongCovid bzw. PostCovid

  1. Hallo Gabi,
    ich hoffe, dir geht es immer noch so gut!
    Zu deinen Verbesserungsschüben fällt mir ein, dass es an der Sonne und Vitamin D gelegen haben könnte. Ich habe nachdem ich hochdosiertes Vitamin D genommen habe, auch einen Verbesserungsschub gehabt, das fand ich beachtlich.
    Danke für deine Anregungen!

    1. Hallo Susa, insgesamt geht es mir schon deutlich besser als noch vor einigen Monaten. Aufpassen muss ich aber schon noch. Die wesentlichste Verbesserung war anfangs das Asthma-Medikament und dann ganz entscheidend im Frühjahr zum Sommer hin der noch bewusstere Umgang mit meinen persönlichen Energiereserven. Stichwort Pacing etc.. Ich bleibe auch jetzt immer noch 10 % unterhalb meiner persönlichen Belastungsgrenze. Diese Strategie scheint bei mir recht gut zu funktionieren.

  2. Ich freue mich, dass es bergauf geht und finde, dass die Tipps auch außerhalb von Long-Covid dem Einen odere Andren helfen können. 🙂

    1. Ja, da hast du Recht. Den Alltag vereinfachen und alles mal ein wenig langsamer machen ist wirklich sehr gesund. Es hilft, sich nicht im Hamsterrad zu verlieren.

  3. Hallo Gabi,

    nutze die warme Jahreszeit, da geht vieles leichter, eben auch Heilung.
    Erst geht es sehr langsam, dann geht es allmählich besser.
    Positive Gedanken, Licht, frische saisonale Lebensmittel und etwas Bewegung vertreiben das Negative.
    Der Sommer hat ja gerade erst angefangen 🙂

    1. Die kühlere Jahreszeit war super für die Bewegung, als mir das Atmen noch deutlich schwerer viel als jetzt. Und jetzt genieße ich in der Tat das Draußensein, u.a. Balkonien: Nordseite an heißen Tagen ist absolut genial. Natur ist wirklich klasse für die Erholung.

  4. Liebe Gabi,

    schön, wieder von dir zu hören und vor allem, dass es endlich besser wird. Du beweist echt Durchhaltevermögen. Aber was will man auch machen? Es ist gut, dass du deine eigene wirksame Strategie gefunden hast.

    Viele Grüße
    Heike

    1. Hallo Heike,
      Bei PostCovid kommt man ja auch ohne Durchhaltevermögen überhaupt nicht klar. Und viele Leute, haben noch sehr viel länger Probleme. Zu Fuß unterwegs – und seien es nur kleine Strecken – hilft ja bei so vielem. Das ist schon klasse und so simpel.

  5. Da schau ich gerade nach ob du schon wieder schreibst, da sind es auch noch so gute Nachrichten ! Ich kann mir gut vorstellen wie erleichtert du bist. Freut mich sehr für dich!
    Habe momentan auch ständig irgendwelche gesundheitlichen Probleme, nun ja, man wird nicht jünger. Ich setze aber wie du auch hauptsächlich auf Achtsamkeit, Ernährungsumstellung usw. . Habe damit sogar meine schlechten Blutdruckwerte gebändigt. Du hast recht, man kann selbst viel zur Verbesserung beitragen ( kommt aber natürlich auch auf die Beschwerden oder Krankheit an )
    Liebe Grüße

    1. Ja, man kann schon vieles selbst tun. Aber natürlich nicht alles. Manchmal braucht eben doch die normale Medizin und ich hoffe, dass sich dabei LongCOVID endlich auch noch mal was tut.
      Dir gesundheitlich ebf. alles Gute!

  6. Oh prima, dass es aufwärts geht! Freut mich sehr.
    Meine Tochter hat auch etwa 6 Monate gebraucht bis sie das Gefühl hatte, dass sie es überstanden hat. Unglaublich.
    Da hatte ich wirklich Glück mit meinen paar Wochen Genesungszeit.

  7. Liebe Gabi,
    ich freue mich mit dir, dass es endlich besser wird!
    Deine Beschreibungen sind wirklich erschreckend, schlimm was dieses Virus anrichten kann.
    Mach weiter immer schön langsam und hab einen schönen Sonntag!

    1. Hallo Aurelia, herzlichen Dank. Es gibt ja etliche Menschen, die hat es noch viel schlimmer als mich erwischt. Zum Teil haben die noch kleine Kinder. Das stelle ich mir ganz schwierig vor.

  8. Schön, dass es bei dir langsam wieder aufwärts geht. Damit machst du bestimmt auch vielen Hoffnung, die ebenfalls mit den Nachwirkungen kämpfen.
    Schade nur, dass einige mit teuren aber womöglich völlig wirkungslosen „Therapien“ noch Profit aus der Not anderer schlagen. Vielleicht wäre das besser, wenn die Gesellschaft und auch manche Ärzte solche Menschen nicht wie Simulanten behandeln würde. Wer sich mit seinem Leiden ernst genommen fühlt, muss sich vielleicht nicht an andere Strohhalme klammern.

    1. Diejenigen, die schnell viel Geld verdienen wollen, sind ja immer sehr schnell zur Stelle. Leider. Die Unsicherheit und die Unkenntnis in diesem Bereich ist leider immer noch sehr groß. So langsam wird es zum Glück besser.

  9. Liebe Gabi,
    Es ist wunderbar, wie Du mit diesen Covid-Folgen umgehst. Aber es ist ja angesichts Deines langjährigen Übens in Achtsamkeit eine logische Konsequenz und der Erfolg gibt Dir recht. Ich freue mich, dass Du wieder mit uns Deine klugen Gedanken teilst und wünsche weiterhin gute Genesung.

    1. Hallo Barbara, vielen Dank. Leider weiß man ja noch nicht, was die Ursachen sind und warum manche Menschen so viele Probleme mit Post COVID haben und andere nicht. Man kann dann nur schauen dem Körper möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen, damit fertig zu werden.

  10. Hallo Gaby,
    schön, dass es dir besser geht. Und weiter im Schneckentempo trainieren. Mit dem langsamen Training unterhalb der Belastungsgrenze kommt man bei Post-bzw. LongCovid am schnellsten ans Ziel. (Eigene Erfahrung). Und wenn ich bedenke in welchem Tempo Schnecken meine Beete leerfressen, dann sind Schnecken sogar rasend schnell 🙂

  11. Super, liebe Gabi, wie du damit umgehst. Das sind genau die Strategien, die auch in der Reha (ich arbeite in dem Bereich) genutzt werden. Und ich freue mich sehr für dich, dass es dir besser geht.

    1. Hallo Ute, das hört sich ja richtig gut an. Ich hatte mich ausführlicher informiert, und bin dann halt bei diesen Strategien hängen geblieben. Nicht Überlasten ist bei PostCovid der zentrale Ansatzpunkt. Es hat Zeit und ein paar Crashs gedauert, bis ich das verstanden hatte.

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