Die bunt-flimmernde Überforderung

Die bunte, mediale Überlastung

Immer wieder fasziniert mich das Internet. Wie herrlich einfach ist es, sich zu informieren, sich zu unterhalten und ohne großen Aufwand zu kommunizieren. Gleichzeitig spüre ich aber auch die ganze Reizüberflutung. Diese vielen bunten Bilder, überall ploppt irgendwas auf, ständig Ablenkungen und ehe ich mich versehe, hänge ich länger vor dem Bildschirm, als ich das ursprünglich wollte.

Social Media ist da offensichtlich besonders verführerisch. Wobei  dieses Social Media genau genommen gar nicht so social ist. Untersuchungen zeigen fragwürdige Geschlechterstereotypien auf Youtube und Instagram, die schillernd wirkende Welt der Influencer zeigt tiefe Risse und was Menschen dazu bringt, stundenlang auf Computer und Smartphone irgendwelche Spiele bis zur Sucht zu zocken, werde ich im Leben nicht begreifen.

Instagram finde ich einfach nur daneben, daher bin ich dort nicht. Nach über 4 Jahren Abstinenz zieht mich auch immer noch nichts zu Twitter und schon gar nicht zu Facebook zurück. Die meisten Menschen stört die hohe Dominanz der Zuckerberg-Medien (Facebook, WhatsApp, Instagram) nicht, mich schon. Allerdings ist es mir auch schön häufiger passiert, dass ich bei Youtube versackt bin oder irgendwo EINE Nachricht lesen wollte, dann aber endlos weitergelesen habe, obwohl die Inhalte gar nicht interessant oder relevant für mich waren. Auch machen mich diese vielen bunten Icons auf dem Smartphone manchmal kirre. Es ist, als würde sie schreien: „Klick mich an“ – nervig! Wenn ich nicht aufpasse, werde ich ganz überdreht von den vielen Reizen.

Wie Social Media uns schadet

In dem nachfolgenden Video unten wird nochmal recht einfach erklärt, was genau eigentlich das Problem bei Social Media ist und warum es uns schade. Die Social Media-Anbieter wollen uns möglichst länge an den Geräten halten. Dies gelingt ihnen durch das nicht endende Dauerscrollen, bei dem man nie an ein Ende kommt, das ständige hin- und her switchen zwischen all den bunten Bildern und Videos, etc.. Die Neurowissenschaftlicherin Prof. Maren Urner macht in dem Beitrag darauf aufmerksam, dass und warum wir zusätzlich auch durch negative Schlagzeilen im Bann gehalten werden sollen. Nebenbei gesagt, ist mein Eindruck, dass inzwischen die Angebote und Kanäle, die ich üblicherweise als „normal“ und „seriös“ deklarieren würde, auch mit negativen Schlagzeilen besondere Aufmerksamkeit erregen. Prof. Maren Urner weist darauf hin, dass für unser „Steinzeit-Gehirn“ letztlich jede negative Nachricht eine potentielle Gefahr bedeutet. Wenn wir nicht aufpassen, befinden wir uns uns also ständig im Alarm-Modus. Die fehlende Zeit zur Regeneration führt zu chronischem Stress, woran wir dann tatsächlich auch noch erkranken können.

 

Was tun?

Was kann man nun tun? Genau genommen das Naheliegenste: Diese ganzen bunt-flimmernden Bilder reduzieren, auch das ist Minimalismus. Ich habe ganz praktisch mit meinem Smartphone-Bildschirm angefangen und dort für mehr Ruhe gesorgt. Die graufarbigen Apps habe ich inzwischen auch entfernt, die brauche ich selten auf dem Handy und muss sie nicht ständig sehen.

Screenshot meines Smartphones

 

  • Das bunte Geflimmere auf meinem Smartphone habe ich schon längere Zeit reduziert. Inzwischen kann man auch bei den Apfelgeräten mit der App „Kurzbefehle“ den Bildschirm etwas ruhiger aussehen lassen. Es gibt mit einem Wisch nach links eine App-Mediathek, wo bei Bedarf weitere Apps sichtbar und nutzbar bleiben. Bei Android-Handys scheint es schon länger irgendwelche ähnlichen Möglichkeiten zu geben – ich habe nur keine Ahnung wie…
  • Hilfreich fand ich, einfach auch nochmal einige Zusammenhänge und Auswirkungen dieses bunten Internet- und Social-Media-Geflimmeres nachzulesen oder einige Videos zum Thema anzuschauen, siehe hierzu das Video oben oder einige Links unten.
  • Meine Digitalgeräte können die Bildschirmzeit aufzeichnen. Youtube rufe ich nicht über eine App, sondern nur über den Webbrowser auf, hier habe ich eine Zeitgrenze von 1 Stunde eingerichtet – einfach als Erinnerung und damit ich nicht wieder dort versacke. Heute zeigt die Bildschirmzeit-Angabe bei Youtube 36 Sekunden – ha, so liebe ich das. (36 Sek: Ich wollte nach einen Link für die Liste unten suchen, sah den Startbildschirm von Youtube – buntes Geflimmere mit Kriegsbildern dazwischen – und hatte einfach keine Lust mehr. 🤢 😂)
  • Digital Detox: Ja klar, man kann diese Geräte auch einfach mal ausschalten oder nur für die allernötigsten Dinge, wie Kommunikation etc. nutzen, die übrigen Apps mal raus werfen. Häufig wird aber selbst dies in den Sozialen Netzwerken aufmerksamkeitserregend präsentiert und mit einer Kamera festgehalten. Ich halte mehr davon, den eigenen Medienkonsum statt dessen schrittweise, aber dann auch dauerhaft zu verändern. Nur, wer gar nicht davon los kommt, sollte diese Geräte mal längere Zeit komplett ausstellen – dann aber am besten die Videokameras auch weg packen 😉.

 

Tests zu Handysucht und Internetsucht

 

Zum Weiterlesen:

 

 

 

13 thoughts on “Die bunt-flimmernde Überforderung

  1. Hallo Gabi, danke – du sprichst mir mit diesem Beitrag aus dem Herzen. Was haben wir eigentlich früher gemacht, als es weder Handy noch Web gab? Ich finde es erschreckend, wie sich die Menschen im Web präsentieren, was sie im Detail von sich preisgeben. Ich bin zwar online unterwegs, setze mir aber auch Grenzen wie lange und wie oft ich konsumiere. Das sind alles Ablenkungen vom Eigentlichen und vieles ist tatsächlich Stimmungsmache. Ist es nicht besser, sich auf den Fortschritt und die Zufriedenheit im eigenen Leben zu konzentrieren? Es braucht so wenig um glücklich zu sein.

    1. Ja, da sprichst du genau das an, was mir so wichtig ist. Die Dimension des Ganzen wird mir auch erst allmählich deutlich. Schau mal an Bushaltestellen, in Arzt-Wartezimmern, auf dem Kinderspielplatz: Überall massenweisen Leute, die selbst dort nicht mal das Smartphone in der Tasche lassen können. Internet und online unterwegs sein zu können, ist wunderbar, aber die Art und Weise, wie dort mitunter etwas vermarktet wird, wie wir „bei der Stange gehalten werden“, ist gruselig.

    2. Langeweile war meine Hauptbeschäftigung, dann habe ich meine Eltern geärgert…..oder bin aufs Rad gestiegen, bin Tennis spielen gegangen, habe musiziert, gelesen, im Zimmer herum- und aufgeräumt, Platten gehört oder Durcheinander gemacht. Verdammt ! Sollten wir alle Digitale ausschalten, einfach mal so ?! 😉

  2. Auch so ein endlos Thema würd ich sagen. So toll die ganzen Möglichkeiten mit der vernetzten Welt sind, so überfordernd kann sie auch sein. Aufpassen muss man da echt lernen und dann auch konsequent bleiben, beim nicht verwenden, oder nur zeitbegrenzt verwenden. Fällt einigen leichterund anderen schwerer. Bei mir klappt es mittlerweile sehr gut, Nachrichten nicht mehr endlos zu konsumieren, grad wenn ein Thema aktuell ist, sondern kurz informieren und gut ist. Ich merke auch immer schneller wenn mich Nachrichten zu sehr runter ziehen, dann mach ich aus.

    1. Das machst du bestimmt genau richtig so. Ich bemühe mich auch zunehmend, mich nur kurz und konzentriert möglichst neutral zu informieren.

  3. Bei der Studie ist auch ein anderes Stereotyp festzustellen : drei Frauen forschen über ein Thema bei dem es um Frauen geht, natürlich um die festzustellende Benachteiligung offenzulegen. Kein Mann beteiligt.
    Frauen schreiben über manche Themen nicht weil sie durch Kommentare diskriminiert werden ? Nächstes Stereotyp : die Frau ist das Opfer.
    Andere Schlussfolgerungen sind möglich, und die würden weder diese Frauen noch die, über die diese berichten in gutem Licht dastehen lassen. Abgesehen davon, dass Frauen in meinem Umfeld überhaupt keinen Sinn darin sehen solche Videos zu drehen. Da wäre es interessant zu fragen warum ? Vermutlich kämen Antworten, die in die nicht passen : eine selbstbestimmte Entscheidung mit der eigenen Zeit etwas Besseres anzufangen. Das ist mitunter auch der Grund, warum Frauen Führungspositionen ablehnen und zwar reihenweise. Sie erkennen im Gegensatz zu den Männern, was gesund ist und wo sie ihre Zeit und Freiheit gegen unbarmherzige Verantwortung eintauschen. Es passt natürlich dazu, dass der Text gegendert ist und somit der Keil für eine Spaltung in Geschlechter ( gut gleich weiblich, böse gleich männlicher Hater ) eingeschlagen ist.

    1. Ich sehe bei der erwähnten Studie vorrangig die Stereotypien, aber z.B. keine Geschlechterbenachteiligung. Die erwähnten jungen Frauen (bzw. Teenagerinnen) machen das auf Instagram alles höchst freiwillig, niemand zwingt sie letztlich heutzutage in irgendwelche Stereotypien. Da müssen sich die Frauen in dem Fall vielleicht selbst mal an die Nase fassen.

  4. Hallo Gabi, komischerweise springe ich nicht so auf Bilder etc., youtube usw. an, sondern eher auf Texte. Ich lese deutlich weniger Bücher je mehr ich im Internet unterwegs bin. Doch was mich wirklich anfixt ist, wie schnell man an Informationen kommt. Da bin ich wirklich ein Suchti geworden. Irgendein Thema das mich interessiert und los geht’s. Dann ist es ja so, daß man die Infos auch noch filtern muss (ist das seriös oder nicht). Ja, da kann schon viel Zeit bei draufgehen. Bin aber gerade dabei mich wieder mehr den Büchern zuzuwenden. Diese ständige Aufgeregtheit im Netz, die sprichwörtliche Sau die ständig durch die Gegend getrieben wird, nervt mich momentan schon sehr.

    1. Da hat sicher jeder so seine Schwerpunkte. Mich machen die Bilder einfach manchmal visuell kirre. Aber mit Nachrichten – oder was dafür gehalten wird – gehts mir ähnlich. Sehr viel Stimmungsmache, ich hätte da lieber neutrale Informationen.

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