Minimalismus: Eigene Bedürfnisse statt verwirrender Kaufanreize

Verwirrende Shopping-Center und Konsum-Meilen

In den letzten Jahren sind ja immer wieder hier oder da größere Shopping-Center entstanden. Damit meine ich diese großen Einkaufszentren mit den vielen Gängen und den endlos vielen Geschäften – alles unter einem Dach. Seit ein paar Jahren haben wir so etwas in Dortmund auch.
Ich gehe dort nicht gerne hin, vermeide es wo es geht. Ich finde die Anordnung verwirrend, es ist mühsam und anstrengend, mich durch all die Gänge und Etagen zu kämpfen. Mal so eben in ein und derselben Etage auf die gegenüber liegende Seite gehen, funktionierte nicht, man muss etliche Umwege in Kauf nehmen. Die paar Male, die ich dort war, habe ich mich jedes Mal darüber geärgert. Die Logik der Anordnung ein oder anderen Rolltreppe erschließt sich mir nicht immer. Hinzu kommt dann noch die Lautstärke – fürchterlich. Lärm, Geräusche können über die gesamten Etagen dringen. Stimmengewirr, Musik hier und da aus den Geschäften. Wenn ich dort überhaupt mal einkaufe, dann möchte ich möglichst gezielt in irgendein bestimmtes Geschäft. Dazu muss ich mich entweder sehr gut auskennen, weil ich schon x-mal dort war oder einen Plan am Eingang sehr genau studieren und mir einprägen und dann versuchen, dass Geschäft zu finden. So wirklich gezielt gehen, ist dann aber immer noch schwierig. Und das fand ich jedes Mal nervtötend.

Wahrnehmen, statt ärgern oder unnötig kaufen…

Genau in einem solchen Shopping-Center hinein gehen und dort weder einzukaufen oder zu bummeln ist dann doch sehr erhellend. Es fiel mir während der Dreh-Aufnahmen für das WDR-Interview auf. Ich schaute für eine Szene von oben auf das Shopping-Center hinunter. An dieser Stelle hatte ich zuvor noch nie gestanden, wäre auch selbst nie auf diese Idee gekommen. Ich sah die für mich verwirrende Anordnung von Gängen. Von oben konnte ich bis ganz nach unten sehen. Und als ich dann so in dieses Shopping-Gewirr schaute, wurde mir klar, dass es nicht allein um irgendwelche architektonischen Überlegungen geht, sondern welchen Sinn dies vermutlich haben wird: Ablenkungen, Eindrücke, die uns Kunden zum Kaufen animieren, uns von unseren eigentlichen Kaufplänen ablenken sollen. Überall Dinge, die wir kaufen können, kaufen sollen. Mal so eben geplant, gezielt einkaufen ist schwierig. Wieviele Heerscharen von Marketingstrategien, Werbepsychologen haben sich dort wohl ausgetobt? Alles, damit wir möglichst spontan auf die ganzen Kaufreize reagieren, uns ablenken lassen und noch mehr kaufen, konsumieren. Aber dem sind wir ja nun mal nicht hilflos ausgeliefert.

Achtsam Einkaufen – Konzentration auf die eigenen Bedürfnisse

Ich merke, dass es sehr hilfreich für mich ist, mir die oben genannten Verkaufsstrategien klar zu machen. Wenn ich weiß, dass diese merkwürdige und verwirrenden Anordnungen System haben, gehe ich deutlich entspannter damit um. Dann brauche ich mich nämlich erst gar nicht damit aufhalten, mich darüber zu ärgern, sondern mich einfach darauf konzentrieren, in diesem Gewirr trotzdem einfach nur das zu finden, was ich einkaufen will und fertig.
Grundsätzlich habe ich es natürlich immer noch gerne klarer und einfacher. Wenn es irgendwie möglich ist, vermeide ich solche Konsumtempel. Aber wenn ich dort doch mal hin muss, werde ich mir – egal wo – klar machen, dass es einen Grund hat. Vielleicht geht es darum, dass ich als Kunde einfach nur zum Kaufen animiert werden soll. Und es liegt an mir, ob ich mich von meinen ursprünglichen Plänen ablenken lasse oder nicht. Ich werde mich nun nicht mehr an meinem Ärger über diese Art von Shopping-Center aufhalten. Wenn es geht, vermeide ich sie. Wenn nicht, konzentriere mich möglichst nur darauf, dass zu bekommen, was ich ursprünglich haben wollte und all die sonstigen Eindrücke einfach mal an mir vorbei ziehen zu lassen. Letztlich mache ich das ja in der Atem-Meditation genauso: Das eigene Kopfkino entspinnt in einer Meditation immer wieder Ablenkungen mit neuen Geschichten, Gedanken oder es machen sich Gefühle, Stimmungen breit. Ich registriere dies, lasse all dies wieder los und kehre einfach zur Wahrnehmung des Atmens zurück. Und so mache ich das in solchen Geschäften auch: registrieren, loslassen und wieder auf mein ursprüngliches Vorhaben konzentrieren.

4 thoughts on “Minimalismus: Eigene Bedürfnisse statt verwirrender Kaufanreize

  1. Ich kann das gut nachvollziehen und, ja, mir geht es genauso: ich meide Malls eben weil es schwer ist dort hinzukommen, wo man hin will. Die Dinger sind zum Bummeln und Schlendern gebaut. Ich mache sowas nicht, ausserdem hasse ich Menschenmengen.
    Andere Angebote lenken mich allerdings ueberall ab, auch im Edeka um die Ecken. Das ist mit einer der Gruende, warum ich mich meisten bei Einkaufen vorher ausfuehrlich im Netz informieren: so weiss ich meistens genau, was ich will, wenn ich den Laden gehe und muss dort nicht erst rumgucken. Ich kann praktisch mit Scheuklappen einkaufen.

    Wenn ich mal etwas brauche, bei dem ich Auswahl im Laden und ggfs. Beratung brauche, wie zB. neue Schuhe fuers Tochterkind, fahre ich mittlerweile in eine Kleinstadt im Umkreis der Grossstadt, in der ich wohne. Hier ist die Fussgaengerzone „freier“, ich kann zum Schuhgeschaeft gehen ohne mit 10000 anderen Dingen bombardiert zu werden und mich dort auf die eingeschraenkte Auswahl konzentrieren.

    Malls sind anstrengend und die Unuebersichtlichkeit gehoert ganz klar zum Konzept. Auf das ich keinen Bock habe.

    1. Das ist auch eine gute Idee – einfach in den nächsten Ort, wo es kleiner und unübersichtlicher ist. Das Schlimme finde ich, dass dadurch, dass wir mit so viel Zeugs zugeworfen werden, wir uns richtig konzentrieren müssen, um überhaupt mal heraus zu filtern, was wir eigentlich wirklich wollen und brauchen.

  2. Hallo Gabi!

    Ich kann Dich ja so gut verstehen, selbst mag ich auch keine Einkaufscenter und gehe einfach nicht mehr hin.

    Bei mir in der Nähe gab es ein klein winziges, da habe ich ab und zu eingekauft. Bis sie es ungefähr verdreifacht haben. Seitdem sehen sie mich nicht mehr. Es geht auch anders. Mir ist das viel zu stressig.

    lg
    Maria

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