Finanzen waren meine ersten Berufsjahre nicht ernsthaft ein Thema, mit dem ich mich nähergehend auseinander gesetzt habe. In meinem Erstberuf als Erzieherin hatte ich ein eher mäßiges Gehalt. Dieses reichte aus, ich hatte immer einen Überblick, vom Weihnachtsgeld habe ich ein paar kleinere Rücklagen – das wars. Interessanter und wichtiger wurden meine Finanzen erst, als ich mich nach 12-jähriger Berufstätigkeit nochmal zu einem Studium entschieden hatte. Das Geld würde absehbar nochmal sehr viel knapper sein und so musste ich mir etwas überlegen. Ein Haushaltsbuch zu führen war Mitte der 90ger-Jahre die entscheidende Veränderung. Tipps für die Börse habe ich keine (dazu bitte anderswo schauen). Aber einen Überblick zu behalten und diesen Bereich möglichst zu vereinfachen ist mir im Zusammenhang mit Finanzen im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden:
Finanzplanung: Aufwand minimalisieren und Überblick behalten:
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Ideen und Anregungen im Umgang mit Finanzen. Obwohl ich wie oben beschrieben, bereits seit den 90er-Jahren ein Haushaltsbuch führe, beschäftigt mich immer wieder die Frage, wie sich dieser ganze Bereich noch weiter vereinfachen und minimalisieren lässt. Mein Ziel: mit wenig Aufwand möglichst viel Überblick haben.
Bei allem, was ich an Ideen habe, ist mir natürlich klar: So, wie die persönliche und wirtschaftlich-finanzielle Situation bei jede/m anders sind, ist vermutlich auch der Bedarf nach Übersicht immer ein wenig anders. Daher gibt es wohl auch so viele unterschiedliche Arten und Weisen, die Übersicht über die eigene persönliche Finanzplanung zu behalten. Hier meine Erfahrungen und Optimierungen auf der Suche nach einer noch besseren und einfacheren minimalistischen Finanzplanung. Vielleicht ist ja auch die ein oder andere Anregungen dabei:
1. Bewährt: Haushaltsbuch – die Jahresübersicht
Bewährt hat sich meine Tabellenkalkulation, mit der ich eine Ein- und Ausgabenübersicht für das ganze Jahr erstelle. Von Januar bis Dezember sind dort neben den Einnahmen, auch alle anstehenden, festen Ausgaben (Miete, Versicherungen, etc.) aufgelistet. Auf diese Weise sehe ich, wieviel Geld ich dann noch für die weiteren, sog. beweglichen monatlichen Ausgaben zur Verfügung habe. Durch eine solche Tabellenübersicht entsteht zusätzlich schnell auch Klarheit, wo sich evtl. unnötige Ausgaben ansammeln. Beispielsweise, irgendwelche Abo’s, zu teuere Versicherungen, etc. etc.
Ich habe mich nach einigem Ausprobieren gegen die Verwendung von diversen Apps bzw. Computersoftware und für eine einfache Tabelle entschieden. Fertige Apps haben in der Regel bereits Vorgaben, Einteilungen, ich muss diese – sofern möglich – erst ändern, im ungünstigsten Fall die Software überhaupt erst kaufen. Ich hatte schlichtweg keine Lust, mich damit intensiv zu befassen. Letztlich erfüllt eine simple Tabellenkalkulation den gleichen Zweck für mich und ich kann dort alles Überflüssige gleich weglassen. Genau genommen würde auch ein Notizbuch und Bleistift, sowie Kenntnisse in den Grundrechenarten ausreichen. Auf einem Blatt Papier bzw. in einer Tabelle werden die Monate von Januar bis Dezember notiert, dann die Einnahmen in den jeweiligen Monaten und danach alle festen, regelmäßig wiederkehrende Kosten. Das sind z.B. Miete, Versicherungen, usw.. Dann: Einnahmen – feste Ausgaben = verfügbares Guthaben für die beweglichen Kosten (also, die Ausgaben, die in unterschiedlicher Höhe anfallen, wie Lebensmittel, Freizeit, usw.).
2. Den Ausgaben – „Kleinkram“ vereinfachen
Ab und an habe ich dann auch immer wieder bei den sog. beweglichen, also veränderlichen Ausgaben wirklich auf den Cent genau hingeschaut und alles aufgeschrieben, was anstand. Dies ist jedoch recht mühsam, daher mache ich dies auch nicht regelmäßig. Im Laufe der Zeit haben sich aber Erfahrungswerte heraus gebildet. Nur, irgendwann stimmen die dann nicht mehr. Also habe ich überlegt, was ich tun kann und wie ich die Finanzen weiter vereinfachen kann:
3. Vereinfachungs-Idee: Budgets
Budget nach Art der Ausgaben:
Einige Ideen zur Vereinfachung und Übersicht fand ich bei Daniel Siewert von schlichtheit.com: Daniel hat vor einiger Zeit einmal ein E-Book geschrieben mit dem Titel „Finanzen für Minimalisten“ (die Neuauflage heißt: Geld oder Leben?: Ein alternativer Umgang mit Geld, nicht nur für Minimalisten). Hilfreich fand ich dort die Idee insbesondere, ein Budget für die täglichen kleineren Barausgaben zu nutzen. Ob ich dafür eine extra Geldbörse nutze oder mir die Kosten in einen Notizblock oder ein Smartphone-App notiere, ist eine Sache des persönlichen Geschmacks.
Budget nach Prozenten und Art der Ausgaben:
Ähnliches habe ich in dem Buch v. Leo Babauta/Sina Jasur „Mehr Geld. Eine praktische Anleitung für den Alltag“ gefunden. Auch dort fand ich diese folgende Idee der Budgets wieder, z.B. die 60-10-10-10-10 – Regel:
60% für alle monatlichen Kosten für Wohnen, Essen, Internet, Versicherungen, usw. usw.
10% Rücklage für Vorsorge – Rente
10% langfristiger Sparplan (oder Schuldenabbau)
10% kurzfristige Rücklagen (für Reparaturen, Instandhaltung, Auto-Inspektion etc.)
10% Spaßgeld, „was immer du willst“
Das Haushalts-Girokonto – (eine Idee vorrangig für Familien, Paare und WG’s):
Wer nicht alleine wohnt, kann neben dem eigenen normalen Girokonto, ein weiteres (kostenloses) Girokonto auf Guthabenbasis für den Haushalt anlegen. Also für all die Kosten, die gemeinsam entstehen und getragen werden. Das kann die Miete, Energie, Internet, Rundfunkgebühr sein, evtl. auch gemeinsam gekaufte Lebensmittel, usw.. Dort wird dann regelmäßig eine feste Summe überwiesen, von der diese Kosten dann bezahlt werden. Sinnvollerweise sollte auch hierfür eine Haushaltsbuch bestehen.
Budget nach Art und Zeitpunkt der Ausgaben:
Praktikabel und übersichtlich für mich ist es, nach Ausgabengruppen und der Zeit zu schauen, wann ich was ausgebe bzw. wann etwas vom Konto gebucht wird. Dadurch habe ich im Wesentlichen nur drei 3 Budget-Gruppen:
- Budget für Ausgaben am Monatsende: (bei Eintreffen des Gehaltes):
Überweisung Haushaltsgeld. Ich hebe für mich das persönliche Taschengeld für den nächsten Monat von der Bank ab. Dieses persönliche Taschengeld halte ich dann in der Regel nicht in einem Haushaltsbuch fest. Ich gönne mir hier, einfach damit auszukommen – egal für was, Hauptsache, es passt bis zum Monatsende. Es ist das, was Leo Babauta „Spaßgeld“ nennt (ein klasse Begriff). - Budget für regelmäßige Ausgaben im Monatsverlauf: Bei mir sind dies derzeit nur 2 Abbuchungen zum 1. jeden Monats: das ÖPNV-Ticket, sowie eine Spende für mein-grundeinkommen.de
- Budget für wechselnde Ausgaben im Monatsverlauf : Dies sind Kosten, die in unterschiedlicher oder gleicher Höhe und zu wechselnden Zeitpunkten im Monatsverlauf anstehen, wie z.B. evtl. weitere Fahrkarten, Kosten für Gesundheit, persönliche Anschaffungen oder die Prepaid-Aufladung fürs Handy.
Die Budgethöhe habe ich nach meinen durchschnittlichem Erfahrungswert gewählt. Bleibt am Monatsende dann noch Geld übrig, nutze ich dies, um z.B. meine Prepaidkarte fürs Handy genau zu diesem Zeitpunkt aufzuladen (was mein Budget der nächsten Monate entlastet) oder das übrig gebliebene Geld wandert aufs Tagesgeldkonto als kurzfristige Rücklage, für Ausgaben, die evtl. oder auch konkret absehbar in den nächsten Wochen oder Monaten anstehen.
4. Übersicht behalten
Natürlich gibt es ganz unterschiedliche Wege, die Übersicht zu behalten. Ich bevorzuge es, immer die jeweils einfachste Lösung für mich heraus zu finden. Am einfachsten ist es für mich, wenn ich Taschengeld bar ausgebe, die anderen Kosten erfolgen ohnehin in der Regel per Überweisung, in Einzelfällen auch mit Kartenzahlung. Diese Ausgaben sind auf dem Girokonto als Ausgabenposten zu sehen, so dass ich sie nicht kleinlich in einem Notizbuch oder Smartphone-App erfassen muss.
5. Vorteile für mich:
- Ich habe eine schnellere Übersicht, indem es eigentlich nur 3 Budget-Gruppen sind und ich nicht eine lange Liste unterschiedlichster Einzeldinge erfassen muss.
- Dadurch, dass ich Taschengeld wirklich nur als Taschengeld nutze, verhindere ich, dass ich in schleichende Ausgaben hinein gerate, mir andererseits aber auch spontan etwas gönnen kann – Spaßgeld halt.
- Hier ein T-Shirt, dort ein Buch oder Smartphone-Zubehör – all das möchte ich nicht unüberlegt und spontan, sondern gezielt und bewusst überlegt. Solche Dinge habe ich daher in meine Budgetgruppe 2 für wechselnde Ausgaben verschoben – was bedeutet: Ich schaue erstmal zu Hause auf mein Konto, meine Haushaltstabelle und entscheide dann, welche Ausgaben ich wirklich will und brauche.
6. Meine Erfahrungen mit den unterschiedlichen Ansätzen:
- Was ich bereits jetzt deutlich spüre, ist eine deutliche Entlastung dadurch, dass ich jetzt noch schneller überblicke, in welchen Bereichen eigentlich das Geld so bleibt bzw. verschwindet.
- Die 60-10-10-10-10 – Regel von Leo Babauta ist klasse, passt bei mir aber nicht. Mein Anteil für die allgemeinen Ausgaben liegt bei einer eher sparsamen Lebensführung bei locker mindestens 80% – allerdings arbeite ich auch als Sozialpädagogin in Teilzeit.
- Die finanziellen bzw. wirtschaftlichen Realitäten sind bei jede/m ein wenig anders. Auch bei mir ändert sich dies immer wieder. Das ist normal, nicht tragisch. Eine einfache Übersicht kann ich trotzdem haben.
- Für Familien, Paare, WG’s ist ein gemeinsames Haushalts-Girokonto eine deutliche Entlastung, da alle gemeinsamen Kosten und wichtigen Kosten, wie Wohnen, Energie und Lebensmittel dort gebucht werden können. Die Übersicht über die restlichen persönlichen Kosten wird so nochmal deutlich einfacher.
- Es lohnt sich, sich ab und an einfach mal intensiver Gedanken um die eigenen minimalistische Finanzgestaltung zu machen und anschließend in diesem Bereich weniger Arbeit und mehr Übersicht zu haben.
Hallo Gabi,
Ich finde es super, dass du schon so lange ein Haushaltsbuch führst und so die Kosten immer im Auge behalten konntest. Ich habe das erst seit letztem Jahr eingeführt und bin begeistert. Auf einmal ist immer noch Geld übrig.
Aber was mich brennend interessiert :
Kaufen bei deiner WG andere Mitbewohner Lebensmittel für dich mit ein? Ist das mit der Pauschale gemeint ? Mich würde das unheimlich stören, weil ich sehr gerne in der Küche bin und alles mögliche selber herstelle. Die festen Kosten sind doch auch viel besser aufzuteilen. Ist das denn bei euch so gerecht? Oder wäre es günstiger wenn du für dich alleine einkaufen würdest?
LG Bärbel
Hallo Bärbel, in der Pauschale ist in meinem Fall alles drin, auch Lebensmittel. Es stimmt, so 100% kommt das mit Lebensmitteln nicht hin, aber das ist so ok. Natürlich würde das aber auch nicht immer und mit jede/m funktionieren. Kommt nur eine/r auf die Idee, persönlich-egoistische Vorteile daraus zu ziehen, läufts nicht. Aber alleine einkaufen ist auch oft bei den Portionen ein Problem. Ess mal alleine einen ganzen Salatkopf… viel zu viel. Oder es gibt tagelang den gleichen Salat… Ich kenne ja alle Varianten und als Single-Wohnerin alleine einzukaufen, war für mich deutlich teurer. Für das Geld habe ich wirklich viel Komfort und eine Wohnung alleine anzumieten, da brauche ich das Bad für mich alleine, die Küche auch – und muss das dann auch alleine bezahlen, den Rundfunkbeitrag auch und das Telefon und das Internet etc.
Es gleicht sich wirklich locker mit den eingesparten Kosten aus. Ich habe das natürlich auch durch gerechnet: Alleine wäre das in jedem Fall teurer. Ausserdem stehe ich höchst ungern in der Küche. Ich esse dann lieber 😉 oder räume hinterher auf. Kochen kann ich zwar, habe ich aber höchst selten Lust.
Unter’m Strich geht’s mir bei der Finanzübersicht auch wirklich um die Übersicht und die eher unsinnigen Kosten, die sich so ansammeln. Das was kostenmäßig „reinhaut“ waren früher eher andere Dinge, wie irgendwelche technisch-digitalen Schnickschnacks (Zeugs für den Computer, Handy…) und die diversen Essen und Getränke unterwegs.
Hallo Gabi!
Ich arbeite seit Jahren mit Budgets. Alle variablen Kosten werden in Budgets angespart und dadurch ist so vieles für mich einfacher geworden!
Das merke ich auch daran, dass Geld für mich einfach kein Thema mehr ist, es klappt einfach alles so einfach.
lg
Maria
An dem Punkt bin ich leider noch nicht. Ich habe zwar seit x-Jahren ein Haushaltsbuch, aber mich bislang damit begnügt, einen aktuellen Überblick über das jeweilige Jahr zu behalten. Ich habe aber nicht mal über einen längeren Zeitraum mal Erfahrungswerte gesammelt. Da macht das Sammeln der Daten ja dann wirklich mal Sinn.
Gemeinsam – minimiert die Belastung für uns alle. 😉 Passt doch. 🙂
Top!
Ich denke, so machst Du schon alles richtig. liebe Gabi. Toll, dass Du für diese Problematik so offen bist.
Wenns recht einfach umzusetzen ist, kein Problem. Ich bin immer froh über Hinweise, weil ich das schlichtweg nicht immer „auf dem Schirm“ habe und da in der Freizeit erstellt, auch vereinzelt mal ein Zeitproblem werden kann. Ich werde künftig Bildbeschreibungen hinzufügen. Bei allen Blogbeiträgen wird es mir aber kaum gelingen. Danke für deine Hinweise!
Die 60% für allgemeine Ausgaben finde ich auch eher „optimistisch“. Würde hier in der heutigen Zeit 75% als realistischer ansehen. Leider.
Noch eine Bitte: Deine Captcha-Abfrage ist leider nicht #barrierefrei. Blinde und Sehbehinderte können sie nicht bedienen, da sie Bilder enthält. Kannst Du das eventuell überdenken und freundlicherweise ändern?
Hallo Matthias, ich habe beim Captcha-Code das Bild wieder heraus genommen – nur noch Text und Zahlen. Danke für den Hinweis! Daran hatte ich nämlich überhaupt nicht gedacht. Ich hoffe, so funktioniert es.
Cool, danke Dir. Werde das mal zum Testen an meine blinden Twitterfreunde weiterleiten. Aber ich denke, so sollte das problemlos funktionieren. <3
Hallo Matthias, ich hoffe, es läuft dann richtig. Bleibt das Problem mit den Bildern – in diesem Fall Screenshots. Ich habe testweise mal bei den beiden Screenshots in diesem Text eine Beschreibung darunter angefügt. Außerdem gibts auch in den Einstellungen eine Funktion „Text statt Bild“. Da habe ich eine kleine Beschreibung eingefügt, aber keine Ahnung, ob sehbehinderte bzw. blinde Leser_Innen dies mit ihrem Computer dann auch sehen können.