Minimalismus – 10 Fragen an: Sarah

 

Minimalismus – 10 Fragen an… ist eine kleine Reihe, in der ich (in unregelmäßigen Abständen) Leser/-innen meines Blogs zu Wort kommen lasse, um die Vielfältigkeit des minimalischen Lebensstil deutlich werden zu lassen.

Heute: Sarah

 

1. Wie ist deine jetzige Wohn- bzw. Lebenssituation?

Ich wohne alleine zur Miete mit meinem Hund in einer 1-Zimmer-Wohnung auf 38qm in Berlin Prenzlauer Berg.

2. Warum hast du mit dem Minimalisieren angefangen?

Ich weiß gar nicht, ob es einen wirklichen Startpunkt gibt. Schon als Kind habe ich es geliebt mein Zimmer zu sortieren und bin eigentlich fast jedes Wochenende auf einen Flohmarkt gegangen, um mein Spielzeug zu verkaufen. Irgendwann habe ich dann angefangen auch die anderen Zimmer und damit die Gegenstände meiner Eltern mit auf den Flohmarkt zu nehmen (manchmal auch heimlich :D).

Ich bin dann häufig umgezogen und so immer beim Minimalismus geblieben.

3. Was denken andere Menschen (Familie, Freunde, Nachbarn…) über dein Loslassen von Dingen?

Das ist sehr verschieden. Einige Freunde bewundern mich dafür und möchten, wenn sie zu Besuch waren immer auch gleich selbst aussortieren. Eine Freundin hat sogar nach einem Besuch einen Minimalismus-Coach bestellt.

Besonders in der Verwandtschaft sind die Reaktionen eher neutral bis negativ von „Es ist etwas zu kahl“ bis „Deine Wohnung ist nicht repräsentativ“ war schon alles dabei.

Meinen Partner stört zum Beispiel, dass es immer recht dunkel ist. Ich wohne im Hinterhof und habe wenig Licht (eine Lichterkette, eine kleine Stehlampen und Kerzen).

4. Am leichtesten ist mir gefallen…

Radikal auszumisten. Ich hatte nie Schwierigkeiten damit mich von Gegenständen zu trennen. Hier in Berlin sind zu-verschenken-Kisten in jeder Straße zu finden und manchmal sehe ich dann sogar Nachbarn mit einem aussortierten Kleidungsstück von mir in der Sonne sitzen.

5. Am schwersten finde ich …

Das Aussortieren von Büchern. Diese habe ich lange lange nie aussortiert und erst im letzten Jahr damit angefangen. Anfangs habe ich dann noch meine 5 Lieblingsbücher behalten, aber festgestellt, dass ich selbst diese nicht nochmal lesen werde. Mittlerweile besitze ich immer nur noch das Buch, das ich gerade lese und vermisse nichts.

Was mir wirklich schwer fällt, ist einen „Endpunkt“ zu finden. Ich würde mich gerne von noch mehr Dingen trennen, habe aber das Gefühl, dass es kaum noch etwas gibt, das ich entbehren kann.

6. Auf keinen Fall würde ich noch mal…

Geschenke behalten, die mir nicht gefallen.

7. In jedem Fall würde ich noch mal…

meinen Staubsaugerrobotor gegen einen Wischmop tauschen.

8. Welches praktische Vorgehen hat sich bei dir bewährt?

Wenn ich manchmal das Bedürfnis habe mir etwas zu kaufen, warte ich erstmal ab. Fast alles ist am nächsten Tag wieder vergessen.

9. Welche Vorteile hat es für dich, weniger Dinge zu besitzen?

Wenig putzen und aufräumen. Trotz kleiner Wohnung viel Platz für Yoga und den Hundemann. Weniger Ablenkung. Ein Gefühl von Freiheit. Alles was ich habe, passt (inkl. Möbel) in ein Auto oder (exkl. Möbel) in meinen Rucksack.

10. Gibt es noch etwas, was du mitteilen möchtest?

Darf ich hier auch eine Frage stellen? 😊 Mich würde wirklich interessieren, welche Gegenstände von denen man immer dachte „das brauche ich auf jeden Fall“ schlussendlich doch nicht so wichtig waren…

 

 

Flur mit Garderobe

 

Weiße Einbauküche mit dunkler Arbeitsplatte

Hund liegt auf einem vor dem Fenster stehenden Sofa

Blick in ein Badezimmer

Bett rechts, Hundekorb links. an den Seiten Holzbalken und oben eine Holzdecke

 

Rechts ein Tisch, links ist ein Teil vom Bett zu sehen

 

Zum Weiterlesen:

 

32 thoughts on “Minimalismus – 10 Fragen an: Sarah

  1. Wir leben zu dritt auf verhältnismäßig günstigen 115 qm, und ich hab da länger mit gehadert. Weil eigentlich zu groß. Umziehen: finanziell keine sinnvolle Lösung in Sicht.
    Das ganze Kopfkino ist jetzt weg. Denn mit dem Mann hab ich mich geeinigt: wenn das Kind groß ist, dann ziehen wir auf jeden Fall um und verkleinern uns sinnvoll. Ob zwei oder drei Zimmer müssen wir dann gucken, was der Markt dann hergibt und wie unsere finanzielle Situation dann ist. Die Weltlage etc.

    Jetzt genieße ich, dass wir mehr Platz haben, Freunde des Kindes willkommen sind, und ich gleichzeitig einen Miniraum habe, in dem ich ungestört Yoga machen kann (nur 8 qm, aber immerhin). Das Kind darf Lego-Maximalismus ausleben, und gleichzeitig weiß ich: Ich hab in ein paar Jahren wieder meine kleine Oase zurück!
    Natürlich versuchen wir jetzt minimalistisch zu leben, aber für uns als Familie mit verschiedenen Bedürfnissen ist das anders als Paar. Alleine, das wir mehr Besuch bekommen und mehr Gläser brauchen, Schlafsachen für min. 2 Übernachtungsgäste etc.
    Ich freue mich darauf irgendwann wieder so eine wundervolle Oase zu haben wie auf den obrigen Bildern (Berlin <3)

  2. Ich habe vergessen zu schreiben, dass ich die 38qm mit Lage in Berlin sehr schön finde. Mit Hund, super.
    Bei dem Hochbett unten ist eine Ecke mit Einbuchtung in die Wand und Platte auf dem Boden, war da ehemals Platz für einen Ofen ?

  3. Wie schön. Eine minimalistische Wohnung mit farbig gestrichenen Wänden in der auch Alltagsdinge wie Spülbürste, Geschirrtuch und Wandkalender ihren Platz haben. Unter den Minimalisten scheint es viele Hochsensible zu geben. Für die ist weiß und farblos ein Baustein um ihre Nerven zu schonen. Allen anderen möchte ich zurufen: Es darf auch bunt wie in deiner Wohnung sein.
    Zum Thema: „welche Gegenstände von denen man immer dachte „das brauche ich auf jeden Fall“ schlussendlich doch nicht so wichtig waren…“ Wenn ich der Meinung bin, das brauche ich dringend, bleibt es. Geht jedoch etwas kaputt, warte ich erst mal einige Zeit, um zu prüfen, ob ein anderer Gegenstand die Aufgabe übernehme kann, ob es ohne geht, oder Ersatz angeschafft wird. Mein kaputtes Waffeleisen wurde nicht ersetzt, obwohl ich es anfangs vermisst habe. Mein zerbrochenes Sofa habe ich nach 6 Monaten durch einen bequemen Sessel ersetzt. Es wäre auch ohne gegangen, aber die Küchenstühle sind mir fürs lange Sitzen zu unbequem.

    1. Mir gefällt es auch sehr gut, wenn in einer minimalistischen Wohnung ganz gewöhnliche Alltagsdinge zu sehen sind, alles andere ist ja auch unrealistisch. Ich möchte nicht in einem designten Ausstellungsraum wohnen.

      1. Da gab es ein Youtubevideo, in dem ein Minimalist seine Küche zeigte. Die war praktisch leer. Keine Vorräte, leere Schubladen. Mich fröstelte. Ich frage mich immer noch, ob das vielleicht nur ein Filmstudio oder eine leere Wohnung zwecks Videoerstellung war.
        In meiner Küche MUSS etwas herumstehen und es müssen Vorräte vorhanden sein. Sonst ist es ungemütlich. Der Rest könnte von mir aus bis auf Bett, Tisch und Stuhl leer sein.

        1. Es gibt auch Leute, die haben zwar eine Küche, machen sich da aber maximal mal eine Fertigpizza oder lassen gleich den Lieferdienst kommen. Vielleicht gibts noch den schicken Kaffeevollautomat.

          1. Und es gibt Menschen die haben eine Küche zum zeigen und im Keller dann eine zweite, um zu kochen. Das gibt es glaube ich öfters als man denk.

          2. Hihi, ich kenn jemanden mit dieser Küchenthematik: da wird im Keller alles gekocht, was stinkt… Das ist aber die alte Küche. Die neue wurde nicht zum Repräsentieren gekauft.

  4. Welche Gegenstände von denen man immer dachte „das brauche ich auf jeden Fall“ schlussendlich doch nicht so wichtig waren?
    Hm, das ist wieder so eine Frage, wo ich ganz tief in mich gehe.
    Ich finde keine Antwort darauf, denn wenn ich mich mal entschieden habe, etwas abzugeben oder nicht zu ersetzen, schaue ich nicht mehr zurück. Dann hatte ich mich einmal entschieden und damit ists gut. Ich habe vieles, was ich nicht (mehr) habe.
    Im Moment denke ich immer mal daran, dass ich in ein paar Tagen die „Familienweihnachtsfeier“ ausstatten werde. Ich bin gespannt, ob jemand die Weihnachtsdeko vermisst. (Aber ich hatte ja zum Entsetzen meiner Mutter schon mal erzählt, dass ich weder Weihnachten noch Weihnachtsdeko brauche. 😀)

    1. Ich dachte, ich bräuchte einiges Zubehör für den Stabmixer – brauche ich aber doch nicht. Ich war bislang zu bequem, es wieder zu verkaufen, werde das aber in den nächsten Monaten nochmal angehen.

      1. Den Mut zu haben die Teile mit Verlust wieder loszuwerden haben nicht alle. Das kostet Zeit und erinnert „du hast Mist gebaut“. Nein, so einfach ist das eben nicht. Es ist nicht möglich alles zu planen und durchzudenken. Vieles muss erst ausprobiert und erfahren werden. Kein schlechtes Gewissen oder Zweifel ist angesagt, sondern eine bezahlte Erfahrung kann notiert werden. Neuere Gegenstände können meistens weitergegeben werden und behalten ihren Nutzwert eine Weile

        1. Bezahlte Erfahrung – der Begriff gefällt mir. Es ist zudem heute in den Zeiten geplanter Obsoleszenz schwierig, vernünftige Produkte zu finden. Fehlkäufe sollte man möglichst schnell wieder loswerden, finde ich.

  5. Je weniger Dinge, desto mehr macht mich optisch das schon vorhandene Inventar in Wohnungen fertig. Ich stör mich dann an Kacheln, Bodenfarbe, Türen, Türgriffen, Fenstern. Das muss miteinander sehr harmonieren. Nicht mehr als 2 Holzarten. Das ist für mich sonst als Hochsensible Horror. Bruce – von Topmodel – sagte was Schönes als Minimalist. Er hat nur Möbel, die mit allen anderen im Haus harmonieren. So kann man schnell was umräumen. Passt immer. Da gibt’s so einen Hausbauvlog. Wäre mir zu unruhig. Fischkrätenboden, Lampenkabel, Deckenbalken, Fensterstreben … – die Leute bauen sich ihr eigenes Gefängnis. Zu deiner letzten Frage: Ohne Sofa. Ohne Hund iss nix.

    1. „die Leute bauen sich ihr eigenes Gefängnis“.
      Jetzt muss ich mich erst einmal hinsetzen, das hat gesessen 🙂
      Da hast du was gesagt und die ganze Deko-, Sperrholz-, Klebdaauchnochwasdraufindustrie wird dir entgegnen : sieht jetzt doch schöner, gemütlicher aus.
      Nein, das Gefängnis ist dann bloß noch voller, bunter, arbeitsintensiver und unübersichtlicher:)
      Klimbim brauchen wir nicht, kommt nicht ( mehr ) ins Haus.
      Zu Hause regieren wir, nicht der Möbelprospekt, Jahreszeitendekoplunder oder Ladenhüter.

    2. Kann ich total nachvollziehen, liebe Tanja.
      Mir geht’s ähnlich, va mit Farben. Ich liebe reduzierte Wohnungen (meine ist nicht ganz so reduziert aber ähnlich) wie die obige, aber die vielen Farben würden mich fertig machen. Mein Nervensystem wird davon zu stark aktiviert.
      Liebe Grüße in die Runde.

      1. Grün ist meine Lieblingsfarbe, ich wäre aber schlicht zu faul, alles farbig zu streichen. Es würde bei mir auch zu dunkel, insbesondere in der auf der Nordseite liegenden Küche.

  6. Gefällt mir sehr gut bei dir 🙂
    und wieder die Bücher *lach… bisher bin ich noch keinem Minimalisten begegnet der es leicht fand die auszusortieren.
    Kleiner Tipp noch, das Sofa direkt vor der Heizung ist ein Energiefresser. Heizkörper sollten nie mit Gegenständen/Vorhängen verdeckt werden. Deine nächste Heizabrechnung wird es dir Danken.

    Liebe Grüße!

    1. Ich. Von 5 Büchern auf 0. Ich halte nicht gerne ein Buch beim Lesen. Und muss es nicht umständlich wieder loswerden. Das letzte hab ich mit Handschuhen gelesen. Da sind so viele Giftstoffe drin gegen die ich allergisch bin. Ebooks sind praktischer für mich.

      1. Ich habe nur noch Bücher zum Sprachenlernen. Geht nicht anders, Kursmaterial der Volkshochschule.
        Ab und zu leihe ich etwas aus der Bücherhalle aus. Da gehören die Bücher besser hin. Bücher sollen nicht herumstehen , sondern gelesen werden. Jeder sollte dort kostenfrei ausleihen können finde ich.

  7. Der Blick in deine Wohnung ist wirklich entspannend fürs Auge. Und ich finde, dass man sehen kann, wie viel man mit ein bisschen Farbe an der Wand schon in Hinblick auf die Raumatmosphäre bewirken kann (wenn man das mag).

  8. Ich finde es richtig gemütlich bei dir. Und der süße Hundemann hat ein Luxusbett 😉
    Auch bei mir sind die Möbel vom Elch und die Hundedame hat orthopädische Superbetten …
    So soll es sein. Man muss Prioritäten setzen.

    1. Noch was zu deiner Frage: „Was brauch ich auf jeden Fall?“
      Außer meiner Hündin gar nichts. In heutigen Zeiten kann von heute auf morgen, von jetzt auf gleich, alles weg sein. Ich habe Freunde aus dem Ahrtaal und Bekannte in der Ukraine. Sie alle haben alles verloren. Was wirklich zählt und ohne was wir nicht auskommen können, ist nicht von materiellem Wert.

      1. Genau!

        Ich hab gerne Sachen um mich, die ich schön finde. Wenig, aber doch etwas. Mir ist aber sehr bewusst, dass morgen alles weg sein kann (und darf). Wenns brennt, rette ich Mann und Kind. Der Rest ist ersetzbar.

  9. Ganz so clean ist es bei uns nicht aber ich finde es wunderbar entspannend. Die Augen können sich mal ausruhen, wenn nicht alles zugestellt ist. Dafür sind auch die Wandfarben ideal, schön ruhig aber nicht zu kühl.
    Die Küchenarbeitsplatte kommt mir bekannt vor, dieselbe hatten wir schon in der vorherigen und jetzt auch in der neuen Küche. Die ist so dankbar pflegeleicht. Lass mich raten – die Schränke sind halb leer 😉

  10. ich find’s cool. Auch wenn ich wohl selber nicht dahin kommen werde. Weshalb es in dieser Serie „10 Fragen an …“ auch (noch?) keinen Beitrag von mir gibt. 😉

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