Minimalismus und das Älterwerden

Zeit statt Dinge

Minimalismus ist eine prima Sache – auch beim Älterwerden. Nächstes Jahr werde ich 60 Jahre. Aus dem Geschenke-Zirkus bin ich schon Mitte der 80er-Jahre ausgestiegen. Kindern gönne ich Dinge-Geschenke, aber als Erwachsene kann ich mir auch gut selbst etwas kaufen, wenn ich es brauche. In der Regel gönne ich mir einen Urlaubstag und entscheide kurzfristig wonach mir ist. Älterwerden heißt für mich schon lange, dass ich mir an einem solchen Tag einfach Zeit schenke: Einfach tun, wonach mir zu diesem Zeitpunkt ist. Das mache ich schon lange so. Es gefällt mir gut, es tut mir gut. Rückblickend eine meiner besten Entscheidungen.

 

Die Babyboomer und der ganze Kram

Wer wie ich, zu der sogenannten Babyboomer-Generation gehört, ist in aller Regel noch nicht so konsumorientiert aufgewachsen, hat aber heute nicht selten die Wohnung voll mit Zeugs stehen. Man hat eben schon einige Jahrzehnte gelebt und da sammelt sich einiges an. Aber man kann sich ja damit beruhigen, dass die Elterngeneration der Babyboomer in der Regel noch die Erfahrungen des 2. Weltkrieges in den Knochen hatte und entsprechend noch sehr viel mehr unnötiges Zeugs für zwingend erforderlich hielt. Nicht wenige von uns waren ja früher schon froh, wenn sie sich erfolgreich gegen Tante Ilses Geschirr mit dem Goldrand gewehrt hatten und sich endlich eine Jeans („Nietenhose“) kaufen durften …

Ich gehörte noch nie wirklich zu den Dingesammlern, steckte jedoch früher ebenfalls in Gewohnheiten und Konventionen fest. Den Sinn einer Sofagarnitur und des 5. Kochlöffels habe ich viel zu lange Zeit nie hinterfragt, Kleiderschränke fand ich hässlich, aber erforderlich. Irgendein Deko-Tingeltangel stand herum, bedeutete mir aber nichts. Fernsehgeräte kamen und gingen. Lediglich die schicke Einbauküche fand ich immer zu teuer.

 

Meine Befreiung von den überflüssigen Dingen

Als ich 2010 durch die Achtsamkeit recht bald den Minimalismus für mich entdeckte, war dies eine Befreiung. Endlich entdeckte ich meine Bedürfnisse und befreite mich schrittweise von dem ganzen Kram, der mein Leben bis dahin verstopft hatte.

Manche Menschen – gerade, wenn sie ebf. schon etwas älter sind – finden das natürlich schon etwas merkwürdig, wenn meine Wohnung für deren Verhältnisse recht leer ist. Dabei ist meine Wohnung gar nicht leer, sie ist gefüllt mit Freiräumen. Das ist eine prima Sache beim Älterwerden. Und nein, ich bin nicht arm. Wenn ich wollte, könnte ich mir jede Menge Zeugs kaufen und mir damit die Wohnung vollstellen. Ich will es aber nicht.

Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man wirklich Gegenwart und Zukunft mit dem Kram der Vergangenheit vollstopfen will oder nicht. Leben findet hier, jetzt und heute statt. Ich habe mich entschieden, keine Zeit mehr zu verschwenden, um lange Bücherregale oder den Dekokrimskrams abzustauben. Ich muss keine Verrenkungen veranstalten, um mit Staubsauger oder Schrubber die Ecken zu säubern. Meine Möbel sind leicht und beweglich. Sie stehen jeweils genau da, wo ich sie in diesem oder jenem Moment haben will. Brauche ich meine Kochplatten nicht, verschwinden sie im Schrank und ich kann die freie Küchenarbeitsplatte anderweitig nutzen. Ich werde auch in Zukunft nicht über irgendwelche Teppichkanten stolpern – ich habe nämlich keine. Das digitale Leben macht es leicht, mit weniger Dingen sehr gut zu leben. Tablet und Smartphone ersparen mir Stereoanlage, Fernseher, Festnetztelefon und vieles mehr. In Zeiten geplanter Obsoleszenz und steigender Strompreise wirklich sehr praktisch.

 

Unbeschwerter leben beim Älterwerden

Die Fülle an Dingen bedeutet nicht automatisch auch ein erfülltes Leben. Auch das, was früher mal prima ins eigene Leben hat, verstopft heute nicht selten den Weg zu mehr Lebensqualität. Der für mich positivste Aspekt am Minimalismus beim Älterwerden ist für mich, dass ich mir die Freiheit gönne, etwas nicht besitzen zu müssen. Trotzdem ist alles da, was ich brauche und auch die für heutige Verhältnisse eher kleine 1-Zimmer-Wohnung ist riesig groß für mich. Das lässt mich jugendliche Unbeschwertheit wieder besser fühlen und auch in die nächsten Jahre weitertragen. Das ist das schönste Geschenk.

 

Margareta Magnusson und ihr persönliches Glück beim Älterwerden

Was mich an Maragareta Magnusson (nach ihren eigenen Angaben zw. 80 und 100 Jahre alt) beeindruckt hat, ist weniger ihre spezielle Aufräum-Methode, sondern viel mehr die Lebensfreude, die sie durch das Loslassen vieler Dinge gefunden hat. Sehr schön auch das „Jippie“, als sie vor ihrem leeren Kellerraum steht:

 

Tipps zum Downshiften beim Älterwerden

von Selim Tolga

Zum Weiterlesen:

 

25 thoughts on “Minimalismus und das Älterwerden

  1. Ich bin auch ein Babyboomer, Baujahr 66. Kinder habe ich keine. Ende Januar hatte ich Geburtstag. Ich freu mich schon über paar Kleinigkeiten oder ein Blumenstrauß. Viel wichtiger finde ich, daß man zusammen ist, Zeit füreinander hat.

    Teurere Wünsche erfülle ich mich selber. Ich habe dieses Jahr sogar zwei Tage Urlaub genommen, weil mein Geburtstag auf ein Donnerstag fiel. Warum nicht? Ich bin ins Thermalbad, wo der Eintritt kostenlos war. Einfach mal geguckt, wonach es mir war. Am Wochenende Kuchen für die Kollegen gebacken und zusammen mit meiner Schwester unsere Mutter besucht. Ach ja, Freitag war ich mit meiner Schwester im Ballett, kurzfristig Restkarten bekommen, Samstag bei der Kosmetik. Schön wars!

    Ich hab viel zu viel Zeug. Nicht nur weil man das nicht los wird, sondern auch mir die Zeit fehlt. Viel Zeit braucht es, um Ersatz zu finden. Letztes Wochenende hatte ich gerade so paar Sachen besorgen, die Tastatur vom Notebook ist hinüber, und habe eine externe gekauft. Nur wegen dem kaufe ich kein neues Notebook! Ferner ist mein Smartphone nach 6 Jahren technisch veraltet. Eigentlich auch schon mein Notebook. Ich brauch es hauptsächlich, für unterwegs telefonieren oder ein Foto zu machen. Als ich den Früherschein vor 30 Jahren machte, empfahl man eine Kamera ins Auto zu legen. Nicht nur das, ich fotographiere gerne und hab nicht immer mein Fotoapparat dabei.

    Der Komsumwahn fing in den 70-iger an. In der Schule musste man das und jenes haben, um zu einer Gruppe zu gehören. Die Lehrer machten regelrecht Druck. Nicht in der Gruppe? Nicht sozial!

    Der Technische Fortschritt ist enorm. Nicht ich entscheide, sondern andere. Digitales Fernsehen. Betriebssysteme sind immer schneller außer Wartung oder brauchen mehr Speicher und Leistung. Die Sachen gehen immer schneller kaputt.

    Mein erster Fernseher war ein kleiner, Farbe. Nach 10 Jahren zeigte er Streifen. Es ist eine Buchse abgebrochen und ließ sich nicht ans Antennenkabel anschließen. Nr. 2 war nicht digital-fähig. DVD-Recorder auch nicht. Mußte ich nach 11 Jahren wegwerfen, obwohl es noch einwandtfrei funktionierte! Nun habe ich Nr. 3, ein Flachbildschirm. Tja! Mein erstes Nokia-Handy war noch nach 8 Jahren gut, aber außer Wartng. Mein Smartphone, der Nachfolger, nach 6 Jahren veraltet. Ich weiß nicht!

    Handyvertrag ist noch ein alter. Den gibs nicht mehr. Die sind heute alle teurer, mehr Gigi wie Telefonflatrate und mega-GB-Datenvolumen, das brauch ich nicht. Ich hab noch Festnetz, ein analoges Telefon mit AB und wlan, das reicht doch! DSL entsprechend, weil ich das manchmal fürs Gschäft nutze. Sonst braucht man das ???

    Ich leg da keinen Wert drauf. Die Dinger werden immer störanfälliger und komplizierter. Kauf und schmeiß weg, das ist nicht meins. Manchmal finde ich noch ein altes Gerät. Das funktioniert noch! Ein Plattenspieler Ende 70-iger Jahre, einwandtfrei! Mein Smartphone kann ich nach 6 Jahren wegwerfen! Als ich es kaufte, war kurze Zeit später die Hauptplatine hinüber. Hallo?

    Nicht ärgern, nur wundern. Genieß die Freiräume! Jeder Gegenstand soll mir nutzen und von mir geliebt werden.

    Schönen Tag
    Sylvia

    1. Genau dieser technische Klimbim, der viel zu schnell hinüber ist und mit dem man sich ständig beschäftigen muss, ist der Grund, warum ich versuche, nur möglichst wenig davon überhaupt zu besitzen. Derzeit läuft es noch gut mit multifunktional genutztem Tablet (Online-Mediatheken statt Fernseher, Musik läuft auch, Fotos kann man damit machen, Texte tippen usw.) und Smartphone – das nutze ich auch für alle Telefonate. Das reicht mir.

    2. Bzgl. fehlender Zeit: Das ist eher eine Frage der Prioritäten: Was ist denn da immer viel wichtiger?

      Man kann sich z.B. auch jeden Tag 10 Minuten Zeit nehmen, um zumindestens schon mal eine Vorauswahl zu treffen.
      Oder sich 3 Tüten oder Kisten in den Flur (oder wo gerade Platz ist) hinstellen: 1: Müll / 2: Verschenken / 3: verkaufen. — und immer wenn einem was zufällig in die Hände fällt: rein in eine der drei Tüten.

  2. Ich sehe es gerade ganz aktuell sowohl an meinen Eltern als auch an den Eltern meines Partners:
    Meine Eltern sind vor 27 Jahren in ihr Haus gezogen. Mein Vater hat einen Kellerraum (der abgesperrt ist), der einfach nur eine „Müllhalde“ ist. Dort stehen Dinge, die von den Vorbesitzern übernommen wurden – und in all den 27 Jahren niemals genutzt wurden. Der Raum ist vollkommen wahllos vollgestopft, Dinge übereinander gestapelt, ich weiß gar nicht, ob mein Vater da reingeht. Ich finde es ganz schrecklich.
    Bei den Eltern meines Partners sieht es noch schlimmer aus: das ganze Haus ist vollgestopft, in den Kellerräumen lagern Dinge und MÖbel von drei Haushalten (Eltern der Mutter, Eltern des Vaters, + Bruder der Mutter, der verstorben ist), die keiner mehr nutzt, keiner braucht und die vor sich hin modern.
    Alle sind aber so vom Alltag, den gesundheitlichen und sonstigen Problemen vollkommen überlastet, sodass keine Besserung in Sicht ist. Und die aktuelle Situation belastet alle.
    Für mich ist das schwer nachvollziehbar, da mich Gegenstände so schnell überfordern, dass ich sowohl jetzt als auch im Alter (dann erst recht) nur das um mich haben will, was ich wirklich brauche. Und obwohl unser Haushalt wirklich sehr minimalistisch ist, gibt es immer wieder mal Dinge, bei denen ich feststelle, dass ich sie nicht brauche und dann weggebe. Ich hab mi sogar zum GEburtstag gewünscht, dass wir ein paar Sachen loswerden und wollte ganz explizit NIX geschenkt haben 😉

    1. Die von dir beschriebenen Beispiele gibts leider viel zu oft. Für mich kaum nachvollziehbar. Warum nicht im guten Zustand verschenken. Ansonsten sind die Sachen ja fast noch besser auf dem Recyclinghof aufgehoben (da kann vielleicht irgendwas davon wieder verwertet werden), als dass sie im Keller vor sich hinmodern und dann nur noch für die Verbrennung geeignet ist.

      Mich erinnert das ein ein Video: „Unser Minimalismus ist der Normalzustand“ https://www.youtube.com/watch?v=CKO2qZ5B_Js

    2. Oh, ich leide mit dir. Unsere Generation wird hoffentlich weniger Müll im Keller hinterlassen

      1. Das wäre wirklich zu wünschen. In dem Punkt finde ich das schwedische Dödständning (oder Deathcleaning) wirklich auch sehr verantwortungs- und rücksichtsvoll gegenüber den Menschen, die diese Dinge irgendwann entsorgen müssen – und das genau zu dem Zeitpunkt, wo sie selbst noch mit der Trauer beschäftigt sind. Sowas muss wirklich nicht sein.

    1. Mich ärgern solche Kleinigkeiten. Entweder man schafft es selbst nicht, es fehlt die Kenntnis wie oder womit . Dann steht man da und fühlt sich unfähig. Alle anderen scheinen es mit links hinzubekommen. In den YouTubes hauen sie zweimal auf den Tisch , schwingen einmal den Pinsel und alles ist fertig. Ich brauche Tage oder Wochen 😉 Am besten nur noch ein Raum mit einer Kerze auf dem Tisch oder so ähnlich. Na ja oder Stehlampe oder Tischlampe, offenes Feuer ist ja auch nicht so gut.

      1. Bei Youtube ist das dann ja auch vermutlich so, dass dieses 2 x auf den Tisch hauen u.U. auch Ewigkeiten dauert – bis es dann mal so zackig aussieht und in 4-facher Geschwindigkeit gezeigt wird. Aus 1000 Einzelaufnahmen zusammen geschnippelt mit einer Videoanlage und dazu gehöriger Leuchte für viel Geld. Von der Kohle könnte man sich auch locker einen Elektriker bestellen. Habe ich auch gemacht. Da war alles nach einer halben Stunde fertig angeschlossen. – Oder im Falle eines Umzuges, der über ein Umzugsunternehmen durchgeführt wird: Es gibt Firmen, die entsprechende Handwerker angestellt haben, die das dann im Idealfall gleich miterledigen: ein Schreiner baut die Küche auf und der Elektriker schließt Lampen an. Wenn man wenig Kram hat, sind die Kisten ja schneller transportiert und man kann es auf diese Weise auch gut regeln. Wobei: Stehlampen statt Deckenleuchte geht eben auch. – Die Zeiten, wo ich dachte, ich müsse alles selber erledigen, sind lange vorbei. Keine Ahnung, ob das auch mit dem Älterwerden zusammen hängt…

        1. Man wird klüger und weiß wo es sich lohnt und wo man lieber andere ran lässt, hoffentlich. Vieles muss ja auch nur einmal erledigt werden.
          Ach ja, ich habe gerade eBay – Kleinanzeigen geöffnet, weil ich einige Ableger verkaufe und folgende Horrorteile fielen mir ins Auge : Designereckbankledersofa, 3D-Puzzle und Ultraschallreinigungsgerät für Schmuck. Wahnsinn, bin fix und fertig.

  3. Klasse wie die Dame im vollgerümpelten fremden Keller sagt, dass sie allein vom Anblick der vielen Dinge müde wird.

    Ich praktiziere derzeit Aufräumen „wie vor einem Umzug“ oder „als ob kritischer Besuch kommt“. In beiden Fällen sind die unnützen Teile weg oder außer Sicht. Man kann jeden Schrank öffnen ohne dass zusammengepferchte, lächerliche Dinge herausfallen. Zu jedem Gegenstand kann man eine Rechtfertigung präsentieren. Man benötigt den Gegenstand schlichtweg. Übertriebene Deko und anderes Unnützes ist schlichtweg nicht mehr möglich. Aber es geht ja nicht um andere. Gabi macht das ja für sich und ich auch. Egal, was der Besuch sagen würde. („Habt ihr irgendwelche teuren Hobbies oder warum habt ihr so einfache Möbel ?“ haben wir schon mal gehört).

    1. Also die Frage nach den teuren Hobbys und einfachen Möbeln ist ja echt eine Hausnummer… Ich fasse es nicht… Du könntest dir für solche Fälle natürlich irgendeine wilde Geschichte ausdenken. Vielleicht: Anlage in ein geheimes Goldschürfer-Paradies in der Nordsee. Oder: die Brilianten auf der Handyhülle für die Ehefrau waren so teuer. Oder: Ach, dass sind hier nur die Fake-Möbel zur Einbrecher-Abwehr. Die Designer-Stücke stehen im Keller hinter der mehrfachgesicherten Stahltür – irgend sowas… ?

  4. Hallo Gabi,
    sehr interessant und zum Nachdenken anregend ist, was du heute über Minimalismus und das Älterwerden schreibst! Gern habe ich auch Magarete Magnusson zugehört, bin dann auf einen Artikel in Zeit Online gestoßen („Deathcleaning. Die Aufräumerin“ in der Serie: Der Tod ist groß von 2018) und habe mir am Ende das Buch „Die Kunst des Wegwerfens“ von Nagisa Tatsumi bestellt!
    Zum Thema Kleidung: ich besitze Shirts etc. von Icebreaker und Kaipara, aus Merinowolle, die sehr atmungsaktiv sind, sowohl im Winter als auch im Sommer getragen werden können und nur selten gewaschen werden müssen, da die Wolle alle Gerüche absorbiert. Etwas teurer in der Anschaffung, aber es lohnt sich; sie sind langlebig, zeitlos und man braucht aufgrund der positiven Eigenschaften nur wenige Teile.
    Herzliche Grüße und einen schönen Tag noch!
    Maren Wendt

    1. Hallo Maren, der Beitrag in der Zeit ist beeindruckend zu lesen. Natürlich ist an dem Thema Deathcleaning was dran, ich konzentriere mich aber trotzdem erstmal vorrangig auf das Lifecleaning und das damit positive Lebensgefühl. ?

  5. Ergänzend, wie du das gerne nennst: Ich habe mich auch von dem Perfektionismus befreit, der mich stresste beim Einrichten. Ich merke das bei Anderen, wie die ihre Häuser einrichten nach Farbkonzept. Es hat für mich etwas Erdrückendes. Unter uns: Man sieht überall den gleichen Anschaffungsscheißdreck. Kaum Individualität.

    Und noch was hab ich geschafft. Ich hab bei mir in der Jackentasche, was ich brauche. Alles griffbereit.

    So. Ich bin fertig. 🙂

    1. Die Jacke als Handtaschenersatz – das nenne ich mal Minimalismus. ? Vor 20 Jahren hatte ich auch schon solche Minimalismus-Ideen, habe es aber letztlich nicht begriffen. Ich habe damals zwar Dinge abgeschafft, aber auch wieder angeschafft. ? Das ist super, wie du dir da deine Freiheiten schon frühzeitig gegönnt hast.

      Stimmt, diese Einheitlichkeit ist mir auch schon oft aufgefallen. Zur Zeit sind die riesigen Flachbildschirme „in“ und eine zeitlang bekam man in Möbelhäusern nur den Look von Eiche-Samoa-Plastik, davor war es Nussbaum-Plastik. Küchen bestehen letztlich üblicherweise nur aus Ober- und Unterschränken mit Elektrogeräten dazwischen. Wer was auf sich hält und Platz hat, schafft sich heute eine Kochinsel an. Heute ist in Wohnzimmern gerne das Übereck-Sofa, früher am liebsten 3-2-1-Sitzgarnitur und ruckzuck ist der schöne große Raum vollgestellt. Ich kann mir das anderswo gut anschauen, in meinen eigenen 4 Wänden würde es mich in der Tat sehr erdrücken.

    2. Dinge loszulassen , die Bude leer zu bekommen ist für mich auch Perfektionismus , dem ich zeitlebens immer wieder erliege. Perfekt sind auch vollständige Sammlungen, zu jeder Gelegenheit den passenden Gegenstand bereit zu haben. Sammeln, Horten oder dezent gefüllte Leere, das ist die Wahl. Ich arbeite an Letzterem, ich möchte wissen, was ich wo habe, sonst belastet es mich. Noch bin ich nicht so weit.

      Nur im Garten sieht es anders aus, die Natur will vielfältige Sammlungen und dezentes Durcheinander. Ich bemühe mich um einen bienenfreundlichen gemischten Garten und habe gestern vier Meter Bambushecke mit der Astschere abgeschnitten, ätzend, schwer. Jetzt muss ich nach Anleitung aus dem Netz den ersten Austrieb wachsen lassen und vor dem Entfalten der Blätter erneut abschneiden in der Hoffnung, dass die Pflanzen dadurch geschädigt werden und bis zum nächsten Frühjahr aufgeben. Stahlharte Rhizome werden bis zu 7 Jahre im Boden liegen. Im nächsten Jahr kommen dort geplant Wildsträucher hin: Weißdorn, Felsenbirne, Schneeapfel – wenn ich durch die Rhizome durchkomme.

      Im Dachgeschoss habe ich gestern ein Kunststoffregal mit zwei Böden abgebaut, es war ein gutes Jahr leer, aber ich habe es nicht geschafft es abzubauen, weil wenn man es bräuchte , dann wäre es ja nicht mehr da OMG wie doof, warum nur, hm….. Jetzt aber !
      Das zweite Plastikregal mit drei Böden ist vorerst in die Waschküche gewandert, unser Kellerersatz. Der Wäschekorb muss nun nicht mehr auf dem Boden stehen, er kann auf diesem niedrigen Regal stehen, die Wäscheklammern auch. Mal sehen, es darf nichts angesammelt höchstens umverteilt werden, sonst wird es gehen müssen.

      Außerdem habe ich mehrere PC-Lüfter und einen Kühlkörper aus Kupfer aussortiert. Die neuen Prozessoren sind stromsparender und es wird weniger Hitze erzeugt. Weg damit !

      Im Büroschrank habe ich ein gutes Kilo oder mehr Trennblätter, Kunstoffhüllen aussortiert. Die waren dort auch für den Fall, dass man sie braucht, oooh je. Sie hätten längst weggekonnt.

      Einige Bücher werden auch gehen. Sachbücher mit Inhalten, die man im Internet besser recherchieren kann. Meine Diplomarbeit ist auch ins Altpapier gegangen. Nutzlos und abgehakt.

      1. Oh, das sind ja viele Projekt und durchaus beeindruckend, allein ca. 1kg Papier, lieber Himmel. Echt viel … Die Dipl-Arbeit habe ich auch nicht mehr. Ich kann nicht mal erinnern, wann ich die überhaupt entsorgt habe…

  6. Ich hab auch einen leeren Keller seit 6 Jahren. Den muss ich immer abschließen, sonst wird er von Anderen zugerümpelt. Meine beste Minimusidee war vor 20 Jahren: Nur 1 Kind. Alleine wohnen. Kein Auto. Ein uniformierter Kleiderschrank. Nur das Lieblingsteil pro Kategorie mehrmals. Sehr befreiend fand ich, als ich vor ein paar Jahren 3 Tsge lang den Herd auseinanderbaute für den Schrotthändler. Mit dem kleinen Kochfeld muss ich NIE mehr einen Mann fragen, ob er mir einen Herd abschließt und auf ihn warten. Ich brauche nur eine Steckdose. Wie du! Backofen brauche ich nicht.

    Auch sehr befreiend war für mich die Frage: Was will ich nie mehr tun? Deckenlampen aufhängen. Also hab ich alle abgemacht und weg damit. Gibt auch so einen Baustellencharme. Ich brauche wenig Licht. Ich bin ja lichtempfindlich. Im Moment hätte ich gerne kein Auto, aber einen Chauffeur. 🙂 Wobei ich Dinge auch mag. Besitz schafft auch Möglickeiten. Mich nervt auch mancher Besitz gar nicht.

    Genieß deinen Tag, liebe Gabi. Ich mache das auch immer an meinem Geburtstag so. Und an den anderen Tagen.

    1. Tanja, ging es bei den Deckenlampen um die Lampe selbst oder das Austauschen des Leuchtmittels ? Ich hoffe Du hast da jetzt keine Drähte offen liegen. Dosen für die Decke kosten im Baumarkt vielleicht zwei Euro. Wenn du einen Mann fragst, wird er die Dosen montieren , sieht auch besser aus als lose Drähte 😉

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