Zuhause wohlfühlen – sei dein eigener Gast

Wer kennt solche Situationen nicht: Man schaut sich im eigenen Zuhause um und bemerkt, dass irgend etwas nicht stimmt. Nicht selten beginnt die Auseinandersetzung mit einem minimalistischen Lebensstil genau damit: Überall steht irgendetwas herum, mehr Kram als wirklich nützliche Dinge, Unwohlsein und man möchte eigentlich nur eins: sich Zuhause wohlfühlen.

Mir ist wichtig, dass mein Zuhause so gestaltet ist, dass ich wieder „runter kommen kann“. Gerade dann, wenn ich einen anstrengenden Arbeitstag hatte, beruflich viel auf der Autobahn unterwegs war, Staus umfahren musste, Konflikte bewältigt habe, im Büro das Telefon ständig klingelte und ich dann nach Feierabend im Supermarkt auch noch in der falschen Warteschlange an der Kasse gestanden habe – ich also mehr oder weniger gestresst oder genervt nach Hause komme. Irgendwann fiel mir dann auf, dass es genau genommen recht einfach ist, sich dann als Ausgleich Zuhause wohlfühlen zu können:

 

Sei dein eigener Gast!

Stell dir einfach vor, du bist dein eigener Gast und diesem Gast möchtest du es natürlich möglichst schön und angenehm machen. Wie muss dein Zuhause aussehen, damit du dich eingeladen fühlst und dich wirklich wohlfühlen kannst?

Mir fiel während meiner Urlaube auf, dass ich es immer besonders genieße, wenn ich ein Pensions- oder Hotelzimmer bzw. eine Ferienwohnung betrete, dass weder in Küche, noch im Bad oder sonstwo viel herum steht und Küchenarmaturen, Küchenspüle und Bad sauber sind. Also habe ich überlegt, wie sich genau dieses Wohlfühlen auch im eigenen Zuhause umsetzen lässt und genau genommen ist es recht einfach und nur bedingt zeitaufwändig.

 

Entferne alle unnötigen Dinge

Sicherlich ist dies anfangs der zeitaufwändigste Teil: Erst mal all das Zeugs entrümpeln, was sich im Laufe der Zeit so angesammelt hat, aber letztlich nicht notwendig ist und was auch nicht dem eigenen Wohlbefinden dient. In den Urlaub nehmen wir ja auch nicht den gesamten Hausstand mit. In einer Ferienwohnung ist in der Regel nur die nötigste Küchen- und Badausstattung, hinzu kommen dann nur noch die persönlichen Dinge. Damit geht es uns doch eigentlich auch sehr gut. Warum sollte dies Zuhause so viel anders sein? Auch dort gibt es keinen Grund, den unnötigen Krempel zu behalten, obwohl wir ihn überhaupt nicht benötigen.

 

Wegräumen statt aufräumen

Anstatt mit dem Aufräumen zu warten, bis sich das Chaos mehr oder weniger zur Decke gestapelt hat, ist es viel einfacher, genutzte Dinge möglichst sofort wieder wegzuräumen. Selbst morgens vor der Arbeit ist der Aufwand nur minimal, eben kurz das genutzte Geschirr abzuspülen oder in die Spülmaschine zu räumen und Küchenarbeitsfläche, sowie Spüle zu reinigen. Auch im Badezimmer ist der Aufwand nur wenige Minuten, bei Waschbecken und Dusche zumindestens kurz die Wasserflecken zu entfernen und die Dinge wieder an ihren Ort zu räumen.

 

Lege deinen Wohlfühl-Standard fest

Der einfachste Standard ist die persönliche Überlegung, wie man sein Zuhause bei Rückkehr wieder vorfinden möchte. Wie muss es aussehen, damit ich mich bei Rückkehr quasi als mein eigener Gast willkommen heißen kann? Was möchte ich wie vorfinden oder auch nicht?

Ich nutze diese Überlegung gleichzeitig immer als eine Übung in Alltagsachtsamkeit. Achtsam auf die Dinge, achtsam auf mein Zuhause und wie ich mich dort wohlfühlen kann.

 

Zuhause wohlfühlen – die Umsetzung

Mit dem oben erwähnten Hotelstandard verglichen ist es so: Betreiber und Chef des Hotels legen zunächst einmal das grundsätzliche Ambiente und die Ausstattung fest. Die Angestellten bzw. ins Haus geholte Firmen setzen dies um. Im Fall der eigenen Wohnung wechseln wir nun selbst innerlich die Rollen, denn letztlich sind wir diese Beteiligten in Personalunion. Praktischerweise ist dadurch alles nach dem ganz persönlichen Geschmack eingerichtet und gestaltet, schließlich sind wir ja auch Chef und Gast in einer Person.

Wer Sorge hat, dass die erwähnten Wegräum-Aktionen zu lange dauern: Meine morgendlichen Auf- und Wegräum-Arbeiten in Küche und Bad sind in maximal 10 Minuten erledigt. Diese Zeit nehme ich mir immer. Ist die Zeit knapp, kann man einfach mal das Internet ausgeschaltet lassen, weder in Handy noch Laptop schauen, wenn dann der Kleiderschrank so minimalistisch gestaltet ist, dass man nicht minutenlang mit der Auswahl an Bekleidung beschäftigt ist, schafft man es locker. Außerdem: Irgendwann muss man das Zeugs eh aufräumen. Warum also nicht sofort?

Letztlich ist dieses Vorgehen auch ein Gedankenspiel. Seitdem ich aber recht konsequent auf solche recht einfach umzusetzenden Wohlfühl-Dinge achte, bemerke ich eine deutliche Entlastung und Entspannung, wenn ich nach einem längeren Arbeitstag nach Hause zurückkehre. Es ist einfach phantastisch, dass kein schmutziges Geschirr und sonstiges Zeugs herum steht und die Armaturen, Spül- und Waschbecken glänzen – gerade so, als käme ich in eine Ferienwohnung. Alles ist schön für mich, wie für einen willkommenen Gast hergerichtet und ich kann mich gleich in meinem Zuhause wohlfühlen und mit der Erholung beginnen.

 

minimalistische Küchenzeile mit Spülbecken links und Espressokocher rechts
Wer sich fragt, wo in dieser Küchenzeile die Kochplatten sind – diese sind mobil und verschwinden nach Nutzung im Schrank.

 

17 thoughts on “Zuhause wohlfühlen – sei dein eigener Gast

  1. Einer der besten Gedanke! Danke!

    Ich bin mit „was sollen die Nachbarn denken?“ aufgewachsen. Man tut oder läßt etwas, nur weil was sollen die Nachbarn denken. Das gehört sich so. Nie: das ist mir wichtig!

    Ja, Achtsamkeit hat viel mit sich wichtig nehmen Nein, nicht dieses überzogener Egoismus, sondern Respekt und Achtung. Auch Wertschätzung.

    Ich denke an die Fußabstreifer. „Willkommen“ steht drauf. So einen brauche ich! Willkommen in der eigenen Wohnung, ich bin mein eigener Gast! Hier fühl ich mich wohl! Hier schöpfe ich Kraft.

  2. Hallo,

    ich bin zufällig darübergestolpert. Nur großartig, der Gedanke!

    Ja, wenn Besuch kommt, oder auch ein „Dienstleister“, ich möchte daß er oder sie sich wohl fühlt. Selber? Kennt man ja, selber kommt man ganz, ganz am Ende.

    Wenn in den Urlaub fahre, ich genieße es. Welches Kissen hätte ich gerne? Wenn ich vom Frühstück komme, ist alles sauber. usw. Dann komme ich nach Hause und frage mich, wer wohnt da? Ich muss erstmal vergewissern und das Klingelschild lesen.

    Der Gedanke ist so inspirierend. Ich will anfangen, alles mit warmen Händen weiterzugeben, was ich nicht brauche. „Lieber mit warmen Händen weiterverschenken, als später mit alten Totenhänden“, sagt man. In Schweden ist es üblich, zu Lebzeiten alles zu ordnen, wenn ich noch die Kraft habe. Es ist schon ein schönes Gefühl, daß alles was ich habe, „meins“ ist. Du kennst auch das wunderbare Gefühl, wenn man in eine fremde Wohnung kommt, und gleich weißst, wer hier lebt.

    Schönen, entspannten Tag
    Sylvia

  3. Hallo! Ein wirklich interessanter und motivierender Beitrag. Mir ist tatsächlich noch nie in den Sinn gekommen das so zu betrachten. Ich habe besonders das Problem sobald ich einmal aufgeräumt habe, es am Nachmittag schon wieder unordentlich aussieht. Wahrscheinlich weil alle Gegenstände nicht ihren eigenen Platz haben.
    Danke für den Beitrag!

  4. o.k. das hat mich motiviert und ich weiß, dass die Arbeitsfläche nicht ganz einfach ist. Verstauen lohnt sich oft nicht, wenn man es am Tag mehrfach braucht, Kaffeemühle , Schneidbrett, teilweise nicht ganz sauber (Kaffeekrümel) oder sehr schwer oder auch mal feucht. usw. Es hat sich dennoch gelohnt.
    Ein Brotkasten ist von rechts des Herds nach links gewandert, weil dort auch das Brett zum Broteschneiden und die Butter steht (Schulbrote).
    Ein elektrisches Gerät wurde in einer Schublade verstaut, ich dachte nicht, dass es hineinpasst, tat es aber.
    Das Radio ist auf die gegenüberliegende Seite gewandert, weil da ja jetzt der Brotkasten steht. Von dort ist der Klang auch besser.

  5. Diesen Gedanken will ich mir zu eigen machen. Es klappt halt nicht immer,manchmal ist der Schweinehund stärker. Aber ich arbeite dran

    1. Am besten klappt es, wenn man wirklich erst mal nur ein kleines Detail verändert und dies möglichst über ein paar Wochen immer wiederholt. Bloß nicht zu viel und alles auf einmal. Immer nur ein Detail verändern, dies aber dauerhaft. So wird es eine Gewohnheit und mit solchen Mini-Steps geht auch der stärkste Schweinehund in die Knie 😉
      Und am wichtigsten: Immer schön genießen, genießen, genießen, …

      1. Damit die Arbeitsflächen leer sind ist es mit einem kleinen Detail nicht getan.wäre eine Idee,nur ein Teil der Arbeitsfläche immer frei zu haben. Ich habe drei kleine Flächen. Arbeitsfläche ist unterteilt durch spüle, kochfeld .sind miniarbeitsflächen,wenn da nur ein Teil drauf steht,sieht es gleich sehr unordentlich aus

          1. In jedem Raum sollte eine freie Fläche sein oder annähernd frei. Ein Tisch z,b , da kann noch Salz und Pfeffer draufstehen, mehr nicht, oder ein Regalfach (wer sagt, dass in jedem Fach etwas stehen muss ?) oder der Couchtisch, Kommodenoberfläche oder eine Fensterbank. Das ist Freiheit, man kann jederzeit etwas verschieben, oder kurzfristig ablegen.

  6. Liebe Gabi,
    ein sehr schöner Gedanke und (zumindest meistens) mache ich das bei mir zu Hause auch so. Ich mag es gerne „karg“, d.h. keine bzw. nur ganz ganz GANZ wenig Deko. Das wurde mir in den letzten beiden Tagen wieder klar, als ich eine Dekolichterkette gekauft hab – mit dem Ergebnis, dass ich sie nicht mag und nun verschenke – was mich da wieder geritten hat, so ein Plastikteil zu kaufen – aber ich mag mich dafür nicht mehr verurteilen. Alles fließt.
    Ich bin da scheinbar ähnlich veranlagt wie Du. Dieses ganze Rumgestehe stresst und nervt mich. Ich hab die schönste Deko buchstäblich vor dem (bodentiefen) Fenster: Bäume. In der Wohnung hab ich Holz und weiß – das ist, was mir gefällt, wo ich „runterkomme“ und entspanne. Manchmal vergesse ich es aber scheinbar und will „normal“ sein – was auch immer das heißt… Am wohlsten fühle ich mich in einem klosterähnlichen Zimmer (wie Tatjana oben schrieb) – schlicht, karg, einfach.

    1. Oh, da gibts ja wirklich Parallelen. Bei mir ist die Bäume-Deko vom Balkon aus zu bewundern. Die Küche ist ganz banal vom Möbelschweden zusammen gebastelt – die waren die einzigen mit brauchbarem Preis-Leistungsverhältnis und die mir keinen unnötigen Küchenkram aufschwatzen wollten.

  7. Hallo Gabi,
    Genauso geht es mir auch immer im Urlaub. Am deutlichsten habe ich dieses schöne Gefühl von Ruhe gespürt, als ich ein paar Tage in einem Kloster übernachtet habe. Dieses Bild und Gefühl ziehe ich immer wieder heran, wenn ich mich mal wieder von all dem Kram in der Wohnung überwältigt fühle und gleichzeitig das Entrümpeln aus den verschiedensten Gründen schwer fällt. Das motiviert weiterzumachen!
    Danke für den schönen Artikel!

    1. Sich an Wohlfühlorte erinnern – wo auch immer die waren – und dann die eigenen vier Wände schrittweise auch zu einem Wohlfühlort machen. Das ist doch etwas wunderbares.

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