Dinge, die nicht glücklich machen

Auch dann, wenn man dank eines minimalistischen Lebensstils bereits ein recht entrümpeltes Zuhause hat, gibt es Dinge, die nicht glücklich machen, aber die man regelmäßig benötigt. Und wie durch Zauberhand entsteht genau dort immer wieder schnell Durcheinander, das Aufräumen nervt und man ist irgendwie unzufrieden. Bei manchen Menschen ist das der Schreibtisch, bei anderen die Ablage im Badezimmer oder die Garderobe im Flur.

Bei mir sind es die Küchenutensilien in den Küchenschränken. Nach irgendwas krame ich immer wieder, ständig räume ich wieder auf, dabei ist es wirklich nicht so viel Zeug, bei dem es überhaupt viel aufzuräumen gäbe.

Also habe ich mir die Alltags-Achtsamkeit zur Hilfe geholt und dann endlich nochmal genauer hingeschaut und genauer erspürt, was da los ist.

Alltags-Achtsamkeit: Was ist da los?

Mir fiel folgendes auf: Behalte nur, was dich glücklich macht – das Motto von Marie Kondo passt nicht. Zumindestens nicht immer und nicht bei mir. Es gibt Dinge, die nicht glücklich machen, ich behalte sie aber trotzdem, weil sie einfach praktisch sind und ich sie auch regelmäßig verwende. Wasch- oder Putzmittel machen mich beispielsweise ebenso wenig glücklich wie ein Kehrblech, ein Kochtopf oder eine Pfanne. Diese Dinge sind aber durchaus nützlich. Die paar Küchenutensilien, die ich besitze, machen mich nicht glücklich. Sie sind einfach nur notwendig und ich benutze diese auch regelmäßig.

Inneren Abstand finden – den Weg für Lösungen frei machen

Meditation besteht sehr wesentlich daraus, immer wieder und mit jedem Atemzug aus all den Ablenkungen herauszufinden – immer und immer wieder. Das hilft, inneren Abstand zu finden – immer und immer wieder.

Dies ist ein Übungsprozess, der sich auch prima im Alltag anwenden lässt. Beispielsweise bei den Dingen, die man besitzt, die man regelmäßig verwendet, die man aber nun mal einfach überhaupt nicht mag. Keinen Bock drauf, das Zeug nervt, vielleicht war dann auch noch der zurückliegende Tag stressig – also das Zeug irgendwo hin gepackt oder achtlos stehen gelassen.

Indem wir uns bewusst machen, welche Dinge zwar notwendig sind, diese aber nicht unbedingt glücklich machen, können wir einen anderen inneren Umgang damit finden und so den Weg für konkrete und praktische Lösungen im Alltag finden. Dieser Prozess ist individuell natürlich sehr unterschiedlich. Um ihn etwas verständlich zu machen, beschreibe ich einmal am Beispiel, wie meine achtsamen Auseinandersetzung mit den Küchenutensilien ausgesehen hat:

Wahrnehmen

Was geht da in mir vor: Aha, ich mag dieses Zeugs nicht. Ich bin deshalb missgelaunt, habe keine Lust, die Dinge sinnvoller zu sortieren und wegzuräumen, also fliegen sie irgendwo hin. Und würde ich das Zeug nicht doch benötigen, wäre es am schönsten, den ganzen Kram einfach im nächsten Mülleimer zu entsorgen.

Lösungen finden

Indem ich mir bewusster machte, wie ich mich fühle, konnte ich durch den inneren Abstand, den ich durch das Bewusstwerden dieses Fühlens gewann, nun auch neue Lösungen zu lassen:

So entdeckte ich, dass ich diesen nützlichen und notwendigen Dingen doch zumindestens eine Art friedliche Ko-Existenz zubilligen kann. Ich spürte nun, dass ich diese nicht glücklich machenden Dinge, trotzdem wertschätzen kann. Immerhin leisten sie mir ja gute Dienste.

 

Ein Blick über das persönliche Glück hinaus

Dinge, die nicht glücklich machen – die gibts. Aber manche davon sind nützlich und dürfen bleiben. Darüber hinaus: Der konsumausufernde Lebensstil hier in unserem gesellschaftlichen Umfeld macht ohnehin nicht glücklich – auch dann nicht, wenn wir persönlich und subjektiv gerade total glücklich damit sind. Wir halten vielleicht gerade wie selbstverständlich ein schickes Smartphone in der Hand, sind darüber sehr glücklich …

Photo: © Duri from Mocup

 

… aber irgendwo in den Coltan-Minen und an vielen weiteren Orten werden Menschen und Natur ausgebeutet und die sind garantiert nicht glücklich darüber. Unser Wohlstand baut in vielen Bereichen auf dem Elend anderer auf: Der Umwelt, indem Ressourcen ausgebeutet werden und der Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen für eine miese Entlohnung all den Kram produzieren, den wir in unserem Zuhause horten. Es lohnt sich daher auch aus diesem Grund, den persönlichen Horizont der glücklich machenden Dinge ein Stück zu erweitern. Bewusster und weniger konsumieren, die vorhandenen und nützlichen Dinge wertzuschätzen, ist ein erster Schritt dazu.

 

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7 thoughts on “Dinge, die nicht glücklich machen

  1. Ich habe für mich auch die Strategie, „ungeliebte“ Dinge, durch eine hochwertige und ästhetische Version zu ersetzen. Ganz aktuelles Beispiel sind Kühlakkus: ich habe die hässlichen 2-€-Plastikteile durch (leider sehr) teure Kühlakkus aus Edelstahl ersetzt. Vorher hab ich mich ständig über das grauenhafte Plastikzeug geärgert, jetzt freue ich mich wie Bolle über diese wirklich wunderschönen Metallakkus. Und deshalb hat sich der zigfache Preis auch wirklich gelohnt!

    1. Hallo Steffi, dein Ansatz ist vergleichbar mit dem von Aeris, Maria und Beate – schöne Dinge, die auch nützlich sind. Das macht in der Tat auch Sinn. Ich stelle fest, dass ich eigentlich gerne noch weniger Dinge hätte, dann stören sie mich auch weniger. Weniger Dinge = weniger aufräumen = weniger suchen = weniger steht rum. Aber da kommt man in der Küche irgendwann einfach an Grenzen, denn einfach nur Pizza oder Fertigfutter ist mir dann doch zu wenig.

  2. Hallo, Gabi,
    Marias Ansatz finde ich ganz toll. Da könnte ich für mich mal was ausprobieren.
    Ansonsten nutze ich einen Ansatz, der auch von Marie Kondo stammt (aus ihrem zweiten Buch?) und etwa so geht: Es macht einen vielleicht nicht der Gegenstand an sich glücklich, aber es macht einen glücklich, wenn er die Funktion erfüllt, für die er da ist. Beispiel: Ein bestimmtes warmes Kleidungsstück macht mich nicht glücklich, wenn ich es in die Hand nehme. Wenn es aber richtig kalt draußen ist, bin ich sehr glücklich darüber, dass ich es habe, weil es mir Wärme spendet.
    Viele Grüße,
    Aeris

  3. Putzschrank, Küchenschubladen. Dss kann gar keinen Spaß machen und die Frau Kondo sortiert da bloß adrett, die Arbeit bleibt ja leider. Und da gibt es so viel mehr : meinen Büroschrank, von unten bis oben voll. Aufbewahrungsvpflicht 10 bis 12 Jahre usw. Da kann man nicht einfach was wegschmeißen….habe ich mehrfach versucht und konnte leider nicht so viel raussortieren wie es evtl. sein sollte. Ntarunterlagen, Hausschlüssel, jedes Kind hat einen Ordner usw. Vielleicht mache ich wieder mal einen Anlauf, nach 1 Jahr finde ich vielleicht mal wieder was…

  4. Hallo Gabi,
    ich mache das so ähnlich wie Maria. Wenn es notwendige Dinge in meinem Haushalt gibt, die ich nicht so richtig mag weil sie nicht schön oder unhandlich sind, dann halte ich im Urlaub Ausschau, ob es im entsprechenden Land bessere oder schönere Lösungen gibt. Landhandel, Märkte, Fischereibedarf sind tolle Fundgruben! So habe ich Gemüsemesser mit bunten Holzgriffen aus der Bretagne, einen halbrunden Handfeger dessen ursprünglichen Einsatzzweck ich nicht kenne, einen Fischkorb als Einkaufskorb, ein echtes italienisches Nudelholz … all diese Dinge wecken schöne Erinnerungen, ich benutze und pflege sie gerne. So habe ich nach und nach Gegenstände ausgetauscht. Die von mir nicht mehr benötigten Dinge habe ich in eine Verschenkkiste an die Straße gestellt – die Nachbarn haben sich gefreut.
    Beate

  5. Hallo Gabi!

    Deine Herangehensweise finde ich sehr gut und danke für die Anregung.

    Mir sind beim Lesen jedoch auch noch ein paar andere Gedanken dazu gekommen.

    Ich persönlich glaube, dass man diese Regel mit glücklich machen auch auf Dinge anwenden kann, ja sogar MUSS, auf Dinge, die man braucht.

    Wenn ich einen Gemüseschäler brauche, ja dann macht mich das Teil vielleicht nicht glücklich, aber ich brauche es. Wenn ich mir aber sehr bewusst einen Gemüseschäler aussuche, der mich optisch anspricht und sich gut in meiner Hand anfühlt und eine sehr scharfe Klinge hat, dann macht er mich glücklich, während ich das Gemüse schäle. Weil ich mit dem Teil zufrieden bin und es nicht nur seine Funktion gut erfüllt, sondern auch noch nützlich ist.

    Ich kann einen Topf besitzen um Nudeln zu kochen. Der ist praktisch und ich brauche ihn. Und er macht mich vielleicht nicht glücklich. Wenn ich aber mir eine Topf bewusst aussuche – z.B. mit Glasdeckel, damit ich immer rein sehen kann, wie es dem Essen geht ohne den Deckel zu heben – dann macht er mich doch glücklich. Auch wenn er aus Edelstahl ist und sich gut reinigen lässt nach dem Kochen.

    Du siehst, es gibt da noch Spielraum und vielleicht liegt genau darin auch ein Thema für Dich?

    lg
    Maria

    1. @Beate, @Maria – stimmt, das ist eine gute Idee. Wo ihr das so schreibt: Das habe ich sogar, allerdings eher ungeplant, unbewusst. Wenn, dann was Schönes. Viel Holz (ich liebe alles, was aus Holz ist), möglichst wenig Plastik, Mein Ziel, komplett ohne dieses Plastikzeugs auszukommen, habe ich fast schon erreicht. Umwelt- und Gesundheitsaspekt ist das eine, aber es sieht auch einfach nicht schön aus, dieses Plastikzeugs. Mit schönen Dingen wird es einfacher, aber glücklich … ist bei mir trotzdem nicht so. Muss aber vielleicht auch nicht sein. Küche ist einfach nicht so mein Ding. Aber ich werde perspektivisch doch mal einen Schreibtisch getrennt vom Essbereich benötigen – das ist schon eher was, daran habe ich Spaß. Eine schicke Holzplatte habe ich schon. Das ist dann vielleicht auch einfach eine Typsache.

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