Arbeitszeit reduzieren – ein Wunsch und ein Traum vieler Menschen. Doch wie lässt sich so etwas finanzieren?
Meine Arbeitszeitreduzierung
Es war irgendwann 2004 oder 2005 als ich erstmals meine Arbeitszeit reduziert habe, erst 80%, später 70%, seit einigen Jahren auf 50%. Auch wenn ich meine Arbeit mag, sie belastet natürlich auch im Laufe der Jahrzehnte und jünger werde ich auch nicht. In der Sozialen Arbeit kann und will ich aber auch nicht meinen Job „irgendwie“ machen. Insbesondere in Zeiten zunehmender Arbeitsverdichtung ist dies ein Problem. Was also tun?
Wer als Erzieherin oder Sozialpädagogin arbeitet, kann in der Regel mal kleinere, aber keine größeren Rücklagen ansparen. Ich erinnere mich noch, als ich vor vielen Jahren in einem Gespräch feststellte, dass eine Sonderschullehrerin genau das Geld netto zur Verfügung hatte, welches ich zu diesem Zeitpunkt brutto verdiente – mit meinen damals Schicht- und Wochenenddiensten in Vollzeit. Dann auch noch Arbeitszeit reduzieren? Wie soll das funktionieren?
Finanzen optimieren
Arbeitszeit reduzieren geht. Es geht sogar recht gut. Natürlich hat dies Grenzen. Wer beispielsweise zum Mindestlohn arbeitet, hat da sehr viel engere Grenzen und leider in den seltensten Fällen überhaupt diese Möglichkeit. Aber selbst dann, wenn man als z.B. Sozialpädagogin keine so hohen Verdienste hat, ist einiges möglich. Allerdings ist es wichtig, systematischer und strukturierter mit den eigenen Finanzen umzugehen. Wie in früheren Beiträgen bereits erwähnt, führe ich seit über 20 Jahren ein Haushaltsbuch. Die Gründlichkeit dieses Haushaltsbuches variiert, aber immer enthalten sind neben den Einnahmen die festen Ausgaben, also die Kosten, die regelmäßig anfallen. Das bietet die Möglichkeit, wesentliche, regelmäßige Kostentreiber herauszufinden. Einige Beispiele:
Kostentreiber reduzieren
Auto
Ein Auto ist teuer. Nicht nur Anschaffung, sondern auch der Unterhalt. Wirklich alle(!) Kosten berücksichtigt, kostete mich ein Kleinwagen mit günstiger Versicherung immer mindestens 350€ im Monat. Inzwischen wohne und arbeite ich so, dass ich kein Auto mehr benötige. Die meisten Wege kann ich zu Fuß erledigen. Für den Rest gibt es den ÖPNV, in seltenen Fällen nutze ich einen Autoverleih.
Langfristige Verträge
Ich bemühe mich, möglichst auf langfristige Verträge zu verzichten und somit unabhängiger zu sein. Ich kann so viel eher überprüfen und verändern, ob und was ich jeweils brauche. Auf diese Weise habe ich mehr Geld für die Dinge zur Verfügung, die mir wirklich wichtig sind. Ich brauche keinen Handyvertrag und habe nur die nötigsten Versicherungen mit kurzen Laufzeiten. Selbst Strom und Gas bei einer Genossenschaft für Ökoenergie könnte ich schnell wechseln. Der Internetvertrag ist seit längerem gekündigt. Auch hier möchte ich auf kurze Laufzeiten wechseln. Statt Vertrag im Fitnessstudio, bewege ich mich lieber viel zu Fuß und habe so ausreichend Bewegung. Die ganzen Unterhaltungsabos, die es heute im Internet gibt, brauche ich nicht, auch ein Zeitschriften-Abo ist für mich gut verzichtbar.
Unterhaltungselektronik
Unterhaltungselektronik kann teuer werden, insbesondere, wenn man ständig die neuesten Geräte möchte. Wozu riesengroße TV-Bildschirme? Ich habe weder ein TV-Gerät, noch eine Stereoanlage. Ich brauche es einfach nicht und nutze den ca. 6 Jahre alten, gebraucht gekauften Laptop als Multifunktionsgerät. Es geht vieles auch ganz anders, einfacher und kostengünstiger. Jahrzehntelang bin ich beispielsweise prima mit einem einfachen Fernseher mit 3 Programmen ausgekommen und den besaß ich auch nicht durchgängig, sondern nur phasenweise. Bis zu meinem 25. Lebensjahr hatte ich nicht einmal ein eigenes Telefon, sondern bin zur Telefonzelle gegangen. Vereinsamt bin ich da auch nicht, ich musste mich nur anders organisieren. Heute reicht mir das Prepaidhandy, der Laptop und die Internet-Mediatheken der Fernsehsender, gelegentlich darf es auch Youtube sein. Damit habe ich bereits ein sehr viel bequemeres und komfortableres Leben, als es früher für mich vorstellbar gewesen wäre. Wer auf das neueste Smartphone verzichtet, kann ebenfalls eine Menge Geld sparen. Es gibt viele gut erhaltene Smartphones, sogar mit Garantie. Wer dies nutzt, tut auch der Umwelt etwas Gutes.
Wohnen
Auch im Ruhrgebiet ist das Wohnen teurer geworden, aber nicht in einem solch extremen Ausmaß wie Hamburg, München oder Berlin. Solch hohe Mieten wären für mich immer ein Grund, Wohn- und Arbeitsort zu wechseln. Dann habe ich auch eine eher kleinere Wohnung mit Wohnküche und Wohn-Schlafraum. Wobei ich erwähnen möchte, dass 41,72 qm (einschl. Balkon) für eine Person eigentlich nicht klein ist – unsere Wohnansprüche sind lediglich gestiegen. Früher wohnten ganze Familien auf einer solchen Fläche.
Minimalismus als Lebensstil ermöglicht zudem, in für heutige Verhältnisse eher kleinen Wohnungen noch großzügig zu wohnen. Ich brauche weder Kleiderschrank, noch Wohnzimmervitrine. Es gibt lediglich 3 Küchenunterschränke (einschl. Spüle), einen Schreibtischcontainer und einen 1qm großen Abstellraum mit Regal. Im Keller befinden sich dann noch zwei Farbeimer und einiges Renovierungszeugs. Damit habe ich alle meine Besitztümer verstaut. So etwas schafft Platz.
Urlaub
Urlaub ist ebenfalls ein Kostentreiber. Heute scheint es fast schon Standard zu sein, dass man sich im Urlaub in ein Flugzeug setzt und irgendwo hinfliegt. Dies ist nicht nur ein ökologisches CO2-Desaster, sondern auch teuer und für An- und Abreise geht viel Zeit verloren. Meine schönsten und erholsamsten Urlaube hatte ich an Nord- oder Ostsee, bei Wanderungen in den hiesigen Mittelgebirgen und auf Balkonien.
Wir bezahlen Dinge nicht mit Geld, sondern mit unserer Lebenszeit
Es gibt viele Strellschrauben, an denen wir drehen können. Natürlich ist dies je nach Lebens- und Arbeitssituation unterschiedlich. Immer aber können wir uns bewusst machen, dass wir die Dinge nicht mit Geld, sondern mit der Lebenszeit bezahlen, die wir zum Geldverdienen brauchen, um uns diese Dinge kaufen zu können.
Jede Minute im Leben gibt es nur einmal. Je älter ich werde, desto bewusster wird mir dies. Zeit ist DER Luxusfaktor, daher macht es Sinn sich zu fragen, wie und mit was ich diese Zeit füllen will – oder eben nicht.
Ich habe vergessen zu erwähnen, wie schön ich deine neue Küche finde. Die klaren Linien, das einfache weiß und das hübsche Holz der Arbeitsplatte sowie die Aufteilung, gefällt mir super gut. Es ist alles da was man braucht. Das Geschirrtuch an der Seite, perfekt.
Ich spüle wohl nicht gerne ab, ich war mal über eine Facebookseite an eine gebrauchte kleine 45cm Spülmaschine von Siemens mit weißer Front für nur 60 Euro gekommen. Für mich goldwert, selbst als ich alleine wohnte. Morgens anstellen, zur Arbeit gehen und wenn man zurück kommt nur wegräumen. 🙂 Mir ging durch Fahrzeit immer viel Zeit verloren.
In unserer neuen Wohnung wohnen wir seit gut 1,5 Jahren ohne Küche bzw. es gibt einen kleinen Kühlschrank, darauf steht eine Mikrowelle mit Heißluftfunktion, ein großer Tisch auf dem ein 2er Induktionsfeld steht und auf dem alles gemacht wird. Im Bad muss gespült und Wasser geholt werden. Utensilien und Lebensmittel werden in unseren 2 Wandschränken aufbewahrt. Wir mussten erst sparen, Mitte August kommt endlich die Küche. Für mich wäre es okay so, wenn nicht Wasser und Spülmaschine fehlen würden. 😀
Unsere Küche kommt auch relativ einfach in weiß aber mit Lieferung und Einbau komplett. Natürlich mit Induktionsfeld, darauf habe ich bestanden, es ist einfach so super schnell. Meine alte Küche war gebraucht, ich hatte keine durchgehende Platte, die Beschichtung kam von den Türen runter, das war einfach nicht so prickelnd. Die Kosten für den Umzug haben wir uns für die meisten Möbel gesparrt in dem wir eine ganze Menge verkauft hatten und die Leute haben abbauen lassen. 😀
Nur mein Mann ist nicht ganz so minimalistisch wie ich und kauft sich wieder große Dinge. Solange er die Verantwortung dafür übernimmt, komme ich damit klar. 😀
Als Single hätte es wohl so wie du plus kleine Spülmaschine. Gefällt mir richtig gut. 🙂
Schön, dass es dir gefällt. Eine Spülmaschine ist komfortabler, zeitsparender eher nicht. Das habe ich früher mal längere Zeit mit der Stoppuhr nachgemessen. Ich spüle deshalb grundsätzlich sofort und wenn es nur eine Tasse ist – bin da näml. total spülfaul. Gemeinsames Wohnen erfordert gemeinsame Lösungen, das ist einfach so – siehe: /2017/12/30/wohnen-mit-nicht-minimalisten/
Huhu Gabi,
ich habe meine Stunden auch etwas reduziert. Auf 35. Das macht einen großen Unterschied, vor allem wenn man gesundheitlich angeschlagen ist.
Die meisten könnten und möchten Stunden reduzieren, haben aber Hemmungen weniger Geld zu bekommen.
Hm, das Regal sieht glaube ich leerer aus als beim letzten Bild 😉
Es sieht nur leerer aus und es sind sogar ein paar Teile mehr. Ich habe ergänzend noch einige Kisten zum Verstauen besorgt. Damit bekommt man auf wenig Fläche viel untergebracht.
ts ts 😉 na so was 🙂
Bin 46. Habe noch nie mit Karte gezahlt, den Dispo genutzt oder sonstwo Schulden gemacht oder etwas auf Kredit gekauft. Manchmal fühle ich mich exotisch. Habe keinen Führerschein, noch keinen Euro in ein Auto finanziert. Laufe alles zu Fuß. Geld sammelt sich an seit ich 10 bin und arbeite. Unbenutzt. Lebensmittelvorräte sind mir schon wichtig. In Not will ich nicht kommen.
Ich hätte sicher immer noch kein Smartphone und Tablet, wenn ich nicht den Ellbogencrash gehabt hätte im letzten Jahr. Meine Statussymbole bleiben in der Tasche. Stelle mich nicht damit auf die Straße. Technikliebe werde ich nie verstehen. Sucht nach Ressonanz, facebook und co habe ich auch nicht. Bescheidenheit lese ich bei dir raus, Gabi. Ist das nicht auch Erziehungsache? Meine Tochter geht arbeiten für ihren Luxus wie reisen, Essen gehen. Ich freue mich über alles, was nicht da ist. Koche mir lieber einfaches Essen.
Da ist eine Tür unten schief. Steht das denn auch alles im Lot? 🙂 Scherz. Alte Dielen.
Oh noch nie ein Auto finanziert – du Glückliche 🙂 . Die Tür in der Küchenzeile ist tatsächlich noch nicht richtig justiert – sehr aufmerksam beobachtet. Es ist ein wenig Georgel bei den Fußbodendielen. Zum Glück läuft mir das nicht weg 😉
Hallo Gabi,
wieder ein toller Blogeintrag von dir, der Menschen zum nachdenken bringen kann.
Als ich vom Minimalismus erfuhr, etwas vor über einem Jahr und auch davon las, dass nicht mehr jeder Minimalist 40 Stunden oder mehr arbeitet, hat mich das Thema auch beschäftigt. Ich habe sofort angefangen auszurechnen, wie sich eine Stundenreduzierung auf meine Finanzen auswirken würde. Ich habe es einfach durchgezogen und gedacht, mal sehen wie sich das entwickelt. Trotz Bildungs-, Studienkredit und BAföG-Darlehen. Ich konnte noch nie gut 8 Stunden am Stück arbeiten. Die letzten 2 Stunden habe ich mich immer nur gequält und gegen die Müdigkeit angekämpft (Bildschirmarbeit).
Durch meinem Weg zum Minimalismus hat sich bei mir aber einiges geändert und ich habe auch teilweise in die Tasche gegriffen um mich zu optimieren. Da war auch ein neuer ziemlich teuerer Laptop dabei und auch auf Dispokredit. Ich denke heute nicht mehr daran wie teuer mein Convertible war, es hat mir so viel Flexibilität und Produktivität zurück gegeben. Ich würde es wieder genau so kaufen. Dafür habe ich allerdings 5 Jahre über die Anschaffung nachgedacht. Mit dem Minimalismus habe ich mich glücklicher gemacht.
Es gab dann noch so eine und andere Veränderung/kleinere Anschaffung die von der Qualität einfach besser war und sehr vieles hat meinen Haushalt natürlich auch verlassen. Ich habe noch Kartons im Keller, Dinge die ich verkaufen will. Das kommt eins nach dem anderen.
Aber wirklich sparsam war ich noch nicht. So gab ich gerne Geld für Essen aus. Alles wo mir nach war, egal welcher Preis, ungesund oder nicht. Ich bin mit der Kreditkarte in den Urlaub gefahren. Der Urlaub war super (mit der Bahn an Dänemarks Ostsee). Ich würde es auch wieder tun, aber nicht ohne zuvor darauf gespart zu haben, nicht auf Kredit.
Das was mir wirklich beim umdenken geholfen hat, waren letztendlich YouTube Videos, wie man auch mit weniger auskommt und was man alles nicht braucht und den entscheidenen Tipp zum Buch „Early retirement extreme“ das Buch funktioniert wie Gehirnwäsche. Er beschreibt was Leute alles haben, was ihnen dabei fehlt. Es ist keine Anleitung aber es bringt einen ordentlich zum nachdenken. Ich bin jeden Tag einkaufen gegangen, wollte Zuhause auch nichts horten, weil ich bin ja minimalistisch. Aber so ging das nicht gut, vor allem mit to go food. Es ist eben sehr viel teurer als selbstzubereitete Mahlzeiten und meinem Körper tat es nicht gut. Aber man selbst denkt nur, ach, es ist schöner das zu essen wo ich gerade Bock drauf habe und schnell muss es gehen, ich bin eben berufstätig.
Ich habe zuvor das Haushaltsbuch versucht, es hat überhaupt nicht funktioniert, weil mein Ziel max. 10 Euro pro Tag war und ich habe es so selten geschafft, dass mich das aufschreiben einfach extrem demotiviert hat und dann war ich an so vielen Ecken einkaufen, dass ich schon wieder vergessen hatte, wann ich wo wie viel ausgegeben hatte. Das war die komplette Katastrophe.
Anschließend bin ich auf das System Bargeld im Umschlag gestoßen. Jede Woche ein bestimmter Betrag. Das hat wieder nicht funktioniert, weil ich mich einfach aus meinen Portemonnaie bedient habe und dann war plötzlich nichts mehr da. Okay, ich könnte ohne Bargeld unterwegs sein und auch meine Karte nicht mehr nutzen bis zum Ende der Woche, aber das hat mir ein unheimliches Gefühl von Unsicherheit gegeben. Was ist wenn du doch mal dringend etwas brauchst und irgendwo stehst und du hast nichts mehr? System gescheitert.
Danach bin ich auf das oben genannte Buch gestoßen. Erst das umdenken, hat mir wirklich etwas gebracht.
Ich habe mich erinnert, wie ich als Kind immer auf den Cent genau meinen Kontostand auswendig wusste, wie ich trotz 30 Euro Taschengeld im Monat sogar hunderte Euro angesparrt habe, wie leicht es mir früher viel.
Und so bin auf mein neues System gekommen.
Ein weiteres Girokonto bei einer kostenlosen online Bank. Dort belasse ich einen festen Betrag pro Monat und einen kleineren festen Betrag lege ich mir ins Portemonnaie. Der Rest geht an mein „angeschlagenes“ Konto um sparen zu können, da ich total den Überblick über meinen Kontostand verloren hatte. Gab ich jeden Monat zu viel aus oder habe ich irgendwann mal tatsächlich etwas gesparrt? Jetzt weiß ich genau wie viel jeden Monat übrig bleibt und ich kann die Kontrolle über den kleineren Betrag behalten, den ich auf meinem neuen Konto monatlich zur Verfügung habe, nicht mehr und nicht weniger.
Wer sparen muss oder einfach noch mal an das Wesentliche im Leben erinnert werden möchte, dem kann ich das Buch sehr ans Herz legen.
Tatsächlich habe ich sogar eine Exceltabelle angelegt mit dem was ich voraussichtlich jeden Monat sparen werde, daneben der Kontostand vom alten Konto, die Schulden abgezogen und habe jetzt eine sehr realistische Prognose wann ich schuldenfrei bin und das geht sogar noch weiter, wann ich theoretisch 100.000 Euro angesparrt hätte.
Nun das mit den 100.000 ist jetzt nicht wirklich wichtig, aber es ist eine sehr viel motovierende Tabelle für mich als ein Haushaltsbuch und das allergrößte Ziel ist für mich jetzt die Schuldenfreiheit.
Dafür möchte ich aber auch nie wieder mehr als 30 Stunden arbeiten.
Man muss auch leben dürfen.
Wie handhabe ich das jetzt mit den Einkäufen?
Ich mache eine Einkaufsliste, ich überlege was ich die Woche essen werde. Ich kaufe nur diese Dinge. Ich gehe nur noch 1x in der Woche einkaufen. Ich mache mir einfache Gerichte selbst, ich nehme sie mir mit zur Arbeit. Ich versuche langsamer zu essen, nicht mehr so hektisch. Es nimmt unheimlich viel Stress aus dem Alltag, wenn man weiß, was man heute essen wird. In der Mittagspause wird die Box ausgepackt und gemütlich gegessen. Kein Gerenne mehr, wo hole ich mir jetzt etwas? Wird eine Kollegin essen holen? Wie teuer wird mir das wieder? Das ist alles vorbei.
Ich erlaube mir am Wochenende 30 Euro (für mich alleine) auszugeben, so bleiben vom Wochenbudget noch 20 Euro über, die ich entweder dann für etwas was ich brauche nutze, ein neues Shirt oder so, oder ich überweise es an mein altes Konto und kann so noch mehr sparen.
Ich bin überglücklich damit. In meiner Tabelle sehe ich nämlich endlich ein Ende meiner Schulden und es ist so viel stressfreier. Ich bin auch einkaufen gegangen, so als Kompensation für Stress. Das fällt alles weg. Ein ganz neues Leben. Ich verfalle keinen Spontankäufen mehr.
Ganz wichtig für mich, ich darf weiter mit Karte zahlen. 😀
Natürlich habe ich mir dann auch ein Konto ausgesucht, dessen Transaktionen man in Echtzeit angezeigt bekommt. Was mir sehr hilft, den Überblick zu behalten.
Ein 2. Girokonto als Haushaltskonto ist eine gute Idee, wenn man zu mehr Überblick kommen will. Passt ggf. auch recht gut für Paare, WG’s, Familien – je nach Situation. Dir weiterhin viel Erfolg!
Wir arbeiten seit 2 Jahren nun beide Teilzeit. Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv. Wir haben aber einen Garten und freie Natur, wovon wir uns ernähren können. Ich kaufe nur Grundzutaten – keine Fertigprodukte, kein Brot, kein Kuchen. Wird alles selbst hergestellt. So wie es meine Großmutter noch gemacht hat. Wenn wirklich Lebensmittelabfälle anfallen, kommen diese auf den Kompost. Das sind dann nur „unverwertbare“ Sachen wie Eier- und Kartoffelschalen. Gemüseabschnitte werden zu Gemüsebrühe…
Wurst und Käse kaufen wir nur wenn Besuch kommt. Kaffee kaufe ich, davon trinken wir aber sehr wenig. Saft und Gewürze mache ich größtenteils selbst, Tee zu 100% aus eigener „Produktion“.
Das bedeutet Arbeit, die wir aber in unserem Rythmus machen können. Eine Uhr, ein Handy und sonstige Treiber brauchen wir dabei nicht.
Mit dieser Lebensweise können wir natürlich nicht in einer 20m² -Wohnung leben. Wir brauchen mehr Lager- und Arbeitsfläche. Aber es ist unser Weg zu mehr Lebenqualität. Ist nicht Jedermanns Sache – ich weiß. Aber zu uns passt es.
Ach so: Natürlich. Das Haushaltsbuch ist seit sehr vielen Jahren unser Begleiter.
Hallo M@ria, das erinnert ja schon an die Postwachstumsökonomie von Niko Paech. Aber entscheidender noch: Es geht euch gut dabei. 🙂
Ja, so ganz Unrecht hast du nicht. Niko Paech hat in meinen Augen recht gute Ansichten. Zumindest denkt er weiter als manch anderer.
Es geht uns gut dabei. Ja. 😉
Hallo Gabi,
ein sehr schöner Artikel. Ich finde mich darin wieder. Allerdings war mein vergangenes Ich anders. Ich bin wie Du in einer Zeit aufgewachsen, wo die Größe des Autos, die Entfernung und Häufigkeit von Urlauben und die Größe des Fernsehens Kriterien zum Sozialstand waren. Ich habe lange Reisezeiten irgendwann gehasst und ich fahre für mein Leben gern Fahrrad und gehe spazieren. Das kann ich direkt vor der Haustür starten, auch in Kombination mit dem ÖPNV . Ich meine wahrzunehmen, dass sich bei uns in der Großstadt vielleicht auch bedingt durch knappere Finanzen (?! Ich denke an Mieten und steigende Energiekosten) und dem sehr großen Angebot an kulturellen Veranstaltungen, Grünanlagen etc. ein Trend zum Minimalismus entwickelt, den die Menschen aber noch nicht als solchen erkennen. Unverpacktläden gibt es im alternativeren Teil der Stadt. Ich muss eine halbe Stunde mit dem Rad fahren. Ich bin optimistisch , dass das irgendwann hierher überschwappt. Alnatura hat eine Umfrage gemacht und jeder 10.te hatte schon in einem Unverpacktladen eingekauft. Da tut sich was hoffe ich. Ich träume davon, dass auch die Discounter eines Tages auf den Zug aufspringen. Die Leute mit Rivalitätsverhalten und Geltungssucht gibt es natürlich weiterhin zu Hauf. Die durchschnittlich genutzte Wohnfläche sinkt inzwischen etwas, die Immobilienpreise diktieren was möglich ist. Du wirst lachen, eben die hohen Mietpreise waren für mich vor 21 Jahren der Grund nach hierher zu ziehen, hier waren die Immobilien 20 Jahre in Stagnation. Ich habe hier weniger gezahlt als in Süddeutschland auf dem Dorf. Ich habe nie verstanden, warum München teurer sein sollte. Nun ja , jetzt gleicht es sich an.
Mein Motto „mehr im Kopf haben als in der Wohnung“ und „die Geschwindigkeit des Putzlappens ist umgekehrt proportional zur Anzahl der Dinge in der Wohnung“.
Ich denke, diese Sozialstandards bzw. Statussymbole haben sich lediglich geändert. Sie sind heute noch genauso vorhanden. Es ist halt nicht mehr das Auto, sondern z.B. die diverse Digitaltechnik. Es ist manchmal fast unglaublich, was mir da so gelegentlich über den Weg läuft. Manche kaufen sich komplett in den Ruin, Mediensucht nimmt nach meinen beruflichen Erfahrungen eindeutig zu. – Dein Motto ist echt wunderbar…
Mediensucht, oh ja. Ich selbst habe es ja nur mit großter Mühe geschafft von Facebook wegzukommen. Irgendwas dort hat wie eine Droge gewirkt (Aufmerksamkeit, Belohnung durch Likes). Männer sind bei Mediensicht wohl gefährdeter (?!), sie kaufen ja meist auch die ganze Technik. Die ganzen Jungs im Umfeld von meinen Kindern hängen am PC, jede freie Minute. Ich habe den Router vor ein paar Tagen so eingestellt, dass das Internet um 22.00 für sie ausgeht. Es ist/war jeden Abend ein Kampf. Ich weiß inzwischen, das ist auch bei vielen anderen Eltern so. Mit dem Älterwerden kann sich diese ändern, ich kenne ermutigende Beispiele, die Jungs waren zwischen 16 und 18, als sie mit dem exzessiven „Zocken“ aufgehört haben.
Oh ja, an den Finanzen kann man einiges optimieren. Habe ich schon vor einiger Zeit gemacht und fühle mich seit dem noch freier und unabhängiger. Zweijahresverträge etc. sind für mich tabu.
https://www.pooly.net/mehr-unabhaengigkeit-durch-minimieren/
Wie hat sich das denn mit deinem Internet-/Telefonanbieter entwickelt? Kommst du weiterhin gut klar?
Schöner Text.
Ich befasse mich schon seit einiger Zeit mit dem Thema Minimalismus und einfachem Leben.
Wir, meine Frau und ich, reduzieren so nach und nach immer mehr und versuchen auch weniger anzuschaffen. Mit Arbeitszeitreduzierung habe ich mich auch schon beschäftigt und zumindest ein Ziel vor Augen, aktuell ist es mir leider aus verschieden Gründen noch nicht möglich. Meine Frau ist diesen Schritt allerdings schon Anfang letzten Jahres gegangen und es hat ihr merklich gut getan 🙂
Liebe Grüße Tom
Eine Arbeitszeitreduzierung bedeutet, dass man finanziell unfreier wird. Man muss das abwägen. In meinem Beruf wird man mit 40 nicht mehr eingestellt und mit 50 ist man draußen. Daher habe ich durchgearbeitet und bin seit 2,5 Jahren finanziell frei. Diese Freiheit habe ich mit viel Lebenszeit bezahlt. Aber ich bekomme sie jetzt jeden Tag ein Stück zurück.
Hallo Thorsten,
in der Tat muss man wirklich schauen, was im Einzelfall besser ist. Deine Variante gefällt mir auch sehr gut, hätte bei mir aber leider nie funktioniert. Weder hätte meine Kraft, noch mein Gehalt dafür gereicht. Nachvollziehbar, dass du es so gemacht hast, ist es aber wirklich.
Hallo Gabi, ja das stimmt. Die Kraft war bei mir irgendwann auch das Problem, mein Immunsystem hat mir signalisiert ich solle kürzer treten. Seit meinem Ruhestand war ich nicht einmal krank, nicht mal erkältet. Psyche und Gesundheit hängen zusammen.