Ich entdecke es immer wieder: Mein Leben mit weniger Dingen ist das, was zu mir passt. Der achtsame Umgang mit den Dingen hat für mich viel zutun mit Achtsamkeit für mich selbst. Minimalismus ist nichts anderes für mich, als achtsamer mit mir und meinem Bedürfnissen umzugehen. Warum das so ist, lässt sich genau genommen recht leicht erklären.
Rückblende 80er-Jahre – Versuche, „konventionell“ Wohnen zu wollen…
Meine erste eigene Wohnung bezog ich 1982. Einige Gebrauchtmöbel waren die erste Ausstattung, später waren es zwei möblierte Zimmer mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Es folgte eine Wohnung mit einem bunten Gemix aus Gebraucht- und Neumöbeln, Mitte der 80er Jahre eine WG mit erster eigener Waschmaschine statt Waschsalon und das erste Festnetztelefon statt Telefonhäuschen. Was für ein Ereignis! 1987 folgte eine 2-Zimmer-Wohnung, die ich lange Jahre alleine, danach in einer Beziehung bewohnte.
Auch in den 80er-Jahren habe ich habe es schon immer geliebt, Dinge zu verändern, Möbel umzustellen, irgendwelche Wohnimprovisationen auszuprobieren. Es ging mir gut damit. Bis ich dann irgendwann Mitte bis Ende der 80er-Jahre überlegte, ob ich nicht doch mal langsam irgendwie „konventionell“ werden müsste, also so, wie halt der Durchschnitt der Leute so wohnt. Sowohl privat, als auch beruflich waren die meisten Menschen längst gut ausgestattet mit eleganten Küchen, phantastischen Sitzgarnituren und allerlei Schnick und Schnack. Und ich stand da und hatte immer noch die Baumarktspüle aus den 70er-Jahren.
Also machte ich mich auf die Suche nach irgendwelchen Einbauküchen, die mir aber nie gefielen oder mir zu teuer erschienen. Sofas kamen und gingen, Fernsehgeräte kamen und gingen, sonstiges Mobiliar ebenfalls. Kaum hatte ich einige Zeit irgendwas „Schönes“ in der Wohnung, entsorgte ich es wieder. Gerade in den Zeiten, in denen ich alleine wohnte, war es besonders heftig. Da musste ich mich ja nur mit mir selbst einigen – das ging schnell 😉 . Einerseits gefielen mir diese ständigen Veränderungen, andererseits bekam ich es mit dem, was ich mir unter „konventioneller Einrichtung“ vorstellte, nie hin. Heute muss ich fast darüber lachen.
Eigene Bedürfnisse erkennen durch Achtsamkeit und Minimalismus
Meinen wirklichen Wohnbedürfnissen näherte ich mich genau genommen erst, als ich 2010 die Achtsamkeit für mich entdeckte und kurz darauf den Minimalismus als Lebensstil. Leben mit weniger Dingen. Oh, ist das phantastisch. Es ist nämlich egal, wie „man“ wohnt. Wichtig ist, mit welchen Dingen ich mich wohlfühle. Und ich fühle mich nunmal definitiv wohler, wenn nicht so viel Zeugs um mich herum steht.
Als ich irgendwann dann mal von Marie Kondo und ihrer Konmarie-Methode las („behalte nur das, was dich glücklich macht“), dachte ich spontan: „Ok, diese Methode konsequent zu Ende gedacht, gibts ja nur wenig Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten.“
Mein Futon gehört dazu, dann gefallen mir Tisch und Stuhl und der Computer, mit dem ich gerade diesen Text erstelle. Ganz neben: Es sieht aktuell schon wieder ganz anders aus, als auf dem Foto und vielleicht ist es nächste Woche schon wieder eine neue Variante…. Ich besitze eine Klangschale, die dann tatsächlich einfach nur den Sinn hat, dass ich sie schön finde und die mich gelegentlich einfach an meine formelle Achtsamkeitspraxis erinnert. Aber auch diese Dinge wären im Bedarfsfall austauschbar. Der Rest meiner Besitztümer machen mich nicht glücklich, sie sind aber praktisch und nützlich (z.B. Reinigungsgeräte wie Staubsauger oder Schrubber, aber auch meine Brille, die Hörgeräte, Kleidung, Dinge für die Küche, usw..).
Heute verstehe ich, warum bei mir zu früher viele Dinge und Besitztümer kamen und gingen. Ich dachte, all diese Dinge müssten mir viel bedeuten. Das war aber nicht so. Ich habe die Dinge benutzt – auch gerne benutzt. Manche waren schön, manche praktisch, manche beides. Manche Dinge haben mich sehr lange begleitet, wie z.B. meine Baumarktspüle. Aber ich habe mich nie über irgendwelche Besitztümer definiert. Viel wichtiger war und ist es mir, dass ich mich wohl fühle, dass die Dinge sich an meinen jeweiligen Bedarf anpassen lassen und bloß nicht immer alles wie in Zement gemeißelt, gleich ist.
Mein Leben mit weniger Dingen in der Zukunft
Wohin genau mich mein Leben mit weniger Dingen führt, weiß ich nicht genau. Die Gegend, in der ich jetzt wohne, gefällt mir. Ich möchte hier wohnen bleiben und maximal in der Nähe irgendwann in Erdgeschoß oder 1. Etage ziehen. Zur Nomadin werde ich daher nicht mutieren. Es dürfen daher immer auch einige Möbel sein, die ich nutze. Die einzige Voraussetzung ist eine gewisse Mobilität dieser Möbel. Ich räume nämlich immer noch liebend gerne um. Ich experimentiere gerne. Möbel und Dinge müssen sich an meinen jeweiligen Bedarf anpassen lassen. Und Veränderungen sollten kein großer Zeitaufwand, schon gar kein Kraftakt sein. Ob meine Art mit weniger Dingen zu wohnen, dann konventionell oder unkonventionell ist, ist mir zum Glück heute völlig egal. Ich muss nicht zu den Dingen passen, sondern die Dinge müssen zu mir passen.
Ergänzend noch ein aktueller, kurzer Hinweis:
Ich bin inzwischen nicht mehr über Facebook und Twitter oder sonstige soziale Netzwerke erreichbar. Einige Infos dazu hier: Kein Social-Media mehr