1 Jahr Minimalismus-Wohnung – ein Resumee

Vor etwas über einem Jahr zog ich in meine jetzige Wohnung. Nach 12 Jahren Wohnen in Beziehung und WG nun wieder eine Wohnung für mich alleine. Es war mir klar, dass Minimalismus als Lebensstil genau zu mir passt und  meine vier Wände entsprechend ausgerichtet sein sollten. Einige Teile musste ich mir aber trotzdem noch kaufen. Eine Rückblende nach etwas über einem Jahr, was sich bewährt hat und was nicht.

Was sich nicht bewährt hat:

Einbauküche
Ein großer Einrichtungsbereich war meine Küche. Ich wusste zwar, dass ich ohnehin nicht so viel koche, daher eine kleine Ausstattung reicht. Aber die Herausforderung war der extrem kleine Küchenraum. [Wie ich diese Herausforderung gelöst habe, steht hier: Minimalismus in der Küche]

Was mir jetzt nach einem Jahr Nutzung auffällt: Die Kombination von Holz und der Farbe weiß gefällt mir. Die Küche ist praktisch und hat in dem kleinen Raum tatsächlich viel Arbeitsfläche. Die Küche gefällt mir trotzdem nicht so richtig. Sie war halt vorrangig eine pragmatische Entscheidung. Einbauküchen sind nicht mein Ding. Ich werde sie nie mögen – auch dann nicht, wenn sie schön aussehen und praktisch sind. Ich bin ein Fan von Modulküchen: Hier eine Spüle, dort ein Kühlschrank und irgendwo noch eine Arbeitsfläche mit der Kochplatte. Weil ich Einbauküchen nicht mag, ist die jetzige Küche auch immer noch keine wirklich eingebaute Einbauküche. Das hätte ich mir eigentlich denken können, habe ich aber nicht … Und so sind die Fußleisten sind immer noch nicht dran, die Abschlussleisten der Arbeitsplatte ebenfalls nicht. Den Einbaukühlschrank hätte ich auch nochmal etwas exakter einbauen können. Ich hatte aber bislang einfach keine Lust daran und konnte mich entsprechend nicht dazu aufraffen. Es stört mich aber auch nicht so wirklich.

Bedarf an Schränken überschätzt
Meinen Bedarf an Schränken, um Zeugs unterzubringen, habe ich überschätzt. 3 kleine gebrauchte Holzschränke hatte ich. Alle drei stehen inzwischen auseinander gebaut im Keller. Die in die Schränkchen ursprünglich hinein gestellten Dinge, passten problemlos woanders hin. Also wenn noch jemand Ivarschränke braucht…

Ein wenig ähnlich geht es mir derzeit mit 2 weiteren Schränken, beide insgesamt 1,50m breit und 35cm tief. Irgendwann entdeckte ich die geniale Falttechnik von Marie Kondo und seither ist mir klar, dass Kommoden nicht nur für T-Shirts, sondern für viele andere Dinge sehr viel praktischer sind. Bei den Schränken geht es mir ähnlich, wie mit der Küche: Sehr schön, irgendwie passen sie aber nicht richtig zu mir. Zum Glück waren die Schränke nicht neu, sie sind also kein Fehlkauf, sondern haben schon einige Lebenszeit hinter sich. Ganz nebenbei fällt eine weitere „kleine Marotte“ von mir auf: Die Schränke haben keine Türgriffe, seit 11 oder 12 Jahren nicht. Mir gefällt es ohne Griffe besser.

Was sich bewährt hat:

Mein Futon. Auf einem Futon zu schlafen, ist einfach klasse. Ich genieße es immer noch und möchte darauf nicht wieder verzichten. [Näheres dazu hier: Auf einem Futon schlafen]

Die flexiblen Tische. Ich habe einen rechteckigen und einen quadratischen Tisch. Darüber hinaus noch einen sehr alten schwedischen Klapptisch in der Küche. Alles ist wunderbar flexibel. Da ich ohnehin gerne mal die Wohnung umräume, geht das mit diesen Tischen einfach wunderbar und ich kann sie sehr multifunktional nutzen [Siehe: Multifunktionales Wohnen]

Kein Auto. Bin ich froh, kein Auto mehr zu haben! Es ermöglicht mir u.a. in Teilzeit arbeiten zu können. In 5 Minuten erreiche ich Bus, S-Bahn und U-Bahn. In 20 Minuten bin ich zu Fuß bei meiner Arbeitsstelle, in der gleichen Zeit mitten in der Innenstadt von Dortmund. Das anfängliche Carsharing habe ich wieder gekündigt, da ich es kaum genutzt habe. Im Bedarfsfall ist es günstiger für mich, mir einfach einen Leihwagen zu mieten.

Keinen Fernseher, keine Stereoanlage. Beides brauche ich nicht, es fehlt mir nicht und ich bin froh, dass dieses Zeug nicht bei mir herum steht. Ich nutze den Computer, der sich problemlos multifunktional verwenden lässt.

Nicht zu früh und nicht zu schnell kaufen hat sich ebf. bewährt. Nicht alles, was ich zu brauchen meine, verwende ich dann im Alltag auch. Fehlt etwas, kann ich es dann immer noch kaufen. Das meiste Zeugs fehlt aber meistens gar nicht. Es hätte eh bloß herum gestanden. Wozu drei Kochlöffel, wenn ich mit einem Kochlöffel auch prima klar komme? Und sollte mir wirklich irgendwann doch noch ein weiterer Kochlöffel fehlen, kann ich mir den dann auch noch kaufen.

Wie es weiter geht:

Die Küche wird einfach erst mal so bleiben, wie sie ist. Derzeit wohne ich im Dachgeschoß, da passt es so am besten. Da ich nächstes Jahr 57 Jahre werde und sicherlich nicht mehr mit 70 Jahren die Einkäufe in die 4. Etage schleppen möchte, mache ich mir zur Küche erst Gedanken, wenn mal irgendwann eine Wohnung in Erdgeschoß oder 1. Etage ansteht. Die Wohnlage ist perfekt für mich, daran möchte ich nichts ändern, auch gefällt mir genossenschaftliches Wohnen besser, als private Vermieter oder Vermieter, die ihre Häuser vorangig als reines Investitions- oder Spekulationsobjekt sehen.

Die Schränke werden über kurz oder lang sicherlich durch Kommoden oder ähnliches ersetzt. Diese passen besser zu mir, ggf. werde ich sie mit ein paar Rollen ausstatten, um sie leichter verschieben zu können.

Minimalismus ist Luxus

Wieder einmal ist mir klar geworden: Minimalismus als Lebensstil ist Luxus. Natürlich nicht der Luxus, viele Dinge zu besitzen, sondern der Luxus der individuellen Lösungen. Es ist der Luxus, sich am eigenen, persönlichen Bedarf orientieren zu können. Es ist der Luxus, wenig Zeit mit Putzen und Aufräumen zu verbringen.  Es ist auch der Luxus, dass ich für Dinge, die ich nicht kaufe, nun mal auch nicht arbeiten gehen muss.

Minimalismus ist Burnout-Prävention

Letztlich ist Minimalismus sogar der Luxus, weiterhin erwerbstätig bleiben zu können. Ich kann meinen – manchmal sehr anstrengenden – Beruf als Sozialpädagogin weiter ausüben. Viel Konsum würde bedeuten, dass ich Vollzeit arbeiten müsste. Allerdings ist dies nach den vielen Jahrzehnten sozialer Berufstätigkeit genau das, was ich nicht mehr ohne weiteres schaffen würde und auch nicht mehr möchte. Minimalismus ist für mich daher auch eine perfekte Burnout-Prävention. Es geht mir so viel besser. Ich fühle mich wohler. Ich bin ausgeglichener und entspannter. Von diesem Luxus profitiere dann nicht nur ich selbst, sondern auch die Menschen, mit denen ich täglich beruflich zu tun habe.