Achtsamkeit im Alltag zur Stressreduzierung
Insbesondere in Phasen, in denen es turbulent zu geht, viel zu tun ist, vieles entschieden und abgearbeitet werden muss, wird mir deutlich, wie wohltuend es ist, kleine Inseln und Oasen der Achtsamkeit in den Alltag einzubauen. Das gelingt auch dann, wenn ich denke, so rein gar keine Zeit zu haben. Denn genau genommen lässt sich so endlos vieles achtsam tun:
Beispiele für Alltags-Achtsamkeit
Morgens: ich kann aus dem Bett springen (oder mich rausquälen) einfach so – oder genau dies bewusst wahrnehmen: Wie fühlt sich das Aufstehen im eigenen Körper an? Bin ich steif oder entspannt und gelenkig? Was ist mit gähnen und räkeln – einfach irgendwie so? Oder so richtig bewusst genießen?
Weiter gehts mit Duschen, Zähne putzen, Kaffee kochen, Frühstücken. All das kann ich versuchen, bewusst wahrzunehmen. Achtsames Duschen: genau hinspüren, wie das Wasser über den Körper fließt, die Temperatur des Wassers, die Muskeln, die sich entspannen – alles bewusst wahrnehmen. Nicht stundenlang. Sondern genau die Zeit, die ich üblicherweise auch sonst dafür aufwende. Beim Zähneputzen mal nicht dies, das und jenes denken und vorplanen, sondern spüren, wo die Zahnbürste gerade ist, jeden einzelnen Zahn, das Zahnfleisch wahrnehmen. – Dann beim Kaffee kochen: den Geruch des Kaffees wahrnehmen, das kochende Wasser, die Kaffeemaschinen hören und den ersten Schluck Kaffee mal ganz bewusst und gezielt genießen. Nicht gleich in mich reinschütten, sondern erstmal riechen, die warme Tasse in der Hand spüren, das Hochnehmen der Tasse, der erste Schluck Kaffee im Mund. – Da ich morgens beispielsweise ohnehin die erste bin, die aufsteht, genieße ich diese erste Tasse Kaffee morgens immer besonders: nur Kaffee trinken, keine Zeitung, kein Internet, kein Radio. Nur sitzen und den Kaffee bewusst genießen (geht natürlich auch bei Tee!).
Im Tagesverlauf kann es weiter gehen: Wenn ich doch ohnehin auf Zug und S-Bahn warte: Warum nicht die Minuten nutzen und ein paar Schritte achtsam den Bahnsteig auf und ablaufen? Die Fußsohlen bewusst abrollen und spüren. Oder die aufgehende Sonne wahrnehmen, den aufsteigenden Nebel, die Geräusche um mich herum. Vielleicht spüre ich aber auch nur den Ärger über die verspätete Bahn: Also achtsames über die Bahn ärgern: Wo macht sich dieser Ärger bemerkbar? Manifestiert er sich im Körper: Schultern angespannter? Atem hektisch? Wut? Ärger? Was mache ich jetzt mit meiner Wut, meinem Ärger? Mit zur Arbeit nehmen? Oder kann ich diesen Ärger auch wieder loslassen und vielleicht sogar konstruktiv nutzen? Indem ich mir überlege, demnächst mit dem Fahrrad zu fahren, eine andere Wegstrecke zu benutzen, früher loszufahren. Achtsamkeit hilft nicht nur beim „runter kommen“ sondern auch innerlich frei für neue Lösungswege zu werden.
Es gibt sehr viele weitere Möglichkeiten, achtsamer durch den Alltag zu gehen. Es kommt darauf an, es einfach mal zu probieren – gerade zu den Zeiten, in denen ich meine, dafür so gar keine Zeit zu haben.
Hallo Gabi,
toller Artikel! Tun, was man sonst auch tut, aber mit dem Kopf dabei sein!
Vielen Dank, dass Du das so anschaulich wieder bewusst gemacht hast.
Liebe Grüße
Andrea