Statt Reizüberflutung: Der eigene Lebensrhythmus

Der Rhythmus der Natur

Bin ich in der Natur unterwegs, fällt mir auf: es gibt einen natürlich Rhythmus, z.B. den Rhythmus der Jahreszeiten, am Meer Ebbe und Flut. Stehe ich am Meer und schaue mir die Wellen an, so ist das beeindruckend, anregend, schön. Ein Stück in die Tiefe sehen, vielleicht sogar den Grund, kann ich bei Flut aber nicht. Das geht nur wenn das Meer ruhiger wird, sich zurück zieht.

Unser menschlicher Lebensrhythmus

Für mich ist dies ein schönes Bild für die menschliche Natur und das, was wir eigentlich brauchen: Anregung, Erlebnisse, aber auch runter schalten, zur Ruhe kommen. Nicht ständig Power, Dauerstress. Bin ich ständig, sowohl beruflich, wie auch privat in Aktion, bekomme ich vieles nicht mehr mit: mich selbst (ob ich z.B. überhaupt so leben will, wie ich lebe) und all das, was um mich herum geschieht. Nehme ich mir die Ruhe und Zeit, dann wird mir vieles bewusster.

Reizüberflutung in unserem Lebensalltag

Mir selbst wird beispielsweise immer wieder sehr deutlich, dass mich lärmende Umgebungen schlichtweg sehr anstrengen. Muss in einem Lebensmittelgeschäft, wo ohnehin Stimmengewirr, Einkaufswagengeklapper, Kassengepiepe ist, dann auch noch Hintergrundmusik laufen? Ich weiß nicht, wen dies entspannt, mich nicht! Vielleicht soll es auch nicht entspannen, sondern ablenken? Ablenken beispielsweise davon, dass ich dies und das im Einkaufswagen habe, was ich eigentlich gar nicht kaufen wollte? –
Schaue ich aus meinem Fenster, dann fällt mir auf, dass es jetzt Mode zu sein scheint, sich alle möglichen Lampen in den Garten zu stellen. Diese leuchten nachts auch dann, wenn die Bewohner längst im Bett liegen. – ??? – Ich vermute, es handelt sich um Solarlampen mit LED, die jetzt in jedem Bau- oder Gartenmarkt zu finden sind. Aber ist es das, wofür solche energiesparenden Techniken eingesetzt werden sollten? Die Nacht zum Tag machen, weil: ist ja nicht so teuer und umweltfreundlich???

Einen neuen Lebensrhythmus finden

Egal, ob ich das, was mir wichtig ist, Minimalismus, Downshifting, nachhaltiger und ökologischer leben nenne, für mich gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit:
Konsum, Geldmaximierung, Wohlstand auf Kosten anderer führt nicht zu einer lebenswerteren Welt, sondern zu einem überdrehten, physisch und psychisch krankmachenden, zerstörenden gesellschaftlichen System. Und: Probleme lösen sich nicht, wenn ich mich ständig wie überdreht in Hochgeschwindigkeit und voller Aktionismus durch meinen Tag bewege. Aktiv sein bedeutet ebenso wenig aktionistisch sein, wie Achtsamkeit/Bewusstheit etwas mit Schläfrigkeit zutun hat. Im Gegenteil.

Es geht darum, in einer aus dem Takt geratenen Welt, einen neuen Lebensrhythmus zu finden: Bewusster und aufmerksamer tun, nicht tun, anders tun.