Die Sache mit der Deko

Warum es bei mir keine Deko gäbe – so die sich wiederholende Frage. Hier meine Antwort:

Grundsätzliches

Ich gönne jede/m seine/ihre Deko, ich kann mich anderswo sogar daran erfreuen, wenn Menschen sich da viele Gedanken gemacht haben. Als ich beispielsweise mal in einer Familie einen Weihnachtsbaum sah, der nur und ausschließlich mit dem selbst gebastelten Schmuck der Kinder dekoriert war, war ich restlos begeistert. Die Kinder fühlten sich von ihren Eltern anerkannt, waren sehr stolz. Der Baum sah zudem auch wirklich wunderschön aus. Dann gibt’s Menschen, die haben offensichtlich sehr gute Deko-Antennen und wissen, wie sie ihr Zuhause angemessen und schön dekorieren. Dazu gehöre ich selbst jedoch nicht, ich habe auch nicht das Bedürfnis danach.

Deko früher

Es gab früher Zeiten (vorrangig in den 80ger-Jahren), da stand auch bei mir mal dies oder das Teil herum, was man als Deko hätte bezeichnen können. Rückblickend eher eine Anpassung an so etwas wie Wohnkonventionen (weil man das eben so hat). Ich habe das zu den betreffenden Zeiten noch nicht bewusst reflektiert. In meinem Erstberuf als Erzieherin wurde mir in den 80ger-Jahren irgendwann das ganze Brimborium rund um Weihnachten zuviel. Das war eine Art Kehrwende. Es begann mit einer alternativen Weihnachts-Deko, indem ich ernsthaft eine Schweinchenkerzen-Lichterkette gekauft habe, die ich dann um eine Yukka-Palme gewickelt habe. Da brauchte ich ein Kontrastprogramm und wollte privat anschließend auch keine Tannennadel mehr in der Wohnung haben. Später habe ich solchen alternativen Deko-Klimbim auch gelassen und so verschwand im Laufe der Jahre das Dekozeugs, was einfach nur so herum stand. Maximal gab es mehr herum stehende Dinge in den Zeiten, in denen ich nicht alleine gewohnt habe (Beziehungen, WG), aber das waren dann auch nicht meine Dinge. Das war dann auch ok für mich.

Deko heute

In meinen eigenen Räumen mag ich Deko nicht. Ich fühle mich mit Deko definitiv nicht wohler, im Gegenteil. Heute weiß ich das, stehe dazu und setze das dann eben auch so um.

Ich denke, dass ist einfach eine Typfrage. Manche mögen Deko, andere nicht.
Ich habe einfach keinen Sinn für Dinge, die einfach nur herum stehen, damit sie schön aussehen. Ich kann damit schlichtweg nichts anfangen. Als Erinnerungshilfe an z.B. schöne Erlebnisse oder Ereignisse brauche ich Deko nicht. Die schönen Erinnerungen sind als innere Bilder in mir.

Wir leben heute in einer sehr reizüberfluteten Welt. Ich arbeite zudem seit über 40 Jahren in einem sozialen Beruf und erlebe dort entsprechend sehr viel. Zuhause brauche ich auch deshalb eine Art Kontrastprogramm und genieße die visuelle Ruhe. Ich mag die warmen Holztöne in meiner Wohnung. Die finde ich wunderschön. Und ein bisschen Deko wäre da ja noch: An der Wand hängen Naturbilder, die ich selbst fotografiert habe.

Der Tisch steht inzwischen im anderen Raum. Die Bilder an der Wand sind aber noch dort.

 

Etwas ganz besonderes ist von Frühjahr bis Herbst dann der Blick, den ich von der Küche aus in den begrünten Innenhof mit den alten Linden habe. Ein absoluter Traum. Die Natur ist immer noch die beste Deko.

 

Die soziale Lebenskunst

Minimalismus ist ebenso wenig eine Glaubensfrage wie der Umfang an Deko in einer Wohnung. Daran hängt nicht die Welt. Ich mochte es zudem noch nie, alles und alle über einen Kamm zu scheren. Individuelle Unterschiede können nämlich durchaus sehr spannend sein. Man kann sich nämlich trotzdem verständigen, sich verstehen, austauschen, inspirieren, diskutieren. Mal zu versuchen, die Welt ein wenig durch die Brille einer anderen Person zu sehen, finde ich sehr wichtig und hilfreich und kann zudem gegenseitiges Verständnis und Toleranz fördern. Das ist mir alle Male wichtiger, als die Frage, wieviel Zeugs in meiner Wohnung herum steht.

Die Herausforderung ist letztlich, die richtige Balance zu finden zwischen dem Raum für die eigenen Bedürfnisse und den Bedürfnissen der Mitmenschen. Beides ist wichtig und von dieser richtigen Balance würde ich mir fürs Neue Jahr 2023 durchaus noch viel mehr in der Welt wünschen.

Euch allen einen guten Start ins Neue Jahr, möge es friedlicher, freundlicher und menschlicher werden.

 

Foto © Sunguk Kim

28 thoughts on “Die Sache mit der Deko

  1. Über Weihnachte war ich einige Tage bei einer Verwandten zu Besuch und habe eine Wohnung kennengelernt, die ich nur als „Deko-Hölle“ bezeichnen kann. Allein im Gäste-WC (übliche Größe) befanden sich 32 Deko-Artikel. Also Dinge, die keinerlei praktischen Nutzen haben. Ich konnte mich nicht einmal frei bewegen ohne die Gefahr irgendetwas runter zu werfen. Geschweige denn, dass man irgendwo eine Armbanduhr zum Hände waschen ablegen konnte. Ich mag dekorative Dinge. Ein Spiegel mit einem hübschen Rahmen, bunte Gardinen vor dem Fenster oder eine dekorative Seifenschale. Also funktionale Dinge, die auch hübsch anzusehen sind. Im Wohnzimmer habe ich beim 600. sten Deko-Artikel aufgehört zu zählen. Es waren schätzungsweise 800 bis 900 Stück. Die gesamte Wohnung war so vollgestopft, dass Menschen keinen Platz mehr darin hatten. Gruselig. Ein absoluter Horror.

    1. „Die Gefahr etwas herunterzureißen“. Ich habe so etwas auch schon erlebt, die Bewohner waren auch eher langsam und unbeweglich. Keine großen Schritte auf dem Terrain. Nur so geht das dann. Ich mag das nicht, ich fühle mich in solchen Wohnungen richtig behindert. Für mich ist da kein Platz.

      1. Auf solchem Terrain muss ich auch immer aufpassen, nicht zur „umwerfenden Erscheinung“ zu werden. Und dann staubt das ja auch alles total zu. Und die meisten Leute finden sowas ja durchaus normal. Seltsam.

    2. Vitrinen mit Sammlungen drin : Eulen, Puppen, Porzellanfiguren, Glasgebilde…. die Sachen müssen wohl aus den 90ern und davor abgeschafft worden sein. Auf Kleinanzeigen „Eulen-Sammlung“ abzugeben. Manchmal mit Geschichte dabei : in jedem Urlaub eine Eule als Andenken mitgebracht. Manchmal versuchen die Erben das loszuwerden. 70 Eulen 40€. Künstlerischer Wert manchmal zweifelhaft. Aber besser als wegwerfen.

      Wir haben uns von all diesen Erinnerungen getrennt, auch wenn wir nicht so viel hatten. Besser heute leben als ins Gestern gucken.

      1. Ich sammle seit 35 Jahren Krüge. Anzahl derzeit: Sechs Stück! Acht wären auch okay; mehr aber nicht. Von Anfang an habe ich nur sehr ausgewählte Stücke gesammelt und auch wieder verkauft, wenn ich etwas gefunden hatte, was mir noch besser gefiel. Regelmäßig hole ich einen Krug aus dem Schrank, um ihn auf einer einzeln stehende Kommode zu präsentieren. So kann er seine Schönheit zeigen und den Raum schmücken. Massenhaft Zeugs schmückt nicht mehr, sondern schafft Unruhe und verwirrt die Augen, weil man das einzelne Objekt nicht mehr erkennen kann.

        1. Das nenne ich Disziplin. Bei meinen Zimmerpflanzen habe ich es aufgegeben. Ich schleppe sie immer wieder an.

          1. Lustigerweise haben die acht Stück gar nichts mit Disziplin zu tun, sondern mit dem Gefühl genug zu haben. Die Empfindung eines ausgeprägten Minimalisten oder sensiblen Menschen wäre schon viel eher gesättigt, ein „klassischer“ Sammler hat vielleicht niemals das Gefühl von genug.

  2. Hey Gabi!

    Super Beitrag. Ich gehöre ja auch zur Fraktion „Naturdeko“. Ich habe aber auch keine Lust auf Abstauben im großen Stil, daher halte ich es reduziert. Dein Weihnachts-Kontras Programm gefällt mir. Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, weshalb man Bäume züchtet um sie dann zu fällen und als Weihnachtsbaum aufzustellen. Es sind ja faktisch tote Bäume. Das gleiche Phänomen bei Schnittblumen. Schön, ja durchaus. Aber doch irgendwie schräg.

    Alles Gute für das neue Jahr!

    1. Das ist ja beruhigend zu hören. Als ich im Dezember wieder diese vielen abgesägten Nadelbäume gesehen habe, die zum Verkauf angeboten wurden, zog sich in mir alles zusammen. Wer weiß, wieviel davon dann auch einfach nur entsorgt wurden. Ich finde das fürchterlich und dachte schon, ich sei da nur so.

    2. Ich konnte es erreichen keinen Weihnachtsbaum zu kaufen. Vorletztes Jahr wurde es noch eingefordert.
      Ich hoffe das Thema mit den toten Bäumen, aus denen bei Zimmerwärme Zecken und anderes Getier rieseln ist endgültig durch.

      1. Oh stimmt, das hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm: Was man sich außer dem toten Nadelgehölz sonst noch so an lebenden Wesen in die Wohnung holen kann.

  3. Hallo Gabi,
    wie Du so schön schreibst, machen gerade die Unterschiede alles spannender. Es wäre langweilig, wenn es in jeder Wohnung gleich aussehen würde und ich mag es, wenn man den Bewohner wiedererkennt.
    Was ich allerdings gar nicht mag, ist wenn Leute Deko verschenken. Das empfinde ich als übergriffig. Vor allem, weil viele sich nicht trauen, das abzulehnen und die Scheußlichkeiten dann auf ewig bei sich rumstehen haben.
    LG
    Vanessa

    1. Sowas habe ich früher dann weiterverschenkt an Leute, die Gefallen daran gefunden haben. Mittlerweile werde ich gefragt, ob ich mir etwas wünsche und wenn ja, was. 🙂

    2. Das finde ich auch ähnlich unangenehm, wie wenn man auf irgendwelchen Feiern ständig gedrängelt wird, man solle doch auch ein Gläschen Alkohol mittrinken oder das 3. Stück Torte essen. Wem es schmeckt ok, aber dann doch bitte freiwillig und ohne diese Drängelei.

  4. Mir geht das wie dir, die Reizüberflutung auf der Arbeit beeinflusst mich auch und Zuhause brauche ich visuelle und auditive Ruhe. Ich mag wenig ausgewählte Bilder, habe schöne Teetassen, und liebe Kerzen. Davon habe ich dann aber eine oder zwei pro Ort (Esstisch, Schreibtisch, Meditationsplatz). Meine Bücher habe ich an einer Stelle wo ich sie nicht ständig sehe. All das tut mir gut, um runterzukommen.

    1. Und wenn man dann z.B. von der Arbeit aus mit der Bahn nach Hause: auch Reizüberflutung, wie Video-Werbetafeln. Und schaut man sich um, schauen fast alle Wartenden in ihr Handy – nochmal Zudröhnung.

      1. Mir geht es so wie Nadine, ich brauche einen Fixpunkt im Zimmer. Meine Augen suchen das regelrecht. Überladen mag ich es aber auch nicht.

        Ich fragte mich gerade, Gabi, weil ich Nährstoffe nicht verkochen will, ob man statt eines Dampfgarers kaufen einfach sein Gemüse in ein Nudelsieb oder eine Nudelseihschüssel über sein Nudelwasser in den Topf hängen kann. Und lese es auf einem Blog. Das Gemüse sei nach 5-knackig oder in 10 Minuten weich für Suppe. Vielleicht wäre das auch was für dich, weil du neulich Stromkosten einsparen wolltest. Und Nährstoffe spart man gleich dazu. Und Abwasch je nach Siebart.

        1. Dazu bräuchte man einen entsprechend breiten und hohen Topf. Es gibt gewöhnliche Kochtöpfe, die haben solche Gareinsätze mit denen man genau so etwas machen kann. Also nicht extra wieder irgend so ein elektrisches Spezialgerät, sondern was ganz gewöhnliches. So etwas habe ich allerdings nicht, hohen Kochtopf auch nicht. Und kaufen bringts irgendwie nicht. Generell aber eine gute Idee, bräuchte ich jetzt einen Kochtopf, würde ich mir das ernsthaft überlegen.

  5. Ich wünsche dir ein schönes, gesundes und achtsames Jahr !!
    Deko mag ich schon. In unserer Wohnung gibt es auf jeden Fall auch Deko, aaaber in Maßen und nicht alles vollgestopft davon ( ich hasse vollgestopfte Räume ). Und – ich habe ewig kein Dekozeug mehr gekauft, es sind alles ältere Dinge oder natürliche Sachen. Ich stell die Sachen einfach mal um oder verändere sie irgendwie. Und es ist wirklich so, manchmal finde ich bei jemanden etwas schön, aber in unserer Wohnung möchte ich das trotzdem nicht haben. Eine Tante von mir liebt Deko, überall ein Figürchen, ein Kerzchen, ein Bildchen, Bilder überhaupt in größeren Mengen. Mich macht das wirklich nervös wenn ich dazwischen sitze. Aber da hat wohl jeder eine andere Wahrnehmung.

    1. Ja, das scheint wirklich sehr unterschiedlich zu sein. Es gibt ja sogar Leute, die müssen ihre Dinge einfach auch immer sehen und lieben es, sich in die vollgestopfte Wohnung zu setzen. Nur dann geht es ihnen gut. Keine Ahnung, warum das so ist. Aber vielleicht ist es auch einfach nur wichtig, dass man weiß, wie man selbst so getaktet ist.

  6. Liebe Gabi
    Ich wünsche dir alles Liebe und Gute für das neue Jahr bleib gesund…
    Vielen Dank für deine lieben Worte mit denen du uns viel Freude beschert hast und auch zum Nachdenken inspirierst hast…
    Liebe Grüße Tanja

  7. Hallo Gabi!
    Deko… Alles Staubfänger, die Arbeit machen 😉, aber jeder wie er mag.
    Ich wünsche dir auch einen guten Start ins neue Jahr!
    Liebe Grüße, Sibylle

    1. Danke, ebf. – Ja, die (nicht vorhandenen) Staubfänger sind für mich auch nochmal ein wesentliches Kriterium.

  8. Ich hab gerade eine entkräftete Biene als Deko auf dem Balkon. Der hab ich vor drei Stunden ein nasses Traubenzucker hingelegt. Sie sitzt immer wieder drauf und rüsselt daran rum. Hoffen wir mal, dass die Welt wieder normaler wird da draußen. Bis dahin zählen die kleinen Taten.

    1. Das ist ja wirklich sehr aufmerksam, gefällt mir 🙂
      Viele kleine Taten von vielen Menschen ergeben in der Summe ja auch ganz schön viel.

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