Ob da nicht was fehlt…?

Wer weit über 50 Jahre alt ist, begegnet den Vorbehalten zum minimalistischen Lebensstil immer noch. Da bin ich mit meinen 59 Jahren keine Ausnahme. Ob da nicht was fehlt, ob man vielleicht doch total verarmt ist, vielleicht sogar ein bisschen „gaga“ im Kopf? Keine Wohnzimmerschrankwand, kein Fernsehgerät, kein Backofen, nur ein Minikleiderschrank (60x80x35cm), kein Bücherregal. Zu früheren Zeiten kam öfter mal ein besorgtes „was sollen denn da die Leute denken…“ gefolgt von der Überlegung, dass das doch alles nicht so ganz normal sei.
Wenn ich davon ausgehe, dass normal jeweils das ist, was die Mehrheit tut, finde ich genau das noch lange nicht immer „normal“. Denn:

Es ist mehr als genug …

Ich habe genug Dinge, sogar mehr als genug. Da ich jetzt ein Multisitzmöbel habe, sind zwei Stühle zu viel. Nein, ich werde sie nicht horten. Ich habe ohnehin noch zwei weitere Stühle für Gäste im Keller eingelagert. Das reicht. Seit 13 Jahren koche ich nur noch auf Kochplatten. Weder bin ich in dieser Zeit verhungert, noch habe ich Mangelerscheinungen.

Schubladenschrank mit Kochplatte und einem Stieltopf darauf. Rechts ein Messerblock, links eine Schreibtischleuchte auf der Arbeitsplatte

Das Mikrowellen-Heißluft-Kombigerät hatte ich über ein Jahr nicht genutzt und mich davon befreit. Mein 45-Liter-Kühlschrank reicht prima aus. Es passt erstaunlich viel rein, außerdem habe ich eine Abstellkammer mit Fenster nach außen. Dort ist es etwas kühler, als im Rest der Wohnung. Das ist für mich Luxus pur.

Ich mag keine „Möbelmonster“…

Jahrelang habe ich mit diesen „Möbelmonstern“ gekämpft. Ich mag sie einfach nicht, diese elendig großen und wuchtigen Möbel. Ich mag sie auch dann nicht, wenn sie schick, bequem und komfortabel sind. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich auch tagsüber mal gerne ins Bett legen. Wozu also ein großes Schlafzimmer mit großem Bett, wenn ich mich ausschließlich nachts dort aufhalte? Für mich als Innenstadtbewohnerin, ist das in Zeiten hoher Mieten pure Platz- und Geldverschwendung. Alternativen gibt es genug. Ich liebe multifunktionale Dinge, ich habe es ohnehin gerne ein wenig unkonventionell. Mobilar, das immer am gleichen Platz steht, gönne ich jedem, der es mag. Ich mag es nicht, ich ertrage es auch nicht. Ich habe es gerne beweglich. Möbel müssen in mein Leben passen, nicht weil es so üblich ist, weil es Mode, Trend, Gewohnheit, Tradition ist oder die Möbelindustrie es so für uns vorsieht.

Flexibel bleiben …

Ich liebe es, immer ein wenig flexibel zu bleiben. Jetzt in der kalten Jahreszeit ist beispielsweise die Südseite meiner Wohnung klasse, so hell und warm. Im heißen Sommer bin ich froh, dass ich an der Südseite meine Hitzeschutzrollos runterziehen kann. Ich bin dann lieber auf den angenehm kühlen Nordseite und dann wechselt auch schon mal ein Möbelstück dorthin. Auch das ist für mich Luxus. Dinge müssen mir dienen und sich an meinen Bedarf anpassen, nicht umgekehrt.

Lebensfreude …

Als ich das Buch über das schwedische Deathcleaning von Margareta Magnusson gelesen habe (Titel: Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen), war es weniger ihre spezielle Aufräum-Methode, sondern ihre Lebensfreude. Es war ihre große Erleichterung, endlich die schweren, überflüssigen Dinge aus ihrem Leben entfernt zu haben, die mich angesprochen hat. Sie benennt ihr Alter mit „zwischen 80 und 100“ und auch in einem Video sieht man, wie erleichtert sie jetzt über ihren leichteren Lebensstil ist. Bei Anne Donath (inzw. über 70 Jahre) war es der Blick auf ihre Alter und die zu erwartende kleine Rente, die sie dann letztlich bereits ab Mitte 40 Jahren ganz anders leben ließ. Sie hat nicht viele Dinge, lebt sehr einfach, aber sie hat ebenfalls das Wichtigste: Lebensfreude. Ob da nicht was fehlt? Nein, den Eindruck machen beide Frauen nicht. Sie haben ihre jeweils ganz eigenen Lösungen gefunden und es geht ihnen gut damit.

Der Bedarf an Dingen…

Der Bedarf an Dingen ist je nach Lebenssituation und individueller Persönlichkeit natürlich ganz unterschiedlich. Ich könnte und wollte beispielsweise weder auf Strom verzichten, noch wäre ich scharf darauf, Holz zu hacken. Aber das muss ich ja auch nicht. Und sollte ich merken, dass mir wirklich was fehlt, dann kann ich es ja immer noch kaufen. Es fehlt uns hier ja wirklich nicht an Dingen. Kram gibts mehr als genug, so viel, dass wir schon gar nicht mehr wissen, wohin mit all dem Müll. Den nachfolgenden Generationen einen vermüllten Planeten zu hinterlassen, nur weil wir heute meinen, genug wäre nicht genug, ist mir eine zu enge Sichtweise. Das beschäftigt mich dann auch mehr, als die Frage, ob da nicht doch noch ein Möbelstück mehr in meine Wohnung gehört.

 

44 thoughts on “Ob da nicht was fehlt…?

  1. Ich muss mich regelmäßig dafür rechtfertigen, dass ich keine Waschmaschine besitze. Der Waschsalon ist fast neben meinem Büro – so lange ich noch da arbeite, finde ich das viel bequemer. Außerdem kann ich während der Waschzeit meinen Einkauf erledigen. Seltener, aber auch immer wieder dasselbe mit Spülmaschine und Fernseher… hab ich nicht, brauch ich nicht, vermisse ich nicht.
    Die Idee, mein Schlafzimmer in eine Werkstatt zu verwandeln und in meiner Wohnküche zu schlafen, hatte ich auch schon, aber (noch) nicht verwirklicht. VIelleicht, wenn meine Wollverarbeitungsleidenschaft sich weiter ausbreitet und mehr Platz braucht oder weitere Handwerke dazukommen… ich übe noch, meine Wohnung für MICH einzurichten und nicht für den Besuch, der sowieso kaum kommt!

    1. Das ist wirklich komplett schräg, sich dafür rechtfertigen zu müssen, gewisse Dinge nicht zu benötigen. Um so wichtiger, sich wirklich nach dem eigenen Bedarf zu fragen. Der Besuch gewwöhnt sich schon daran.

  2. Danke für den schönen Artikel Möbelmonster, ja, das ist wohl der richtige Begriff. Ich kenne auch so ein Monster, dass vollsteht mit allen möglichen Sachen, die ohnehin nicht gebraucht werden. Da sind mir meine kleinen , flexiblen Möbel lieber.
    Und weniger ist mehr. Das merke ich mehr denn je. Wie schön ist es in eine aufgeräumte Wohnung mit viel Raum zu kommen.

  3. Danke Gabi für Dein neues Thema.
    „Fehlt da nicht sogar eine ganze Kücheneinrichtung?“
    Die Küche hat für mich so einen Metapher wie in der Wildnis eine „Wasserstelle-Futterplatz“.
    Da ist für die Bewohner ein Stück Heimat. Kochen kann sehr persönlich kreativ sein, die Zutaten, Farben, Geruch, Geschmack ohne exotisch kochen zu wollen. Und gerade in der Ausstattung der Wohnung in Europa, speziell in Deutschland im Vergleich zur Schweiz sind in allen CH – Wohnungen die Küchen fertig und meist komplett eingebaut. Wenn du auf Wohnungssuche gehst, ist dir klar, die bestehende Küche zurück zu lassen und die neue Wohnung sollte die neuen Mieter auch mit der Küche richtig gefallen. Da ist also keine Diskussion ob man die Küche zusätzlich vom Vormieter „erwerben“ will oder nicht, oder ein Mitbewerber übernimmt die Küche, ob man nun diese auch übernimmt. Das ist in der CH so fest Usanz, das hat Vor- und Nachteile. Als Architekt ist es für uns immer ein Ziel, die Küchen, die Essküchen dem Standard der Wohnung anzupassen und Platz, Variabilität zur Ergänzung vom Mieter zu ergänzenden Teilen zu ermöglichen. Die Möblierungsflexibilität von Küche – Essen ist für den Gebrauchsnutzen der Wohnung sehr entscheidend. Schön ist es, wie die älteren Wohnungen so Stilvertreter einer früheren Küchengeneration haben, das den Charme der ganzen Wohnung enorm steigern kann. Die Uniformität von „monotonen“ zeitgemässen Küchen ist bei Neubausiedlungen gegeben und ist eben Anlass der speziellen Gestaltung der Wohnungen, um diese gut langfristig vermieteten zu können.
    Was für Erfahrungen habt Ihr bei Euch in Deutschland, wie seht Ihr das ?
    Euch allen eine gute Zeit.

    1. Hier ist das mit den Küchen ganz unterschiedlich. Es gibt Gegenden, wo die Einbauküche bereits vorhanden ist und zur Wohnung gehört. Hier im Ruhrgebiet ist das fast nie der Fall. Hier wohnen jede Menge Leute, alle brauchen eine Küche – da freut sich die Möbelindustrie… Ich hätte mich über eine vorhandene Küche gefreut wie Bolle, habe so den Vorteil, dass ich mir die Küche so einrichten kann, wie ich es möchte. Hätte ich die Wahl, hätte ich lieber eine vorhandene Küche genommen, einfach aus Bequemlichkeit.

      1. Küche ist in Hamburg gesetzlich Pflicht und gehört zur Wohnung. Nach alten Maßstäben ergibt das nur Vorteile für alle Seiten. Dem Vormieter etwas abkaufen und man selbst muss es dann auch wieder loswerden ?! Was wenn der Nachmieter nein sagt ?! Kommt mir total irre vor.

        1. Der Vormieter soll seinen Sch*** mitnehmen oder entsorgen. Auch seine Küche. Ich finde es sollte verboten werden, dass der Nachmieter genötigt wird, Sachen abzukaufen. Hier leider die Regel, seit Siegen Studentenstadt wurde. Witzig war, dass letztes alles auf der Straße lag, was für 600 Euro übernommem werden sollte. Ich hab so gelacht. Eine Ex Ex Wohnung von mir. Sperrmüll war natürlich noch in weiter Sicht. Bisher hab ich noch jede Wohnung leer und sauber hinterlassen.

          1. Ja, für Minimalisten hilfreich. Du machst es gut. Ich habe einmal eine Küche mit umgezogen und es ist mir dann beim Auszug gelungen sie an jemanden zu verkaufen, der sie dann abgeholt hat. Nie wieder.

          2. Es gibt ja diese Leute, die aus Sch**** Gold machen wollen, aber dann klappts doch nicht immer. Eine Unsitte, von der ich zum Glück immer verschont geblieben bin.

  4. Und wenn dir was fehlen würde, könntest du es dir problemlos halt besorgen. Das ist ja ein großes Glück in der heutigen Zeit. Ich hab auch einige Zeit sehr minimalistisch gelebt, jetzt sind aber einige Dinge doch mehr geworden (z.B. verschiedene Teeschalen oder schöne Tassen oder bunte Stifte). Das ist eben das wunderbare am freiwilligen und selbstbestimmten Minimalismus, ich entscheide darüber. Und mir hat das weniger gezeigt, was mir wichtig ist oder wo ich doch gerne mehr haben würde. Wir leben seit einem halben Jahr ohne Backofen und vermissen ihn, haben jetzt beschlossen den kaputten alten zu ersetzen. Aber wir haben das eben nicht einfach automatisiert gemacht, sondern erstmal geguckt, ob er uns wirklich fehlt (ja, verdammt 😉 Selbstgebackener Schokokuchen, Pizza, Ofengemüse…).
    Ich gönne mir ein bisschen Luxus, und bei allen anderen Sachen hab ich mir wirklich angewöhnt eben erstmal überhaupt zu erspüren, ob mir eben was fehlt oder nicht.

    1. Diese ganz andere Art zu konsumieren und eigene Bedürfnisse von einsuggerierten Kaufimpulsen zu unterscheiden, macht für mich einen ganz entscheidenden Unterschied aus. Ob dann da ein paar Teile mehr oder weniger in der Wohnung sind: Was solls. Wir gehören ja nicht zum Stamme der Erbsenzähler ?

      1. Man verändert sich, aber Ausleihen von Öfen ist wegen des Gewichts zu schwer. In manchen Wohnprojekten haben sie deshalb gigantische Küchen für mehrere Wohnungen. Die Geräte werden geteilt, und man kann in den Küchen auch essen, das fasziniert mich immer noch. Nachteil : klar, den Platz haben sie bei den Wohnungen abgezogen.

        1. Eine gemeinsame Feuerstelle im Garten wäre mir ja am liebsten. Das ist auch gerade mehr eine Platzmonsterfrage mit dem Ofen. Die WG Zeiten sind bei mir definitiv vorbei, Thorsten.

      2. Ich hatte viele Jahre ein kleines Backöfchen von Moulinex, das wenig Platz brauchte und mobil war. Dieses Teil konnte Kuchen und Brot backen, Fisch und Gemüse schmoren und vieles mehr. Es wurde fast jeden Tag gebraucht und ich habe es geliebt. Das wäre vielleicht was für Leute, die keinen grossen Backofen möchten.

  5. Liebe Gabi,
    Dein Post kommt bei mir grade richtig!!!
    Ich bin 55 und habe vor drei Jahren wieder mit dem Malen begonnen.
    In der Vergangenheit immer im sogenannten Wohnzimmer. Dann kam ich vor ein paar Wochen auf die Idee, mein Schlafzimmer als Atelier umzugestalten, um den Raum nicht nur nachts zu nutzen. Mein Palettenbett habe ich nun ins Wohnzimmer integriert und mein Schlafzimmer dient als Malzimmer.
    Ich habe aufgrund meines Berufes und einiger Hobbies (Standardtanz und Latein, Pferdephysiotherapie usw.) relativ viele Klamotten und daher auch einen richtigen Kleiderschrank um Ballkleider und Tanzschuhe gut aufbewahren zu können. Aber auch da werde ich weiter reduzieren.
    Einige Freunde und Bekannte finden mein Wohn-/Schlafzimmer in meinem Alter ungewöhnlich… ich liebe es und schlafe übrigens sehr gut. Wenn ich mich maltechnisch mal wieder ausgetobt habe; Türe zu und gut… dann kann ich beim nächsten Anlauf einfach da weiter malen, wo ich aufgehört habe. Herrlich entspannt!!! Ich freue mich übrigens immer sehr auf neue Beiträge von Dir und lese sie sehr gerne.
    Liebe Grüße
    Karin

    1. Wenn du Single bist hast du mehr Freiheitsgrade in deiner Wohnung. Ich würde auch „verrückte Sachen“ machen , also „Sachen verrücken“, wenn mir danach wäre. Zu mehreren ist eine genauere Zuweisung besser.

      1. In Familien, aber auch in Partnerschaft oder ggf. auch in WGs muss man da tatsächlich auch ganz anders planen und sich insbesondere einigen, wie die gemeinsamen Räume genutzt werden. Das kann schon eine Herausforderung sein. Da machen die klassischen Einteilungen auch viel eher wieder Sinn. So wird klarer, welches gemeinsame Räume sind und was persönliche Rückzugsräume und genau da kann man sich ja auch wieder mehr austoben kann, was ich früher gerne ausgiebigst genutzt habe…

    2. Oh, das klingt ja wirklich sehr interessant. Insbesondere: Tür vom Hobbyzimmer zu und in den anderen Bereichen ist Ruhe. Ein klassisches Beispiel einer ganz individuellen Lösung, die mehr Lebensqualität bietet.

      1. Liebe Gabi,
        genau so ist es!!! Ich bin froh, dass ich diese Idee umgesetzt habe, denn dadurch wird der kreative Prozess nur unterbrochen und kann jederzeit, weil ich ja nicht aufräumen muss, fortgesetzt werden. Bin sehr glücklich!

      2. So lange das Hobbyzimmer nicht mit 1000 Ü-figuren, Stofftieren, Schuhen, Setzkästen, Schränken, Computerteilen, …Zimmerpflanzen überfrachtet wird. Man muss mit der Peitsche durchgehen bei den Hobbies….

        1. Ich male Aquarell und zeichne sehr viel, bis da manchmal die Farbe trocken ist dauert es… der Raum, der vorher Schlafzimmer war ist endlich mein langersehntes Atelier ??‍?.

  6. Hallo Gabi,
    ich lese normalerweise still mit, melde mich heute aber auch mal zu Wort. Du sprichst mir aus dem Herzen. Das Wort „Möbelmonster“ werde ich mir merken. Ich bin noch relativ jung und seit meinem Auszug von Zuhause schon 4 mal umgezogen. Mit „Möbelmonstern“ ist das ein Alptraum. Ich habe seitdem immer im Blick wie schwer oder sperrig ein Möbelstück beim nächsten Umzug sein wird. Ich denke das gehört auch ein wenig zu der Sichtweise von früher. Damals war es längst nicht so normal für einen neuen Job quer durch die Republik zu ziehen. Die Jobsicherheit heutzutage fehlt. Wenn ich wegen befristeten Verträgen nie langfristig planen kann, warum sollte ich mir die Wohnung vollstellen?

    1. Das kann ich wirklich sehr gut nachvollziehen. Es ist heute wirklich eine komplett andere Situation. Mit einem Job, wo man jahrzehntelang bleiben kann, kann heute niemand mehr planen. Wenn ich wüsste, ich würde noch öfters umziehen, flögen bei mir nochmal einige Möbel raus und die Küche wäre noch leichter und mobiler. Letztlich ist es auch keine Frage des Alters, sondern der aktuellen Lebenssituation.

  7. Ich wurde immer beharkt, ich solle eine Wohnung kaufen. ich weiß, die Preise haben sich seit 20 Jahren verdoppelt. Aber man ist gebunden, hat ein Kredit zu bedienen, „feste“ Nachbarn. ich genieß meine Freiheiten. Vieles kann ich dem Vermieter hinschieben, mach mal! Heizung kaputt? Mach mal!

    Der Nachteil ist, die Wohnung , ich kann wenig mitbestimmen. Ich muss die Wohnung so nehmen, wie sie ist. Auch er kann die Wohnung kündigen. Doch die Freiheit überwiegt. Was auch ist: im Alter kann ich hier wahrscheinlich nicht mehr leben. Großbauprojekte, städtliche Entwicklungen.

    Rente? Ich hab ein Anspruch einer guten Rente. Falls ich die nächsten Jahre weiter voll arbeite. Gehe ich früher, habe ich Abschläge. Ich hab noch gute, alte Anlagen, doch weilange? Wieviel das Leben kostet, wißt ihr ja. Vor 30 Jahren, reichte locker 1000 DM. Heute sind wir schon bei 1800 Euro. Rechne ich das hoch, in 30 Jahren bin ich über 80, tja? Mit 50 muss schon überlegen, wie man im Alter leben möchte.

    Ich denke oft, unsere Eltern konnten noch „planen“ und was ansparen. Wir nicht mehr. Wir wissen nicht mal, was morgen ist. Doch hatten sie sich um das Thema gedrückt. Das klassische Modell, wie im Ausgangsbericht. Heute haben wir zig Möglichkeiten! Doch man muss sich mit 50 entscheiden. Mit 70 ist es zu spät!

    1. Ich weiß gar nicht, ob es mit 70 zu spät ist, aber erst dann über Änderungen und Alternativen nachzudenken, wenn man es (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr schafft, ist definitiv zu spät.
      Beim Thema kaufen oder mieten, gibt es aus meiner Sicht nicht die eine Ideallösung. Insbesondere nicht in Zeiten, die weniger kalkulierbar bzgl. Arbeit, Wohnen und Einkommen sind. Als 2001 die Herabsenkung des Rentenniveaus beschlossen wurde, hatte ich beispielsweise bereits fast 20 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt. Bis dahin bin ich von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen. Nicht schön, auf der anderen Seite weiß ich das ja und kann mir dann in Ruhe auch entsprechende Lösungen überlegen. Und das rechtzeitig, bevor irgendwann in der Zukunft der erste Rentenbescheid eintrudelt.

  8. Der Hirnforscher Gerald Hüther hatte gesagt, Würde ist autonome Selbstbestimmung. 😉

    Wir schmeißen mit Begriffe um sich, wollen von anderen geliebt und geachtet werden, tun es selber nicht. Fördern nicht unser Potiential. Leben das Leben anderer.

    Bei mir ist auch alles voll! 11.11. ist St. Martinstag, Tag der Kleiderstiftung. Ich habe zwei große Kisten stehen. irre!

  9. Das war mal, heute kann man so leben, wie es paßt und gut tut.

    Ich tick noch ähnlich. Gestern kostete es etwas Überwindung, ein paar warme Stiefeletten zurückzuschicken. Sie passen nicht richtig, sind an den Zehen zu eng. Wir haben schon November, warme Schuhe gibts keine mehr zu kaufen. Lieber in welche zwängen als keine.

    Ich denk, Minimalimus wie viele denken, das ist es nicht. Eher: wie beschrieben. Ich lebe so, wie es mir paßt und gut tut. Da tu ich mir schwer, weil man seine Bedürfnisse kennen, wahrnehmen muss. wenn ich gerne mit Freunde koche, sieht es anders aus, als wenn ich für mich gemütlich mache. „my hole is my castle“

    In einem früheren Blog habe ich hier gelesen, wie wichtig die Wohnung als Rückzugsgebiet ist. Auch das ist ein Bedürfnis. Mir gehts ähnlich. Kommt Besuch, puh! Ich mal schön, aber bestimmte Bereiche will ich nicht „zerstören“. Ich will nur positive, liebe Menschen haben.

    „Pflicht“ ist, ich muss die ganze Familie zu Weihnachten einladen und für sie kochen. „Meins“ kann es sein, aber auch was anderes. Nämlich?

  10. Bin bekennender Fan von Anne Donath!!! (Mein Gutster kanns manchmal schon nicht mehr hören 😉 ) Ihr Buch „Wer wandert braucht nur was er tragen kann“, ist eines meiner Favoriten. Mit „Walden“ von Thoreau quäle ich mich ein bisschen. Mag an der Übersetzung liegen.

    P.S. Zu viel Zeug hab auch ich immer noch…

    1. Das Buch kenne ich auch. Anne Donath gehört zu den Leuten, die wirklich komplett ihr eigenes Ding machen – und das, ohne sich im einsamen Wald als Eremit zu verschanzen. Stattdessen Tinyhouse mit Keller und Dachboden mitten im Dorf.

      1. Und das hat sie schon gemacht, als Minimalismus kaum im Wortschatz vorkam. ? Überlegt und ganz pragmatisch hat sie ihr Ding durchgezogen. Hut ab, ich hätte mir nicht getraut, mich mit so einem spartanischen Häuschen mitten im Ort niederzulassen. Schon allein der Gaffer wegen. Das Häuschen selbst fand ich ja recht gemütlich.

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