Vom Murks der Dinge

Der Murks und seine Folgen

Manchmal zieht der Murks der Dinge einen ganzen Rattenschwanz an notwendigen Veränderungs- und Umbauaktionen nach sich und wenn man nicht aufpasst, landet man in einer neuen, unfreiwilligen Konsumspirale. Gleichzeitig kommen Fragen auf, wie: Brauche ich all das Zeug? Kann noch was weg? Wo stelle ich dies oder das unter? Brauche ich etwas Neues? Wenn ja, was?
Aber alles der Reihe nach…

Das Ende der Dinge

Da hatte ich so eine schöne Lösung für meinen Kühlschrank mit den nervtötenden Gurgelgeräuschen: Einfach in die Abstellkammer damit, Tür zu, Ruhe. Leider passte aber mein Holzregal nun nicht mehr richtig in die Abstellkammer, da ich einen Großteil der Regalböden nicht mehr nutzen kann. Ich dachte, kein Problem, stelle ich das Regal halt anderswo hin. Platz genug habe ich ja. Allerdings hat dieses Regal schon x-fache Umzüge, Auf- und Abbauten hinter sich – nichts ging mehr. Es wackelte, die ersten Bretter splitterten und spalteten sich. Ok, das Regal ist mehrere Jahrzehnte alt und hat einiges mitgemacht. Das ist dann für mich weniger Murks der Dinge und mehr Abnutzungserscheinungen durch die Art der Nutzung.

Wohin damit?

Wohin nun mit dem Kram, der sich im Regal befand? Zum Glück konnte ich kürzlich einen gebrauchten Küchenunterschrank übernehmen. Der lässt sich – eigentlich – gut als Unterschrank für den Kühlschrank nutzen. Unterschrank in die Abstellkammer, Kühlschrank oben drauf. Der Kühlschrank hat eine angenehmere Höhe und ich habe gleichzeitig einige Unterbringungsmöglichkeit für  einige der Dinge, die ich vorher in dem Regal stehen hatte. Das war zumindestens die Planung – bis gestern früh.

Kühlschrank-Murks

Da war er wieder: der Murks der Dinge und diesmal nicht altersbedingt. Mein Kühlschrank, gerade mal 14 Monate alt ist zum 2. Mal defekt. Wieder ist es das kleine Plastikscharnier der Eisfachtür, wieder exakt die gleiche Stelle. Beim ersten Mal brach dieses Teil nach ca. 5 – 6 Monaten. Ellenlange Verhandlungen bis ich kostenlosen Ersatz einer neuen Eisfachtür erhielt. Nun nach weiteren ca. 6 – 7 Monaten Nutzung exakt der gleiche Defekt an exakt der gleichen Stelle. Die Eisfachtür habe ich nebenbei gesagt, die letzten Monate wie ein rohes Ei behandelt. Die Geräuschentwicklung, die deutlich unangenehmer ist, als bei allen Kühlschränken vorher, kommt ja auch noch dazu, auch die Eisbildung an den Gummidichtungen dieser und der letzten Eisfachtür, die immer mal wieder von Hand entfernt werden muss. Wer also gerade überlegt einen Kühlschrank Exquisit 15-5 zu kaufen: Vielleicht lasst ihr es besser!

Veränderungsprozesse

Der Unterschrank steht nun erst mal weiter in einer Ecke in der Küche. Gerade erst hatte ich in der Küche angefangen, auch nochmal einiges zu verändern. Die freie Lücke neben der Küchenzeile, die durch das Umstellen des Kühlschrankes entstanden ist, habe ich genutzt, um meinen Schubladenschrank dorthin zu stellen. Das ergibt eine prima große Arbeitsfläche. Die Arbeitsplatte muss allerdings noch einige Zentimeter gekürzt werden, bis dahin ist es noch eine etwas improvisierte Übergangslösung. Aber danach wird es perfekt passen.

Küchenzeile links, rechts daneben ein Schubladenschrank mit lose aufliegender Arbeitsplatte
Minimalismus heißt für mich auch: vor dem Entscheiden einfach erst mal ausprobieren und improvisieren

Aber das Regal war ja weg. Also alles durchschauen, hier oder da noch einige wenige Teile, die weg können – so viel war das aber nicht. Dann hin- und her räumen, umräumen, damit es irgendwie passt. Das Geschirr und der Küchenkram ist nun wirklich komfortabel im Schubladenschrank untergebracht.

Wohin mit der Kleidung?

Allerdings war dort vorher meine Kleidung – wo packe ich diese nun hin? Kleiderschränke mag ich nicht, die fallen also schon mal weg. Irgendeine neue Kommode oder ähnliches brauche ich ja vielleicht doch noch. Allerdings macht der Murks der Dinge ja auch vorsichtig. Die Qualität der Möbel hat insgesamt auch nachgelassen. Viel Plastik, Pappe, dünne Schubladenböden, wenig Massivholz. Dann passt manchmal die Größe nicht oder es ist dies, das, jenes. Ich suche schon seit längerem, aber bei allen möglichen Lösungen hatte ich ein eher ungutes Bauchgefühl. Irgendwas stimmte nie so richtig. Mal gefiel mir dies, mal jenes nicht. Manchmal ist die Murksqualität schon auf den Produktfotos zu sehen, mal hatte ich schlichtweg keine Lust, stundenlang an irgendwelchen Aufbauten herum zu schrauben („wohnst du schon oder schraubst du noch…?“). Manchmal war auch der Preis so hoch, dass ich mich gefragt habe, ob das die paar Kleidungsstücke, die ich besitze, wirklich wert sind. Meistens war die Antwort: Nein, passt nicht. Der Gebrauchtmöbelmarkt bietet im Moment auch nichts, was mich wirklich überzeugen würde. Kurzum: Ich finde aktuell nichts, was mich wirklich anspricht und wo auch mein Bauchgefühl ein klares „Ja!“ sagt.

Minimalismus – überlegt, anstatt vorschnell entscheiden

Der Rattenschwanz an Veränderungen und die Notwendigkeit der Lösungssuche ist also aktuell noch nicht abgeschlossen. Vieles ist im Übergangsstadium. Die Kleidung ist aktuell in meinen Boxen und diese stehen vorübergehend in dem Gebrauchtküchenschrank, der demnächst noch in die Abstellkammer soll.

Nochmal Kühlschrankreparatur habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Ich hoffe, ich finde jemand, der einen Kühlschrank als gelegentliche Zweitnutzung (für Partygetränke, Ferienwohnung oder ähnliches) benötigt. Vielleicht auch jemand, den die Geräuschentwicklung nicht stört und der eh kein Eisfach benötigt. Oder jemand, der sich über die gesetzliche Gewährleistung doch nochmal eine neue Eisfachtür besorgen will. Dann wäre der Kühlschrank noch gut zu nutzen und er müsste vorzeitig  entsorgt werden. Ich selbst habe einfach keine Lust mehr.

Unperfektheit und Übergänge – statt voreiliger Lösungen

Der neue Kühlschrank (ein Minigerät) war hier vor Ort nicht erhältlich, also bei dem Händler online bestellt – dort funktionierte aber die Bezahlabwicklung nicht. Irgendein Software-Murks – da will man schon mal was kaufen…. Es dauert also alles noch ein wenig – neuen Kühlschrank besorgen, alten Kühlschrank loswerden, Arbeitsplatte des Schubladenschrankes anpassen, mich langfristig für einen vernünftigen Ort zur Unterbringung meiner Kleidung entscheiden, die Abstellkammer wieder endgültig einräumen. Bis dahin ist alles im Übergang, teilweise ein wenig improvisiert. Und bei all dem: Nicht auf Konsummurks hereinfallen, keine Frustkäufe tätigen und genau schauen und in mich hinein fühlen, was ich genau möchte und was nicht. Im Zweifelsfall warte ich lieber ab.

Auch das ist für mich Minimalismus – keine voreiligen Entscheidungen treffen, unklare Zustände, Übergänge einfach mal aushalten, auf das eigene Bauchgefühl hören – so lange, bis die richtige Lösung gefunden ist.

Das Murksbarometer

Eine kleine Empfehlung für all die unter euch, die sich mit dem vorschnellen Ableben von Dingen nicht abfinden wollen:  Das Murksbarometer – Dinge melden und Fehler beschreiben.

8 thoughts on “Vom Murks der Dinge

  1. Wenn du ja dauerhaft in der Wohnung bleibst, Gabi, wäre es doch lohnenswert, diese kleine Kammer optimal für dich nutzbar zu machen. Ich kaufe extra kein Eisfach mit. Sowas geht nicht gut. Entweder vereist es, oder … Der Verschluss war früher aus Metall. Deswegen hab ich auch keine Lampen mehr an der Decke. Weil früher die Lüsterklemmen bei Ikea aus Metall zum Schrauben waren. Heute ist das so ein Plastikscheiß, gleich kaputt und die wollten mir das erst nicht reklamieren und meinten, es sei ja kein Wunder, wenn ich als Frau Lampen aufhänge. Mir auch noch die Kompetenz absprechen. Seitdem hab ich eine Lichterkette. Das Ersatzteil kam dann doch noch Die Lampe war aber schon entsorgt. Also gute Nerven wünsche ich dir für bis alles am neuen Platz ist. Je weniger man hat, desto mehr hat das so einen Lawineneffekt. Ich merke das bei mir zumindest gerade.

    1. Hallo Tanja, genau so ein Kram ist es: irgendein billiges Plastikzeugs statt Metall und zack, sind die Sachen eher hinüber. Ich habe mich jetzt erstmal mit der Verhinderung des Lawineneffektes befasst (schöne Formulierung!). Was anderen wenig erscheint, ist für mich durchaus manchmal noch viel, zu viel. Es geht so langsam in den Bereich der Mikroentrümpelung – der doppelte Krimskrams aus der Werkzeug- oder Nähkiste, mal hier eine Winzigkeit, mal dort. Kleidung erst nachkaufen, wenn ich sonst nicht ohne Waschen durch die Woche käme. Kram, der nicht da ist, braucht auch keine Schränke – dann vermute ich, finden sich die Aufbewahrungsorte von alleine und es sortiert es sich von selbst.

  2. Liebe Gabi,
    puh, das hört sich anstrengend an. Ich hasse es, wenn Dinge nicht so funktionieren, wie sie sollen. Das kostet mich immer unglaublich viel Energie – die ich für solche Dinge nicht habe und nicht geben will. Gerade Elektrogeräte nerven mich tierisch. Ich finde es gut, dass Du Dir die Zeit lässt, die es für Dich braucht, um eine gute neue Lösung zu finden. Ich selbst kann Provisorien nicht gut aushalten, weil mich das dann zu viel Energie kostet – meine Umgebung muss für mich gut passen – das schränkt manchmal ein, aber ich akzeptiere mittlerweile, dass ich so bin. Für mich ist bei solchen Situationen meist das Beste, die Dinge wegzutun und dann zu warten, ob ich was Neues brauche.
    Wir sind letztes Jahr umgezogen und – ganz entgegen meiner früheren Gewohntheit, dass alles gleich perfekt sein muss, habe ich mir bei ein paar Dingen wirklich Zeit gelassen. Das Ergebnis war, dass ich festgestellt habe, dass ich genau diese Dinge überhaupt nicht will (z.B. Badunterschrank – wir haben so wenig, dass das alles auf die Ablage passt; Klopapier wird in den halbleeren Küchenschränken gelagert – und Bilder an den Wänden – ich mag es am liebsten weiß).
    Ich drücke Dir die Daumen für eine neue, für Dich gute Kühlschrank-/Wäschelösung 🙂

    1. Gruselig finde ich, dass diese Gegurke mit der Technik ein Ergebnis geplanter Obsoleszenz ist – so erkläre ich mir das zumindestens. Das es so etwas auch bei Kühlschränken gibt – auf die Idee bin ich vorher noch gar nicht gekommen.
      Ganz ohne Kühlgerät geht es bei mir nicht. Ich werde es aber deutlich verkleinern und ganz generell: Technik, die ich nicht besitze, geht auch nicht kaputt. Und bevor ich mir irgendein wackliges Papp-Plastik-Möbeldings mit Murksschrauben in die Wohnung stelle, bleibt notfalls die Kleidung, da wo sie ist – auch wenn es sicher etwas schräg ist.

      1. Gabi , ich habe mit Dir mitgelitten und überlegt ob ich insgeheim lächeln soll oder nicht, weil das alles so normal ist. Dem einen oder anderen ist das womöglich schon mit seiner Deko passiert, haha. Dort läuft es aber auf ganz anderem Niveau : Wenn der Teppich nicht zur Haarfarbe passt, dann muss alles rausgerissen und neu gekauft werden.
        „Das Bild hing schief“. Von Loriot, den Sketch kennst Du bestimmt. Also das schiefe Bild akzeptieren , damit am Ende nicht alles unsortiert oder kaputt ist ?! Das kann es ja auch nicht sein. Die Suche nach einfachen Lösungen wird durch moderne Geräte/Technik definitiv behindert. Ein dünnes Drähtchen, ein Zahnrad aus Plastik, ein Scharnier unter Spannung. Was funktioniert, aber stört könnte auch wegen Hang zum Perfektionismus auffallen. Das ist vermutlich unvermeidbar (?) Je weniger man hat, desto mehr zeigen die Gegenstände auf, sie sind ja dann nicht mehr zu übersehen.

        1. Alles ganz normal – wunderbar auf den Punkt gebracht. Das ist so endlos normal. Und so ist es mit Achtsamkeit und Minimalismus eben auch: Es ist trotzdem der ganz normale Alltag mit dem ganz normalen Auf und Ab. Man schwebt nicht über den Boden, zählt nicht täglich glücklich irgendwelche 100 Teile. Man beamt sich nicht von einem Erfolgshighlight zum nächsten und ist irgendwie ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Themen und Problemen. Aber die fallen bei weniger werdenden Dinge mehr auf, insbesondere, wenn der Qualitätsmurks so eklatant zunimmt.

          1. Ich sitze gerade in der Abstellkammer bei einer 50 Jahre alten Waschmaschine (in einem Ferienhaus). Sie läuft immer noch (ein Elektriker hat mal einen Kondensator rausgerissen, damit sie wieder lief aber das macht nichts, wir haben hier im Funkloch weder Radio noch Fernsehemfang, da kann gar nichts funkgestört werden, haha). Es wurde aus diversen Haushalten immer das dorthin geschafft was noch funktionierte, aber zum Wegwerfen zu schade war. Der Hammer ist, dass es kein gebrauchtes Gerät nach 2000 geschafft hat, da diese vorher kaputt gingen. Die Kaffeemaschine ist aus den 90ern. Ich habe danach mehrere in meinem Haushalt geschrottet. Da konnte nichts mehr ausgetauscht werden. Den Kühlschrank haben wir aber nach 48 Jahren ausgetauscht. Der war am Ende, lief ständig und machte Krach, aber funktionieren tat er immer noch – mit Eisfach ( 😮 ).

          2. Oh, ein super Beispiel, dass es keineswegs normal ist, wenn Geräte so schnell hinüber sind. Es geht auch anders. 50 Jahre alte Waschmaschine ist da aber fast schon rekordverdächtig. Die Glühbirne aus New York, die seit 1901 brennt, ist da ja auch ein prima Beispiel, hier kann man sie anschauen: Glühbirne von 1901

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