Minimalismus in der Öffentlichkeit, also in den Medien oder Sozialen Netzwerken, erscheint mir oft so ganz anders, wie der tägliche Minimalismus im ganz normalen Lebens eines ganz normalen und an Minimalismus interessierten Menschen.
Es ist natürlich beeindruckend, wenn Menschen mit extrem wenig Dingen auskommen, die Wohnung und das ganze Leben top durchgestylt ist und irgendwelche unglaublichen Berge von Dingen minimalisiert wurden. Vielleicht ist jemand dann noch besonders umweltbewusst, ernährt sich gesund, macht Sport, hat irgendwelche Morgen- oder Abendroutinen oder ist irgendwie sonstwie beeindruckend, auffallend – eben perfekt.
Ich bin nicht so. Ich bin nicht perfekt. Manchmal denke ich zum 100. Mal darüber nach, wie ich die immer noch etwas unfertige Küche gestalten will. Tausende Varianten geistern durch meinen Kopf. Aber die letzten Kleinigkeiten sind immer noch nicht fertig. Oder die Meditation, sie gehört zu meinem Leben. Aber es gibt Tage, da bin ich einfach „durch den Wind“ und froh, dass mir dann doch immer noch einige wenige achtsame Schritte zur Arbeit gelingen und wenn ich es schaffe, den Tag mit einigen achtsamen Atemzügen zu beenden. Ich kann mich auch prima und letztlich völlig unnötig darüber ärgern, dass meine Kleidung nicht immer genau den Lieblings-Grünton hat, der mir am besten gefällt. Steve Jobs hat für seinen Lieblingspulli extra nochmal eine komplette Produktion anlaufen lassen und alle Pullis aufgekauft. Ist mir zu teuer. Sozialpädagoginnen verdienen dann einfach weniger als die Eliten der Computerindustrie. Außerdem: So viel Zeug will ich auch nicht.
Ich bin nicht perfekt und was soll ich sagen: Ich will es auch gar nicht. Perfekt ist anstrengend und irgendwie langweilig. Wäre meine Wohnung bis ins letzte durchgestylt, tipptop fertig und alle Dinge gezählt und akkurat aufgereiht: Wie sterbenslangweilig wäre das? Ich würde sofort anfangen, irgendwas aus der Form und aus dem Lot zu bringen. Hätte ich auch nur jede 2. Idee der Küchengestaltung umgesetzt, wäre ich längst pleite und der Großteil der Dinge wäre eh wieder rausgeflogen. Es gibt nämlich viele Dinge, die ich wunderbar und schön finde, die ich aber letztlich doch nicht in meiner Wohnung haben will.
Vorsätze fürs Neue Jahr werde ich mir daher – wie eigentlich immer – nicht vornehmen. Außer vielleicht, weiterhin NICHT nach irgendeinem minimalistisch-perfekten Standard zu suchen. Es gibt ihn nämlich zum Glück nicht.
Liebe Leser_Innen, schön, dass Ihr immer wieder auf meine Webseite findet und Euch dafür interessiert, was ich so schreibe. Euch allen einen wunderbaren Start ins Neue Jahr. Und gönnt euch immer wieder eine gesunde Prise minimalistische Unperfektheit 😉
Photo by Marvin van Beek on Unsplash
Minimalismus und Perfektionismus, da gibt es eine Schnittmenge. Ich denke an Hochglanzbilder von Innenräumen mit Blick aufs das Meer. Stylische Minimaleinrichtung und zwei Liegen auf der riesigen Terrasse. Toll sieht das auf den ersten Blick aus. Haha, da ist noch nicht mal ein Tisch auf dem man eine Tasse Kaffee abstellen könnte, man muss sie auf den Liegen die ganze Zeit in der Hand halten oder ohne Kaffee rausgehen ? Manche dieser Bilder wirken unbeseelt, als ob Roboter dort wohnen würden. Aber ein perfektes Bild. Jeder würde dort gerne sein, viel Raum.
Am Montag werde ich einen Bilderrahmen spenden, den ich seit Jahren nicht aufgehängt habe und um den ich seit einem Jahr einen Bogen mache, ich hatte ihn schon ein paar Mal in der Hand und habe ihn wieder zurück ins Regal gelegt. Was ist es, das mich so lange gehindert hat ihn wegzugeben ? Ich finde es nicht raus, es muss etwas Vergangenes sein, vielleicht das Gefühl aus einer analogen Zeit, dass es sehr wertvoll wäre, etwas fürs Auge an diemWand zu hängen, ist es aber in einer digitalen Zeit nicht mehr.
Oh, sehr treffend beschrieben, Minimalismus als Lebensstil darf einfach auch mal unperfekt, improvisiert, und einfach gemütlich sein. Das ist halt doch nochmal was ganz anderes, als minimalistisches Design. Das schaue ich mir durchaus schonmal gerne an, möchte aber auch nicht drin wohnen.
War 6 Tage offline und ohne Telefon. Musste mich selbst aushalten. Hatte dann nur noch Radio am Smartphone. Da hör ich lieber nix. Das war mir genug Minimalismus fürs ganze Jahr. Die Wohnung ist entrümpelt und geputzt. Irgendwie musste ich mich ja beschäftigen. Irgendwann wird Minimalismus ungemütlich. Leerer soll die Wohnung jetzt nicht mehr werden.
Alles Liebe 2019 für alle Leser*innen. Schon immer nett hier bei dir. Entspannend. Gechillt nennt man das jetzt.
6 Tage offline, holla die Waldfee. Für heutige Verhältnisse eine Ewigkeit. Und Gemütlichkeit und Entspannung sollte ja auch auf keinen Fall minimalisiert werden, sondern maximal das, was daran hindert.
Um es mit den Worten meiner Lieblings-YouTuberin Mojo Di zu sagen: „Wir sind vollkommen, aber nicht perfekt!“ Ich halte von Perfektion auch nichts. Außerdem, wer bestimmt denn, wann etwas perfekt ist? Wann weiß ich, wann es perfekt ist?? Wenn es heute perfekt ist, ist es das dann morgen auch noch? – Viiiel zu anstrengend 🙂
Liebe Gabi, ich wünsche Dir ein gesundes und glückliches Jahr 2019 mit vielen interessanten Begegnungen, spannenden Erlebnissen und achtsamen Ruhe-Inseln! Freue mich auf viele neue inspierende Blog-Beiträge von Dir!
Lieben Gruß, Sanne
@Sanne, @Petra ? ? herzlichen Dank
Liebe Gabi, alles Gute zum Neuen Jahr! Danke fürs Teilen Deiner Gedanken und Erfahrungen hier. Oft bringen sie mich ein Stück weiter auf dem für mich noch relativ neuen Weg.
Liebe Gabi,
Wie sooft spricht mir dein Text aus der Seele. Ich wünsche dir ein wunderbares 2019!
LG,
Romy
@Romy, @Steffi, @Jana, @Tom vielen Dank für die Neujahrswünsche und das nette Feedback!
Auch ich finde dein offenherziges Bekennen zur Unperfektheit hochsympathisch. Ich wünsche dir einen schönen und gesegneten Gang ins neue Jahr!
Von Herzen alles Liebe
Susanne
Liebe Gabi,
ich danke Dir für „Deine Begleitung“ im letzten Jahr. Dein Blog ist für mich eine sehr sehr große Bereicherung! Gerade weil Du auf mich so „unaufgeregt“ und authentisch abseits dieses Mainstream-Minimalismus bist. Genau das ist für mich nämlich auch ein wichtiger wenn nicht der wichtigste Aspekt von Minimalismus – ich selbst sein können ohne perfekt sein zu müssen mit all meinen Ecken und Kanten. Dazu hat mir die Reduzierung auf die wesentlichen Dinge sehr geholfen. Denn dann bleibt Raum, mich so lassen zu können, wie ich bin und an den Dingen zu drehen, die ich verändern will.
Ich wünsche Dir ein erfülltes und gesundes Jahr 2019!
Steffi
Ich bin seit längerem eine stille Mitleserin und schließe mich dem Dank von Steffi an. Liebe Grüße aus dem Norden Deutschlands, Jana.
Schöner Text, ich liebe es Unperfekt! Ich sehe so oft wie Menschen mit ihre Zeit mit Perfekt sein „verschwenden“. Nicht mein Ding.
Wünsche dir alles Gute für 2019.
Liebe Grüße Tom