Bewusster Konsum durch Achtsamkeit und Minimalismus

Bewusst Konsumieren: Zwischen Reiz und Reaktion eine Besinnungspause einlegen

Bewusstes und achtsames Konsumieren ist nichts anderes, als zwischen Reiz und Reaktion Besinnungspausen einzulegen. Marie Mannschatz beschreibt dies sehr treffend in dem nachfolgenden Text:

 

„Das unaufhörliche Streben nach angenehmen Sinneseindrücken, nach Gefühlen und Gerüchen, Farben und Geschmack regiert unser Leben… Ein gewisses Maß an Verlangen ist durchaus natürlich – es ist Inbegriff des Lebens. Doch wenn wir uns dem Diktat unterwerfen, wenn wir unaufhörlich nach angenehmen Erfahrungen lechzen, geraten wir in eine Zwangslage, die uns immer unfreier werden lässt. Nur mit achtsamer Wahrnehmung kann es uns gelingen, zwischen dem Reiz „Wie schön – das möchte ich haben“ und der Reaktion „Auf der Stelle werde ich das kaufen“ eine Besinnungspause einzublenden. Solche engen Reiz-Reaktions-Muster laufen jeden Tag unzählige Male ab. Wir sehen die Praline, im nächsten Moment schmilzt sie schon auf unserer Zunge. Wir lesen die Überschrift einer Zeitung und haben sie schon in der Hand.“ (Marie Mannschatz, Buddhas Anleitung zum Glücklichsein, S. 93/94, Gräfe und Unzer Verlag)

 

Aus dem Autopiloten-Modus aussteigen

Achtsamkeit ist also eine hilfreiche Unterstützung, Konsumwünsche nicht einfach unmittelbar zu erfüllen (oder sie sich zu verweigern), sondern ein Zwischenstopp einzublenden, um genauer hinzuspüren. Jon Kabat-Zinn nennt dies, „den Autopiloten ausschalten“.

Was passiert da beispielsweise gerade, wenn ich vor den vielen Süßigkeiten im Kassenbereich stehe und einen Kaufimpuls spüre? Jetzt nicht gleich zugreifen, auch nicht drüber weg sehen, sondern hinspüren: Bin ich hungrig? Will ich den Stress der Arbeit hinter mir lassen? Neue Energie aufbauen? Will ich mir die Langeweile vertreiben, indem ich was esse, bis der Bus kommt? Oder,…? Was passiert, wenn ich z.B. das neueste Handy jetzt mal nicht sofort kaufe? Wie ist das, wenn andere um mich herum dieses Handy haben und ich nicht? Wie fühle ich mich damit? Oder wenn ich das Handy, welches ich besitze, jetzt einfach mal eine oder mehrere Stunden ausstelle? Werde ich dann unruhig, fühle ich mich von sozialen Kontakten abgeschnitten? Habe ich Langeweile? Oder bin ich froh, mal endlich meine Ruhe zu haben?

 

Differenzierter wahrnehmen und entscheiden

Die Wahrnehmung, was da genau passiert, sind individuell sehr unterschiedlich. Im Laufe der Zeit und mit zunehmender Übung werden diese Wahrnehmungen differenzierter und klarer und helfen dabei, den eigenen, wirklichen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen und so innerlich sehr viel freier und unabhängiger zu werden. Achtsamkeit ist aber nichts, was über Nacht einfach da ist. Es ist ein Übungsprozess, der seine Wirksamkeit dann entfaltet, wenn er weiter entwickelt, gepflegt und gelebt wird. Daher habe ich eine Liste mit Links zu den unterschiedlichsten Achtsamkeitsübungen erstellt: Achtsamkeitsübungen

4 thoughts on “Bewusster Konsum durch Achtsamkeit und Minimalismus

  1. Hallo Tanja, das ist dann halt auch Selbstbestimmung – es geht ja nicht immer darum, möglichst wenig zu verbrauchen, sondern sich bewusster und dem eigenen Bedarf entsprechend zu entscheidend. Nicht jede/r kauft wahllos. Manchmal ist es halt auch die Feststellung, dass es auch in Ordnung ist, einfach mal etwas lockerer zu sein und sich durchaus auch mal sowas wie Frustschokolade zu gönnen. Sich das dann bewusst zu gönnen und zu genießen, unterscheidet sich dann auch wieder von wahllos. – Als ich meinen Kleiderschrank entrümpeln wollte, habe ich beispielsweise festgestellt, dass ich – nach Entrümpelung aller kaputten und nicht mehr reparierbaren Teile – erstmal einkaufen muss.

  2. Hallo Gabi,

    mir tut es gut, mir Zeit einzubauen bei Konsumentscheidungen und erst mal meinen Bedarf zu ermitteln. Am besten geht das mit Schrank auswaschen und entmisten. Macht zwar keinen Spaß. Aber so muss ich mir die Sachen erst mal verdienen. Gerade passiert. Jetzt weiß ich, dass ich die Sachen tatsächlich brauche, wenn das Shitwetter kommt. Und kann sie mir bestellen. Meine Freunde würden das wahllos kaufen und das 3-fache dafür ausgeben eben mal so. Manchmal denke ich, dass ich es übertreibe mit dem kritischen Konsum.
    Frustschokolade essen ist auch mal okay.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünsche ich dir – Tanja

  3. Was wäre das Ziel meiner Überlegungen, wenn ich innehalte? Um beim Pralinen-Beispiel zu bleiben: Soll ich, wenn ich Hunger verspüre, etwas anderes gegen ihn tun oder mir die Bedürfniserfüllung in Form der Praline nachgeben/verweigern? Nach welchen Kriterien entscheide ich das? Wie merke ich, was mir besser tut – erfüllen oder nicht erfüllen?

    1. Ein Ziel ist es, genau das herauszufinden! Und zwar ganz bewusst und selbstbestimmt und an den eigenen wirklichen Bedürfnissen orientiert und nicht weil irgendjemand Außenstehendes dies, das oder jenes sagt. Zunächst mal, indem ich nicht sofort zulange, sondern erstmal hinspüre in meine aktuelle körperliche und emotionale Befindlichkeit. Das Überlegen, was ich dann mache und mit welchem Ziel, kommt dann als 2. Schritt meist von ganz alleine. Der Unterschied ist, dass ich nicht einfach automatisiert reagiere, aber Entscheidungen auch nicht nur mit dem Verstand entschieden werden, sondern ganzheitlicher. Geht es am Beispiel der Praline festgemacht, einfach mal um nichts anderes als um den schönen Genuß, weil z.B. Weihnachten ist oder eine sonstige Feier: ja, dann kann ich auch einfach mal so richtig genießen. Aber es kann auch eine Ersatzhandlung sein, z.B. eigentlich habe ich Hunger und keine Lust, mir etwas zu zubereiten oder das berühmte Frustessen. Oder: Ich habe vielleicht ohnehin schon 10 Pralinen gegessen und mir ist dies gerade erst bewusst geworden und kann nun überlegen, ob es wirklich noch die 11. sein muss. – An einem eigenen Beispiel festgemacht: Bei dem ganzen Süßkram habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass es bei mir eher die Aussicht auf Genuß ist (ich sehe was und denke: lecker). Wenn ich dann etwas von den süßen Sachen bewusst und achtsam esse, stelle ich aber zu meinem eigenen Erstaunen immer wieder fest, dass ich es dann gar nicht mehr so spannend und lecker finde. Es ist also eher die Phantasie, als die Realität von „lecker“. Seitdem stellt sich für mich jetzt häufiger die Frage, ob es dann wirklich sein muss.

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