Nun ist sie schon wieder vorbei: die #Minikon16 – das Minimalismus-Jahrestreffen. Diesmal mit rund 120 Teilnehmer_innen im Unperfekthaus in Essen – übrigens perfekt organisiert durch Svenja von apfelmaedchen.de und Michael von Minimalismus-leben.de . Organisiert war das Treffen in diesem Jahr erstmals als Konferenz mit Vorträgen, die mir die ganze Bandbreite des Minimalismus und die unterschiedlichen Schwerpunkte und Ausprägungen deutlich gemacht haben. Meinen herzlichen Dank an die Redner und Rednerinnen, für die vielen Gedanken, Tipps und Anregungen!
Hier kann man die Vortragsliste und die Redner_Innen noch mal anschauen:
Ich möchte mich an dieser Stelle darauf beschränken, einmal die Aspekte aufzugreifen, die für mich besonders einprägsam waren:
Es ist schon erstaunlich, wieviele Menschen es waren, die sich in Essen getroffen haben. Auch wenn ich mich deshalb auch (leider) nicht mit Jede/m austauschen konnte, so wurde mir trotzdem bewusst, wie unterschiedlich die Hintergründe und Lebensgeschichten sind. Auch die Altersstruktur war durchaus gemischt und längst nicht so einseitig, wie man es vielleicht erstmal vermuten mag.
Was mir besonders ins Auge gefallen ist: Minimalismus ist bei vielen Menschen wirklich nicht aus irgendeiner Laune oder einem modischen Trend oder aus einer in Konsum badenden, aber langweilig gewordenen Lage heraus entstanden ist. Es sind nicht nur die zu vielen Dinge, die belastet haben und deshalb reduziert wurden und werden, es ist auch der oft der Ballast des Lebens, der endlich vereinfacht und erträglicher gemacht werden soll.
Hierzu gehört insbesondere die berufliche Situation, die entweder krank gemacht hat oder unzufrieden, unerträglich oder eben alles gleichzeitig. Manchmal ist der gut bezahlte Job zu einem goldenen Käfig geworden, manchmal zum Hamsterrad, zur endlosen Last, die schwer auf den Schultern lag und liegt. Ich hörte niemanden, der sagte, er bzw. sie habe einfach keine Lust zum Arbeiten – im Gegenteil. Die Sehnsucht nach einer erfüllenden, sinnvollen und produktiven Tätigkeit war klar erkennbar, auch der Wunsch, seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren zu können. Es geht darum, sich eben nicht mehr einzwängen zu lassen, nicht mehr bis zum persönlichen Zusammenbruch zu arbeiten, nicht mehr unter der Knute der zeitlichen und finanziellen Maximierung eines Unternehmens zu stehen, nicht mehr bis zum Umfallen zu agieren – auch dann nicht, wenn manchmal ein persönlich durchaus attraktives Gehalt dabei herum kommt. Wer Minimalismus in seinen Lebensalltag integrieren hat, lässt sich zudem auch nicht mehr so ohne weiteres mit den Heilsversprechen der Konsumindustrie in Schach halten – übrigens auch nicht mit den geschürten Ängsten, wenn dies oder das Teil nicht konsumiert wird… Die Energien, die dann nicht mehr verschwendet werden, schaffen Raum für anderes, was wichtiger wird und für einen klareren Blick sorgen kann. Wie Joachim Klöckner es so gerne und treffend sagt: Es geht um das Wohlfühlen mit den (materiellen und nicht materiellen) Dingen – nicht um die Maximierung, nicht darum den Konsum-Olymp zu erklimmen, erst Recht nicht darum, an unserem Lebensstil am Ende noch zu Grunde zu gehen.
Den persönlichen Lebensraum von unnötigen Dingen zu befreien, kann zu weit mehr führen, als zur entrümpelten und aufgeräumten Wohnung. Das Leben sortiert und ordnet sich möglicherweise ganz neu: berufliche Interessen können sich verschieben, das Akzeptieren oder auch das Überschreiten der persönlichen Grenzen (oder was man dafür gehalten hat), zwischenmenschliche Begegnungen, Umweltaspekte und vieles mehr, können an Bedeutung gewinnen. Mich haben diese vielen und ganz unterschiedlichen Lebenswege und Ausprägungen sehr beeindruckt, seien es die, die ich in und während der Vorträge hörte oder auch die, von denen ich in den Gesprächen zwischendurch erfuhr. Gerne hätte ich das ein oder andere Thema noch mehr vertieft, mich noch mehr mit einzelnen Teilnehmer_Innen ausgetauscht. Aber dafür gibt es ja auch noch die regionalen Minimalismus-Stammtische, die hierfür wirklich prima geeignet sind.
Natürlich hat es mich auch gefreut, dass mein Vortrag und meine kleine, praktische Übung zur Gehmeditation so viel Interesse unter den Minimalisten gefunden hat. Sich wirklich – ganz minimalistisch – nur auf eins zu konzentrieren, wie z.B. nur den gegenwärtigen Atemzug, das ist eben keine Spielerei und kein Hokuspokus. Es ist das bewusste Wahrnehmen von dem, was gerade in mir, mit mir und um mich herum geschieht. Wir können durchaus mit sehr viel weniger Zeugs leben – aber nie ohne den nächsten Atemzug.
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