Minimalismus – free furniture bzw. möbelfrei leben?

Es gibt sie, diese Tage, wo ich am liebsten einfach mal alle möglichen Möbel aus der Wohnung rauswerfen möchte. Ich habe gar nicht so viel, aber manchmal stört mich auch das wenige Zeugs.

Meine beiden Podeste als Bettgestell sind beipielsweise wunderschön.

Aber eigentlich schlafe ich lieber und sehr viel besser mit einer Matratze auf dem Fußboden. Aber dann muss man das Matratzenlager abends auf- und morgens abbauen und die Matratze immer gut lüften, was ein wenig aufwändig ist.

An Küchen hatte ich noch nie Spaß, obwohl ich mich da durchaus bemüht habe. Bewundernswert diese Menschen, die sagen, dass die Küche bei ihnen der wichtigste Ort sei. Bei mir ist das nicht so. Ein paar Küchenmöbel brauche ich halt, weil es ohne Essenszubereitung auf Dauer nunmal nicht geht. Da ist nix mit leidenschaftlicher Küchennutzerin. Beim Saugen und Wischen stören mich ständig die Tisch- und Stuhlbeine. Die sind immer im Weg, was ich echt unständlich finde. Stühle kann man hoch stellen, aber das ist ja auch umständlich.

Aber deshalb so ganz ohne Möbel…?

Unter dem Begriff „Free furniture“ geht so ab und an mal das Leben mit extrem wenig Möbeln durch die diversen Medien. Da findet (fast) alles am Boden statt. Bei Aurabytes sieht man dies beispielsweise. Ansonsten oft oft in den USA, dort scheint die Küche in einer Wohnung standardmäßig immer schon drin zu sein – die Glücklichen. Denn wenn man nicht all zu viele Dinge hat, kann man dort nämlich sehr bequem alles mögliche andere Zeug unterbringen und kann sich vieles an Möbeln ja auch einfach sparen. Ansonsten sieht man in diesen Wohnungen nur eine Decke o.ä. auf dem Boden, ggf. ein niedriger Minitisch für den Laptop und da sitzen, schlafen und arbeiten sie dann. Vermutlich sind das durchweg sehr bewegliche Leute, die mit intakter Wirbelsäule zur Welt gekommen sind und diese (noch) behalten haben. Bewundernswert.

Möbelfrei bzw. möbelarm  – passend für mich?

Für mich ist das möbelfreie Leben keine Option. Ständig auf dem Boden sitzen, würde ein ziemlicher Krampf bei mir werden. Ich bin froh, wenn mein Gleitwirbel mit dem gespaltenen Wirbelbogen weiterhin schön friedlich ist.

Schöner wäre es, wenn man Möbel einfach mittels künstlicher Intelligenz zwischenzeitlich mal verschwinden lassen könnte und bei Bedarf wieder herbei zaubern. Das wäre cool. Wie sagte es Tanja neulich in einem Kommentar so passend: „Ich hätte gerne die Funktion, aber nicht das Möbelstück.“ Ja genau. Die wirklich interessanten Dinge sind leider noch nicht erfunden. Vielleicht könnte das bitte mal jemand mit KI-Kenntnissen so konstruieren.

Alternative: Möbel flexibel nutzen

Also belasse ich es dann erstmal so, wie es jetzt ist, aber stehts mit dem Blick, ob und wo es mit weniger Kram und vielleicht doch mit ein klitzebisschen weniger Möbeln geht. Und das, was vorhanden ist, möglichst multifunktional nutzen. Kleiderschrank, Sofa und TV-Gerät besitze ich schon lange nicht mehr. Meine Wohnzimmersessel sind eigentlich Balkonstühle, zusammenklappbar und dienen zusätzlich als Stühle am Esstisch.

 

Meine Sitzecke, hier auf dem Foto noch in der Küche mit meinem alten Minikühlschrank

 

Ein Schubladenschrank in der Küche ist ja bereits als Kleider- und Wäscheschrank umfunktioniert, die Kochplatten stehen prima auf einem rollbaren Regal und können zur Seite geschoben werden. Das ist doch schonmal ein Anfang – wegschieben, wenn schon nicht per künstlicher Intelligenz vorübergehend wegzaubern.

Vielleicht könnte ich das einfach „Flexible furniture“ nennen. Das klingt doch irgendwie netter, als einfach nur „wenig Möbel.“  😉 Im Bedarfsfall, wenn mir mal nach einem leeren Raum ist, schiebe ich den Tisch in die Küche und habe dann einen herrlich leeren Wohn-Schlafraum. Der Vorteil am Minimalismus ist die Flexibilität. Wenn mir der Sinn danach steht, ist wenig genug da, dass es sich einfach mal kurzerhand ändern lässt. Sowas geht schnell und ruckzuck. Das finde ich wirklich sehr praktisch.

29 thoughts on “Minimalismus – free furniture bzw. möbelfrei leben?

  1. Flexible Möbel sind wohl der beste Kompromiss.

    Was die Putzerei angeht, ist möbelfrei leben anstrengender. Die Matten, Felle oder was immer auch verwendet wird müssen aufgehoben, gesäubert und danach wieder drapiert werden.
    Stünde da ein Sitzmöbel hat man nur kurz das Problem mit den Standbeinen. Zudem kann man etwas toleranter sein, was den Hausdreck angeht.
    Auf dem Boden muss es sauber sein.
    Ich lebe auf dem Boden seit einigen Jahren und hatte die zusätzliche Putzerei echt unterschätzt. Mache es jeoch noch gerne, weil das Bodenleben eine Freiheit bietet, welche mir der Aufwand wert ist.

    Die Idee eines orientalischen Bodensofas habe ich allerdings verworfen. Das wäre ja doppelte Arbeit. Habe seitdem großen Respekt vor den dortigen Frauen, was die alles an Hausarbeit leisten.

    1. Putzorgien vermeiden, genau darum geht es mir und stimmt, Sitzen und Schlafen auf dem Boden erhöht den Putzaufwand. Ich habe Badregal und einen wackligen, kleinen Büroschrank entfernt. Nun gehts bereits deutlich besser.

  2. Eine sehr erhellende und kreative Runde ist das gerade wieder Freue mich jedes Mal, daran teilhaben zu dürfen. Leider kann ich als „Noch-nicht-Minimalistin“ nicht viel, eher nichts, beisteuern. Aber den Austausch hier finde ich perfekt und hilfreich.

    1. Hallo Beate,
      auch jemand der kein Minimalist ist, sondern sich dafür wirklich interessiert und sich mit seinem eigenen Besitz auseinandersetzt, kann kluge Gedanken zum Thema Minimalismus haben. Ich bin auch kein Minimalist, sondern bin nur maßvoll und bewusst im Umgang mit Besitz und schreibe regelmäßig hier.

      1. Oh ja, das sehe ich ganz genau so. Bewusster und maßvoller konsumieren finde ich eigentlich sogar noch wichtiger als die Frage, ob ein paar Teile mehr oder weniger in der Wohnung sind.

  3. Huhu Gabi,

    erstmal danke für deine Erwähnung! Möbelfrei ist so eine Sache. Ich persönlich mag es ja total, wenn „Möbel“ fest verbaut sind, in Form von eingelassenen Einbauschränken, integrierten Podesten, Galerien (a la Maisonette) und so weiter.

    Ich mag es, wenn man verschiedene Ebenen in der Wohnung hat, mag aber keine klobigen Möbel, insofern würde statt furniture free auch eher furniture flexible anstreben. Hauptsache multifunktional. Ein kleiner Tisch zum Ausklappen kann innerhalb der Wohnung flexibel genutzt werden, aber auch auf dem Balkon etc pp.

    Ich finde deine Lösung dafür gut und die Podeste für deine Matratze finde ich super schick, theoretisch kannst du das ganze Konstrukt dann ja auch als ein Sofa verwenden tagsüber. Was echte Möbelmonster angeht wie riesige Schränke etc. halte ich es nachwievor simpel: Wer weniger Kram hat, braucht auch weniger Stauraum, somit fallen massive Schrank- und Regalwände sowieso schonmal weg.

    Viele Grüße! 🙂

    1. Hallo Aurabytes, schön von dir zu hören. Einbauschränke sind schon klasse. Ich habe ja immerhin eine Abstellkammer, die habe ich nochmal neu organisiert. Jetzt passt mehr rein, ohne dass es zu voll wird. Schon steht wieder etwas weniger im Rest der Wohnung herum. Und das Entscheidenste ist ja wirklich: Weniger Kram, weniger Möbelbedarf.

      1. Einbauschränke mag ich nicht. Sie werden nicht erneuert. Ich hatte einen, der Geruch und die Patina der 60er. Kommentar der Vermieterin als sie meinen Blick sah „Der bleibt drin“.
        Dann hast du eine renovierte Wohnung, aber einen Schrank mit Gebrauch und Geruch von allen Vormietern.

  4. Stören dich die Möbel, die dir mit deinen Rückenproblemen ein bequemes und schmerzarmes Sitzen ermöglichen, oder stört dich, dass sie beim Putzen im Weg stehen? Ich stand vor kurzem vor der gleichen Frage und bin für mich zu folgendem Ergebnis gekommen. Meine beiden Stühle am Ess- und Arbeitstisch bieten mir soviel Komfort, dass ich nicht darauf verzichten möchte. Ich habe dann etwas rumprobiert und lege sie jetzt vor dem Putzen quer auf den Tisch. Das geht für mich am schnellsten und einfachsten. Diesen kleinen Aufwand akzeptiere ich einfach, gepaart mit einer Prise Dankbarkeit für ihre Dienste. Ein Armlehnstuhl im Schlafzimmer hingegen wird im Juni ins Sozialkaufhaus gehen, weil ich ihn fünfmal im Monat zum Putzen aus dem Weg räume und nur einmal ein bis zweimal im Monat zum Ablegen von Kissen und Bettdecke benutze, wenn die Bettwäsche gewechselt wird. Hier ist die Arbeit größer als der Nutzen.

    1. Ach, trara! Das ist genau der Punkt bzw. die Lösung. Auf die bin ich nicht gekommen. Herzlichen Dank! Meine Balkonstühle sind ultrabequem. Aber einer von zwei normalen Stühle brauche ich nur selten. Den könnte ich ein wenig verpacken, damit er nicht zustaubt und in den Keller tun. Da ist ohnehin reichlich Platz. Ein oder zwei mal im Jahr kann ich den hoch holen. Das ist angenehmer, als ständig drum herum zu putzen. Ich habe nämlich eine Hausstauballergie und putze hier wirklich an mindestens fünf von sieben Tagen in der Woche. Da ist das schon ziemlich nervig. Ein kleines Rollregal habe ich im Bad schon abgebaut und die Sachen anderswo verstaut.

      1. Oder liegt es an dem Schrubberteil? Mein Leifheit schlängelt sich galant um Möbel. Früher hatte ich ein Viledading. Reinste Kraftanstrengung.

        1. Ich habe noch einen konventionellen Schrubber. Das geht eigentlich und ist zumindestens angenehmer als ein Staubsauger. Der rundliche Wischmopp wäre für Ecken besser, gibt es aber nicht mit waschbarem Putzteil, nur zum Nachkaufen. Daher will ich den nicht.
          Das Rollregal aus dem Bad ist bereits verschenkt, der Reservestuhl in den Keller verbannt. Das ist jetzt bereits deutlich besser.
          Die Japaner haben es gut gelöst: Einbauschrank in jeder Wohnung – alles rein, fertig.

  5. Wenn´s zu leer ist, hallt es im Zimmer unangenehm. Ein paar ausgesuchte, (multi-)funktionale Dinge machen es ja insgesamt auch gemütlich. Die ganze Wohnung wie im Möbelkatalog vollzustellen, ist auch nicht meines. Genauso wenig, wie auf dem Boden zu leben – ein Albtraum für die Knochen, wenn man das nicht gewohnt ist. Die passenden Möbel zu finden, braucht Zeit. Das merke ich auch immer wieder. Wir bauen uns manches einfach selbst passend (um), den Aufwand würde ich mir alleine aber auch nicht machen.

    1. Und dann gibt es ja auch noch die Möbel, die jahrelang passend waren und irgendwann aber nicht mehr. Aber manchmal brauche selbst ich Zeit, bis ich das begreife. (Badregal, soeben abgebaut). 😁

      1. Hmm. Quäker oder Amish (weiß nicht mehr genau) haben traditionell Hakenleisten an den Wänden, an denen Stühle hochgehängt werden können. Das geht bei deinen Balkonsesseln wahrscheinlich schlecht. Ich würde einen Teil der Küche putzen, trocknen lassen, die Stühle rüberstellen und dann den Rest putzen. Das wäre die Variante mit dem geringsten Kraftaufwand.

        1. Diese Idee mit den Sachen, die man an den Leisten aufhängt ist wirklich cool. Aber stimmt, das geht hier wirklich nicht. Bleibt also, unbenötigte Stühle raus, den Rest hochstellen oder in den Nebenraum räumen.

          Das wirkt bei mir ja schon wie eine Art Luxusproblem, aber wenn man allergiebedingt ständig putzen muss und Longcovid noch nicht so ganz überwunden, ist es das nicht. Jedes nicht herum stehende Teil macht das Leben leichter.

          1. Das ist in der Tat sehr praktisch. Im üblichen Altbau weiß man nämlich nie genau, was passiert, wenn man ein Loch in die Wand bohren will, um einen Dübel versenken zu wollen.

    2. Hallo Queen All,
      Der Hall ist bei unserem Wohnzimmer das größte Problem. Ich habe ein schallschluckendes Bild ( Effekt fraglich ) und höre trotzdem jedes Geräusch im Wohnzimmer. Das Ticken der Wanduhr war nach dem Entfernen von Schrank und Teppich so laut, dass ich eine Wanduhr ohne Ticken angeschafft habe ( mit Zeigern ).
      Ein Vorteil ist natürlich das schnellere Putzen und ein Radio kann mit kleiner Lautstärke einen guten Sound haben.
      Das einzige Geräusch ist nun der Kühlschrank in der Küche. Aber der läuft leise und selten.

      1. Die Frage ist, wieviele schallschluckende Bilder man braucht, damit bei einer bestimmten Raumgröße ein schallmindernder Effekt eintritt. Ich kenne Leute, die haben sich ganz viele Schallschutzelemente (ohne Bilder) unter die Decke gemacht. Das scheint zu funktionieren, ist aber sehr aufwändig.

        1. Wäre nicht mein Ding. Abgehängte Decken als Brandbeschleuniger mit Styropor oder Holz, wann war das ? in den 70ern ?

          1. Nein, das sind relativ neue Sachen in einem relativ neuen Gebäude. Aber braucht wirklich nicht jeder, bei euch reichte dann ja auch ein Austausch der Uhr. Mir wäre ganz banal der Aufwand zu hoch. Dann hallt es eben ein bisschen.

  6. Es gab einen Beitrag über Möbel, die alle an der Wand befestigt wurden. Das Reinigen des Bodens war so sehr einfach. Aber flexibel ist man dadurch nicht mehr.

    1. Man könnte sich so in jedem Fall Anstrich und Tapete sparen. Die Standardlösung ist vermutlich, sich dann Staubsaugerroboter oder andere dienstbare technische Helfer anzuschaffen. Nur die stehen dann wieder in der Wohnung herum. Außerdem weiß man auch nicht, wie lange die halten. Ich sehe darin keine Lösung.

        1. Nein, darauf habe ich auch echt keine Lust. Da steht ja wieder ein Ding mehr in der Wohnung rum und genau, bei der Haltbarkeit dieser ganzen Geräte mache ich ein großes Fragezeichen.

          1. Ach, noch nen Stromfresser und Geräuschemacher und um so ein Teil muss man sich auch kümmern. Da ist ein ehrlicher Wischmopp pflegeleichter. 😀
            Liebe Grüße, Sibylle

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