Minimalismus – 10 Fragen an: Fredericke

Minimalismus – 10 Fragen an… ist eine kleine Reihe, in der ich (in unregelmäßigen Abständen) Leser/-innen meines Blogs zu Wort kommen lasse, um die Vielfältigkeit des minimalischen Lebensstil deutlich werden zu lassen.

Heute: Fredericke

 

1. Wie ist deine jetzige Wohn- bzw. Lebenssituation?

Ich bin 27 Jahre jung und lebe mit meinem frisch gebackenen Ehemann und unserer Katze Taffy sowie ihrem Sohn Malou in einer 60qm 3-Zimmer-Wohnung mit Balkon in einem recht ruhig gelegenen Stadtteil mit nahegelegenem Wald. Ein Zimmer gehört den Katzen, ein Zimmer zum Schlafen und ein Zimmer fürs Wohnen.
Aktuell mache ich eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin und arbeite nebenbei 20 Stunden/Woche in einem Wohnheim für beeinträchtigte Menschen.

 

2. Warum hast du mit dem Minimalisieren angefangen?

Im Grunde genommen verließen bei jedem Umzug einige Gegenstände mein Leben, was sich sehr gut anfühlte. Leider kamen immer wieder neue Dinge hinzu. Also wurde ich letztendlich nicht viel los.
Nachdem ich aber nach der Ausbildung in meinem Lehrbetrieb in der Probezeit gekündigt wurde und in ein Loch fiel, war mir alles zu viel. Ich wollte einfach nur weg und alles hinter mir lassen. Dann las ich Blogartikel zum Thema „glücklicher werden“ oder „einfacher leben“. Dabei stieß ich dann auf den Begriff Minimalismus und fing an, bewusst auszusortieren. Da jeder Gegenstand weniger, mich befreite, machte ich weiter und kaufte auch immer weniger neu.

 

3. Was denken andere Menschen (Familie, Freunde, Nachbarn…) über dein Loslassen von Dingen?

Anfangs wurde ich belächelt oder kritisiert. Vor allem für das Tragen von Second-Hand-Kleidung und meinem Wunsch, in einem Wohnwagen leben zu wollen. Mittlerweile akzeptieren die meisten Menschen meinen minimalistischen Lebensstil. Nur mit der Bitte, dass wir keine Geschenke wollen, stoßen wir noch ab und an auf Unverständnis.
Mein Mann hat sich auch irgendwann von einigen seiner Gegenständen getrennt und fühlte sich dann besser. Von Zeit zu Zeit kommt auch heute noch ein bisschen was zusammen, was wir aussortieren.

 

4. Am leichtesten ist mir gefallen…

der Umzug zu meinem Mann. Da er bereits einen Hausstand hatte, konnte ich vieles zurücklassen. Was für ein befreiendes Gefühl! Für den Umzug brauchte ich lediglich einen kleinen Transporter für Waschmaschine (meine war neuer als seine), Fahrrad, zwei Kommoden, Tischkicker und dem wenigen Kram, was ich sonst noch so besaß.

5. Am schwersten finde ich …

meine Gedanken zu minimalisieren. Ich schreibe vieles auf und dann entsteht ein Zettelchaos. Momentan tippe ich solche Notizen ab, um das Papierwirrwarr auf meinem Schreibtisch zu reduzieren, aber da ist noch Handlungsbedarf.
Außerdem fällt es mir schwer, die aussortierten Sachen an den Mann/die Frau zu bringen, weil mir die Geduld zum Verkaufen fehlt. 😀

 

6. Auf keinen Fall würde ich noch mal…

so viele Dinge ansammeln wollen. Dann müsste ich ja von vorne anfangen und das ist ein laaanger Prozess, wenn mir das Wissen von heute fehlte.
Außerdem würde ich nie mehr einen Kredit aufnehmen, da ich aus einem Fehler gelernt habe.

 

7. In jedem Fall würde ich noch mal…

nichts!
Jeder Augenblick ist einzigartig und daher bereue ich nichts. Alles Gute und Schlechte in meinem Leben hat seine Erkenntnisse mit sich gebracht.
Nun versuche ich mit einem positiven Blick in die Zukunft „einfach“ im Hier und Jetzt zu leben!
Und das klingt leichter gesagt als getan und darum wird dies eine lebenslange Aufgabe auf meinem Weg. Wohin er mich auch führen mag 🙂

 

8. Welches praktische Vorgehen hat sich bei dir bewährt?

Anfangs gab es kein System. Im Verlauf habe ich dann angefangen, mir eine Kiste zu nehmen und bin durch jedes Zimmer gegangen. Dabei habe ich die Kiste mit Dingen gefüllt, die ich nicht mehr haben wollte. Später fand ich heraus, dass man dies die Korb-Methode oder ähnlich nannte. Manche bezeichnen es auch als rückwärts einkaufen gehen in der Wohnung. Diese Vorstellung fand ich sehr amüsant.
Auch heute noch nutze ich diese Methode gern, denn so richtig fertig wird man ja nie! 😀

 

9. Welche Vorteile hat es für dich, weniger Dinge zu besitzen?

Ich bekomme einen klaren Blick für das wichtige im Leben. Zudem habe ich gelernt, nicht nur Gegenstände loszulassen, sondern auch Menschen, die mir nicht guttun. Mit Dankbarkeit für die kleinen Glücksmomente im Leben und Akzeptanz für Situationen, die ich nicht beeinflussen kann, lebt es sich deutlich entspannter und vor allem zufriedener. Der eigene Blick geht in eine ganz andere Richtung und das Weniger von Allem, eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Ich brauche beispielsweise nicht Vollzeit arbeiten gehen und habe so mehr Zeit für meinen Mann, Taffy und Malou. Letzteres ist natürlich der schönste Vorteil.

 

10. Gibt es noch etwas, was du mitteilen möchtest?

Mein Leben ist trotz aller Herausforderungen und Krisen der Vergangenheit wirklich lebenswert und ich bin dankbar für alle Erfahrungen, die ich bisher machen durfte – egal ob gut oder schlecht. Denn erst in schweren Zeiten, zeigt sich wahre Stärke und der Mut zur Veränderung.

 

Katze auf einer Decke sitzend. Im Hintergrund eine schwarze Kommode.

Katze auf grauem Sofa liegend

Bluck vom Balkon auf eine Straße mit Häuserzeile


Zum Weiterlesen:

 

11 thoughts on “Minimalismus – 10 Fragen an: Fredericke

  1. Ein schöner Einblick und das mit dem Thema Geschenke kommt mir auch sehr bekannt vor. Mittlerweile habe ich es „aufgegeben“ der Familie zu erklären, dass sie mir nichts schenken müssen. Stattdessen versuche ich ihnen zumindest klare Anweisungen zu geben. Meist mache ich einen Wunschzettel, wo ich 3 Sachen aufschreibe, die als Geschenk für mich Sinn machen und lasse sie dann entscheiden.
    Bezüglich der Korbmethode: Finde ich auch sehr praktisch! Ich gehe auch von Raum zu Raum und sammle alles zusammen, um dann nochmal in Ruhe drüberzuschauen.

    1. Kommt denke ich auf die Art der Zettel an. Ansonsten: Ordnersysteme thematisch anlegen, Notizbücher thematisch anlegen/nutzen, Karteikartensysteme benutzen. Auch bei Zetteln gilt für mich: Jedes Ding braucht seinen Platz.

  2. Oh das mit den Geschenken kenne ich auch, es hat viel Hartnäckigkeit von mir erfordert, immer wieder bestimmt zu sagen „Nein ich will keine Geschenke!“ Es wurde dann immer weniger mit der Frage, „was wünschst du dir“ und dann hatte es sich irgendwann erledigt.
    Bleib dran!

  3. Die Korbmethode war bei mir auch am effektivsten. Du nimmst ein Teil, tust es in die Kiste und hast die Hälfte der Miete ereldigt. Kein großer Platzbedarf, kein Zwang. (Wenn ich nach Kategorien arbeiten würde, würde ich wahnsinnmig werden, das ist nur etwas für kleine Wohnungen ohne Treppen und wenn man viel Zeit hat)

    1. Probiert habe ich es, aber hat mich irgendwie gestresst mit den Kategorien. War mir auch zu chaotisch, erstmal alles auf einen Haufen zu legen und dann anzuschauen 😀

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