Manchmal genieße ich sie besonders: Diese stillen Stunden Zuhause. Zur Ruhe kommen, wieder zu mir finden. Die Tastatur meines Laptos klappert leise vor sich hin, während Gedanken und Empfindungen sich zu Sätzen formulieren.
Ich mag das Schreiben sehr und es ist mit einem Laptop so herrlich komfortabel. Wenn ich mich umschaue, befinden sich in meinem Wohnzimmer im Vergleich zu früher tatsächlich weniger Dinge, aber es fehlt nichts. Ein Tisch, zwei Stühle, mein Futon mit Podest und eine kleine Holztruhe, sowie Lampen. Das wars dann schon. Ich genieße diese Freiräume. Mir wird bewusst, wie phantastisch Minimalismus ist. Weniger Dinge sind nämlich keine Einschränkung, sondern sehr viel Komfort. Eine besondere Leistung ist Minimalismus allerdings nicht. Ohne die heutigen digitalen Geräte würde nämlich vieles ganz anders aussehen. So sitze ich hier beispielsweise an meinem kleinen Laptop und es ersetzt mir Schreibmaschine, Fernseher, Videorecorder, Radio, CD, DVD, Bücher, Fotoalben und viele mit unterschiedlichsten Papieren gefüllte Aktenordner. Neben mir ein Smartphone, welches mir das Festnetztelefon ersetzt, außerdem Fotoapparat, Taschenrechner, Adressbuch und vieles mehr.
Um einen ähnlichen Komfort wie heute zu haben, waren früher viel mehr Dinge nötig. Heute kann ich es mir leisten, weniger Dinge als früher zu besitzen, ohne dass ich deshalb irgendeine Komforteinschränkung hätte, im Gegenteil. Heute steht mir sogar das Internet zur Verfügung. Das ist phantastisch. Ich erinnere mich daran, dass die Zeit ohne jedes Handy noch nicht so lange zurückliegt und wie ich selbstverständlich bis 21 Uhr gewartet habe, weil erst dann das Telefonieren mit dem Festnetztelefon billiger wurde. In meinen ersten beiden Wohnungen gab es nicht einmal ein Telefon und wenn ich telefonieren wollte, bin ich zum nächsten Telefonhäuschen gegangen – mit viel Kleingeld und nach Terminabsprache Tage oder Wochen vorher.
Heute habe ich zwar weniger Dinge um mich herum angesammelt, aber ich habe trotzdem viel mehr Komfort, mehr Möglichkeiten und mehr Freiheiten. Zu dieser Freiheit gehört, dass ich diese digitalen Geräte nutze, aber mich auch nicht ganz davon vereinnahmen lassen möchte. Deshalb habe ich auch nur diese beiden digitalen und eher kleinen Geräte. Diese lassen sich dann einfach auch mal zur Seite räumen, insbesondere, wenn es demnächst wieder wärmer wird und nicht das Wohnzimmer, sondern der Balkon zu dem am häufigst genutzten Raum wird. Ich freue mich drauf.
Foto: © Vera Dohmann
Hallo Gabi,
das ist motivierend. Man sieht , wie wenig man braucht. Allerdings wird wohl jeder eine Phase des Konsums durchleben müssen, um das zu vestehen. Wer nie etwas hatte und lange entbehren musste , der wird versuchen erst Mal mehr und das Beste von allem zu bekommen. Der Mensch definiert sich doch zum Teil über Besitz (es muss mindestens Kleidung sein, jeder geht angezogen durchs Leben) oder es ist eine Reflexion der Persönlichkeit, wer weiß.
Ich heute nach dem gesterigen Durchlesen 10 Minuten investiert und ein paar Fotos (aus)sortiert. Ein Teil wird entsorgt, ein anderer Teil ist noch aktuell (für Ausweise oder so) und ein weiterer Teil wird demnächst gescannt. Das halbhohe Regal mit 6 Fächern , in dem „gearbeitet“ wird leerte sich über das Jahr zunehmens. Die Fächer werden zur Ablage, die Dinge werden dort nicht mehr einbetoniert, sondern können jederzeit verschoben oder benutzt werden. Sozusagen ein dreidimensionaler Tisch. Mehrere Ablageflächen auf weniger Platz. Die Oberseite verwende ich als Stehpult. Das gefällt mir.
Dein 3D-Tisch ist ein schönes Beispiel, was spannend am Minimalismus ist: Wirkliche persönlich passende Lösungen – nicht Gewohnheit, nicht Trend oder sonstwas, sondern einfach fürs eigene Leben passend. Wobei es wirklich nicht einfach ist, das richtige Maß zu finden, wenn man selbst auch den Mangel an Dingen noch kennt und nicht im Überkonsum aufgewachsen ist. Ich neige z.B. dazu, mir Kleidung kaufen zu wollen, wenn ich sie eigentlich noch gar nicht brauche – u.a., weil ich jahrzehntelang wegen meiner langen Beine ständig Probleme hatte, passende Hosen zu finden. Heute geht das dank Internet recht einfach, aber trotzdem muss ich aufpassen, dass sich der „Panik-Modus“ nicht unnötig und an den falschen Stellen aktiviert – dann ärgere ich mich nämlich hinterher, wenn so viel Zeugs rumliegt. Das mag ich gar nicht 😉