Oft wird Meditation damit verbunden, dass man man die äußere Stille sucht, um so auch die innere Stille zu finden. So ganz einfach ist dies aber leider nicht. Wie kann man trotzdem Stille finden?
Äußere Ruhe und innerer Lärm
Zunächst mal finden wir in der Meditation in aller Regel etwas ganz anderes: All die eigenen Unzulänglichkeiten, die Unruhe, Anspannung, Reaktionen und Emotionen auf Erlebtes, Gedanken, diverse körperliche Zipperlein oder gar ernstere Einschränkungen, kurz: den inneren Lärm. Das ist völlig normal und kein Zeichen von irgendeiner Unfähigkeit oder Unzulänglichkeit. All der Lärm, den wir in der Stille plötzlich selbst in uns verursachen oder der einfach da ist: So ist es dann eben – das ist nichts Ungewöhnliches.
Für den inneren Lärm gibt es oft gute Gründe
Lange wollte ich selbst diesen inneren Lärm nicht wahrnehmen und wahrhaben. Inzwischen ist das ganz anders. Der innere Lärm darf da sein, oft genug gibt es gute Gründe dafür. In meinem Beruf habe ich beispielsweise mit vielen kleinen und großen menschlichen und gesellschaftlichen Problemen, nicht selten auch mit kompletten Dramen und Desastern zu tun. Persönliche und gesellschaftliche Fehlentwicklungen bekomme ich aus nächster Nähe, oft mitten im Geschehen und direkt an der Basis mit. Da gibt es dann nichts zu Beschönigen, schon gar nicht lässt sich das mal so eben weg meditieren. Manchmal stehe ich mir auch selbst im Weg, schiebe Entscheidungen vor mir her oder versuche zu krampfhaft, Probleme zu lösen, für die es nicht mal so eben Lösungen gibt. Wie sollte ich da in der Meditation mal so eben „auf Knopfdruck“ abschalten können? Es geht einfach nicht. Und es muss auch nicht sein.
Stille mitten im Lärm finden
Ist in einer Meditation der innere Lärm besonders laut, dann darf er das auch einfach mal sein. Lass diesen Lärm einfach da sein. Mit dem Lärm einatmen, ausatmen. So, wie der Atem ein- und ausfließt, fließt auch all der innere Lärm. Er kommt, aber er geht auch wieder und sei es anfangs nur für einige Millisekunden. Das ist dann etwas ganz anderes, als den inneren Lärm durch tausenderlei Ablenkungen und Aktivitäten bis zur Erschöpfung zu ersticken.
Es geht darum, uns in einer Meditation darin üben, den inneren Lärm mit Verständnis und Wohlwollen wahrzunehmen und anzunehmen, ihn gleichzeitig aber auch regelmäßig und wiederholt immer wieder loszulassen. Wenn wir uns trotzdem immer wieder und immer weiter auf das Ein- und Ausfließen des Atems konzentrieren, dann gelingt es im Laufe der Zeit besser, endlich auch Stille zu finden. Nicht selten findet man diese Stille mitten im Lärm. Manchmal legt sich die Stille dann wie eine weiche, wohlige Decke um die angespannten Schultern, manchmal wärmt sie innerlich, wie ein wunderbar warmer Schluck Tee an einem kalten Tag. Das ist dann wunderschön und es darf dann einfach auch wunderschön sein. Genieße es!
Der gute Wille alleine reicht nicht
All diese wohltuenden Momente geschehen nicht auf Knopfdruck. Wer durch Meditation die Stille mitten im Lärm finden will, dem reicht der gute Wille alleine nicht aus. Leistungsdenken und Leistungsdruck sind fehl am Platz. Es ist eine innere Bereitschaft dazu nötig und die lässt sich finden, indem man sich immer und immer wieder auf diesen Prozess einlässt – gerade auch dann, wenn es zwischendurch mal komplett sinnlos erscheint.
Die Stille wieder entdecken
Ein solcher Prozess ist nicht immer einfach, aber er lohnt sich. Meditation kann helfen, einen besseren Umgang mit all dem inneren und äußeren Lärm zu finden und endlich wieder diese wunderbare und wohltuende Stille zu entdecken.
Anregungen und Hilfen für das Meditieren:
Ruhe im Sturm des Lebens – Achtsamkeit im Alltag