Vor genau 1 Monat habe ich etwas Minimalismus und Kleidung geschrieben – auch welche Schwierigkeiten bzgl. Bekleidung ich u.a. wegen meiner langen Beine, sowie bei der Farbauswahl habe. Siehe: http://achtsamer-minimalismus.de/2016/06/09/mein-minimalismus-dilemma-im-kleiderschrank/. Herzlichen Dank nochmal für die vielen Tipps und Kommentare zu diesem Thema. Inzwischen habe ich einiges davon umgesetzt und wieder einmal festgestellt:
Warum Minimalismus im Kleiderschrank befreiend und hilfreich ist
– Kein Stress mit Farbauswahl:
Dies ist definitiv immer ein großer Stressfaktor für mich gewesen: Die farblichen Modewellen, insbesondere dann, wenn gerade mal wieder pink, orange, sowie generell pastellfarben modern sind. Es steht mir nicht, sieht wirklich nicht aus, ich fühle mich damit nicht wohl. Brauche ich in solchen Zeiten mal neue Kleidung, geraten Einkäufe zum Desaster. Nachdem ich beim Durchforsten meines Kleiderschrankes festgestellt habe, dass die meisten T-Shirts die beste Zeit hinter sich haben (das passiert halt auch bei den haltbaren T-Shirts, wenn sie entsprechend oft getragen wurden), habe ich mir jetzt einfach mal farbliche Langeweile gegönnt.
– Einfache Auswahl nach dem Zweck:
Schon länger verfahre ich so, dass ich bei der Bekleidung nach dem Zweck frage: Bin ich beruflich unterwegs, trage ich auch als Sozialpädagogin andere Kleidung, als wenn ich Zuhause gerade beim Hausputz bin oder mich abends auf dem Sofa herum lümmele. Beruflich brauche ich Kleidung, in der ich mich gut bewegen kann, die im Bedarfsfall auch etwas aushält, ich aber auch mal für offiziellere Termine, wie Besprechungen, Konferenzen etc. nutzen kann. So etwas wie Kostüm oder Bluse brauche ich aber definitiv nicht. Dann, wenn ich Zuhause bin und z.B. einfach mal den Haushalt erledige etc., trage ich gerne die Kleidung auf, die die beste Zeit definitiv hinter sich hat, aber zum Wegwerfen zu schade und für einige Zwecke dann doch noch nutzbar ist. Früher nannte man sowas „Sonntagskleidung“ und „Alltagskleidung “ – etwas altmodisch, funktioniert aber phantastisch.
– Keine morgendliche Zeitverschwendung vor dem Kleiderschrank:
Durch die reduzierten Farben, geht die morgendliche Auswahl noch schneller. Einmal in den Schrank greifen – fertig.
– Minimalistische Gleichberechtigung vor’m Kleiderschrank:
Das, was Männer gerne nutzen, Frauen sich aber nur sehr selten gönnen: Immer wieder Gleichartiges tragen zu können. Gerne werden da die prominenten Vertreter wie Steve Jobs, Marc Zuckerberg, Obama und Co. genannt. Bei Frauen ist dies Thema sehr viel seltener. Madita Kahl wird mit ihrer weißen Bluse erwähnt oder das Projekt daskleineblaue. Beides ist dann schon was ganz besonderes. Interessanterweise geht es bei Frauen sehr oft um Varianten, Abwechslung in der minimalistischen Garderobe, damit es bloß nicht einseitig wird. Genau dieses Thema der Varianten und Abwechslung höre ich bei den männlichen Vertretern dagegen selten oder nie. Die ziehen einfach ihre immer gleichen Klamotten an – Punkt. Natürlich: Es gibt auch Minimalistinnen, die einfach auf komplett auf schwarz umgestiegen sind, aber schwarz ist nicht meine Farbe, außerdem gerade bei heißem Wetter unkomfortabel. Was ich mir daher jetzt bewusster gönne, ist die farbliche Langeweile, sowie der bewusste mehrfache Kauf gleicher Teile. Irgendwelche Variationen, Alternativen nutze ich nur, wenn mir danach ist, aber mir ist halt nur selten danach.
– Geld gezielter einsetzen:
Entscheide ich mich für insgesamt weniger Kleidung, kann ich mich auch für bessere Qualität entscheiden, sowie für Kleidung, die möglichst nicht unter irgendwelchen ausbeuterischen Bedingungen hergestellt werden.
Mein minimalistischer Kleiderschrank zurzeit:
Hier die Auswahl der Kleidung für den Sommer, die ich u.a. vorrangig beruflich, aber auch in der Freizeit trage: 2 blaue (gleiche) Jeans, 2 halblangen dünnen Hosen in weiß und grün, 4 grüne, 2 graue und 2 blaufarbene T-Shirts. Da Minimalismus für mich Befreiung und kein Zwang ist, gönne ich mir aber durchaus noch 2 – 3 brauchbare andersfarbige T-Shirts (sind gerade in der Waschmaschine, daher auf diesem Foto nicht zu sehen). Es gibt für mich kein MUSS, sondern nur ein DARF.
Die T-Shirts sind in Deutschland gefertigt. Die Baumwolle dazu stammt aus Griechenland oder der Türkei, alle Bearbeitungsschritte danach erfolgen in Deutschland. Die Jeans sind nach Angaben des Herstellers in Europa gefertigt, künftig werde ich – bei weniger Zeitdruck – aber auch noch mehr regionalisieren, da es ja inzwischen auch in Deutschland genähte Jeans gibt.
Minimalismus ist Luxus
Genau genommen ist diese minimalistische Auswahl immer noch sehr viel. Es gibt ja immer noch einige andere T-Shirts im Schrank, auch wenn diese so langsam in die Jahre kommen, außerdem 2 weiter Hosen, die ich tragen könnte (aber dafür nochmal etwas enger nähen müsste). In den 70er-Jahren wäre ich im Leben nie auf die Idee gekommen, eine solche Menge als minimalistisch zu bezeichnen. Das wäre bereits sehr viel gewesen. Außerdem frage mich, wieviel Menschen es wohl heute immer noch gibt, die mit einer solch luxeriösen Auswahl sehr glücklich wären, aber aufgrund ihrer desolaten Situation mit noch viel weniger auskommen müssen. Letztlich habe ich immer noch viel Kleidung, dazu qualitativ sehr gut und haltbar.
Ergänzende Infos:
In Deutschland gefertigte Kleidung:
Eine Hersteller-Übersicht: http://cobajo.de/bekleidung.html