Es ist bereits rund 2 Wochen her, dass ich den Film „Stopping – wie man die Welt anhält, Wege zur Meditation“ im Kino gesehen habe. Neben Vipassana-Meditation wurde dort auch ZEN, Anthroposophische Meditation, MBSR und der Diamentweg Buddhismus gezeigt. Ich kann sagen:
Der Film bietet genau das, was bereits im Filmtitel genannt wird – es werden Wege zur Meditation dargestellt: Die Protagonisten werden in ihrem Umwelt gezeigt, es werden einige Gründe deutlich, warum der Weg zur Meditation gesucht wird, sowie der Einstieg in die unterschiedlichen Meditationsformen. Daher ist dieser Film auch gut geeignet für diejenigen, die überlegen mit dem Meditieren anzufangen, um schon einmal vorab zu schauen, was passender oder unpassender für das eigene Leben erscheint. Oder auch für die, die schon lange mit einer Meditationsform üben und mal „über den Tellerrand schauen wollen.“
Hätte es den Film schon zu der Zeit gegeben, als ich mit dem Meditieren begonnen habe, wäre das sicherlich eine gute Orientierung gewesen. Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an mein Erstaunen, wieviel unterschiedliche Formen es da gibt: mit dem Gesicht zur Wand oder in den Raum, dunkle Bekleidung oder Bekleidung ist egal, mit oder ohne Räucherstäbchen, Buddhafiguren oder leerer Raum, beim Atmen von 1 bis 10 zählen oder nicht, Sitzen unbedingt nur auf einem Zafu (Meditationskissen) oder es darf auch was anderes sein, Augen auf oder zu – ich fand das anfangs schon verwirrend bis verwunderlich.
Als ich dann in dem Kino saß und mir „Stopping -wie man die Welt anhält“ ansah, erinnerte ich mich daran und mir wurde beim Zuschauen deutlich, wie angenehm es war, dass es so unterschiedliche Ansätze gibt. Eigentlich ist wirklich für jede/n etwas dabei. Manches spricht mich beispielsweise sehr an, anderes wiederum so gar nicht. So weiß ich, dass für viele Leute die ZEN-Meditation genau richtig ist, ich selbst damit aber überhaupt nicht zurecht komme – für mich ist MBSR und Vipassana besser. Aber da gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur ein passend oder unpassend.
Was ich ein bisschen anders sehe:
Marie Mannschatz betonte die Konsumüberdrüssigkeit, die viele zur Meditation bringt. Diese Konsumüberdrüssigkeit sehe ich auch. Allerdings halte ich die Stressbelastung, Reizüberflutung und/oder persönlich belastende Lebenssituationen zunächst mal für sehr viel vorrangiger. Das wurde auch durch die Aussagen der Protagonisten des Films deutlich, die zunächst mal ihre Alltagsbelastungen beschrieben. Auch bei mir selbst war es anfangs die Überlastung, die u.a. auch unser westlicher Lebensstil so mit sich bringt: Arbeitsverdichtung, Hektik, Lärm, eine Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint. Dass ich mit Konsum versuche, mir eine „Belohnung“ fürs stressige Arbeiten zu kaufen, mir damit die Welt nur scheinbar schöner basteln will, fiel mir erst dann wirklich auf, als ich bereits mit dem Meditieren begonnen hatte. Erst dann wurde mir klar, wie unsinnig so etwas ist, da sich die Stress-Spirale dadurch noch schneller dreht.
Der Titel des Films „Stopping – wie man die Welt anhält“ ist an dieser Stelle sehr passend: Anhalten, Sitzen, Atmen – und z.B. feststellen, dass ich einer Illusion erliege, wenn ich meine, mit dem Kauf dieses oder jenes, teuren, aber letztlich unnötigen Produktes würde der Stress weniger und ich selbst zufriedener. Es ist nichts anderes als eine teuere Fata Morgana, die ich mir mit dann mit vielleicht noch mehr Stress erstmal erarbeiten muss.
Noch etwas möchte ich anfügen:
So beeindruckend 10-Tage-Meditations-Seminare sind: Ohne entsprechende Meditations-Vorerfahrung, sollte bewusst sein, dass diese gerade für uns West’ler eine ziemliche Hausnummer sein können. Natürlich entstehen in solch langen Meditationsphasen auch Momente innerer Ruhe, es wird unter Umständen aber in sehr kompakter und massiver Form eine Menge an eigenen Problemen deutlich und es ist zu schauen: hilft mir das oder überfordert es mich dann vielleicht auch? Eine sehr kompakte und intensive Zeit ist einerseits natürlich sehr hilfreich, um sich seiner eigene Lebenssituation deutlicher zu werden („ach da läuft es bei mir nicht rund…“), allerdings ist das, was belastet, anschließend oftmals nicht mal so eben in kurzer Zeit geändert. Es dauert halt bis ggf. berufliche, private, persönliche Veränderungen greifen. Bis es so weit ist, läuft der eigene Alltag weiter und es ist eine Herausforderung dann nicht wieder im alten Trott zu landen. So ist z.B. die Anfahrt zur Arbeit immer noch weit, belastend, stressig, laut. Oder bis der zu teure und nun gekündigte Handyvertrag mal endlich abgelaufen ist, muss er halt weiter bezahlt werden. Meditation ist kein Leistungssport, auch kein schnelles Wundermittel. Erst recht nicht in einer Leistungsgesellschaft und dann, wenn man eben nicht ‚meditationstrainiert’ ist, sondern ein Anfänger oder unregelmäßig Meditierende/r. Mitunter kann es sehr viel hilfreicher sein, entsprechende Möglichkeiten vor Ort zu suchen und Meditation schrittweise und regelmäßig zu üben und dann auch schrittweise den Alltag zu verändern.
Aber auch hier gibt es für mich kein gut oder schlecht, kein richtig oder falsch, sondern nur ein passend oder unpassend und genau das hat mir der Film sehr deutlich gemacht. Dafür meinen besonderen Dank, an alle, die bei diesem Film beteiligt waren!
Für Interessierte:
Homepage des Films „Stopping – wie man die Welt anhält“:
http://stoppingderfilm.org/
Hallo Gabi, Dein Beitrag zum Film „Stopping – Wie man die Welt anhält“ spricht mir aus der Seele. Habe ihn auch heute gesehen und war sehr berührt. Danke für Deine sehr treffende Beschreibung des Films und auch Deine sehr einfühlsame Sicht auf das Meditieren.