Der Luxus der Stille

In Gedanken oder auch ganz praktisch sind wir üblicherweise immer und überall. Bei den Weihnachtsgeschenken, die vielleicht nicht mehr pünktlich ankommen, beim Weltgeschehen, den neuesten technischen Geräten, der x-ten politischen Wasserstandsmeldung. Mir geht es auch oft so. Wenn ich nicht aufpasse, bin ich irgendwann komplett überdreht. Um so wichtiger, dann einfach mal die Welt ein Stück draußen zu lassen. Nicht für immer, nicht ständig oder dauerhaft. Mir ist es einfach nur ein Bedürfnis – gerade in dieser Zeit – den Luxus der Stille zu genießen.

Dezember – Hektik, Lärm, Stress

Für mich ist der Dezember seit Jahrzehnten immer schon ein anstrengender Monat gewesen. Beruflich ist meistens  viel los und irgendwie scheinen alle Menschen hektischer und unruhiger zu werden. Auch in diesem Jahr, wo so vieles anders ist. Um den Weihnachtsmarkt mache ich seit Jahrzehnten konsequent einen Bogen. Da fehlt mir also zur Zeit nichts. Es ist mir dort einfach zu laut, zu voll und zu bunt. Für mich ist so etwas eher Stress und keine Freude. Vor rund 35 Jahren habe ich mich von den Geschenken zu Weihnachten verabschiedet. Für Kinder sind Geschenke natürlich aufregend. Als erwachsener Mensch kann ich mir durchaus auch selbst etwas kaufen. Allerdings bin ich froh, wenn ich das nicht muss. Was ich heute kaufe, ist nicht selten Morgen schon überflüssiger Krempel.

Mein wahrer, weihnachtlicher Luxus

Inzwischen liegt der letzte Arbeitstag in diesem Jahr hinter mir. Ich habe jetzt frei. Zum Glück. Ich bin reichlich k.o. und freue mich über ein paar ruhige Tage. Ich genieße die stillen Momente, wenn ich mich aus all dem Lärm einfach mal zurückziehen kann. Ich gönne mir den Luxus, einfach mal eine Zeit lang nicht alles mitbekommen zu müssen. Ich muss nicht überall dabei sein, ich muss nicht alles mitmachen, schon gar nicht, jede Schlagzeile lesen. Die Welt soll sich einfach mal ein paar Tage ohne mich drehen.

Stille ist für mich so etwas wie das Atemholen der Seele. Es ist, wie einen überdrehten und überhitzten Motor, allmählich wieder runter zu kühlen. Endlich wieder ankommen – bei sich selbst. Das dauert natürlich, anfangs ist es manchmal sogar mühsam, aber diese Momente der Stille sind für mich der wahre weihnachtliche Luxus.

Meine Einladung: Wenn die Tage anders sind – mach was daraus – oder: Mach doch einfach mal bewusst nichts. Das tut auch mal gut. In diesem Sinne: Angenehme Festtage!

 

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14 thoughts on “Der Luxus der Stille

  1. Liebe Gabi,
    ich bin eine der dieses Jahr dankbaren Menschen, der es durch die aktuelle Zeit möglich ist, die Feiertage mehr so zu verbringen, wie ich es selbst möchte. Nächstes Jahr stelle ich mich gerne wieder in den Dienst der Familie und wir verbringen die Festtage bei Oma. Das ist auch okay. Die gestaltet ihr Haus weihnachtlich, es ist gemütlich, ich kann mich auch zurück ziehen, aber mir ist selbst eben sehr nach Stille und Ruhe nach einem vollen Jahr. Wobei ich aus Gründen in den letzten Wochen schon viel Zeit zuhause verbracht habe, und eigentlich gerne verreist wäre, aber trotzdem ich liebe diese Ruhe, die über diesen Tagen liegt. Kaum Autoverkehr, keine offenen Geschäfte. Mir ist selbst diesesJahr nach Rückschau, nach Gedanken darüber, was möchte ich mitnehmen? Was möchte ich loslassen?
    Durch das Wachsen den Kindes ist hier jedes Jahr noch anders. Dieses Jahr mit mehr Freiheit. Freiheit auch mal einen Nachmittag alleine zu verbringen, weil das Kind bei einem Freund ist (aktuell gerade natürlich nicht).
    Ich werde in den nächsten Tagen meditieren, Tagebuch schreiben, kleinere Projekte bearbeiten (so wie ich Spaß daran habe), und mich weiterhin in Zuversicht und Dankbarkeit üben. Trotz der Pandemie und all dieser Tiefen (zur Pandemie und ihrer Auswirkungen kam noch unverhofft eine berufliche Krise hinzu), hat mir dieses Jahr viel geschenkt. Mittlerweile bin ich in meiner Achtsamkeitspraxis soweit, dass ich genau das annehmen konnte. Das, was wir als gut bewerten, das was wir als eher schlecht bewerten. Das war für mich irgendwie die schönste Erfahrung dieses Jahr, dass ich mehr bei mir bleiben und mich stärken konnte.

    Dir ein paar erholsame, ruhige Tage und ein gutes Jahr 2021!
    Nadine

  2. Hallo Gabi,

    vielen Dank für die Verlinkung.

    Stille bekommt man meines Erachtens nur, wenn man sie sich aktiv einfordert und auch selbst gönnt. Passend zu deinem Beitrag lebe ich diese Feiertage einfach mal nur in den Tag hinein. Wann bekommt man so eine Möglichkeit denn mal wieder wie auf dem Präsentierteller serviert?

    Lieber Gruß und frohe, stille Feiertage
    Philipp

  3. Ja – Stille ist ein rares Gut. Wer kann es sich leisten? Wer strebt nach Stille? Wer erträgt Stille? Erleben wir selten Stille, weil uns die Mitwelt nicht zur Ruhe/Stille kommen lassen will, oder ob wir den Mut zur Ruhe/Stille nicht haben, weil wir sie eigentlich fürchten? Setzen wir Stille mit allein sein oder einsam sein gleich? Oder gönnen wir uns zu wenig, zu wenig Zeit für sich, zu wenig liebe dich selbst? In jeder Lebensphase werden wir von Entwicklungen der physischen und psychischen, hormonellen Stadien beeinflusst, ja vielleicht auch geleitet oder verleitet, da sind verschiedene Schwerpunkte fast wie vorgegeben. Mit der Reife, um nicht nur Alter zu sagen, erkennt das Wesen, dass es auch andere Werte und anstrebsame Ziele gibt. Was ist Einem wichtig und wertvoll? Und wenn Sinnfragen häufiger werden und der Mensch sich vertieft nach Antworten beschäftigt, kehrt man ohne egoistisch zu sein, zu sich selber zurück und sieht ein, bei sich selber aufzuräumen, klarer zu werden, In sich Frieden zu suchen, Selbstliebe zu lernen, das innere Glück zu erkennen. Für diesen Weg zu gehen, braucht es periodisches Üben, sich Zeit zu nehmen, zu gönnen und Stille zu suchen. Stille will zugelassen werden, das müssen wir wieder lernen. Dazu ein Tip: Hörbuch von Eckard Tolle auf YouTube: Stille spricht. Beim Hören von ET bemerkt der Hörer, wie stark wir von dem wahren Fühlen, Erkennen, Leben und Lebensweisheiten in Unachtsamkeit abgelenkt sind. Doch es ist nie zu spät. Lasst Euch ein Apfelbäumchen pflanzen.

    1. Wir leben in einer eher hektischen, schnelllebigen und lauten Zeit. Zur Ruhe kommen, nicht ständig neuen Dingen und Attraktionen hinterher laufen, das ist, denke ich, nahezu altersunabhängig. Es verschafft mehr innere Freiheit.

  4. Der heilige Sonntag – oder der heilende Sonntag.
    Ich bin mit in einem Haushalt mit christlichen Werten aufgewachsen. Dazu gehörte auch, dass am Sonntag keine Pflichten oder lästigen Arbeiten verrichten wurden. (Ausnahme: Der Abwasch des Geschirrs vom Mittagessen.) Auf ein gemeinsames Frühstück wurde verzichtet. Jeder durfte bis Mittag im Bett liegen oder im Schlafanzug herumsitzen.

    Als Kind waren diese Sonntage oft unendlich lang und langweilig. Aber schon als Teenager wandelte sich die Einstellung zu dieser freien Zeit. Hatte ich doch an diesem Tag Zeit stundenlang vor mich hin zu träumen. Als junge Erwachsene entschied ich mich bewusst dafür, den Sonntag von allen Pflichten freizuhalten, weil ich merkte, dass mir dieser Regerationstag die Kraft und den Schwung gab eine anstrengende Arbeitswoche gut zu meistern. Manchmal war so ein Sonntag von unendlicher Langeweile, aber dafür startete ich dann am Montag mit umso mehr Elan in die neue Woche.

    Und dann machte ich einen riesen Fehler. Ich wurde ein „moderner“ Mensch. Der Sonntag wurde zum Aktionstag. Mit Brunch, Fernsehen, Internet, ganztägigen Ausflügen, Bügeln von Wäsche, etc. pp. War es zuvor ein gemächlicher Spaziergang am Sonntagnachmittag,, war es jetzt ein ganztägiger Ausflug. All diese Aktionen machten zwar mehr her als ein geruhsamer Sonntag, aber sie erlaubten mir nicht mich auszuruhen und Kraft für die nächste Woche zu sammeln. Irgendwann litt ich an hochgradiger geistiger, seelischer und körperlicher Erschöpfung.

    Erst als ich (neben anderen Veränderungen) den Sonntag wieder frei hielt, konnte er seine regenerierende, heilende Wirkung wieder entfalten. Geschenkt wird er mir nicht. Ich muss ihn mir nehmen, ihn mir gönnen und ihn gegen innere und äußere Angreifer verteidigen.

    Ich wünsche allen, das sie sich solch eine freie Zeit schaffen können. Besonders jene, die hart in der Pflicht stehen (wie zu pflegende Eltern) brauchen Zeit zum Nichts tun, zum Besinnen, zum Ausruhen.

    1. Hallo Violetta,
      ich war auch immer recht froh, dass die Geschäfte nicht auch sonntags geöffnet haben – aus genau dem Grund: Einmal einen Tag runter kommen. Die alten Sonntagsrituale hatten den Vorteil, dass man sich dies nicht erst vornehmen musste. Irgendwas zu tun ist ja fast immer. Es macht schon Sinn, Auszeiten bewusst zu nehmen.

  5. Auch ich benötige die Stille und vertrage Hektik und Stress immer weniger, habe aber das große Glück dieses auch so leben zu können.
    Als relativ junge Rentnerin wohnend in einer Gegend, wo die Natur noch gegeben ist.
    Durch die derzeitigen Umstände lebe ich sehr zurück gezogen.

    Dieses Jahr Weihnachten hoffe ich, dass ich meine Familie und meine Enkelkinder endlich wieder sehen kann.
    Ich mache das davon abhängig, ob alle soweit gesund sind.
    Kleine Kinder haben immer irgendeine Lecknase, aktuell hat mein ältester Enkel (2) Husten dazu bekommen. Es steht also auf der Kippe.

    Geschenke Weihnachten nur für die Enkelkinder. Das größte Geschenk ist doch die Zeit, die man sich schenkt.

    In diesem Sinne bleibt alle gesund, ich wünsche euch die Feiertage so, wie ihr sie euch erhofft.

    1. Hallo Susanne,
      sich Zeit schenken kann man ja im Grunde genommen das ganze Jahr, nicht nur an Weihnachten. Trotzdem wäre es natürlich schade, die Enkel nicht zu sehen – das ist dann doch immer was besonderes. Genieße die Natur, sie ist wunderbar und tut sehr gut.

  6. Liebe Gabi,
    du sprichst mir aus dem Herzen. Mir geht es ebenso. Ich brauche keine Geschenke. Ich sehne mich nur nach Ruhe und Entspannung. Beide Eltern sind pflegebedürftig. Das geht an die Substanz. Unser höchstes Gut ist unsere Gesundheit anstatt Konsum. Das vergessen viele Menschen in diesen unruhigen Zeiten. Für mich bedeutet dieses Jahr der weihnachtliche Luxus ein Buch zu lesen, ein Spaziergang durch Wald und Flur, mit mit selbst in Berührung zu kommen. Es braucht nicht viel um glücklich zu sein. In diesem Sinne wünsche ich dir eine ruhige und entspannte Zeit, mit allem was dir gut tut. Bleib gesund und DANKE für diesen Blog.

    Liebe Grüße von Marianne

    1. Hallo Marianne, mit pflegebedürftigen Eltern hast du eine Menge Belastung. Da wünsche ich dir eine erholsame Zeit. Gesundheit ist auch so ein Luxus, gerade in dieser Zeit.

  7. Ja, ich genieße auch die Stille und vermisse durch den Lockdown tatsächlich auch nichts. Wir werden an Hl. Abend gemütlich mit der Familie zu Abend essen, vielleicht anschließend noch was spielen oder nur beim Glas Wein oder Bier zusammensitzen und quatschen. Mehr brauche ich an Weihnachten nicht. Mir fehlt nur, dass die Gottesdienste ausfallen, dadurch ist die Weihnachtsstimmung doch deutlich geschmälert, aber vielleicht finde ich online eine Andacht oder eine Christmette.
    Ich wünsche Dir, liebe Gabi, wunderschöne besinnliche Weihnachtstage! Lass Dich von nichts und niemandem stressen, tanke Kraft und starte entspannt ins Neue Jahr! Ich freue mich auf Deine neuen Blogartikel im nächsten Jahr!

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