Minimalismus – vom Luxus, auf Werbung verzichten zu können

Wir sind umgeben von Werbung. Überall Bilder, Video’s, plakative Texte, was wir alles kaufen und konsumieren sollen. Fernseher, Radio, Webseiten, Werbeplakate an U-Bahn-Stationen – nahezu überall ploppt die Botschaft auf „Kauf mich“.

Kosten meiner Webseite – und Werbeanfragen

Auch ich lebe nicht „auf dem Mond“ und hatte schon zig mal Werbeanfragen für meine Webseite. Natürlich habe auch ich mir Gedanken dazu gemacht. Denn das Betreiben einer solchen Webseite kostet natürlich Geld, mein Geld. Aber ehrlich gesagt: Bei den bisherigen Anfragen war bislang noch nichts dabei, was mich auch nur annähernd überzeugt hätte. Die Notwendigkeit, dass ich selbst aktiv werde und auf die Suche gehe, hatte ich bislang zum Glück noch nicht.
Weder will ich superteueres, edles Meditationszubehör verkaufen, noch möchte ich Werbung für irgendwelche heilversprechenden Super-Therapien machen. Um irgendwelche Bücher zu empfehlen, müsste ich die erstmal alle lesen. Daran habe ich derzeit einfach keine Lust. Bislang haben mich auch die Schwerhörigen-Handys noch nicht so überzeugt, dass ich sie eindeutig und zu 100% empfehlen würde. Mein Lieblingsbekleidungshersteller hat in letzter Zeit eine zu eingeschränkte Farbauswahl. Und klar, ich liebe Futons. Aber Futons sind auch nicht für jede/n etwas. Je nach gesundheitlicher Verfassung sind sie ein Segen oder ein Desaster.

Finanzielle Entlastung durch Minimalismus

Minimalismus bringt mich auf andere Finanz-Ideen und ermöglicht es mir bislang sehr gut, die Kosten auf ganz andere Weise gegen zu finanzieren. Einige Beispiele:

Kein Pendeln mehr zur Arbeit
Lange Jahre bin ich zur Arbeit gependelt. Zeitweise mit dem Auto, lange Zeit mit dem ÖPNV. Beides kostet. Nicht nur Lebenszeit, sondern auch der Unterhalt des Autos bzw. die Kosten für das ÖPNV-Ticket, dann auch der Zeitvertreib mit hier einem Kaffee und da einer Zeitung. Ich habe vor knapp 5 Jahren den Arbeitsplatz gewechselt, bin letztes Jahr dann noch umgezogen, kann jetzt zur Arbeit laufen und habe so auch gleich mehr Bewegung in meinen Alltag integriert. Die meisten Wege mache ich zu Fuß. Ich brauche inzwischen nicht einmal ein eigenes Monats-Ticket für den ÖPNV. Es würde sich nicht lohnen.

Keine unnötige Technik
Ich bin durchaus technisch interessiert, finde ein Handy sehr bequem und genieße auch mein gebraucht gekauftes Tablet und den Computer. Ich finde, diese Dinge sind schon ein sehr großer Luxus und den genieße ich auch sehr. Ich muss aber deshalb nicht jede/n Kram mit einem technischen Gerät erledigen. Schon gar nicht brauche ich ständig etwas Neues. Mein Computer ist 7 Jahre alt und trotzdem so ein Multifunktionsgerät, dass er mir bequem alle anderen elektronischen Unterhaltungs-Geräte, wie TV-Gerät, Stereoanlage, DVD-Player etc., ersetzt.

Der Kaffee schmeckt handgemacht eigentlich sogar noch besser, als mit einer Kaffeemaschine. Er ist nämlich handgemacht viel heißer, was ich liebe. Dagegen erscheint mein Milchaufschäumer wie der pure Luxus. Er ist auch Luxus. Auch diesen Luxus genieße ich und gönne ihn mir. Ansonsten erspare ich mir eine technisch hochgerüstete Küche. Ich kann Eier nämlich auch noch ohne Eierkocher kochen und mir durchaus ein Essen ohne Zauber-Küchenmaschine zubereiten. Ich weiß nämlich noch, wie so etwas geht 😉 . Ich gehöre dann ohnehin nicht zu den leidenschaftlichen Köchinnen und beim Kochen ersetzt mir das geöffnete Fenster daher bequem die Dunstabzugshaube. Mein Stromverbrauch liegt derzeit bei 640 kwh/Jahr. Dadurch alleine lässt sich diese Webseite schon gut gegen finanzieren.

Minimalistische Wohnung
Die Wohnkosten sind gestiegen, nicht nur die Kaltmiete, auch die Nebenkosten. Natürlich habe auch ich mit diesem Thema zutun, ich habe lediglich das Glück, nicht in so einer teuren Miet-Metropole wie Berlin, Hamburg oder München zu wohnen, sondern im Ruhrgebiet. Auch da ist das Wohnen teurer geworden, aber die Preise sind nicht so extrem explodiert, wie in den anderen erwähnten Städten

Es ist aber auch eine Frage des persönlichen Wohnanspruchs. Ich wohne derzeit auf 35qm, käme aber auch mit 10qm weniger aus. Mich interessiert nicht die große Schrankwand im Wohnzimmer, meine Bekleidung passt in einen 50cm-Schrank, mein Futon rolle ich zur Seite, ich lese ohnehin nur E-Books und sollte ich mir je ein Sofa kaufen, wird es garantiert nur ein(!) Sofa und nicht eine große Sofalandschaft. Wohnfläche für den großen Unterhaltungs-Technik-Park brauche ich ja auch nicht.

Verzicht auf Abo’s …
Es gibt tausende Möglichkeiten, irgendein Abo oder längerfristige Verträge abzuschließen. Aber ich brauche weder Netflix, noch Handyvertrag. Beim Internet Zuhause nutze ich die kleinste Leitung, die mir für knapp 20€ immer noch 10 Mbit/s Download und 1 MBit/s Upload ermöglicht. Einen Festnetz-Telefonanschluss brauche ich nicht. Eine schnellere Internet-Leitung gabs mal im Angebot, ich habe sie getestet, so viel besser war sie aber nicht. Also habe ich sie wieder abgeschafft.  Der höhere Preis hätte die bessere Leistung nicht gerechtfertigt. Ich komme auch so prima klar.

Lebensqualität

Aktuell komme ich mit dieser Variante der Gegenfinanzierung gut zurecht. Sie bietet mir eine Menge Lebensqualität. Ich habe dadurch keine Druck, mit Werbung Geld zu verdienen. Ich genieße es, bin mir aber auch bewusst, dass nicht alle Blogger sich diesen Luxus leisten können. Ich selbst weiß letztlich auch nicht, ob ich mal selbst in eine Situation komme, wo ich meine Haltung neu überdenken muss. Derzeit funktioniert es aber noch so und ich bin damit sehr zufrieden. Es ist mir sehr bewusst und ich freue mich, dass mir u.a. ein minimalistischer Lebensstil, diese äußerst luxuriöse Situation und dieses Stück Freiheit ermöglicht hat. Mir gefällt es natürlich auch, dass ich auf diese Weise, Ihnen und Euch, liebe Leser_Innen den Luxus eines werbefreien Lesens ermöglichen kann.

9 thoughts on “Minimalismus – vom Luxus, auf Werbung verzichten zu können

  1. Hallo Gabi,

    prima Ansatz! Das erinnert mich daran, dass die meisten Menschen eine falsche Vorstellung vom Sparen haben. Das heißt nämlich nicht „kauf 3, zahl 2“, sondern den Verbrauch zurückschrauben und Verzicht üben.

    Lieber Gruß,
    Philipp

    1. Hallo Philipp, Hallo Gabi,
      mein (schlauer) Mann sagt auch immer, wenn man nichts kauft, spart man am Meisten. Ziemlich oft hat er damit Recht.

      Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, in denen Nichtkaufen als Normalität mit nicht bekannt war. Ich finde selbst mit bodenständigen Eltern wächst man leicht in dieses Konsumleben rein. Bin ich froh, dass es mittlerweile anders ist.
      LG Nanne

      1. Hallo Nanne, ich finde gerade die Kostentreiber spannend und diese ausfindig zu machen. Und weniger regelmäßige monatliche Ausgaben zu haben, ist schon eine coole Sache 🙂

        1. Oh, da triffst du einen Punkt, den wir auch schon mal hatten. Das Haushaltsbuch. Ohne hätte ich meine Schwachstellen nie so konsequent identifiziert und teilweise reduziert. Mit einigen lebe ich dagegen bewusst und gerne. Ab und zu ins Cafe setzen, ist mir heute ein bewusstes und geliebtes Hobby.
          Kostentreiber! Gutes Wort!

  2. „Verzicht auf Abo’s“…
    — Wenn du jetzt auch noch auf den Apostroph verzichtest, machst du mich glücklich! ??

    Aber bitte nicht ärgern, ich lese deine Blogbeiträge super gerne! ?

    Herzlich,

    Linda
    (–> Facebook)

  3. Hallo Gabi,

    das stimnt. Ich hatte jetzt auch Geldregen von allen Seiten weil ich so wenig verbrauche. Und Bekannte, die fett nachzahlen dürfen. „Wie groß ist dein Fernseher, frag ich dann immer. „Siehste, ich hab keinen.“ Tiefkühltruhe?
    Trockner …

    Miettechnisch ist es bei dir recht günstig. Hat meine Tochter neulich auf einer Party in deiner Stadt mitbekommen. Kannste mit hier oder Köln nicht vergleichen. Und gleich so wohnen. dass man kein Auto braucht. Das ist mir auch wichtig. Erledige alles zu Fuß. FREIRAUM

    Geld loswerden wird immer schwieriger. Ich brauch ja nix.

    Kann man nicht sein Tondiagramm einsenden und darauf zugeschnitten ein Handy bekommen? Ist das eine Marktlücke? Wir haben uns nämlich auch gewundert, wie wenig helle Töne meine Tochter hört. Brauchten den Test für die Logoausbildung.

    Liebe Grüße,
    Tanja

    1. Hallo Tanja, die Idee mit dem Tondiagramm finde ich genial. Einsenden, welche Töne man hört und Handy wird passend eingestellt. Oder noch besser: Jede/r kann’s selbst einstellen – ganz einfach. Das wäre es. Genial.
      Ideen zum Geldausgeben habe ich dann schon. Aber Idee heißt ja nicht, dass ich diese gleich umsetze. Meistens stellt sich raus, dass eine Idee zwar erstmal schön ist, aber nicht, wenn ich mir konkret vorstelle, wie diese Idee dann als Kram hier rum steht…

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