Minimalismus – zuwenig Auswahl in der Überflussgesellschaft

#Konsumauszeit und Minimalismus ist nichts Neues für mich. Das gab es bei mir genau genommen immer schon. Allerdings meistens eher unfreiwillig, auch in unserer Überflussgesellschaft. Zwei Beispiele:

Vorweihnachtszeit:

Ich finde es schon seit Jahrzehnten höchst unangenehm und stressig, zwischen Mitte November und Weihnachten in die Stadt zu gehen, um noch irgendwelche Einkäufe zu tätigen. Es ist dort einfach sehr voll, die Menschen wirken hektischer als sonst, überall irgendein Weihnachtsgedudel, Lichterketten, Weihnachtsmänner. In den 80er-Jahren habe ich einfach gewartet, bis Weihnachten vorbei war, zwischen den Jahren war es dann ruhiger. Mit dieser Ruhe war es dann irgendwann aber auch vorbei, denn die Weihnachtsgeschenke-Umtauscher und die Gutschein-Einlöser wurden immer mehr. Na, dann bin ich da eben auch nicht Einkaufen gegangen.

-> #Konsumauszeit, weil es mir im vorweihnachtlichen Konsumwahn einfach zu laut, zu hektisch und zu voll ist.

 

Bekleidung

Bekleidung zu kaufen, war für mich immer schon ein mittleres Desaster. Hosen waren früher fast immer rund 10cm zu kurz. Bis heute habe ich dieses Problem. Allerdings habe ich inzwischen das „Glück“, dass die Hosen, dann „nur noch“ nach unmöglicher „Hochwasser-Hose“ aussehen. Warum gibt es für Männer eigentlich alle möglichen Größen, Weiten und Längen und für Frauen nicht?

Immer wieder hatte ich jahrelang auch Probleme mit Pullovern und T-Shirts. Ewige Modephasen hindurch gabs regelmäßig und immer wieder nur pastell oder pink, rosa, rot, orange. Ich mag diese Farben nicht als Bekleidungsfarben, sie stehen mir auch nicht, genauso wie schwarz und weiß einfach nicht passt. Irgendwelche Blümchenmuster waren auch noch nie mein Ding. Ich hatte in den letzten Monaten beispielsweise definitiv zu wenig Langarmshirts. Bei meinem Lieblingshersteller Trigema wird zwar in Deutschland produziert, aber seit ewigen Zeiten finde ich vorrangig schwarz, weiß, dunkelblau, pink, manchmal rot, manchmal irgendwelche anderen Blautöne oder mit blinkenden Svarovskisteinchen (mag ich ebenso wenig, wie das ganze Blümchen- und Rüschenzeugs!). Blau kann ich nicht mehr sehen, jahrzehntelang habe ich notgedrungen nichts anderes als blau getragen. Erd- und Naturtöne stehen mir besser, gefallen mir besser, diese finde ich aber nicht – auch nicht woanders. Aus der Not heraus, bin ich auf einen anderen Anbieter ausgewichen, der sogar fair produzierte Kleidung verkauft und habe – weil nichts anderes gefunden – dann 4 graue Langarmshirts gekauft, damit ich nicht weiterhin abends per Hand waschen muss.

-> #Konsumauszeit, weil Mode oft einseitig und Bekleidung nicht in passenden Größen vorhanden ist.

 

Unfreiwilliger Minimalismus

Unfreiwillig ist Minimalismus u.a. dann für mich, wenn ich trotz all des vielen angebotenen Zeugs, nicht das Passende finde. Freiwillig an dieser Entscheidung ist, auf weitere unsinnige, nervenaufreibende Suchen zu verzichten. Dieses Thema ist nicht neu. Damit habe ich seit Jahrzehnten zutun. Schon in den 80er- und 90er-Jahren gab es Zeiten, wo ich ernsthaft mit 1000 DM losgezogen bin, im festen Entschluss dieses Geld auch auszugeben. Aber ich bin unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück gekehrt, weil ich nichts passendes gefunden habe – frustriert und enttäuscht. So etwas finde ich höchst unangenehm. Unter anderem führt  es dazu, dass ich mir inzwischen vorher einfach endlos lange überlege, ob ich mir nun dies, das oder jenes kaufe oder nicht. Denn ich weiß nie:

  • Finde ich überhaupt etwas passendes?
  • Wie lange hält dieses Teil?
  • Ist es evtl. eine Fehlinvestition?

Es ist oft ein ewiger Gedankenkreislauf ohne wirkliches Ergebnis und dieses im-Kreis-drehen will ich einfach nicht mehr.

 

 

21 thoughts on “Minimalismus – zuwenig Auswahl in der Überflussgesellschaft

  1. Liebe Gabi,
    wenn ich mir so viele Gedanken um Kleidung machen müsste aus den von Dir genannten Motiven, würde ich wie meine Mutter selbst schneidern. Nun gut, zugegeben, meine Mutter war Haute-Couture-Damenschneidermeisterin und Modezeichnerin. ^^

  2. Das kenne ich nur zu gut! Da will man schon mal etwas kaufen und es gibt nur Mist… dazu wird es demnächst auch einen Beitrag auf meinem Blog geben, weil es mich einfach nur nervt!

  3. Ich schau immer mal bei Ebay nach neuen Esprithosen. Preis um die Hälfte bis 2/3 im Laden. Die waren Länge 34. Kann es vielleicht an deinen durchgestreckten Knien liegen, Gabi? Ich stehe eher in den Knien wie im Thai Chi. Das macht die 3 cm wahrscheinlich aus. Farbenmässig: wenn senfgelb in ist, kriegste kaum was anderes. Kann das gut verstehen. Nicht auf die Hosen bezogen, merke ich an mir selbst und anderen eine Art Perfektionsfalle. Stört mich an mir. Es werden dann immer Sachen an- und abgeschafft weil was noch nicht perfekt, es noch was besseres gibt. Je weniger Dinge, desto perfekter muss es werden. Vereinfachung ist das dann auch nicht. Zumindest meine Erfahrung. Beim Männercasting muss ich mal drauf achten mit den Ansprüchen. Sonst geht es mir wie oben der Bekannten.

    1. Hallo Tanja. Ebay ist eine klasse Idee. Ich habe gerade mal dort nachgesehen. Da gibts die Hosen von Mac, von denen ich weiß, dass sie mir passen und tatsächlich auch in 34-Länge. Nur leider z.Z. nicht zum 2/3 Preis. Aber derzeit brauche ich ja auch keine. Auf die Idee mit Ebay wäre ich im Leben nicht gekommen. Danke! Da gibts ja überhaupt mal eine Auswahl. Ohne durchgestreckte Knie ändert sich bei mir nicht so viel. Wegen einiger Hüft-Bein-Fußfehlstellungen und überdehnbaren Gelenken geht bei mir nicht alles. Da bin ich froh, wenn ich überhaupt einen halbwegs normalen Stand finde. Den Heerscharen von Physiotherapeuten und Orthopäden ist da in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht viel zu eingefallen.

  4. Das klingt doch eher nach Jammern auf hohem Niveau. Beinlängen für Frauen gibt es in den Inch Längen 28,30,32,34 und 36 und das schon seit den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Einfach mal ein Fachgeschäft betreten und sich kompetent beraten lassen. Das Pantone Institut gibt jede Saison eine Farbtafel mit den aktuellen „Trendfarben“ heraus. Da ist immer ein Grünton dabei. Einfach mal schauen. Mit 1000DM los marschieren und nichts finden hat dann wohl mit der eigenen Konditionierung zu tun gemäß dem Motto “ ich finde eh nichts, eh alles blöd, mir passt eh nichts usw.“ Das klingt sehr unzufrieden und hausgemacht. Da wäre der Punkt, der m.E. nach bearbeitet werden muss. Innere Unzufriedenheit liegt bei einem selbst, nicht bei der Bekleidungsindustrie, die es anscheinend nicht schafft die richtige Kleidung herzustellen.

    1. Hallo Anna, hast du Beinlänge 34 oder 36? Oder doch kürzer? Wo sind diese Fachgeschäfte? Kennst du eins? Wir haben hier nur bis Länge 32. Und: Bei den Größen der Männern würde ich als „durchschnittlich groß“ gelten, bei Frauengrößen passen die Standardmaße bei Hosen selten oder nie.

  5. Hallo! Ich denke nicht, dass mangelnde Auswahl hier das Problem darstellt, sondern dass eure Vorstellungen dermaßen detailliert sind, dass es die Sache schwierig macht. Das könnte man vergleichen mit, wenn jemand eine ganz detailgenaue Vorstellung von seinem zukünftigen Partner hätte, wie dieser sein muss – so jemand wird sehr lange und geduldig suchen müssen, ohne eine Erfolgsgarantie.

    Mich erinnert das an eine Tante von mir, die ein sehr kritischer Typ ist, und immer etwas auszusetzen hat. Sie ist oft wochenlang durch die Läden gezogen, auf der Suche nach einem Mantel. Ja, und sie findet keinen Partner, der ihren Ansprüchen genügt.

    Ich selbst lege nur 2 Kriterien für Kleidung fest: Hochwertiges Material und ergonomischer Schnitt. Ansonsten warte ich einfach ab, ob mir etwas spontan gefällt, danach gehe ich. Das kann unerwartete Ergebnisse bringen: Mir gefiel einmal spontan ein Herren-Langarmshirt von Hilfiger besser als die Damenmodelle, und davon besser das schwarze, obwohl ich ansonsten lieber weiß trage. Es wurde ein Lieblingsshirt von mir… Und mir passieren da auch Fehlkäufe. Wenn z.B. ein Schnitt an dem Katalog-Model gut aussieht, aber nicht an mir. Das wird dann wieder retour gesendet oder wenn ich es zu spät merke, verschenkt.

    Wo ich bei euch bin, ist das Mehrfachkaufen, das mach ich auch. Das war einmal recht lustig, wie ich bei meinen langen weißen Röcken eine Variante mit einem besseren, weiteren Schnitt als bisher gefunden habe, aber von dem alten Modell noch 4 originalverpackte Stücke im Schrank hatte… Die sind dann originalverpackt im Kostnixladen gelandet.

    Liebe Grüße!

    1. Hallo Lady Cupcake. Es hat m.E. eher mit Größen und Farben zutun. Wer durchschnittlich groß ist als Frau, hat kaum oder wenig Probleme. Ich weiß von Fachleuten aus der Branche, sagen, dass es sich einfach nicht lohnt, z.B. für die paar langbeinigen Frauen extra Hosen bereit zu halten. Aber ich laufe zum Glück nicht mehr ewige Zeiten durch Geschäfte. Das ist genau das, was ich minimalisiert habe. Ich kaufe, wenn was da ist, mehrfach – das bringt Ruhe rein. Pingelig: Ja klar. Inzwischen schon. Warum auch nicht?

      1. Hi!:) Warum auch nicht? Naja wie Anna weiter unten schreibt, produziert man damit hausgemachte Schwierigkeiten und Hindernisse. Ich bin von der Anlage auch so kritisch, allerdings gebe ich eben den Dingen und Menschen die Gelegenheit, mir spontan zu gefallen, ohne dass ich vorher lauter Kriterien festlege, denen sie entsprechen müssen. Das ist etwas Intuitives und Müheloses. Fehlkäufe sind, wie ich schon oben erwähnt habe, nicht der Weltuntergang. Man kann sie wieder aussortieren. Und man wird mit der Zeit immer besser darin, sie zu vermeiden.

        Liebe Grüße!

        1. Es gab schon viele Leute, die mir nicht glauben wollten, dass es schwierig ist für mich, passendes zu finden. Bis sie dann mit mir einkaufen waren. Die häufigste Standardantwort: „Die Hosen sind ja wirklich alle zu kurz.“ „Boah, die T-Shirts sehen ja wirklich nicht aus“. Und früher war ich überhaupt nicht pingelig. Da ginge mir nur drum, dass es passt. – Genau genommen ist es bei mir noch harmlos. Ich war mal mit einer Bekannten einkaufen, die war noch größer als ich und sie hatte viel breitere Hüftknochen als ich. Das war das totale Desaster. Und pingelig bin ich erst heute. Es gibt nämlich durchaus Qualitätskleidung, auch passende. Die ist nur nicht so einfach zu finden. Und manchmal passen die Modefarben nicht. Ich kaufe dann halt auf üblichem Wege kaum noch was, meistens in speziellen Läden oder im Internet und wenn, dann in größerer Menge, wenn wieder was Passendes da ist. Das ist dann halt mein Bekleidungs-Einkaufs-Minimalismus.

          1. Das mit den Längen wollte ich nicht speziell ansprechen, da ist es gut möglich, dass man manche nur bei bestimmten Anbietern bekommt. Aber du hattest dich über „zuwenig Auswahl in der Überflussgesellschaft“ beschwert, und die besteht nach meiner Meinung definitiv nicht. Also man kann zu jeder Zeit alles in jeder Farbe bekommen – insbesondere seit der Kaufmöglichkeit via Internet. Wenn man da nichts findet, liegt das Problem bei einem selbst. Nach der Mode richten sich wohl in erster Linie sehr junge Leute. Die sehen auch gut aus in Dingen, die ihnen überhaupt nicht stehen. 😉

        2. Was sicherlich ein von mir hausgemachtes Problem ist: Ich habe keine Lust, mich nach der Mode zu richten, sondern möchte das haben, was mir gefällt. Wäre das nicht, wäre es immer noch sehr schwierig, aber ich könnte mit meiner Haarfarbe ja auch pinke und rosa T-Shirts tragen. Will ich aber nicht. Tja, damit lege ich mir echt Steine in den Weg.

  6. Habe ähnliche Erfahrungen mit “ Hosenkauf“ gemacht, nur mit umgedrehtem Vorzeichen , nämlich daß mir sämtliche Hosen zu lang sind und das Kürzen den Schnitt verändert und auch wieder extra zusätzliche Kosten verursacht.

    Was Basic-Langarmshirts angeht, hier mein Tipp: hessnatur sowie maasnatur bieten Naturtöne an und sind fair zur Umwelt.

    Liebe Grüße

    Kerstin

  7. Ja, das kann schon sein. Überall werden einem vielleicht nur die gleichen Sachen, die gerade in Mode sind, hinterher geworfen. Ich bekomme das gar nicht mehr so mit, da ich mich nur noch auf Kleiderkreisel und in Fair Trade Onlineshops umschaue, wenn überhaupt mal. Aber auch in Fair Trade Shops findet man bei weitem nicht alles, dafür aber viele Basic-Teile, die aber leider oft auch nur von S-XL. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich so wenig mit der Fashionwelt zu tun habe. Ich fand es immer ziemlich nervig, shoppen zu gehen.

  8. Ich finde zwar auch nie Kleidung, weil mein Stil speziell ist aber Hosen gibt es auch für Damen in sämtlich Weiten und Längen.

    1. Hallo Linda, bei Hosen ist es inzwischen so, dass ich die nur im Internet in passender Länge finde. In den Geschäften vor Ort, sind auch die sog. langen Größen bei mir zu kurz. Es muss bei mir superlang sein. Die haben die Geschäfte aber nicht, weil es sich nicht lohnt. Es gibt zu wenig Langbeiner, wie mich. Ich habe mich sogar schon in speziellen Geschäften für große Menschen umgeschaut, obwohl ich mit 175cm so groß gar nicht bin, sind halt nur die Beine…

  9. So in etwa ging es mir auch oft, egal bei was. Ich war, und bin immer noch, nie wirklich zufrieden mit den meisten Sachen. Ich suche immer das perfekte finde es aber nie. Aber es wir besser, mit der Reduzierung auf das Wesentliche 😉
    Liebe Grüße Tom

    1. Hallo Tom, stimmt – mit der Reduzierung aufs Wesentliche wird es angenehmer und erträglicher. Ich hatte dann aber wirklich Zeiten, wo ich als Frau auf Hosen für Männer ausweichen musste (sah gru-se-lig aus). Wenn man als Frau von der Körpergröße nicht so ganz in die Norm passt, ist es echt schwierig. Anderseits: Wo so einseitig produziert wird, wird zumindestens mit mir dann halt kein Geld verdient. Ist dann tatsächlich mal was da, kaufe ich inzwischen mehrfach und habe dann erstmal lange Zeit Ruhe. Geht auch.

      1. Hallo Gabi, ich wurde sogar schon zweimal gefragt ob ich nur eine Hose hätte 🙂
        Ich kaufe halt wenn’s passt Kleidung auch mehrfach 😉
        Habe dadurch auch schon festgestellt das Kleidung bei mir immer im Doppelpack verschlissen wird. Und dann kaufe ich halt meist im Doppelpack nach. Gerade bei Hosen ist es mir aufgefallen.
        LG Tom

        1. Bei Hosen mache ich das genau so. Bei T-Shirts etc. gerne auch gleich 3 oder 4-fach. Das ist echt eine Entlastung. Ist mal irgendwann meine Lieblingsfarbe modern und ich finde was, weiß ich nicht, ob ich nicht vielleicht soviel immer das gleiche Teil als Vorrat kaufe, dass es für die nächsten 10 Jahre reicht ?

          1. Hallo, T-Shirt werden bei mir auch meist mehrfach gekauft, aber 10 Jahre wäre mir dann doch vielleicht etwas viel ?

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