20 Jahre Haushaltsbuch – ein Rückblick

Haushaltsbuch – der Anfang, 1995

Angefangen hat es 1995. Ich hatte bereits 12 Jahre Vollzeit in meinem Erstberuf als Erzieherin gearbeitet, war Single und habe es dann gewagt: Studium. Ich war bereits 33 Jahre, erhielt aber zum Glück noch Bafög und hatte genau so viel Rücklagen zusammen gespart, wie ich als Bafög-Empfängerin haben durfte. Nach Abzug der auf das nötigste reduzierten Festkosten blieben noch 260 DM zum Leben – auch in den 90er Jahren zu wenig. Daher immer wieder Nebenjobs, dort kam das Geld aber unregelmäßig, mal viel, mal wenig, mal nichts. Das bedeutete: Ich musste genau überlegen, wieviel ich zum Leben brauchte. Wenn mehr Geld reinkam, dann bloß nicht einfach ausgeben, sondern aufteilen – dazu war Buchführung unerlässlich. Ich wäre sonst schlichtweg im Chaos gelandet.

Als das Studium zu Ende war, war es dann wieder eng: Ich brauchte einige Monate bis ich eine Festanstellung fand. Da ich mit dem Studium recht schnell fertig war, hatte ich in dieser Zeit noch restliche Ansprüche auf Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe, plus meine Nebenjobs. Es war also auch wieder eng. Und deshalb führte ich das Haushaltsbuch weiter.

1998 – die erste Vollzeitstelle

Dann 1998: Stelle gefunden, aber Bezahlung trotz Vollzeit nicht so genial. Und: Ich wusste, die Bafög-Rückzahlung kommt irgendwann. Deshalb: Haushaltsbuch weiterführen und Geld zusammen gespart. Das Bafög konnte ich dann in einer Gesamtzahlung zurück bezahlen und war diese Belastung los.

Da die damalige Arbeitstelle absehbar keine Dauerstelle werden würde, musste ich weiter nach einem neuen Job suchen und ich ahnte bereits: In meinem Beruf als Sozialpädagogin werde ich vermutlich zunächst mal nicht um ein Auto drum herum kommen. So ein Auto muss aber erstmal gekauft werden – also weiter Haushaltsbuch, damit es mit den nötigen Rücklagen dafür klappt.

Als ich die Stelle gefunden hatte, brauchte ich tatsächlich ein Auto und hatte dann das Geld für einen kleinen Gebrauchtwagen zusammen. Mir war klar, dass diese kleine Gebrauchtkiste nicht ewig hält, also wieder Rücklagen bilden und deshalb weiter Haushaltsbuch.

2001 – Konsumverführungen …

Ich hatte nun ein Sozialpädagogen-angemessenes Gehalt (was ja so viel auch nicht ist…) und da fingen interessanterweise dann auch die Ausgaben an, mehr zu werden. Dank Haushaltsbuch hatte ich dann irgendwann die „Übeltäter“ erfasst: die technischen Schnickschnacks: Computer, Handy, Soundkarte für Computer etc. etc. – Als der Arbeitsstress deutlich zunahm, war mir klar: ok, soviel Arbeiten und Stressen für diesen Schnickschnack lohnt sich nicht. Dank meines Haushaltsbuchs wusste ich genau, wieviel Verbrauch ich hatte, was davon nötig war, was gekürzt oder optimiert werden kann und um wieviel Stunden ich dann irgendwann meine Arbeitsstelle reduzieren konnte.

2015 – heute

Inzwischen ist es 2015, seit 20 Jahren gestalte ich mein Leben mit Haushaltsbuch. Ich glaube es selbst fast nicht. Anfangs auf Papier nach dem Muster vom Beratungsdienst der Sparkassen, jetzt seit langen Jahren mit einer Tabellenkalkulation. Insbesondere während des Studiums habe ich wirklich jede kleine Ausgabe erfasst. Jetzt sind es neben den Festkosten nur noch die wichtigsten beweglichen Ausgaben, mir reicht ansonsten ein ungefähres Budget und eine Zeile in der Tabelle, in der der jeweils aktuelle Kontostand steht (plus dem, was noch bis zum Monatsende an Ausgaben ansteht).

Das Haushaltsbuch hat mir insbesondere in folgenden Bereichen besonders geholfen:

  • mir überhaupt noch mal den Luxus eines Studiums leisten zu können und beruflich umzusteigen
  • Unabhängigkeit auch in finanziell engen Zeiten
    Ansparen statt Kredit aufnehmen oder lange Bafög zurück zu zahlen
  • das eigene Konsumverhalten bewusster wahrzunehmen und zu überprüfen
    von Vollzeittätigkeit auf Teilzeitstelle umzusteigen
  • beruflichen Stress zu reduzieren, indem ich wusste, wie ich von einem Teilzeitgehalt leben kann
  • Und: Überblick und dadurch eine gewisse Gelassenheit und Sicherheit.

Zum Schluss noch einige Links zum Thema Haushaltsbuch:

5 thoughts on “20 Jahre Haushaltsbuch – ein Rückblick

  1. Hallo Gabi!
    Danke für deine schöne Seite! Gratuliere auch zu deinen Fernsehbeitrag!
    In vielem deiner Beiträge sehe ich Parallelen zu unserem Leben. Zum Thema Haushaltsbuch: Wir führen seit 1994 ein Haushaltsbuch. Anfangs, wie du auch, mit Papier und Stift. Heute läuft das elektronisch. Wir hatten auch Phasen, an denen es finaziell zum Teil sehr eng war, heute geht es uns besser – das Haushaltsbuch lebt aber weiter. 😉 Es schafft einen guten Überblick über die Finanzen. Auch wenn es manchmal lästig ist, ist es doch gut am Monatsende einen centgenauen Kassensturz zu machen.

    1. Hallo m@ria. Oh das ist wirklich in etwa der Zeitpunkt, zu dem ich auch angefangen habe mit dem Haushaltsbuch und der Ablauf war ähnlich – erst Stift und Papier – später elektronisch. Durchgängig centgenau bin ich aber meistens nicht (die pure Bequemlichkeit…). Die wesentlichen Kosten sind immer im Überblick. Für persönliche Dinge habe ich Erfahrungspauschalen, also wieviel Geld ich so in der Freizeit ausgebe, für Bücher, Eintritte, Essen gehen. Ab und an verschaffe ich mir aber auch da einen genauen Überblick.

  2. Liebe Gabi,
    ich bin jetzt seit 2009 dabei. Spannend, dass du das 20 Jahre lang führst. Ich hätte dieses Jahr auch gerne mal aufgehört, aber da hier Familienzuwachs kommt, die Kosten steigen und das Einkommen sinkt, möchte ich einen genauen Überblick behalten und werde weiter machen. Vielleicht ist irgendwann Kind 2 ein weitere Grund und am Ende führe ich es auch 20 Jahre und länger. Ich kann ein Haushaltsbuch auch nur sehr empfehlen. Mir hat es geholfen, mein Konsumverhalten konsequent zu verändern und weniger Geld auszugeben. Bewusster zu kaufen. Weniger, aber qualitativ besser (dafür meist teurer) zu kaufen.

    Den Überblick verlieren, das möchte ich auch einfach nicht. Ich schreibe übrigens jede Aufgabe auf, weil ich sonst Angst hätte, etwas zu vergessen.

    Liebe Grüße
    Nanne

    1. Oh Wahnsinn, Familie führt Haushaltsbuch – klasse! Ein wichtiger Schritt zum stressfreieren Leben und die Vorbildfunktion ist nicht zu verachten.

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