Es gab Zeiten, da habe ich mich völlig reizüberflutet gefühlt. Ständig neue (und z.T. sehr faszinierende) Technik, steigende Arbeitsbelastung mit immer mehr Leistung in immer weniger Zeit. Dann immer mehr Internet-Login-Daten zu weiß ich was alles für Accounts. Endlos scheinende Entscheidungen, wie: Nehme ich jetzt dieses oder jenes Handy? Welcher Tarif ist am günstigsten? Welcher Anbieter am besten? Brauche ich ein mobiles Internet wirklich? Brauche ich nicht vielleicht doch auch mal diese oder jene schicken Klamotten? Und wenn Freunde, Nachbaren, Kollegen 3 x im Jahr irgendeinen super tollen Urlaub machen – am besten weit entfernt im Ausland, muss ich das ich auch mal tun?
Zum Glück wurde mir irgendwann bewusst: Auf der Suche nach persönlicher Zufriedenheit, nach Stressentlastung, nach Glück, rannte ich zwischenzeitlich – genauso wie viele andere – hinter Dingen her, die mich im Grunde genommen eher an einem entspannteren, zufriedeneren Lebensstil hindern, als das sie mich vorwärts bringen. Es macht einfach viel zu viel Arbeit: Die ganzen Internet-Accounts wollen ebenso verwaltet werden, wie die dazu gehörigen Login-Passwörter. Nicht zu reden, von der „Freunde-Sammlung“ bei Facebook und Co.: In ist, wer möglichst viele von diesen „Freunden“ hat? Stress lass nach!
Viel Zeugs, das in der Wohnung rumsteht, muss immer wieder aufgeräumt und staub geputzt werden, seien es Möbel, Blumen, Deko oder was auch immer. Viele T-Shirts müssen gewaschen, gebügelt, in den Schrank sortiert bzw. gequetscht werden. Sind es dann besonders modische T-Shirts, sind sie binnen kürzester Zeit unmodern – also: schon wieder losrennen in die Hektik der Einkaufsläden und neues Zeugs kaufen. Und wenn die T-Shirts farblich nicht mehr zur Hose passen: auch noch eine neue Hose. Wenn die Hosen dann nicht mehr zu den Schuhen passen: auch noch Schuhe… Und allmorgendlich die Frage: Welches meiner T-Shirts, Hosen, Schuhe ziehe ich denn jetzt an? Je mehr Bekleidungsstücke, desto länger dauert die Auswahl, desto eher muss ich auch aufstehen.
Entscheidend für mich sind jetzt die folgenden Fragen:
Was hindert mich an einem entspannteren, zufriedeneren Leben? Wo mache ich mir letztlich etwas vor, z.B. wenn ich denke, mit dem Kauf dieses oder jenes Produktes wird es besser…? Ist das wirklich so oder führt es nicht letztlich zu mehr Stress, mehr Belastung, mehr Zerstreutheit?
Genau genommen ist mir völlig egal, ob ich nun 10000 oder nur 100 Teile besitze. Entscheidend ist: Passen die Dinge zu mir und meinem Leben? Brauche ich sie wirklich oder will ich sie einfach bloß haben? Und wenn ich die Teile einfach nur haben will – warum eigentlich? Wieviel Lebenszeit werden durch Auswahl, Kauf, Nutzung, Pflege in Anspruch genommen – und ist es mir diese Lebenszeit wert?