Minimalismus – 10 Fragen an: Stefanie

Minimalismus – 10 Fragen an… ist eine kleine Reihe, in der (in unregelmäßigen Abständen) Leser/-innen meines Blogs zu Wort kommen, um die Vielfältigkeit des minimalischen Lebensstil deutlich werden zu lassen.

Heute: Stefanie

1. Wie ist deine jetzige Wohn- bzw. Lebenssituation?

Ich wohne mit meinem Mann und 2 kleinen Söhnen in einem größeren Tiny House in der Fränkischen Schweiz. Das Haus steht fest auf unserem Grundstück und hat ca. 45 qm plus Terrasse. Hier haben wir alles, was wir für den Alltag brauchen. Andere Gegenstände, die wir nicht so häufig brauchen, wie Werkzeug, Saison-Spielsachen etc. haben wir in einem Gartenhaus untergebracht.

 

2. Warum hast du mit dem Minimalisieren angefangen?

Ich habe früher auf der Überholspur gelebt und viel in kurzer Zeit gemacht, weil mir durch einige (zu) frühe Todesfälle im Bekannten- und Familienkreis bewusst wurde, dass es nicht selbstverständlich ist, ein hohes Alter zu erreichen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es zu viel wurde. Zu viele Projekte, zu viel Komplexität, zu viele Dinge, die Wohnung zu groß. Ich habe zu oft „Ja“ gesagt, weil ich Angst hatte, etwas zu verpassen.
Mich von Dingen zu befreien, die ich nicht genutzt habe, war unglaublich befreiend.

 

3. Was denken andere Menschen (Familie, Freunde, Nachbarn…) über dein Loslassen von Dingen?

Die meisten finden es bewundernswert, auch wenn sie selbst den Schritt nicht in der Form machen würden. Viele finden es auch inspirierend, weil sie sehen, dass wir keine Hardcore-Minimalisten sind und keine 100% Askese betreiben, sondern dass wir nach dem Prinzip „weniger, aber besser“ leben.

 

4. Am leichtesten ist mir gefallen…

Unseren großen Schwebetüren-Kleiderschrank und die Mikrowelle abzugeben.

 

5. Am schwersten finde ich …

Mich von Büchern zu trennen und Dinge, die man noch nutzen kann, zu entsorgen (statt sie abzugeben).

 

6. Auf keinen Fall würde ich noch mal…

… so lange damit warten, Dinge aufzubrauchen oder abzugeben.

 

7. In jedem Fall würde ich noch mal…

… mich trauen, von der Stadt ins Grüne zu ziehen und die Wohnfläche knapp zu halbieren.

 

8. Welches praktische Vorgehen hat sich bei dir bewährt?

Weg vom Perfektionismus, egal ob bei Minimalismus oder mehr Nachhaltigkeit im Alltag. Stattdessen pragmatischer das Pareto-Prinzip nutzen: Welche 20% der Dinge nutze ich am meisten? Und welche 20% der Dinge stressen mich am meisten? Sich auf diese wenigen Dinge zu konzentrieren, die am meisten Auswirkungen haben, geben mir ein befreiendes Gefühl. Mehr geht natürlich immer. Aber gerade im Familienalltag will ich keine wertvolle Zeit damit verbringen, Dinge auszusortieren, bei denen ich kaum einen Unterschied merke.

 

9. Welche Vorteile hat es für dich, weniger Dinge zu besitzen?

Weniger mentaler Ballast, ich finde schneller, was ich brauche und es ist schneller aufgeräumt und geputzt, was wiederum Zeit spart.

 

10. Gibt es noch etwas, was du mitteilen möchtest?

Ich glaube, dass der Alltag und generell unser Leben so voll sind, dass sich viele Fragen, warum die Zeit so schnell vergangen ist. Mit meinem Projekt Vida Calma möchte ich anderen helfen, leichter zu leben und einen Gang herunterzuschalten, um den Blick zu schärfen für das, was einem wirklich wichtig ist.

 

Stefanie vor ihrem Tinyhouse
Stefanie vor dem Tiny-House

 

Tinyhouse unten. Blick auf Küchenzeile und Treppe nach oben
Tiny House unten

 

Blick von außen ins Tinyhouse
Tiny House Eingang

 

Tinyhouse Arbeitszimmer
Tiny House Arbeitszimmer

 

Tinyhouse Badezimmer
Tiny House Badezimmer

 


Zum Weiterlesen:

12 thoughts on “Minimalismus – 10 Fragen an: Stefanie

  1. Als heimlicher Voyeur (der wohl in uns allen ein bisschen steckt) liebe ich Bilder von Häusern und Wohnungen. Vor allem so hübsche Tiny Houses schaue ich mir immer gerne an. Wenn jeder einen Rückzugsort für sich findet, muss es auch nicht alles so groß sein. Das muss man nur alles putzen. Am wichtigsten finde ich aber, dass man seinen Wohnraum an die eigenen Bedürfnisse anpasst. Wir haben beispielsweise schon immer das klassische Esszimmer weggelassen und genießen dafür lieber ein richtig gemütliches gemeinsames Büro.

    1. Ich auch. 🙂 So ein Bild bzw. Artikel über ein schönes Tiny war für uns auch der Anstoß, zu recherchieren und uns dann dafür zu entscheiden. Wie du sagst, mehrere Rückzugsorte sind wichtig. Die finden wir momentan gut, auch wenn es manchmal gerade mit Kleinkind und Baby phasenweise anstrengender ist. Aber vielleicht wäre es das auch in einer „normalen“ Wohnung.
      Genau, die Bedürfnisse zu kennen ist der Schlüssel, um sich wirklich wohlzufühlen.
      Ein schönes Büro finde ich auch wichtig, weil mein Mann programmiert und ich diesen kreativen Raum auch brauche. Uns war auch ein „richtiger“ Esstisch wichtig, nicht Essen am Sofa oder in einer Art Bartisch.
      Viele Grüße, Stefanie

  2. Mich würde auch noch interessieren, wie ihr das mit den Kindern macht. Haben die in der oberen Etage einen extra Raum? Oder sind sie noch so klein, dass es noch nicht nötig ist? Irgendwann werden die Kinder ja größer und spätestens als Teenager wollen sie ihren eigenen Bereich. Mit 45qm geht das ja schonmal besser, als mit 22 oder 28qm. Trotzdem die Überlegung, wie das wohl funktionieren könnte.

    1. Hallo Gabi,
      ja, unsere beiden Söhne sind noch klein (3, der zweite knapp 2 Monate). Das jetzige Arbeitszimmer (mit Tür) wird dann ein Kinderzimmer für beide, wenn der Große anfängt, danach zu fragen.
      Später wird ggf. das geplante Mini-Büro dann zum Jugendzimmer. Generell mag ich diese Option „weiteres Haus“ dazustellen (wie man es oft bei Familien lesen kann) aus Ressourcengründen nicht so. Wir wollten aber von Anfang an sowieso Wohnen und Arbeiten trennen, haben es aber aus Kostengründen noch nicht gemacht.
      Die andere Option wäre das Wohnzimmer dann zum Elternzimmer zu machen. Einerseits sinnvoll, weil wir tagsüber so gut wie gar nicht in unserem Schlafbereich sind. Andererseits umständlich, jeden Tag die Schlafcouch zusammenzuklappen.

      Kleiner kann ich es mir gerade nicht vorstellen. Und es sollte ja auch langlebig sein. Kommt natürlich wieder auf die Planung an und was einem persönlich wichtig ist.
      Viele Grüße
      Stefanie

      1. Das klingt wirklich gut nachvollziehbar, ihr habt da ja gleich mehrere Optionen und in diesem Fall sogar eine sehr langfristige Perspektive.

  3. Toller Einblick, vielen Dank Stefanie.
    Was ich immer wieder faszinierend finde, Bücher sind die meist genannte Sache bei der Frage, was schwer war auszusortieren. Ging mir auch so. Spannend finde ich auch, dass ihr mit zwei Kindern, also vier Personen, auf 45 m² zurecht kommt. Wir haben mit vier Personen, 2Erwachsene und 2Kindern, auf 59 m² gelebt und da wurde immer sehr schräg geguckt und ständig gefragt „ist das nicht zu eng“. Wir fanden es völlig ok und ich denk, auch 45 m² mit Garten hätten uns völlig gereicht. Man muss sich halt nur auf das wesentliche beschränken und nicht zu viel Kram haben, dann klappt es.
    LG Aurelia

    1. Danke für deine Gedanken, Aurelia!
      In Büchern steckt ja so viel drin – mögliche Aha’s, Inspirationen, oder auch einfach Entspannungs-Zeit. Bei manchen Büchern denke ich auch, ich will sie noch einmal lesen – dann habe ich es aber doch geschafft, mich zu trennen. Am leichtesten fällt es mir, sie an befreundete Gleichgesinnte zu verschenken.
      Das Alter der Kinder spielt denke ich eine Rolle, wie du sagst die Anzahl der Sachen und ganz klar, wie der Raum geplant ist. Wir haben hier auf 45 qm eine Art Mini 3-Zimmer Wohnung. Das klappt mit den Zonen und räumlicher Trennung gut. Eine 1-Zimmer-Wohnung, wie z.B. ein Wohnwagon, hätte ich mir nie vorstellen können, auch für mich alleine nicht. So ist das Raumgefühl recht groß.
      Interessant finde ich, dass früher in den 50ern, 60ern der Platzbedarf pro Kopf auch so um die 15 (?) qm war. Ging also … Heute sind es wohl ca. 40 oder sogar noch mehr.
      Viele Grüße,
      Stefanie

      1. Der Platzbedarf hat sich in der Tat sehr verändert. Meine Wohnung (Wohnküche und Wohn-/Schlafraum, knapp 42qm mit Balkon) war ursprünglich mal für eine ganze Familie gedacht. Als Fortschritt, weil dann nicht mehr alle in einem Raum (der Wohnküche leben), sondern sogar ein 2. Raum zum Schlafen da ist… Tja…
        Hätte ich nach Vorstellung der Möbelhäuser eingerichtet, hätte ich – für mich alleine – mindestens einen weiteren Raum gebraucht.

        1. Wobei sich auch die Bedürfnisse verändert haben. Zum Beispiel arbeiten von zu Hause aus. Aber generell gebe ich dir recht, und die Möbelhäuser können natürlich mehr anbieten, wenn die Wohnungen größer sind.

          1. und früher waren dann auch bei weitem nicht so viele Autos auf der Straße. Für Kinder war es viel einfacher, draußen zu spielen. – Ich bin schon auch froh, dass ich so extrem eng wie damals heute nicht wohnen muss. Das meine Küche in etwa doppelt so groß ist, wie ich sie eigentlich brauche, ordne ich mal als mein persönliches Luxusproblem ein. 😉

          2. Stimmt. Wir wohnen zwar weit draußen, aber ich wundere mich immer wieder, so wenig Kinder hier und in den umliegenden Dörfern auf der Straße zu sehen. Liegt hier aber glaube ich eher daran, dass die Kinderzimmer auch großzügig sind und es vielleicht verführerischer ist, drin zu bleiben. Bei uns gibt es zum Glück wenig Autos und ich genieße es total, meinem Sohn entspannt zusehen zu können, wie er da das Fahrradfahren lernt oder mit dem Laufrad Spaß hat.
            Wow, eine doppelt so große Küche, das sagen wahrscheinlich wenige! 😉

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