Das digitale 33-Tage-Experiment – Teil 4: Gerätetausch

Wie im letzten Beitrag bereits erwähnt, stand bereits die Überlegung im Raum, mein iPad aus dem Jahr 2020 gegen einen gebrauchten Laptop zu tauschen. Inzwischen habe ich es gewagt:

Alte, statt neue Technik

Es klingt schon ein wenig verrückt, wenn ich sage, dass ich tatsächlich ein 2 Jahre altes iPad Pro gegen einen 10 Jahre alten Laptop ausgetauscht habe, aber es ist so. Das iPad habe ich vor 2 Jahren günstig kaufen und jetzt sehr gut wieder verkaufen können. Es bleibt unterm Strich noch einiges an Geld übrig. Davon werde ich mir u.a. ein zweites Paar Barfuss-Schuhe für den Winter gönnen, Rücklagen für die Heizkosten können ja auch nicht schaden. Hier ein Foto, auf dem auch zu sehen ist, dass das Macbook vor 10 Jahren auf den Markt kam.

MacBook Pro 13 Zoll von Mitte 2012

Es ergab sich im privaten Umfeld zufällig, dass ich jemandem dieses Gerät abkaufen konnte. Es gibt sogar noch einige Monate Restgewährleistung vom Gebrauchthändler, wo dieses Gerät im Frühjahr 2022 gekauft wurde. Entsprechend vorher ist dieses Laptop vorher technisch überprüft worden, Sicherheit-Updates gibts auch noch.

Das gesamte Software-Design ist im Vergleich zum iPad natürlich Old-School, aber das war ja genau mein Ziel. Ich wollte mehr Ruhe, weniger bunt-animierendes Geblinke. Der Bildschirm ist angenehmer, irgendwie weicher und trotzdem klar, aber eben nicht stechend scharf. Die Passwörter muss ich nun per Hand eingeben, statt Face-ID – ich finde es super. Face-ID ist bequem, aber ich hatte irgendwann selbst die einfachsten Passwörter vergessen. Sowas ist dann doch schräg.

Online-Zeiten

Meine Online-Zeiten gingen durch den Gerätewechsel natürlich erstmal durch die Decke. Ich benötigte einige Infos, einige Software etc. etc.. Sowas dauert einfach. Nun läuft alles. Die Bildschirmzeit habe ich deaktiviert. Beim Laptop werden auch die Zeiten aufgezeichnet, wo der Browser zwar im Hintergrund geöffnet (bzw. nicht vollständig geschlossen ist), aber überhaupt nicht genutzt wird. Eine Funktion wie die Bildschirmzeit ist ja kein Selbstzweck. Genau genommen benötige ich diese Zeiterfassung auch nicht mehr – sonderlich komfortabel ist sie ohnehin nicht. Warum sollte auch ein Hersteller von Hard- und Software ernsthaftes Interesse daran haben, dass die Kunden diese Hard- und Software wenig nutzen? Sowas wäre schlecht fürs Geschäft. Aber als Starthilfe war die Bildschirmzeit schon brauchbar. In den „Online-Daddel-Modus“ bin ich zum Glück nicht wieder geraten. Inzwischen bemerke ich auch recht früh, wann der Moment ist, wo ich genau da wieder hinein geraten könnte – dadurch kann ich natürlich gut gegensteuern und die Kiste einfach ausstellen. Abends irgendwann gegen ca. 20 Uhr habe ich meistens automatisch das Bedürfnis, die digitalen Geräte auszuschalten und meine Ruhe zu genießen.

Meine jetzige Lösung hat natürlich etwas von digitaler Steinzeit und ist ein wenig übertrieben formuliert, eine komfortable Schreibmaschine mit Internetanschluss. Die meisten Menschen verstehen unter digitalem Minimalismus natürlich was ganz anderes. Aber ich finde es so sehr viel angenehmer. Das Smartphone ist zudem noch recht aktuell (es ist von 2020), gleichzeitig ist das Display mit 4,7 Zoll klein genug, dass ich nicht das Bedürfnis habe, ständig darin herum zu klicken. Beides lässt sich sogar noch gut miteinander synchronisieren.

Weitere digitale Experimente

Aktuell probiere ich aus, wie ich mit Nachrichten/News und Videos umgehe. So ganz klar ist es mir aktuell noch nicht, daher experimentiere ich da erstmal noch ein wenig weiter. Genau das möchte ich auch so haben. Statt Fertiglösungen, starrer Regelungen, mal bewusster ausprobieren und erspüren, was mir gut – auch so etwas ist Alltagsachtsamkeit, zumindestens gestalte ich es so. Schließlich geht es nicht vorrangig um die Digitalgeräte, sondern um mich und wie ich passende Lösungen für mich entwickle.

 

10 thoughts on “Das digitale 33-Tage-Experiment – Teil 4: Gerätetausch

  1. Zwei Gedanken: ich bräuchte kein tv-Gerät. Mein Partner schon. Bei mir läuft viel das Radio. Zu viel, wie ich festgestellt habe. Obwohl die Reizüberflutung da wesentlich geringer, ist auch hier die Menge das Gift. ich habe mich bei meinen einstigen Nachbarn in der Wohnung immer sehr wohl gefühlt. Irgendwann fiel mir auf, dass bei denen kein Gerät lief. Die schalteteten ein wenn sie was hören oder sehen wollten – und vor allem wieder aus!

    „Früher“ wurde oft erzählt, dass die Eingeborenen, heute nennt man sie die indigenen Völker, nicht fotografiert werden wollten. Weil sie um ihre Seele fürchteten. Nahm ich halt zur Kenntnis. Da hab ich heut einen ganz anderen Blickwinkel drauf. Mal abgesehen davon, dass es verletzend ist, Menschen zu fotografieren, die das nicht wollen oder sogar füchten. „Why are you only happy in front of a camera?“

    1. Jemand fotografieren, wenn diese Person es nicht will: Ich finde das geht gar nicht. Nur vor der Kamera glücklich: Da ist jemand entweder „Rampensau“, erfolgreiches Top-Model oder hat vielleicht einen gut laufenden Instagram-Account? 😅 Oder hat am Ende ein Problem mit seinem sonstigen Leben? Das wäre schade und traurig.

  2. Für die Nachrichten habe ich auch meinem Küchenradio einen Sender, der in seinen Nachrichten erst überregionale und dann regionale Nachrichten bringt, wie z.B. „Totalausfall S-Bahn wegen abgerissener Oberleitung“. Die höre ich ein bis zweimal am Tag ab und fühle mich damit ausreichend über alles aktuelle informiert, ohne überlastet zu sein. Bildnachrichten wie im Fernsehen vertrage ich schlecht. Jetzt ist Radio nichts für dich, aber es gibt Nachrichtensender, die ihre Nachrichten für Hörgeschädigte oder in lesbarer Form im Internet anbieten. Vielleicht wäre das etwas für dich.

    1. Ja in der Tat eine gute Idee. Ich habe entdeckt, dass der Deutschlandfunk Textnachrichten hat, bei denen man die Bilder ausschalten kann. 😀

  3. Spannend liebe Gabi. Ich mag Deine „Fluidität“ in allen Lebensbereichen!
    Ich werde mir nun ein Tablet zulegen. Das hat ganz andere Gründe: ich habe vom Arbeitgeber einen Laptop und den nutze ich auch privat. Das ist nicht explizit verboten aber ganz in Ordnung find ich es nicht. Zumal ich aus Nachhaltigkeitsgründen und auch aus Kostengründen bislang jenseits meines Smartphones kein weiteres Gerät besitze. Bei mir wird das Tablet dann zwar nicht weniger genutzt von der Zeit, aber es ist doch eine Form des Minimalismus – Reduzierung des (immer wiederkehrenden) Gedankens, ob das nun ok ist oder nicht 🙂

    1. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du die beruflichen Geräte nicht dauerhaft privat nutzen willst – selbst wenn das möglich ist. Entscheidender als die Frage, welches Gerät man nutzt, ist die Person, die vor dem Gerät sitzt 😉 .

      Ansonsten: Panta rhei – alles fließt, ums mal mit Heraklit zu sagen. Die minimalistische Kunst und Herausforderung ist, kurzfristige Wünsche von wirklichen Bedürfnissen zu unterscheiden.

  4. Hallo Gabi,

    „back to the roots“. Vielleicht schwappt der Nichtbedarf an überladenen Funktionen irgendwann bei den großen Betriebssystemherstellern über. Linux war immer schon minimalistisch. Was nützen einem die neuen Funktionen wenn man sie nicht braucht. Immer mehr, immer bunter, immer mehr Bedarf auf dem Bildschirm.

    Wie bei Dingen denke ich, dass das Loslassen der Geräte, und die Dauer der Benutzung sich ankündigt. Wenn es machbar ist, dann funktioniert es. Wenn es nicht machbar ist, dann muss man die Nutzung weiter reduzieren oder kanalisieren. Dummes Klicken ist das, was die Industrie möchte. Nicht mit uns !

    1. Hallo Thorsten, ich bin ja durchaus ein digital interessierter Mensch, ich genieße die Vorteile. Aber wenn diese ganze Updates irgendwann Ka(..)dates sind, macht es keinen Sinn. Die letzte wirkliche positive Weiterentwicklung bei z.B. Textverarbeitungen war für mich, als das Betriebssystem erlaubte, Dateien mit mehr als 8 Buchstaben zu speichern – das war irgendwann in den 90-gern.

      1. Mein Tablet ist ja hinten Kaputt ( Scherben, scharf, Kamera ). Irgendwann muss ich es entweder reparieren lassen oder es abgeben. Es hat aber einen Superbildschirm, der zum Glotzen auffordert.

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