Ukraine – 6 Tipps und ein Wunsch

Seit Tagen schon sind wir mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert. Ich finde diese Eskalation der Gewalt schrecklich, wie die meisten Menschen habe auch ich Sorge und Angst vor weiteren Eskalationen. Mir gehen auch einige der Menschen durch den Kopf, die vor ein paar Jahren erst vor dem Krieg in ihrem Land, hier nach Deutschland geflüchtet sind. Gerade waren sie dabei, nach diesen traumatischen Erlebnissen etwas Ruhe zu finden, so etwas wie einen Alltagsablauf hinzubekommen.

Die politische Situation lasse ich hier an dieser Stelle mal außen vor. Es gibt genügend Stellen in Medien und Internet, wo hierüber gesprochen und informiert wird. Ich möchte einen anderen Aspekt an dieser Stelle herausgreifen:

Wie können wir mit dieser Situation umgehen?

Was tun mit der Sorge, der Angst, der Unsicherheit? Wie können wir trotz allem auch in den schwierigen Momenten immer wieder zu mehr innerer Balance finden? Dazu ein paar unvollständige Gedanken:

Hilfreich fand ich besonders ein Interview mit Prof. Dr. Pittig zum Thema Angst: Aktiv entgegenwirken“ Ukraine-Krieg: Wie gehen wir mit unserer Angst um?

Aus diesem Interview vorab die folgenden Ausschnitte, die bereits darauf hindeuten, wie wir mit der aktuellen Situation umgehen können:

Was mit uns passiert, wenn wir Angst haben?

„Wenn wir Angst haben, scannt unser Informationsverarbeitungssystem permanent die Umgebung nach Bedrohungen. Wir suchen nach Inhalten, die uns helfen, den Grad der Bedrohung einzuordnen. Das Gehirn verarbeitet grundsätzlich Informationen über Gefahren schneller. Das ist eigentlich ein sinnvoller Mechanismus. Bei der Flut an Bildern, die wir aktuell über die sozialen Medien erfahren, können wir allerdings in eine Art Teufelskreis kommen: Wir suchen immer mehr Informationen, die unsere Angst weiter befeuern.“

Aus dem Teufelskreis raus kommen:

„Die direkte Situation können wir nicht ungeschehen machen, so sehr wir es auch wünschen. Wir können jedoch beeinflussen, wie wir mit unseren Ängsten umgehen.“ (Prof. P. Pittig)

 

Ein paar konkrete und praktische Ideen dazu:

1. Informieren ja – aber gezielt, bewusst und nicht im Übermaß

Immer wieder bin ich bei meinen Recherchen zum Thema auf die Empfehlung gestoßen, die Informationen zu begrenzen, sich insbesondere auch beim Scrollen durch die Sozialen Netzwerke nicht völlig überfluten zu lassen. Wird wirklich informiert? Wird vorrangig die Stimmung angeheizt? Oder geht es um Clickbaiting? Es hilft niemandem, wenn es uns schlecht geht, weil wir uns mit der Fülle von Informationen, Bildern und Eindrücken selbst überfluten.

Es ist gut, wenn man schaut, „wie man selber tickt.“ Ich selbst komme beispielsweise mit gelesenen Inhalten aktuell sehr viel besser klar, als wenn ich mir Filme und Videos, also bewegte Bilder anschaue. Auch die vielen Sondersendungen, die endlosen Talk- und Diskussionsrunden erspare ich mir. Sie wühlen mich auf, ich bin aber anschließend nicht besser informiert.

Eine wichtige Frage dazu: Wo und in welchem Umfang informiere ich mich – oder eben auch nicht? Dazu zwei Links:

2. Aktiv werden anstatt in eine passive Lähmung zu verfallen:

Es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten vor Ort selbst aktiv zu werden. Einfach mal umhören oder bei Hilfsorganisationen nachfragen, ob man irgendwo helfen kann.

 

3. Bewegen bringt Segen:

Der persönliche Stresslevel lässt sich auch gut durch körperliche Bewegung runterfahren. Im Bild gesprochen, kann man auch die persönlichen Sorgen, Ängste und Anspannungen an die Hand nehmen und mit ihnen mal einen langen Spaziergang, eine Joggingrunde oder Radtour unternehmen – so lange, bis sich die körperliche und psychische Anspannung reduziert und der Kopf wieder freier wird.

4. Ablenken:

Ja, auch das darf mal sein. Wenn der Himmel blau ist und die Sonne scheint, dürfen wir das durchaus registrieren und schön finden.

5. Miteinander:

Miteinander reden, etwas unternehmen, fröhlich oder traurig sein oder einfach nur beisammen sitzen. Gegenseitige Unterstützung ist wunderbar und tut gut.

6. Alltagsroutinen:

Gerade abends, aber auch im Tagesverlauf kann es hilfreich sein, immer wieder zu gewohnten Routinen zurück zu finden. Das ist etwas, was wir beeinflussen und kontrollieren können. So schaffen wir einen vertrauten Rahmen, der uns hilft, zur Ruhe zu kommen.

 

Mein besonderer Wunsch: Vergesst die Kinder nicht!

Seit über 4 Jahrzehnten arbeite ich nun schon mit und für Kinder. Kinder brauchen unsere besondere Hilfe und Unterstützung. Ihr Leben war in den letzten beiden Jahren schon mehr als genug aus den Angeln gehoben und oft waren sie so mutig, so stark und hoffnungsfroh. Mich macht das trotzdem oft sehr traurig, weil ich weiß, dass viele Kinder viel bessere Bedingungen brauchen, als das, was sie derzeit bekommen.

Kinder brauchen gerade jetzt so viel Alltagsnormalität wie möglich. Werft die Kinder nicht mit Konsum zu, sondern nehmt euch Zeit, hört zu, interessiert euch. Natürlich kann man Kindern auch keine falsche Phantasiewelt vorspielen. Kinder spüren die Sorgen und Ängste der Erwachsenen in der Regel sehr genau. Daher hier drei Links zur Information. Natürlich ist immer ganz individuell und im Einzelfall zu schauen, was und wieviel Information für ein Kind jeweils sinnvoll ist oder auch nicht.

16 thoughts on “Ukraine – 6 Tipps und ein Wunsch

  1. Hallo Gabi,

    Ich war länger nicht auf Deiner Seite, wollte sehen, was die Menschen hier
    zu dem grausamen Ukraine-Krieg schreiben.

    Bin eigentlich kein so ängstlicher Mensch, doch diese grausame Situation lässt einen erstarren,
    ich denke täglich daran, wenn der irre Putin wegen „Nichterfolg“ wie ein jähzorniges Kind
    die Atombomben startet, auch gegen den Westen, weil wir weiter Waffen liefern und Sanktionen verhängen,.. dann werden wir alle den dritten Weltkrieg erfahren, der alles vernichtet, was auf unserem schönen blauen Planeten existiert,…da die Nato mit gleichem antwortet.!

    Schon länger habe ich zwei Dinge vor, doch jeden Tag zweifle ich, ob es überhaupt noch Sinn macht, irgendwas zu beginnen, wenn der irre Russe den 3. Weltkrieg auslöst,..?
    man hat Hemmungen, sich etwas zu beginnen.
    Ich spüre Hemmungen, mir ein geeignetes Rennrad aufzubauen für Radmarathons.

    In meinen jungen Jahren war ich in der Kampfkunst, hätte ich heute noch die Kampfroutine, würde ich Putin zum öffentlichen Kampf herausfordern
    im Gegenzug für sofortigen Frieden, seine Abdankung und nach den-Haag vors Kriegsgericht, sein ganzes vermögen müsse an die Ukraine gehen.

    lGr. Stefan

    1. Hallo Stefan, es ist in der Tat im Moment nicht einfach, die Nerven zu behalten – aber um so wichtiger. Und vielleicht ist es gerade jetzt wichtig, einfach etwas ganz normales zu machen.

  2. Danke! Unsere Politik ist nicht unschuldig daran. Man hatte den Diktator mit Gaslieferungen groß gemacht. Mio und Mrd flossen. Nun, huch?

    Ja, es war kurzfristig eine Spendenaktion. Da stehen Mitarbeiter von der Stadt oder Senioren da und sammeln, verteilen usw. Es sind die Kinder.

    Sie tun viel . Es werden Leute gesucht, um ein französisch oder ungarisch sprechendes Kind mit Deutsch zu helfen. Ja, ich habe keine Kinder. Gerade ein Testament geschrieben, es soll an eine Bürgerstiftung gehen. Ich weiß, sie brauchen JETZT. Aber ich hab keine Lust, daß mein Vermögen irgendwo aus dem Fenster geworfen wird, wenn ich es nicht mehr brauche. So!

  3. Danke Gabi für diesen Beitrag!
    Ich finde es zunehmend nervig, dass über jedes Ereignis im Liveticker berichtet wird und zusätzlich jeder, der nicht schnell genug weg ist, vor irgendein Mikrofon gezerrt wird.
    Ja, der Krieg ist furchtbar! Das Menschen fliehen müssen, ist furchtbar! Dass Hilfe benötigt wird und dass geholfen wird ist prima! Aber diese Informationsflut 24/7 macht einen kirre.
    Erst war es Corona 24/7, jetzt hat man ein neues Thema 24/7. Ich mache schon gar kein Radio mehr an, weil ich es nicht mehr hören kann.
    Ich lese ein Mal am Tag Nachrichten. Das reicht.

    Übrigens: Ja, wir haben gestern auch gespendet. Unsere Spende ging an das THW, die nicht nur den neuen Flüchtlingen Infrastruktur, Essen und Notunterkünften helfen, sondern immer einspringen wenn irgendwo in Deutschland Not an Mann ist.

    Liebe Grüße, Sibylle

    1. Mir fällt das Wort „Erregungsstarre“ dazu ein: Ständig unter Strom, aber das verändert und bewirkt nichts (außer, dass man selbst kirre wird). Durch Informationsflut wird wirklich nichts besser. Minimalismus im Sinne eines gezielten Auswählens finde ich wirklich wichtig, um selbst überhaupt handlungsfähig zu bleiben – und das hat wirklich nichts mit mangelnder Anteilnahme oder irgendwelcher Verdrängung zutun – im Gegenteil.

  4. Zu mein besonderer Wunsch: Um Kinder groß zu ziehen braucht man Geld. Um Kinder glücklich zu machen, braucht man Liebe und Fantasie. Diese Sätze fielen mir ein als ich einmal eine junge Mutter mit Kinderwagen sah. Als sie an eine lange Schräge kam, fing sie an zu laufen und schaukelte dabei ordentlich den Kinderwagen. Das Gelächter von Mutter und Kind zeigte deutlich, was für einen Spaß beide hatten. Offenbar war es nicht das erste Mal, das die beiden diese „Karussellfahrt“ machten.

  5. Guten Sonntag,

    ein sehr wichtiger und guter Beitrag! Mich treiben so viele Gedanken um seit diesem schrecklichen Donnerstag. U.a.:

    – emotinale Berichterstattung rund um die Uhr lindern die Not der Menschen nicht,
    – bin bereit, zu spenden. habe dies u.a. bei der Oder-Flut in den 1990ern getan. mit dem Ergebnis, dass ich dann jährlich Werbegeschenke bekam. bis gefühlt meine Spende dafür aufgbraucht war. seitdem versuche ich, dahin zu spenden, wo es kurze, direkte Wege gibt. Bsp. hier vor Ort „Restaurant des Herzens“ (vergleichbar mit den Tafeln) -> hilft den Ukrainern nicht
    – wir zahlen alle Steuern. Sprit, Energie, Lebensmittel … werden teurer. ist es nicht auch die Aufgabe des Staates, damit das richtige zu tun? Bitte jetzt keine Diskussion darüber, ob der Staat das tut. Bringt an dieser Stelle nichts. Es entbindet mich auch nicht von meiner Pflicht als Mit-Mensch! Aber ehrlich zu sein, seine Abgaben zu entrichten, ist doch auch ein Beitrag, oder nicht?

    1. Stefan Bröckling vom Tiernotruf Düsseldorf fährt am Donnerstag hin und rettet Hunde und Katzen mit einem Tierheim, Andrea. Da kommt jeder Euro an.

      Wer die Tage an Bahnhöfen unterwegs ist, einfach mehr Essen einpacken und verschenken. Bananen, Müsliriegel. Alles, was man in die Jackentasche stecken kann und nicht sofort essen muss. Meine Tochter hat auch gerade ihres verschenkt und sich mit Kindern auf der Flucht unterhalten und sie noch kurz mit ihrer Mutter in Köln begleitet. Nicht die völlig übermüdeten Leute stehen lassen in der neuen Stadt. Sie kamen aus Berlin und waren schon drei Tage unterwegs. Das finde ich wichtig. Die paar Minuten hat man ja.

      1. Ich finde, das ist wirklich eine sehr praktische Lösung und super Idee, wie man ganz konkret unterstützen kann

        1. klasse! Ich weiß zwar nicht, ob hier in Erfurt welche ankommen. Aber ein paar Müsli-Riegel in der Tasche sind nun wirklich kein Problem! Und wenn ein Obdachloser, gleich welcher Nation, Hunger hat … Wir sind alle Kinder dieser Welt. Um jeden ist und wäre es schade. Auch um Russen. Bleibt alle so wie Ihr seid!

    2. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, zahlen bei uns die mittleren Einkommen die meisten Steuern – aber das nur so nebenbei. Wir sind alle in so unterschiedlichen Lebensituationen, dass ohnehin jede/r immer jeweils möglichst ehrlich schauen muss, was und wieviel geht.
      Vielleicht ist ja auch hier oder da eine persönliche Neuorientierung: Muss es das neueste Smartphone, der x-te Streamingkanal, etc. etc. etc. sein oder kann ich genau das einfach mal lassen und mit Zeit und Geld etwas sinnvolleres anfangen?

      1. Der Gedanke kam mir auch schon. Wenn jetzt alles teurer wird, KANN mensch sich einfach nicht mehr jeden Schnick-Schnack leisten. Für mich (fast) kein Problem. Schlimm nur, dass ein Krieg dafür die Ursache bildet. „By design“ wie N. Peach das nennt hätte mir besser gefallen.
        Und klar, zum Steuerhinterziehen oder Tricksen fehlen mir die Möglichkeiten.

        1. Wirklich Wichtiges, statt Schick-Schnack – das wäre wieder das Kernthema des Minimalismus: Konzentration auf das Wesentliche!

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