Ein paar Ideen gegen den Corona-Koller

Immer noch ist alles anders. Nun sind wir mitten in der zweiten Coronawelle. Auch ich bin manchmal bis zum Anschlag genervt. Auch ich hätte gerne etwas mehr Normalität. Trotzdem können wir alle etwas konstruktiv dafür tun, nicht in einen Corona-Koller zu verfallen. Davon wird es nämlich auch nicht besser. Ein hilfreiches Motto finde ich stattdessen: „Wenn sowieso alles anders ist, dann machen wir einfach was daraus.“ – Ein paar Ideen dazu:

Erlebe die Vielfalt des Augenblicks vor der eigenen Haustür

Ein nahe gelegener Wald, der nächste Stadtpark, der übernächste Stadtteil. Es gibt viele Orte, durch die wir üblicherweise eher achtlos hindurch eilen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Wenn Party oder Urlaub ausfällt, dann ist das freie Zeit, die du prima für viele kleine Erlebnisse und Achtsamkeitsübungen vor der eigenen Haustür nutzen kannst. Erlebe daher bewusst die Vielfalt des Augenblicks:

Entdecke diese Vielfalt genau da, wo du sie im normalen Tagesablauf üblicherweise übersiehst. Das kann sogar immer der gleiche Weg oder der gleiche Straßenzug sein. Sei aufmerksam und versuche, immer was Neues zu entdecken – je nach Tageszeit, Wetter- und Stimmungslage. Was hörst, siehst, riechst, fühlst du? Was fällt dir auf? Achtsamkeit heißt, jeden Moment neu zu entdecken, genau so, wie er hier und jetzt gerade ist. Entdecke die Sonnenstrahlen, Regentropfen, grauen Wände und bunten Bäume so, als hättest du sie noch nie gesehen!

Nutze die Zeit

Falls du mehr Zeit hast, als dir eigentlich lieb ist: Mach das, für was du bislang nie Zeit hattest. Endlich die Fotos durchsortieren, die Papierberge abarbeiten und auch in der letzten Ecke Platz zu schaffen, um sich wohler zu fühlen. Vielleicht wolltest du schon lange mal wieder Musik machen, in Ruhe lesen, filmen oder fotografieren. Vielleicht ist jetzt genau die richtige Zeit, eine neue Sprache zu lernen. Es gibt für so viele Aktivitäten und Interessen unterschiedliche Onlinekurse, Videoanleitungen, Bücher und somit keinen Grund, nicht jetzt und sofort zu beginnen.

Verschenke ein Lächeln

Verschenke einfach öfter mal ein Lächeln und ein bisschen Freundlichkeit. Das können wir gerade alle gut gebrauchen und ein Lächeln erkennt man auch hinter einer Atemmaske. Also warum sollten wir uns nicht gegenseitig mit einem Lächeln und Freundlichkeit beschenken? Damit können wir durchaus ein wenig verschwenderischer umgehen – nicht nur in dieser Zeit. Vielleicht hast du sogar noch ein besonderes Lächeln für die Menschen übrig, die gerade bis zum Anschlag arbeiten, überlastet, krank oder einfach traurig sind.

Verschenke Zeit

Schenke deinen Kindern oder Enkeln nicht das x.te neue Spielzeug, sondern schenke ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. Man kann derzeit so schön durch das raschelnde Laub streifen. Vielleicht sogar mal wieder einen Drachen für den nächsten kräftigen Herbstwind basteln, Bücher vorlesen, gemeinsam einen Kuchen backen oder eine Runde ‚Mensch ärgere dich nicht‘ spielen. Kinder sind wunderbare Hier-und-Jetzt-Künstler. Lass dich von ihnen inspirieren und genießt eure gemeinsame Zeit.

Sei freundlich zu dir selbst

Tue auch dir selbst etwas Gutes. Gehe sorgsam und freundlich mit dir selbst um. Dazu musst du nicht einmal Geld ausgeben. Genieße die Natur, genieße deine warme Wohnung, das leckere Essen, das Gespräch mit einem Freund. Richte deine inneren Antennen neu aus und gestalte die alltäglichen Dinge zu einem besonderen Erlebnis deiner Selbstfürsorge.

Das Besondere im Alltäglichen

Das Besondere im Alltäglichen zu entdecken ist auch für mich eine wunderbare Achtsamkeitsübung gegen den Corona-Koller. Ich genieße momentan besonders den bunten Herbstwald. Bäume sind für mich etwas phantastisches und jetzt sind sie besonders farbenprächtig. Gehe ich durch einen Laubwald, fühle ich mich manchmal wie mitten auf einer angenehmen Party mit netten Freunden. Die Blätter der Bäume rauschen ihr Lied im Wind und ich raschle beim Durchstreifen des Laubes ein wenig den Takt dazu. Ein wunderbares Geschenk und Schauspiel der Natur, mitten im Ruhrgebiet, mitten in Dortmund, mitten in der Coronazeit und gerade mal 3 U-Bahn-Haltestellen von meiner Haustür entfernt.

Bunter Herbstwald

Fußweg mit Bäumen in grünen, gelbe und roten Farben

30 thoughts on “Ein paar Ideen gegen den Corona-Koller

  1. Wie geht ihr mit der Kontaktlosigkeit um? Mir macht die körperliche Distanz zu schaffen. Ich träume inzwischen davon, jemandem die Hand zur Begrüßung zu schütteln. Ich möchte mit einem Kollegen vor einem Bildschirm zu sitzen, um ein Problem zu erörtern, was jetzt per Telefon erledigt wird. Oder mit den Kollegen in die Kantine gehen. Auch mit Freunden kann ich nur noch telefoniere, weil etliche zur Risiko- oder Hochrisikogruppe gehören.
    Mir ist aufgefallen, dass ich mir zwei kuschelweiche Pullover gekauft habe, damit die mich wenigstens streicheln. Hat jemand bessere Ideen?

  2. fühle mich machtlos, ohnmächtig. Corona ist eine ernste Sache – zweifelsfrei! – aber nicht das einzige Problem! ich denke an all die verzweifelten Menschen, deren Existenz den Bach runter geht. Die einen Hygine-Plan erstellt haben, ggf. darin investiert haben und am Ende gar keine Chance hatten.

    und noch was: jede Woche nennt man neue „Schuldige“: erst waren es die feiernden Jugendlichen. Sicher, solche gab es. Aber eben nicht DIE Jugendlichen.

    Dann Familie und Kollegen. „Da, wo man sich sicher fühlt…“. Hier wird nicht unterschieden zwischen einer Hochzeit mit mehreren hundert Menschen und einem Besuch bei der Mutteroder anderen Verwandten. Bei dem man schon auf „shake handes“ und Umarmung verzichtet.

    Jetzt sind es die Heimkehrer aus sog. Risikogebieten. Schwierig, wenn eine Region über Nacht quasi zum Risikogebiet erklärt wird. Und, wer gab denn im Sommer nahezu ungehemmt den Massen-Tourismus frei?

    Und noch was: Konsum erlaubt. Bzw. erwünscht. Die Läden bleiben auf. Aber mein kleines Fitness-Studio nicht. Also, für die Gesundheit darf ich nichts tun – aber shoppen. Ich träum schon nachts davon. Auch wenn ich selber sogar noch arbeiten darf!!!

    1. Manchmal ist es ja auch so wunderbar einfach, den Schuldigen mal hier und mal da zu suchen. Das bringt wenig. Diese Corona-Situation ist völlig neu, sie ist anders und bringt vieles durcheinander. Den angemessenen Umgang damit müssen wir letztlich alle erstmal lernen. Mich hat es dann aber zwischenzeitlich schon auch gewundert, warum da Regeln beschlossen werden, wenn nicht ausreichend Personal da ist, um auch einfach regelmäßiger die Einhaltung zu kontrollieren. Das passiert z.T. erst jetzt.

      1. na ja, letztlich müssen wir lernen MIT der Pandemie zu leben. Das geht nicht einfach so vorbei. Den Menschen permanent Angst zu machen halte ich nicht für den besten Weg; Respekt und Vorsicht – unbedingt! Diese Panikmache jedoch versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Und es entzweit die Menschen. Das finde ich gefährlich!

        Ich frage mich, wo das noch hinführen soll. Grübele darüber, wie es vor 100, 90 Jahren war. Vergleiche dieser Art hinken immer, Parallelen sehe ich dennoch.

        1. Irgendwo hörte ich mal den Satz „Wir leben in einer Erregungsgesellschaft.“ Mit dramatischen Schlagzeilen lassen sich hohe Klickzahlen erreichen. Hohe Follower-Zahlen auf Social-Media sind in, man hat Aufmerksamkeit und erregt Aufmerksamkeit.

          Die eine Frage ist: Wie gehen wir mit dem Erreger um?
          Die andere Frage: Wie grenzen wir uns besser von der Erregung ab?

    1. Ich hätte gerade Lust, die Tassen im übertragenen Sinn fliegen zu lassen. Zur Zeit gehen gerade die Kinder und Jugendlichen den Bach runter, die die meiste Unterstützung brauchen. Man kann kaum dagegen anarbeiten. ?

      1. Meine Kinder lernen in der Schule nicht mehr so viel ist mein Eindruck, die Hälfte der Stunden fällt aus , weil die Lehrer sich krank schreiben lassen. Ohne Vorwarnung, die gehen zur Schule und haben lauter Freistunden 🙁

        1. Nicht wenige Kinder haben auch kimmer noch keine digitale Austattung Zuhause. Es gibt maximal ein Handy, kein Laptop, kein PC. Hausaufgaben werden z.T. per Post versand, wenn Homeschooling angesagt ist. Und wenn dann Eltern, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage sind zu unterstützen, siehts tragisch aus. Viele Ämter sind nur per Email erreichbar, Beantwortung dauert ewig, also kann man auch nicht eben was beantragen.

          1. Ich habe zwei Laptops an die Schule gespendet. Das ist verboten , weil die Schule nichts annehmen darf, also geht es über einen Verein. Die Technikfeindlickeit der Lehrer ist vorhanden . Wie viel wird vorgeschoben , um die Minderheit, die keinen Zugang hat einzubeziehen. Es leidet die Masse, die Zugang hat, die Minderheit lernt so oder so nichts denke ich manchmal. Informatik immer nich kein Pflichtfach, aber Goethes Faust und sozialkritisch aufgeblasene Literatur, Hausaufgaben gibt es als Kopien auf Zettel !? Und das 2020 ?Es ist unglaublich rückständig, in 40 Jahren keine Verbesserung, sondern Technikboykott der Lehrer. Ich bin so wütend.

          2. @ Thorsten: Dass man als Eltern schulpflichtiger Kinder derzeit oft total sauer ist, ist mehr als nachvollziehbar. Man macht sich Sorgen um die Bildung der eigenen Kinder, die man da gerade den Bach runter gehen sieht.
            Es hakt an Ausstattung und besseren Konzepten, sowie der heutigen Zeit angemessenen Lehrpläne. Ist das vorhanden, wird es auch umgesetzt (werden müssen) – dann auch von denen, die die nötige Technik bislang nicht haben oder wollen. Zumindestens hier in NRW tut sich da langsam was, aber wann ist das dann auch in der allerletzten Dorfschule ohne Internetanschluss angekommen…?
            Man muss nicht mal alles neu erfinden. Einige Eltern berichteten mir begeistert von Nachhilfe- und Lernportalen im Internet: Multimedial aufbereiteter Schulstoff von der 1. bis zur 13. Klasse und endlich hätte Sohn oder Tochter auch Mathe und deutsche Grammatik verstanden.

  3. Ich bin seit 14 Jahren erwerbsunfähig in Rente. Einen „Koller“ hatte ich nicht mal im Frühling, denn für mich hat sich nie wirklich viel geändert. Ich werkele im Haushalt herum, ich lese leidenschaftlich gern… Nur die momentane Entwicklung macht mir Angst, zumal ich Risikopatientin bin. Keine Ahnung, wohin uns das führt, wenn die Zahlen weiterhin so extrem ansteigen!
    LG Andrea

    1. Genau die Risikogruppen sind ja u.a.der Grund warum man aufpassen sollte, da Impfstoff noch nicht verfügbar und auch Medikamentierung auch noch nicht wirklich gut.

  4. Coronamässig schwanke ich immer wieder zwischen Angst und Trotz. Da hilft die Natur tatsächlich einen wieder runterzuholen und den Puls gleichmässig schlagen zu lassen. Leider habe ich keinen Wald in der Nähe, aber einen schönen Park. Und was mich besonders „berauscht“: Ich bin vor 3 Monaten umgezogen in eine Wohnung im 2. Stock mit einem unglaublichen Weitblick und Horizont. In dieser Zeit habe ich spektakuläre Sonnenauf- und untergänge, Regenbogen, Wetterleuchten und Wolkenformationen erleben dürfen wie noch nie zuvor. Das geniesse ich total und es erfreut mein Herz. Gottseidank lässt sich die Natur durch keinen Virus abhalten. In dem Sinne, bleibt alle schön gesund ??

    1. Mit der Aussicht weiß ich, was du meist. Das ist wirklich etwas wunderbares. Ich hatte auch mal so eine Wohnung, bei mir war es beim Blick aus dem Fenster der Morgennebel, der aus den Wiesen stieg – traumhaft.

  5. Hallo Gabi,

    vielen Dank für die Verlinkung!

    „Wenn sowieso alles anders ist, dann machen wir einfach was daraus.“ – Das finde ich als Motto toll. Ich würde es sogar noch etwas anpassen und sagen, „[…], dann machen wir das doch auch!“

    Die Vorschläge finde ich sehr inspirierend. Wie gut mir Waldbaden tut, durfte ich gestern erst wieder erfahren, als ich mich umgeben von all dem bunten Laub ganz nüchtern berauscht gefühlt habe. So breit gegrinst habe ich lange nicht mehr.

    Liebe Grüße
    Philipp

    1. Du willst dich nüchtern in Coronazeiten berauschen – geh in den Wald, Wind und bunten Blättern lauschen ?
      Dein abgewandelter Satz gefällt mir auch sehr gut.

  6. Liebe Gabi!

    Das ist ein toller Beitrag. Ich „entdecke“ total gerne das, was sowieso schon um mich herum ist, aber meiner Wahrnehmung oft entgeht. Spazieren im Park oder Wald ist wie Mini-Urlaub – man muss nicht immer gleich kilometerweit fahren oder reisen, um schöne Orte zu erleben.

    Da fällt mir ein, ich habe mal eine interessante Achtsamkeitsübung gelesen. Dabei geht es darum, eine andere Wahrnehmung einzunehmen. Man kann sich bei einem Spaziergang z.B. vorstellen, dass hinter dem nächsten Hügel oder hinter der nächsten Häuserreihe das Meer rauscht. Ich mache die Übung öfter und sie hat eine ganz besondere Wirkung auf mich.

    Bleib gesund! 🙂

  7. Welcher Corona-Koller?
    Ehrlich gesagt, ich merke nichts.
    Ich gehe normal zur Arbeit.
    Außerdem ist seit 2 Wochen ist alles noch viel schöner, da ich 2 neue Mitbewohner habe. 2 liebe kleine Kater.

  8. Moin Gabi,
    da hast du sehr schöne Vorschläge gemacht, ich versuche auch es mir so nett wie möglich zu machen und nicht nur auf die steigenden Zahlen zu schauen. Denn es wird sich ja so schnell nix dran ändern, denk ich zumindest mal. Der Winter wird bestimmt auch davon begleitet und da ist es gut, wenn man sich jetzt schon an seine kleinen Fluchten gewöhnt 🙂
    Dir noch einen schönen Sonntag.
    Ich trink jetzt Tee 🙂
    Lg Aurelia

  9. Wir gehen noch konsequenter raus spazieren. Wenn man zurückkommt ist man befriedigt müde oder bei kürzeren Spaziergängen wenigstens erfrischt. Welche Geister einen im Haus ärgerten, manche schlechten Gedanken sind verschwunden und machen Raum für Veränderungen frei. Die Hütte ausmüllen, planen, Möbel verschieben , etwas leckeres kochen oder Müßiggang mit netten Gesprächen. Das ist im Wechsel mit Spaziergängen viel leichter. Nur drinnen sitzen kann zu Unlust, Medienkonsum, Depression führen. Wer auf sich selbst achtet merkt wann er raus muss. Kinder haben dieses Gespür noch, Erwachsene verlieren es.

    1. Minimalismus entspannt, ist mir schon öfters aufgefallen. Vielleicht, weil man gelernt hat, dass man auch ohne voll gerümpelte Wohnung und vollgerümpelten Tag gut leben kann.

  10. Genau! 🙂

    Raus aus der Wartestellung! Wir können viel machen. Jede Krise hat eine Chance. Was ist mir wichtig? Wer ist mir wichtig? Wie möchte ich das leben?

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