Warum ich kein Tinyhouse möchte

Ein Tinyhouse on Wheels, also das kleine, im Bedarfsfall mobile Häuschen, ist wirklich schön anzuschauen. Klein, kompakt, alles Wichtige ist auf vergleichsweise kleiner Fläche untergebracht. Es gibt viel Holz, viele individuelle Lösungen, geschickt genutzte Fläche und die Konzentration auf das Wesentliche – all das gefällt mir ausgesprochen gut. Trotzdem würde ich nie in ein Tinyhouse einziehen wollen. Aus folgenden Gründen:

1. Ein Tinyhouse würde nicht in mein Budget passen. Natürlich ist ein Tinyhouse günstiger, als ein normales Haus, aber trotzdem kostet es doch einiges – auch über viele Jahre gerechnet kostet mich ein Tinyhouse mehr, als wenn ich weiterhin zur Miete wohne.
2. Die zumeist dünnen Außenwände eines Tinyhouse haben in aller Regel einen entscheidenden Nachteil: Im Winter wird es recht schnell kühl und im Sommer heizt es in der Regel schneller auf, als in einer „normalen“ Wohnung.
3. Eigentum führt dazu, dass man sich ständig drum kümmern muss. Als Mieterin einer Wohnung hat das klarere Grenzen. Bei einem Defekt muss sich der Vermieter kümmern, nicht ich.
4. Die Bauvorschriften sind für Tinyhäuser bislang noch sehr eng gefasst, ein Stellplatz für ein Tinyhouse ist derzeit noch sehr viel mühsamer zu finden, als eine normale Mietwohnung. D.h., so mobil ist ein Tinyhouse auch nicht. Natürlich lässt es sich transportieren – aber wohin…?
5. Wenn man mit dem Tinyhouse umzieht, ist das schon eine ziemliche Nummer. Das ganze Interieur muss entsprechend gesichert sein, man braucht ein großes Fahrzeug und das Rangieren und Aufstellen vor Ort stelle ich mir, je nach örtlichen Gegebenheiten, auch recht mühsam vor. Da kann ich auch meinen Krempel in Kisten packen und ein Umzugsunternehmen buchen. Das ist weniger aufwändig.
6. Im Alter oder bei körperlichen Einschränkungen ist es mühsamer oder sogar unmöglich, in einem Tinyhouse, die Hochebene zu nutzen. Auch ist es gerade im Hochsommer direkt unter dem Dach absehbar schnell heiß. Ich habe viele Jahre in Dachgeschoss-Wohnungen gelebt und bin wirklich froh, dass solche Zeiten vorbei sind.

Ein Tinyhouse ist durchaus eine interessante Alternative zum üblichen Wohnen. Aber diese Alternative passt auch nicht für jede/n und ist nicht die Antwort auf alles. Die kleinen, mobilen Häuschen sind jedoch auch für mich als „Normalwohnerin“ eine gute Inspiration, sich auf die wirklich wesentlichen und wichtigen Dinge zu beschränken und auf unnötigen Krempel zu verzichten.

 

Blick in ein Tinyhouse. Geradeaus und rechts je ein Fenster. Geradeaus steht quer ein Bett über die ganze Breite. Rechts und Links ansatzweise Schränke erkennbar. Einige Regale an der Wand.
Photo by Photo by Devin Kleu, Unsplash

22 thoughts on “Warum ich kein Tinyhouse möchte

  1. USA gibts ganze Wohnwagenburgen. Ich finde es erschreckend. Genauso wie ein Lehrer in einem Wohnwagen lebte. In den jungen Jahren bin ich mit einer Freundin durch Italien gezogen. Immer geguckt, wo können wir abends schlafen. Das war so zermürbend, daß wir uns regelrecht fetzten.

    Was wir brauchen, das kann keiner vorschreiben. Brauche ich 5 Garnituren Bettwäsche oder bin ich mit einer glücklich? Das kann ich nur beantworten. FRüher muste man eine Wohnung so und so einrichten. Also rammelte man in dem kleinen Wohnzimmer eine Essgruppe und Sitzgruppe mit Sofa. Grauenhafte Vorstellung, gelle? Gegessen und gelebt hatte man in der Wohnküche, das Wohnzimmer war für den Besuch.

    Heute guckt man nach sich. Der Konsum dreht sich immer schneller. Man braucht auch. Früher ging man ins Fachgeschäft, heute gibts jede Woche ein Schnäppchen. Der technische Fortschritt dreht immer schneller. Man kann sich nicht mehr auf etwas hinfreuen. Das Modell gibts in 6 Monate nicht mehr.

    Ich will soviel machen, komm aber nicht dazu. Da liegts! Manchmal vergesse ich es, daß ich es habe. Plötzlich habe ich 2 x oder mehr.

    Ja, das hat Geld gekostet. Vllt. brauche ich es noch. Aber: es braucht Platz und Pflege. Will ich das? Nein! Ich seh leider, daß viele Leute darüber freuen würden. Die Flüchtlinge, es gab ein Spendenaufruf . Komplett alles fehlte! Von Hauswaren über Kleidung auch für Kinder bis ! Da liegts und geht nur kaputt. Umgekehrt denke ich oft, wenn ich was brauchte, ich bekomme es auch! Das ist ein Kreislauf! Ich gebe und bekomme.

    Ich hab keinen Platz für einen weiteren Kleiderschrank. Die Eltern haben 5 (FÜNF)! Im grunde wußten, sie brauchen das nicht. Sie konnten es nicht, keine Kraft mehr. Ich merke es auch, wieviel Kraft es kostet, etwas zu sichten und räumen, ausräumen oder renovieren lassen, dabei bin ich erst 53.

    Ich guck auf keinen runter deshalb, der in seinem Krust „erstickt“. Man ist sofort Messie!

    Ich frage mich: nutzt mich das? Brauchen tja. Sicher ich brauche einen Dosenöffner, aber diesen? Ich weiß auch, meine Bedürfnisse ändern sich. Ich muss eines Tages hier ausziehen. Doch ich will nicht auf gepackten Koffer sitzen. Ich will hier LEBEN, und wenn es Zeit ist gehen. Ähnlich wie auf einer Reise.

    In einem Tinyhaus könnt ich vllt. paar Wochen leben. Ich liebe meine Wohnung, wo ich mich zurückziehen und Kraft schöpfen kann. Egal ob 10 qm oder 100 qm. Die Zahl sagt nichts aus.

    1. Ich denke, die einfachste Form der Alltagsbewältigung im Haushalt ist, dass man nur so viel Dinge hat, dass man diese dann auch problemlos bewältigen kann. Dann erledigt sich vieles von selbst.

    1. Spannend zu lesen. Ich finde es ja auch für Paare oder Familien schwierig. Eine zeitlang funktioniert das sicherlich zusammen auf so engem Raum. Nebenbei angemerkt haben die Leute früher auch deutlich enger gewohnt als heute. Heute wird der Platzbedarf ja durchaus schon mal übertrieben. Aber früher oder später geht man sich auf so engem Raum dann doch gehörig auf die Nerven. Unterschiedlicher Biorhythmus, unterschiedliche Arbeitszeiten. Oder man stelle sich EIN Tinyhouse für eine Familie mit pubertierenden Teenagern vor… Oh oh…

  2. Tiny houses machen da Sinn : wo es viel Platz gibt und wo wenig geheizt werden muss. In USA und Südeuropa. Damit ist die Idee für Deutschland gestorben und nur wenigen Enthusiasten anzuraten. Der Tinyhousepkatz, der den ehemaligen Campingplatz in der Pampa retten soll, den gebe ich keine dauerhafte Perspektive. Sinnvoller für Mittleuropa mit Heizperioden um die 9 Monate sind Microappartements mit massiver Wärmedämmung. Die gewonnene Fläche kann als Gemeinschaftsfläche und grüne Lunge genutzt werden.

    1. Ja, in diese Richtung wird ja zum Glück auch schon gedacht. Eine Variante ist vielleicht auch hier für eine etwas größere Personengruppe geeignet: Das sog. Cobeinghaus, https://issuu.com/vanbole-mentzel/docs/cobeing_house_praesi_b
      Entwickelt von Van Bo Le Mentzel und Co.. Die Idee der Tinyhäuser weiterentwickelt. Unterschiedliche große Wohneinheiten, die kleinsten wie das Tiny100, diese aber als großes Wohnhaus mit zusätzlichen Gemeinschaftsflächen konzipiert. Meines Wissens besteht bislang nur die Idee, aber keine Leute, die es finanziell und praktisch auch umsetzen können bzw. wollen. Das Generationenkulthaus in Essen ist etwas ähnlich https://www.youtube.com/watch?v=7n89NpSv8ok
      Im Grunde ebf. kleine oder auch größere Wohneinheiten mit zusätzlichen Flächen, die auch gemeinsam genutzt werden können.

      1. Bei Bürogebäuden gibt es beliebige Teilungen. So was müsste es auch für Wohngebäude geben. Natürlich mit Einschränkungen wegen Sanitär und Kochen. Aber ein bis 2 Räume könnte man ja variabel und schalldicht abtrennbar machen, so dass die dann zur Wohnung daneben gehören würden. Dann könnte jemand, der am Ende alt und alleine lebt ( übrig bleibt) einfach wohnen bleiben und weniger Miete zahlen, während nebenan vielleicht gerade ein Familie wächst und die Zimmer benötigt.

  3. Servus,
    ich finde die Tiny Houses spannend, finde den Hype darum aber übertrieben. bzw. könnte man ja auch 1-Zimmer Wohnungen hypen. Dort kann ich auch klein und platzsparend wohnen. Ist aber kein Thema, mit dem man irgendeinen hinterm Ofen vorlockt.
    Die Punkte hast Du ja bereits angesprochen: man muss sich ums Eigentum kümmern. Um das Haus und auch um das drumherum. Wäre dann am Ende nichts für mich.
    Gruß
    Fuseboroto

    1. Haha, diese 1-Zimmer-Miniwohneinheiten werden seit neuestem möbliert für teures Geld vermietet. Möbliert fallen die nicht unter die Mietkostenbremse. Solche Miniwohnungen werden sogar hier im Ruhrgebiet hochgezogen. Da hat man auf jeden Fall Minimalismus im Portomonaie 😉 Da wohne ich doch lieber „normal“ und stelle mir selbst ein paar Möbel in die Wohnung.

      1. Gut, dass die inzwiscehn teurer vermietet werden, ist eine andere Sache. 🙂
        Ich kenne 1-Zimmer-Wohnungen noch von meiner Zeit als Mieter in einer Wohnungsbaugenossenschaft. Da waren diese sehr günstig. Die wurden dann irgendwann aber mit anderen Wohnungen zusammengelegt, weil die keiner mehr mieten wollte. Wohnen auf kleinen Raum ist für viele dann doch nichts.

        1. Diese Wohnungen, die du beschreibst, gibt es ja zum Glück immer noch. Ich habe selbst eine 1-Zimmer-Whg. in einer Wohnungsbaugenossenschaft. Mit rund 40qm, aber relativ groß. Mal gefällt mir das, mal ist es mir – eigentlich – zu groß

  4. Für mich wäre ein Tinyhouse auch Nix, mir ist das doch tatsächlich zu klein und zu eng. Ich brauch wirklich nicht sonderlich viel Platz, aber 30qm ist mein Bedarf, sonst kann ich nicht atmen. Für mich wäre eher ein sogenanntes „Cubig“ ein (nicht bis zum Ende gedachter) Traum, das passt besser zu mir und meinen Bedürfnissen.
    Was ich mich bei diesen Tinyhouses immer denke: das kann eine Option für wenige sein, niemals aber die Lösung für alle Wohnraumprobleme. Denn wenn plötzlich jeder von der Mietswohnung in ein Tinyhouse ziehen würde, hätten wir noch größere Probleme bzgl. Flächenversiegelung. Aber das wird ja nicht passieren. Außerdem fällt mir auch oft auf, dass die Leute zwar mit einem Umzug in ein Tinyhouse ihr Zeug reduzieren, aber trotzdem nicht an den neu verfügbaren Platz(mangel) anpassen. Dadurch sind viele Tinyhouses vollgestopft bis unters Dach, das finde ich als HSP total stressig. Noch dazu, weil die Wände dann auch oft mit irgendwelchen baulichen Konstrukten voll sind, ich könnte das gar nicht haben.

  5. Das Bauen (lassen) ist nicht das Problem. Nur das Abstellen. Eine Baugenehmigung zum Aufstellen und eine Abrissgenehmigung zum Entfernen braucht man doch, habe ich gelesen. Und wenn irgendein Nachbar sich doch gestört fühlt vom Häuschen, musst du weiterziehen. Die große Freiheit sehe ich auch nicht darin, Gabi. Schlechter Dämmwert oder 15 cm Isolierung. Da sind teure 30 cm Raum weg. Lass es da mal fünf Tage regnen. Die Sachen werden nicht trocken. Oder man lebt mit anderen und ist in einer Blase. Ich bin kein geselliger Mensch. Ich will einfach nur meine Ruhe. Da finde ich einen leeren, uneinsehbaren Balkon praktischer zum Leben. Die Pflege, die Gedanken. Wenn ich schon diese Schubladen sehe. Die freien Flächen würden uns auch fehlen. Das ist gar nichts für mich!

    Ich musste neulich lachen bei einer Wohnmobilroomtour um die 70 000 Euro nach 1 Jahr Dauerwohnen. Ich hab mich schon bei der Erstbesichtigung gewundert, weil das Plastikbad als so super befunden wurde. Damals dachte ich, das Bad löst sich doch auf mit der Zeit auf. Das ist nicht für den täglichen Gebrauch gebaut.

    Ich merke es gerade an meiner Spüle. Ich hab mir gestern noch spontan Rucolapesto auf kleinstem Raum gemacht. Wie kann ich den Spülberg anders organisieren? Seit ich doch mehr koche, weil das Sofa in der Küche steht, hab ich einfach zu wenig Ablage. Oder diese Einraumhäuser, wo die Küche nicht separat ist. Und die Leute klagen, sie wären nur am aufräumen. Keiner hat einen Platz für sich in der Familie und wirklich Ruhe. Und selbst da sitzen sie an 2 Plätzen. Dann kann ich auch ein 10 qm Zimmer haben. Dann brauche ich keine 100 qm, die ich nicht warm kriege.

    1. Das Praktische bei dir ist ja, dass wenn du siehst, da ist irgendwo zu wenig Platz, dass es grundsätzlich möglich ist, genau diesen Platz irgendwie zu schaffen – rein von der Quadratmeterzahl funktioniert es ja.
      Und dann hat ja jeder und jede so eigene Schwerpunkte. So ein Palaver mit ständigem Aufräumen wäre beispielsweise definitiv nichts für mich.

  6. Hallo Gabi,
    habe deinen Blog seit kurzem abonniert und freue mich seit dem auf jeden neuen Beitrag. In meiner Wunschvorstellung geistert schon lange die Idee vom Tiny House herum. Deine Ausführungen haben mir etwas Ernüchterung gebracht und ich muss gestehen, dass deine aufgeführten Contra-Gründe auch für mich durchaus zutreffend sind. Wahrscheinlich denke ich, dass es in einem Tiny House leichter ist minimalistisch zu leben, da der Platz von vornherein eingeschränkt ist. Noch habe ich ziemlich viele Dinge (zu viele), aber ich fühle mich sehr von deiner Lebensweise inspiriert und werde weiter an der für mich passenden Lösung arbeiten. Vielen Dank!

    1. Hallo Regina, in einem Tinyhouse ist halt weniger Platz da, so dass gar nicht drum herum kommt, zu reduzieren. Aber letztlich kommt man auch in einer „normalen“ Wohnung nicht darum herum, die persönlich passenden Lösungen zu finden. Da muss man sich nur dran gewöhnen, nicht immer jede Ecke vollzustellen.

  7. Liebe Gabi,du hast dieselben Gedanken zum Tiny Haus wie ich.Von finanziellen Dingen und der Schwierigkeit einen passenden Platz zu finden abgesehen,kann ich mir nicht vorstellen mit Mitte 70 noch auf mein Bett klettern zu wollen.Auch bei bester Gesundheit nicht.Danke dass Du es wieder mal so klar auf den Punkt gebracht hast

    1. Es gibt ja auch Leute, die machen ihre Schlafstelle unten hin, aber dann hat man in den oberen Bereichen sicherlich irgendwelche Dinge untergebracht, weil unten dann entsprechend weniger Platz ist. Also irgendwie doch wieder klettern. Das ist nicht erst im Alter mühsam. Eine Bänderdehnung, Beinbruch, Hexenschuss oder ähnliches reicht aus…

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